geben, sehr nahe, und dürfen durchaus nicht unter die öde Benen- nung "rheumatischer" Schmerzen subsummirt werden.
Endlich ist als eine häufige, mit der Gehirnkrankheit in nächstem Connexe stehende, Complication die Gruppe der Fiebersym- ptome zu erwähnen, die so oft den ersten Eintritt des Irreseins begleitet. Frösteln, Hitze, Müdigkeit, Gliederreissen, Durst, Zungen- beleg, Störung des Appetits, des Stuhls und der Urinsecretion, Em- pfindlichkeit des Epigastriums, Trockenheit der Haut, rasche Abma- gerung kommen sehr häufig in der Zeit vor, wo die Symptome der Gehirnerkrankung anfangen, deutlich zu werden. Gewöhnlich nehmen sie nach einigen Wochen oder Tagen wieder ab, von selbst oder auf den Gebrauch einfacher Mittel, und das Irresein verläuft von jetzt an fieberlos. Nicht selten werden diese Zustände wegen der noch gering hervortretenden Gehirnsymptome, als gastrische, rheumatische, catarrhalische Fieber aufgefasst, welche der Entwicklung der Geistes- krankheit vorausgegangen seien, aus denen sich diese erst, etwa gar wegen mangelnder Crisen "entwickelt" habe. Oder es werden Zungenbeleg, Appetitlosigkeit und Verstopfung als Zeichen einer schweren Unterleibskrankheit angesehen, welche nun wohl als Ursache des Irreseins angesprochen wird. Es genügt in diesen Beziehungen, an eine recht unbefangene Beurtheilung und physiologische Analyse der Erscheinungen und an die Analogie mit den übrigen Gehirn- krankheiten zu erinnern.
Fieber als Complication.
geben, sehr nahe, und dürfen durchaus nicht unter die öde Benen- nung „rheumatischer“ Schmerzen subsummirt werden.
Endlich ist als eine häufige, mit der Gehirnkrankheit in nächstem Connexe stehende, Complication die Gruppe der Fiebersym- ptome zu erwähnen, die so oft den ersten Eintritt des Irreseins begleitet. Frösteln, Hitze, Müdigkeit, Gliederreissen, Durst, Zungen- beleg, Störung des Appetits, des Stuhls und der Urinsecretion, Em- pfindlichkeit des Epigastriums, Trockenheit der Haut, rasche Abma- gerung kommen sehr häufig in der Zeit vor, wo die Symptome der Gehirnerkrankung anfangen, deutlich zu werden. Gewöhnlich nehmen sie nach einigen Wochen oder Tagen wieder ab, von selbst oder auf den Gebrauch einfacher Mittel, und das Irresein verläuft von jetzt an fieberlos. Nicht selten werden diese Zustände wegen der noch gering hervortretenden Gehirnsymptome, als gastrische, rheumatische, catarrhalische Fieber aufgefasst, welche der Entwicklung der Geistes- krankheit vorausgegangen seien, aus denen sich diese erst, etwa gar wegen mangelnder Crisen „entwickelt“ habe. Oder es werden Zungenbeleg, Appetitlosigkeit und Verstopfung als Zeichen einer schweren Unterleibskrankheit angesehen, welche nun wohl als Ursache des Irreseins angesprochen wird. Es genügt in diesen Beziehungen, an eine recht unbefangene Beurtheilung und physiologische Analyse der Erscheinungen und an die Analogie mit den übrigen Gehirn- krankheiten zu erinnern.
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Fieber als Complication.
geben, sehr nahe, und dürfen durchaus nicht unter die öde Benen-
nung „rheumatischer“ Schmerzen subsummirt werden.
Endlich ist als eine häufige, mit der Gehirnkrankheit in nächstem
Connexe stehende, Complication die Gruppe der Fiebersym-
ptome zu erwähnen, die so oft den ersten Eintritt des Irreseins
begleitet. Frösteln, Hitze, Müdigkeit, Gliederreissen, Durst, Zungen-
beleg, Störung des Appetits, des Stuhls und der Urinsecretion, Em-
pfindlichkeit des Epigastriums, Trockenheit der Haut, rasche Abma-
gerung kommen sehr häufig in der Zeit vor, wo die Symptome der
Gehirnerkrankung anfangen, deutlich zu werden. Gewöhnlich nehmen
sie nach einigen Wochen oder Tagen wieder ab, von selbst oder
auf den Gebrauch einfacher Mittel, und das Irresein verläuft von jetzt
an fieberlos. Nicht selten werden diese Zustände wegen der noch
gering hervortretenden Gehirnsymptome, als gastrische, rheumatische,
catarrhalische Fieber aufgefasst, welche der Entwicklung der Geistes-
krankheit vorausgegangen seien, aus denen sich diese erst, etwa
gar wegen mangelnder Crisen „entwickelt“ habe. Oder es werden
Zungenbeleg, Appetitlosigkeit und Verstopfung als Zeichen einer
schweren Unterleibskrankheit angesehen, welche nun wohl als Ursache
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Griesinger, Wilhelm: Die Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten, für Ärzte und Studierende. Stuttgart, 1845, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/griesinger_psychische_1845/304>, abgerufen am 27.11.2024.
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