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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Sinn-Gedichte.
Brasine macht sich zu gemein.
Brasine liesse nächst den tummen Schäffer ein/
Und ließ vor ihrer Thür den treuen Acis warten/
Ha! dacht' ich machst du dich mit Coridon gemein
So mag ein ander gehn in den entblümten Garten.


Lust im Kusse.
Owen. Epigr. p. 41.
Wenn keine Süssigkeit in denen Küssen stecket?
So sage Lesbia, warum man nur den Mund/
Und nicht vielmehr die Hand/ mit seinen Lippen decket?
Mein Kind es heist/ sie macht nicht solche Anmuth kund.


Als sie ihn ihre Liebe endlich entdeckte.
Jch dacht du wärest stumm/ allein das Band der Zungen
Wird nunmehr auffgelößt. Wer zwingt dich doch dazu?
Mein harr'! ich weiß es schon/ die Lieb hat dich bezwungen/
Die lehret dich das Wort/ mein Liebster das bist du.


Der Liebsten Mund.
Jch bin der schönste Ort/ der Platz wo Venus lachet/
Der Sitz wo Lieblichkeit in Purpur-Rosen wachet/
Der süßten Lüste-Thron von Rosen auffgeführt/
Den ein Albaster Feld voll schönster Liljen ziert.
Von der Natur werd ich zum Lieben angefrischet/
Doch krieg ich nimmer satt/ und wer mich einst erwischet/
Der lächset stets nach mir/ der/ welcher mich geschmeckt/
Sich immer wieder hin nach meiner Anmuth streckt.
Jch bin der Sammel-Platz wo Amors-Lüste wohnen
Die den verliebten Geist mit Himmels Nectar lohnen/
Der Wollust reiche Quell der Ort wo beyder Geist
Jn eine Massa rinnt/ und nur ein Wesen heißt.
Ein jeder wünschet sich/ auf meiner Au zu weiden/
Man nennet mich die Thür/ zu Zucker-süssen Freuden/
Die Seelen kühln bey mir den heissen Liebes-Brand/
Und schmecken/ was besiegt/ den theursten Alccant.
An
Sinn-Gedichte.
Braſine macht ſich zu gemein.
Braſine lieſſe naͤchſt den tummen Schaͤffer ein/
Und ließ vor ihrer Thuͤr den treuen Acis warten/
Ha! dacht’ ich machſt du dich mit Coridon gemein
So mag ein ander gehn in den entbluͤmten Garten.


Luſt im Kuſſe.
Owen. Epigr. p. 41.
Wenn keine Suͤſſigkeit in denen Kuͤſſen ſtecket?
So ſage Lesbia, warum man nur den Mund/
Und nicht vielmehr die Hand/ mit ſeinen Lippen decket?
Mein Kind es heiſt/ ſie macht nicht ſolche Anmuth kund.


Als ſie ihn ihre Liebe endlich entdeckte.
Jch dacht du waͤreſt ſtumm/ allein das Band der Zungen
Wird nunmehr auffgeloͤßt. Wer zwingt dich doch dazu?
Mein harr’! ich weiß es ſchon/ die Lieb hat dich bezwungen/
Die lehret dich das Wort/ mein Liebſter das biſt du.


Der Liebſten Mund.
Jch bin der ſchoͤnſte Ort/ der Platz wo Venus lachet/
Der Sitz wo Lieblichkeit in Purpur-Roſen wachet/
Der ſuͤßten Luͤſte-Thron von Roſen auffgefuͤhrt/
Den ein Albaſter Feld voll ſchoͤnſter Liljen ziert.
Von der Natur werd ich zum Lieben angefriſchet/
Doch krieg ich nimmer ſatt/ und wer mich einſt erwiſchet/
Der laͤchſet ſtets nach mir/ der/ welcher mich geſchmeckt/
Sich immer wieder hin nach meiner Anmuth ſtreckt.
Jch bin der Sammel-Platz wo Amors-Luͤſte wohnen
Die den verliebten Geiſt mit Himmels Nectar lohnen/
Der Wolluſt reiche Quell der Ort wo beyder Geiſt
Jn eine Maſſa rinnt/ und nur ein Weſen heißt.
Ein jeder wuͤnſchet ſich/ auf meiner Au zu weiden/
Man nennet mich die Thuͤr/ zu Zucker-ſuͤſſen Freuden/
Die Seelen kuͤhln bey mir den heiſſen Liebes-Brand/
Und ſchmecken/ was beſiegt/ den theurſten Alccant.
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[356/0374] Sinn-Gedichte. Braſine macht ſich zu gemein. Braſine lieſſe naͤchſt den tummen Schaͤffer ein/ Und ließ vor ihrer Thuͤr den treuen Acis warten/ Ha! dacht’ ich machſt du dich mit Coridon gemein So mag ein ander gehn in den entbluͤmten Garten. Luſt im Kuſſe. Owen. Epigr. p. 41. Wenn keine Suͤſſigkeit in denen Kuͤſſen ſtecket? So ſage Lesbia, warum man nur den Mund/ Und nicht vielmehr die Hand/ mit ſeinen Lippen decket? Mein Kind es heiſt/ ſie macht nicht ſolche Anmuth kund. Als ſie ihn ihre Liebe endlich entdeckte. Jch dacht du waͤreſt ſtumm/ allein das Band der Zungen Wird nunmehr auffgeloͤßt. Wer zwingt dich doch dazu? Mein harr’! ich weiß es ſchon/ die Lieb hat dich bezwungen/ Die lehret dich das Wort/ mein Liebſter das biſt du. Der Liebſten Mund. Jch bin der ſchoͤnſte Ort/ der Platz wo Venus lachet/ Der Sitz wo Lieblichkeit in Purpur-Roſen wachet/ Der ſuͤßten Luͤſte-Thron von Roſen auffgefuͤhrt/ Den ein Albaſter Feld voll ſchoͤnſter Liljen ziert. Von der Natur werd ich zum Lieben angefriſchet/ Doch krieg ich nimmer ſatt/ und wer mich einſt erwiſchet/ Der laͤchſet ſtets nach mir/ der/ welcher mich geſchmeckt/ Sich immer wieder hin nach meiner Anmuth ſtreckt. Jch bin der Sammel-Platz wo Amors-Luͤſte wohnen Die den verliebten Geiſt mit Himmels Nectar lohnen/ Der Wolluſt reiche Quell der Ort wo beyder Geiſt Jn eine Maſſa rinnt/ und nur ein Weſen heißt. Ein jeder wuͤnſchet ſich/ auf meiner Au zu weiden/ Man nennet mich die Thuͤr/ zu Zucker-ſuͤſſen Freuden/ Die Seelen kuͤhln bey mir den heiſſen Liebes-Brand/ Und ſchmecken/ was beſiegt/ den theurſten Alccant. An

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/374>, abgerufen am 22.11.2024.