Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Vermischte Gedichte. Das leichte Vogel-Heer sang wunder-schöne Lieder/Und stellte singend vor ein Elyseer-Feld. Der edle Musen-Sohn vertrieb bald allen Kummer/ Jhm solte dieser Ort ein rechter Labsahl seyn. Es überfiel ihm auch ein angenehmer Schlummer Und Morpheus nahm sein Haupt mit vielen Grillen ein. Hier fehlet Cicero die Ruhe auszudrücken/ Die ihm des Himmels-Gunst damahls geniessen ließ/ Drum dacht er diesen Ort mit Reimen auszuschmücken Eh ihm die braune Nacht nach Hause gehen hieß. Er sprach: Beglückter Hayn es müssen deine Aeste Jn jenem Tempel stehn wie hoher Cedern-Pracht. Wenn man den Herren lobt am heil'gen Pfingsten Feste An dem jedweder Geist mit frohen Munde lacht. So grüne immer dar du Sammel-Platz der Freuden/ Und deine Gegend sey ein stetes Lust-Revier, Dann kan ein treuer Hirt sein Schaaf in Frieden weiden/ Jch aber ehre dich/ und scheide nun von hier. Dis war was Polidor in eine Büche schnitte/ Die an dem Wege gleich zur rechten Seiten stand/ Nachdem es nun geschehn/ ging er mit sanfften Schritte Hin nach dem Flecken zu wo sich sein Freund befand. Cupido zürnet über der Stellandra und Elio- dors Härtigkeit. Bin ich derjenige/ der da die Wunder macht/ Daß in den Flammen steht fast alle Creatur/ So nur durch Hülffe der Natur An dieses Licht gebracht? Ja/ Ja/ ich soll es seyn/ ich seh den Zeus entweichen/ Der stoltze Mavors muß die trotzen Seegel streichen/ Und Phoebus wird durch meinen Pfeil berückt Daß er sich heiß entzündt zu Leucothoen bückt. Jch hab es auch gemacht/ Daß Alpheus hitzig eilt zu Arethusens Flüssen/ Daß Pan bemühet ist Syringen zu geniessen/ Daß Pluto wird ans Licht gebracht/ Und
Vermiſchte Gedichte. Das leichte Vogel-Heer ſang wunder-ſchoͤne Lieder/Und ſtellte ſingend vor ein Elyſeer-Feld. Der edle Muſen-Sohn vertrieb bald allen Kummer/ Jhm ſolte dieſer Ort ein rechter Labſahl ſeyn. Es uͤberfiel ihm auch ein angenehmer Schlummer Und Morpheus nahm ſein Haupt mit vielen Grillen ein. Hier fehlet Cicero die Ruhe auszudruͤcken/ Die ihm des Himmels-Gunſt damahls genieſſen ließ/ Drum dacht er dieſen Ort mit Reimen auszuſchmuͤcken Eh ihm die braune Nacht nach Hauſe gehen hieß. Er ſprach: Begluͤckter Hayn es muͤſſen deine Aeſte Jn jenem Tempel ſtehn wie hoher Cedern-Pracht. Wenn man den Herren lobt am heil’gen Pfingſten Feſte An dem jedweder Geiſt mit frohen Munde lacht. So gruͤne immer dar du Sammel-Platz der Freuden/ Und deine Gegend ſey ein ſtetes Luſt-Revier, Dann kan ein treuer Hirt ſein Schaaf in Frieden weiden/ Jch aber ehre dich/ und ſcheide nun von hier. Dis war was Polidor in eine Buͤche ſchnitte/ Die an dem Wege gleich zur rechten Seiten ſtand/ Nachdem es nun geſchehn/ ging er mit ſanfften Schritte Hin nach dem Flecken zu wo ſich ſein Freund befand. Cupido zuͤrnet uͤber der Stellandra und Elio- dors Haͤrtigkeit. Bin ich derjenige/ der da die Wunder macht/ Daß in den Flammen ſteht faſt alle Creatur/ So nur durch Huͤlffe der Natur An dieſes Licht gebracht? Ja/ Ja/ ich ſoll es ſeyn/ ich ſeh den Zeus entweichen/ Der ſtoltze Mavors muß die trotzen Seegel ſtreichen/ Und Phœbus wird durch meinen Pfeil beruͤckt Daß er ſich heiß entzuͤndt zu Leucothoen buͤckt. Jch hab es auch gemacht/ Daß Alpheus hitzig eilt zu Arethuſens Fluͤſſen/ Daß Pan bemuͤhet iſt Syringen zu genieſſen/ Daß Pluto wird ans Licht gebracht/ Und
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Vermiſchte Gedichte.
Das leichte Vogel-Heer ſang wunder-ſchoͤne Lieder/
Und ſtellte ſingend vor ein Elyſeer-Feld.
Der edle Muſen-Sohn vertrieb bald allen Kummer/
Jhm ſolte dieſer Ort ein rechter Labſahl ſeyn.
Es uͤberfiel ihm auch ein angenehmer Schlummer
Und Morpheus nahm ſein Haupt mit vielen Grillen ein.
Hier fehlet Cicero die Ruhe auszudruͤcken/
Die ihm des Himmels-Gunſt damahls genieſſen ließ/
Drum dacht er dieſen Ort mit Reimen auszuſchmuͤcken
Eh ihm die braune Nacht nach Hauſe gehen hieß.
Er ſprach: Begluͤckter Hayn es muͤſſen deine Aeſte
Jn jenem Tempel ſtehn wie hoher Cedern-Pracht.
Wenn man den Herren lobt am heil’gen Pfingſten Feſte
An dem jedweder Geiſt mit frohen Munde lacht.
So gruͤne immer dar du Sammel-Platz der Freuden/
Und deine Gegend ſey ein ſtetes Luſt-Revier,
Dann kan ein treuer Hirt ſein Schaaf in Frieden weiden/
Jch aber ehre dich/ und ſcheide nun von hier.
Dis war was Polidor in eine Buͤche ſchnitte/
Die an dem Wege gleich zur rechten Seiten ſtand/
Nachdem es nun geſchehn/ ging er mit ſanfften Schritte
Hin nach dem Flecken zu wo ſich ſein Freund befand.
Cupido zuͤrnet uͤber der Stellandra und Elio-
dors Haͤrtigkeit.
Bin ich derjenige/ der da die Wunder macht/
Daß in den Flammen ſteht faſt alle Creatur/
So nur durch Huͤlffe der Natur
An dieſes Licht gebracht?
Ja/ Ja/ ich ſoll es ſeyn/ ich ſeh den Zeus entweichen/
Der ſtoltze Mavors muß die trotzen Seegel ſtreichen/
Und Phœbus wird durch meinen Pfeil beruͤckt
Daß er ſich heiß entzuͤndt zu Leucothoen buͤckt.
Jch hab es auch gemacht/
Daß Alpheus hitzig eilt zu Arethuſens Fluͤſſen/
Daß Pan bemuͤhet iſt Syringen zu genieſſen/
Daß Pluto wird ans Licht gebracht/
Und
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Zitationshilfe: | Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/408>, abgerufen am 03.07.2024. |