Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte und galante Gedichte.
Die Süssigkeit des Kusses.
Wenn Ambrosin und Nectar Most
Der Bienen süsse Honig Kost/
Des Zuckers/ und des Ambra-Safft/
Die Specerey/ so Ceilon schafft/
Canarie-Sect und Spanisch Wein/
Der edle Reben-Safft vom Rhein/
Was Gallien von diesem zahlt/
Womit Pannonien so prahlt/
Was da Guinee von Palmen giebt/
Der Schiras, den der Perser liebt/
Vergliechen wird mit einem Kuß/
So ists ein coloquinten Muß.
Denn schöner Lippen reines Meth
Jn größrer Lieblichkeit besteht.


Er beklaget ihre Grausamkeit.

Madrigal.

Felsen zerspringen/
Eisen wird weich/
Diamanten lassen vom Blute sich zwingen;
Und Perlen in Wein.
Jhr aber mein Leben/ seyd keinem nicht gleich/
Jhr wollet noch härter als selbige seyn.
Die Augen/ die reichen euch Thränen und Fluht/
Die Adern/ die zinsen mein eigenes Blut/
Von euch zu erlangen Liebe und Gunst/
Ach! aber umsonst.


Printz Monoses wil aus Ehr-Furcht seine
Liebe nur ihrem Ebenbilde zu erkennen geben.
Lebloses Bild/ das selbst die Götter ehren/
Weil die Gestalt der Schönheit-Muster zeigt/
Sieh wie ein Knecht um gnädiges Erhören/
Jn seiner Quaal sich kniend vor dir neigt.
Er
Verliebte und galante Gedichte.
Die Suͤſſigkeit des Kuſſes.
Wenn Ambroſin und Nectar Moſt
Der Bienen ſuͤſſe Honig Koſt/
Des Zuckers/ und des Ambra-Safft/
Die Specerey/ ſo Ceilon ſchafft/
Canarie-Sect und Spaniſch Wein/
Der edle Reben-Safft vom Rhein/
Was Gallien von dieſem zahlt/
Womit Pannonien ſo prahlt/
Was da Guinée von Palmen giebt/
Der Schiras, den der Perſer liebt/
Vergliechen wird mit einem Kuß/
So iſts ein coloquinten Muß.
Denn ſchoͤner Lippen reines Meth
Jn groͤßrer Lieblichkeit beſteht.


Er beklaget ihre Grauſamkeit.

Madrigal.

Felſen zerſpringen/
Eiſen wird weich/
Diamanten laſſen vom Blute ſich zwingen;
Und Perlen in Wein.
Jhr aber mein Leben/ ſeyd keinem nicht gleich/
Jhr wollet noch haͤrter als ſelbige ſeyn.
Die Augen/ die reichen euch Thraͤnen und Fluht/
Die Adern/ die zinſen mein eigenes Blut/
Von euch zu erlangen Liebe und Gunſt/
Ach! aber umſonſt.


