Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Uber sein Mädgen.
Mein Mädgen liebet mich/ und ist mir rechte gut/
Es suchet immerfort mit neuen Liebes-Wercken/
Den ihr geweihten Sinn in seiner Treu zu stercken/
Doch unterweilen auch es nicht zu freundlich thut.


Er schencket ihr ein Bild.
ES stellet sich dis Bild auf dein Begehren ein/
Und will von meiner Treu ein glaubhafft Zeuge seyn.


Uber eine schöne Mohrin.
Aus dem Frantzösischen.
Scheint gleich kein weisser Glantz von deinem Angesicht/
So löscht die Schwärtze doch der Liebe-Fackel nicht.
Die Schwartzen sind auch schön/ ja schöner als die Weissen/
So wie der Alabast vor schwartzen Marmor weicht/
Und wie die Tanne nicht dem Eben-Holtze gleicht/
So must du prächtiger als weisse Jungfern heissen.


Vergleichung einer schwartzen und weissen
Aus dem Frantzösischen.
ES brennet Amors Feur am meisten bey den Mohren/
Wie ihr erhitzter Schooß davon mit Nachdruck zeugt/
Beym Weissen aber hats die meiste Krafft verlohren/
Weil diese kalte Art vor seiner Gluth entweicht.


Die Anmuth der schwartzen.
Aus dem Frantzösischen.
Gleich wie das schwartze Fleisch/ das Zanguebar erziehet
ZU essen Delicat, und auch aptitlich ist (d)
So zeigt die Mohrin dem/ der ihre Gunst genießt/
Daß Amors Liebes-Lust nicht vor der Schwärtze fliehet.
Als
(d) Es erzählet Petrus du Val in seiner Geographie, daß in Zan-
guebar
eine besondere Art Hüner gefunden werde/ deren
Fleisch/ Geblüt und Beine so schwartz als Dinte/ aber gar deli-
cat
zu essen seyn soll.
Sinn-Gedichte.
Uber ſein Maͤdgen.
Mein Maͤdgen liebet mich/ und iſt mir rechte gut/
Es ſuchet immerfort mit neuen Liebes-Wercken/
Den ihr geweihten Sinn in ſeiner Treu zu ſtercken/
Doch unterweilen auch es nicht zu freundlich thut.


Er ſchencket ihr ein Bild.
ES ſtellet ſich dis Bild auf dein Begehren ein/
Und will von meiner Treu ein glaubhafft Zeuge ſeyn.


Uber eine ſchoͤne Mohrin.
Aus dem Frantzoͤſiſchen.
Scheint gleich kein weiſſer Glantz von deinem Angeſicht/
So loͤſcht die Schwaͤrtze doch der Liebe-Fackel nicht.
Die Schwartzen ſind auch ſchoͤn/ ja ſchoͤner als die Weiſſen/
So wie der Alabaſt vor ſchwartzen Marmor weicht/
Und wie die Tanne nicht dem Eben-Holtze gleicht/
So muſt du praͤchtiger als weiſſe Jungfern heiſſen.


Vergleichung einer ſchwartzen und weiſſen
Aus dem Frantzoͤſiſchen.
ES brennet Amors Feur am meiſten bey den Mohren/
Wie ihr erhitzter Schooß davon mit Nachdruck zeugt/
Beym Weiſſen aber hats die meiſte Krafft verlohren/
Weil dieſe kalte Art vor ſeiner Gluth entweicht.


Die Anmuth der ſchwartzen.
Aus dem Frantzoͤſiſchen.
Gleich wie das ſchwartze Fleiſch/ das Zanguebar erziehet
ZU eſſen Delicat, und auch aptitlich iſt (d)
So zeigt die Mohrin dem/ der ihre Gunſt genießt/
Daß Amors Liebes-Luſt nicht vor der Schwaͤrtze fliehet.
Als
(d) Es erzaͤhlet Petrus du Val in ſeiner Geographie, daß in Zan-
guebar
eine beſondere Art Huͤner gefunden werde/ deren
Fleiſch/ Gebluͤt und Beine ſo ſchwartz als Dinte/ aber gar deli-
cat
zu eſſen ſeyn ſoll.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0380" n="362"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Uber &#x017F;ein Ma&#x0364;dgen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>ein Ma&#x0364;dgen liebet mich/ und i&#x017F;t mir rechte gut/</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;uchet immerfort mit neuen Liebes-Wercken/</l><lb/>
            <l>Den ihr geweihten Sinn in &#x017F;einer Treu zu &#x017F;tercken/</l><lb/>
            <l>Doch unterweilen auch es nicht zu freundlich thut.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Er &#x017F;chencket ihr ein Bild.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>S &#x017F;tellet &#x017F;ich dis Bild auf dein Begehren ein/</l><lb/>
            <l>Und will von meiner Treu ein glaubhafft Zeuge &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Uber eine &#x017F;cho&#x0364;ne Mohrin.<lb/>
Aus dem Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>cheint gleich kein wei&#x017F;&#x017F;er Glantz von deinem Ange&#x017F;icht/</l><lb/>
            <l>So lo&#x0364;&#x017F;cht die Schwa&#x0364;rtze doch der Liebe-Fackel nicht.</l><lb/>
            <l>Die Schwartzen &#x017F;ind auch &#x017F;cho&#x0364;n/ ja &#x017F;cho&#x0364;ner als die Wei&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>So wie der Alaba&#x017F;t vor &#x017F;chwartzen <hi rendition="#aq">Marmor</hi> weicht/</l><lb/>
            <l>Und wie die Tanne nicht dem Eben-Holtze gleicht/</l><lb/>
            <l>So mu&#x017F;t du pra&#x0364;chtiger als wei&#x017F;&#x017F;e Jungfern hei&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vergleichung einer &#x017F;chwartzen und wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Aus dem Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>S brennet <hi rendition="#aq">Amors</hi> Feur am mei&#x017F;ten bey den Mohren/</l><lb/>
            <l>Wie ihr erhitzter Schooß davon mit Nachdruck zeugt/</l><lb/>
            <l>Beym Wei&#x017F;&#x017F;en aber hats die mei&#x017F;te Krafft verlohren/</l><lb/>
            <l>Weil die&#x017F;e kalte Art vor &#x017F;einer Gluth entweicht.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Anmuth der &#x017F;chwartzen.<lb/>
Aus dem Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">G</hi>leich wie das &#x017F;chwartze Flei&#x017F;ch/ das <hi rendition="#aq">Zanguebar</hi> erziehet</l><lb/>
            <l>ZU e&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Delicat,</hi> und auch aptitlich i&#x017F;t <note place="foot" n="(d)">Es erza&#x0364;hlet <hi rendition="#aq">Petrus du Val</hi> in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Geographie,</hi> daß in <hi rendition="#aq">Zan-<lb/>
guebar</hi> eine be&#x017F;ondere Art Hu&#x0364;ner gefunden werde/ deren<lb/>
Flei&#x017F;ch/ Geblu&#x0364;t und Beine &#x017F;o &#x017F;chwartz als Dinte/ aber gar <hi rendition="#aq">deli-<lb/>
cat</hi> zu e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn &#x017F;oll.</note></l><lb/>
            <l>So zeigt die Mohrin dem/ der ihre Gun&#x017F;t genießt/</l><lb/>
            <l>Daß <hi rendition="#aq">Amors</hi> Liebes-Lu&#x017F;t nicht vor der Schwa&#x0364;rtze fliehet.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Als</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0380] Sinn-Gedichte. Uber ſein Maͤdgen. Mein Maͤdgen liebet mich/ und iſt mir rechte gut/ Es ſuchet immerfort mit neuen Liebes-Wercken/ Den ihr geweihten Sinn in ſeiner Treu zu ſtercken/ Doch unterweilen auch es nicht zu freundlich thut. Er ſchencket ihr ein Bild. ES ſtellet ſich dis Bild auf dein Begehren ein/ Und will von meiner Treu ein glaubhafft Zeuge ſeyn. Uber eine ſchoͤne Mohrin. Aus dem Frantzoͤſiſchen. Scheint gleich kein weiſſer Glantz von deinem Angeſicht/ So loͤſcht die Schwaͤrtze doch der Liebe-Fackel nicht. Die Schwartzen ſind auch ſchoͤn/ ja ſchoͤner als die Weiſſen/ So wie der Alabaſt vor ſchwartzen Marmor weicht/ Und wie die Tanne nicht dem Eben-Holtze gleicht/ So muſt du praͤchtiger als weiſſe Jungfern heiſſen. Vergleichung einer ſchwartzen und weiſſen Aus dem Frantzoͤſiſchen. ES brennet Amors Feur am meiſten bey den Mohren/ Wie ihr erhitzter Schooß davon mit Nachdruck zeugt/ Beym Weiſſen aber hats die meiſte Krafft verlohren/ Weil dieſe kalte Art vor ſeiner Gluth entweicht. Die Anmuth der ſchwartzen. Aus dem Frantzoͤſiſchen. Gleich wie das ſchwartze Fleiſch/ das Zanguebar erziehet ZU eſſen Delicat, und auch aptitlich iſt (d) So zeigt die Mohrin dem/ der ihre Gunſt genießt/ Daß Amors Liebes-Luſt nicht vor der Schwaͤrtze fliehet. Als (d) Es erzaͤhlet Petrus du Val in ſeiner Geographie, daß in Zan- guebar eine beſondere Art Huͤner gefunden werde/ deren Fleiſch/ Gebluͤt und Beine ſo ſchwartz als Dinte/ aber gar deli- cat zu eſſen ſeyn ſoll.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/380
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/380>, abgerufen am 25.11.2024.