Printz Monoſes wil aus Ehr-Furcht ſeine
Liebe nur ihrem Ebenbilde zu erkennen geben.
Lebloſes Bild/ das ſelbſt die Goͤtter ehren/
Weil die Geſtalt der Schoͤnheit-Muſter zeigt/
Sieh wie ein Knecht um gnaͤdiges Erhoͤren/
Jn ſeiner Quaal ſich kniend vor dir neigt.
Er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0047" n="29"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante</hi> Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit des Ku&#x017F;&#x017F;es.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>enn <hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;in</hi> und <hi rendition="#aq">Nectar</hi> Mo&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Der Bienen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Honig Ko&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Des Zuckers/ und des <hi rendition="#aq">Ambra-</hi>Safft/</l><lb/>
            <l>Die Specerey/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">Ceilon</hi> &#x017F;chafft/</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Canarie-Sect</hi> und Spani&#x017F;ch Wein/</l><lb/>
            <l>Der edle Reben-Safft vom Rhein/</l><lb/>
            <l>Was <hi rendition="#aq">Gallien</hi> von die&#x017F;em zahlt/</l><lb/>
            <l>Womit <hi rendition="#aq">Pannonien</hi> &#x017F;o prahlt/</l><lb/>
            <l>Was da <hi rendition="#aq">Guinée</hi> von Palmen giebt/</l><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#aq">Schiras,</hi> den der Per&#x017F;er liebt/</l><lb/>
            <l>Vergliechen wird mit einem Kuß/</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;ts ein <hi rendition="#aq">coloquin</hi>ten Muß.</l><lb/>
            <l>Denn &#x017F;cho&#x0364;ner Lippen reines Meth</l><lb/>
            <l>Jn gro&#x0364;ßrer Lieblichkeit be&#x017F;teht.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Er beklaget ihre Grau&#x017F;amkeit.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Madrigal.</hi> </hi> </hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">F</hi>el&#x017F;en zer&#x017F;pringen/</l><lb/>
            <l>Ei&#x017F;en wird weich/</l><lb/>
            <l>Diamanten la&#x017F;&#x017F;en vom Blute &#x017F;ich zwingen;</l><lb/>
            <l>Und Perlen in Wein.</l><lb/>
            <l>Jhr aber mein Leben/ &#x017F;eyd keinem nicht gleich/</l><lb/>
            <l>Jhr wollet noch ha&#x0364;rter als &#x017F;elbige &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Die Augen/ die reichen euch Thra&#x0364;nen und Fluht/</l><lb/>
            <l>Die Adern/ die zin&#x017F;en mein eigenes Blut/</l><lb/>
            <l>Von euch zu erlangen Liebe und Gun&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Ach! aber um&#x017F;on&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Printz <hi rendition="#aq">Mono&#x017F;es</hi> wil aus Ehr-Furcht &#x017F;eine</hi><lb/>
Liebe nur ihrem Ebenbilde zu erkennen geben.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">L</hi>eblo&#x017F;es Bild/ das &#x017F;elb&#x017F;t die Go&#x0364;tter ehren/</l><lb/>
            <l>Weil die Ge&#x017F;talt der Scho&#x0364;nheit-Mu&#x017F;ter zeigt/</l><lb/>
            <l>Sieh wie ein Knecht um gna&#x0364;diges Erho&#x0364;ren/</l><lb/>
            <l>Jn &#x017F;einer Quaal &#x017F;ich kniend vor dir neigt.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0047] Verliebte und galante Gedichte. Die Suͤſſigkeit des Kuſſes. Wenn Ambroſin und Nectar Moſt Der Bienen ſuͤſſe Honig Koſt/ Des Zuckers/ und des Ambra-Safft/ Die Specerey/ ſo Ceilon ſchafft/ Canarie-Sect und Spaniſch Wein/ Der edle Reben-Safft vom Rhein/ Was Gallien von dieſem zahlt/ Womit Pannonien ſo prahlt/ Was da Guinée von Palmen giebt/ Der Schiras, den der Perſer liebt/ Vergliechen wird mit einem Kuß/ So iſts ein coloquinten Muß. Denn ſchoͤner Lippen reines Meth Jn groͤßrer Lieblichkeit beſteht. Er beklaget ihre Grauſamkeit. Madrigal. Felſen zerſpringen/ Eiſen wird weich/ Diamanten laſſen vom Blute ſich zwingen; Und Perlen in Wein. Jhr aber mein Leben/ ſeyd keinem nicht gleich/ Jhr wollet noch haͤrter als ſelbige ſeyn. Die Augen/ die reichen euch Thraͤnen und Fluht/ Die Adern/ die zinſen mein eigenes Blut/ Von euch zu erlangen Liebe und Gunſt/ Ach! aber umſonſt. Printz Monoſes wil aus Ehr-Furcht ſeine Liebe nur ihrem Ebenbilde zu erkennen geben. Lebloſes Bild/ das ſelbſt die Goͤtter ehren/ Weil die Geſtalt der Schoͤnheit-Muſter zeigt/ Sieh wie ein Knecht um gnaͤdiges Erhoͤren/ Jn ſeiner Quaal ſich kniend vor dir neigt. Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/47
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/47>, abgerufen am 24.11.2024.