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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Verliebte und galante Gedichte.
Wann man die zarte Brust an seine Lippen drückt/
Und mit der Limonad' den matten Geist erquickt.
Prahlt gleich der Mund Rubin mit seiner Purpur Farbe/
So muß er doch dem Schnee der Liljen Brüste weichen;
Küst einer gleich den Mund/ sagt er doch/ daß er darbe/
Wenn er die Brust nicht kan zur Kühlung mit erreichen.
Hier setzt man Kirschen bloß dem heissen Munde vor/
Dort quilt gekrönte Frucht in größrer Zier empor.
Die Kirschen muß man zwar aus Hoch muht nicht verachten/
Doch der Granate macht/ daß wir nach selben trachten.


An Salinden.

Sonnet.

Jch will wie Hercules der Höllen Riegel brechen/
Jch will/ wenn Mouson weht/ nach Siams Gräntzen gehn/ (a)
Jch will wie Mutius in Feur und Flammen stehn.
Jch will mit Zemblens Eyß die nackten Glieder schwächen.
Jch will den Goliath an Davids Aschen rächen/
Durch mich soll Babilon den Thurm gebauet sehn/
Des Himmels Stürmung soll von meiner Hand geschehn.
Jch will in Wein verkehrn das Wasser in den Bächen.
Jch will Napell und Gifft wie Zucker-Rosen essen/
Jch will den grossen Weg zur blauem Höhe messen.
Jch will das weite Meer in einem Eymer füllen/
Jch will den heissen Durst mit warmen Ertze stillen.
Dis alles/ und noch mehr soll meine Arbeit seyn/
Wenn mich Salinde nimmt in ihre Muschel ein.
a Mouson heisset bey denen Seefahrenden derjenige Wind/ wel-
cher ein halb Jahr wehet/ und unter währender Zeit kein Schiff
aus Holland nach Siam seegeln lässet.


Er klaget über die Härtigkeit seiner
Schönen.
Verworffner Unbestand! im Lieben und im Wählen/
Wenn läst dein falscher Schein die frohe Stunde zählen?
Da
B
Verliebte und galante Gedichte.
Wann man die zarte Bruſt an ſeine Lippen druͤckt/
Und mit der Limonad’ den matten Geiſt erquickt.
Prahlt gleich der Mund Rubin mit ſeiner Purpur Farbe/
So muß er doch dem Schnee der Liljen Bruͤſte weichen;
Kuͤſt einer gleich den Mund/ ſagt er doch/ daß er darbe/
Wenn er die Bruſt nicht kan zur Kuͤhlung mit erreichen.
Hier ſetzt man Kirſchen bloß dem heiſſen Munde vor/
Dort quilt gekroͤnte Frucht in groͤßrer Zier empor.
Die Kirſchen muß man zwar aus Hoch muht nicht verachten/
Doch der Granate macht/ daß wir nach ſelben trachten.


An Salinden.

Sonnet.

Jch will wie Hercules der Hoͤllen Riegel brechen/
Jch will/ wenn Mouſon weht/ nach Siams Graͤntzen gehn/ (a)
Jch will wie Mutius in Feur und Flammen ſtehn.
Jch will mit Zemblens Eyß die nackten Glieder ſchwaͤchen.
Jch will den Goliath an Davids Aſchen raͤchen/
Durch mich ſoll Babilon den Thurm gebauet ſehn/
Des Himmels Stuͤrmung ſoll von meiner Hand geſchehn.
Jch will in Wein verkehrn das Waſſer in den Baͤchen.
Jch will Napell und Gifft wie Zucker-Roſen eſſen/
Jch will den groſſen Weg zur blauem Hoͤhe meſſen.
Jch will das weite Meer in einem Eymer fuͤllen/
Jch will den heiſſen Durſt mit warmen Ertze ſtillen.
Dis alles/ und noch mehr ſoll meine Arbeit ſeyn/
Wenn mich Salinde nimmt in ihre Muſchel ein.
a Mouſon heiſſet bey denen Seefahrenden derjenige Wind/ wel-
cher ein halb Jahr wehet/ und unter waͤhrender Zeit kein Schiff
aus Holland nach Siam ſeegeln laͤſſet.


Er klaget uͤber die Haͤrtigkeit ſeiner
Schoͤnen.
Verworffner Unbeſtand! im Lieben und im Waͤhlen/
Wenn laͤſt dein falſcher Schein die frohe Stunde zaͤhlen?
Da
B
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[17/0035] Verliebte und galante Gedichte. Wann man die zarte Bruſt an ſeine Lippen druͤckt/ Und mit der Limonad’ den matten Geiſt erquickt. Prahlt gleich der Mund Rubin mit ſeiner Purpur Farbe/ So muß er doch dem Schnee der Liljen Bruͤſte weichen; Kuͤſt einer gleich den Mund/ ſagt er doch/ daß er darbe/ Wenn er die Bruſt nicht kan zur Kuͤhlung mit erreichen. Hier ſetzt man Kirſchen bloß dem heiſſen Munde vor/ Dort quilt gekroͤnte Frucht in groͤßrer Zier empor. Die Kirſchen muß man zwar aus Hoch muht nicht verachten/ Doch der Granate macht/ daß wir nach ſelben trachten. An Salinden. Sonnet. Jch will wie Hercules der Hoͤllen Riegel brechen/ Jch will/ wenn Mouſon weht/ nach Siams Graͤntzen gehn/ ⁽a⁾ Jch will wie Mutius in Feur und Flammen ſtehn. Jch will mit Zemblens Eyß die nackten Glieder ſchwaͤchen. Jch will den Goliath an Davids Aſchen raͤchen/ Durch mich ſoll Babilon den Thurm gebauet ſehn/ Des Himmels Stuͤrmung ſoll von meiner Hand geſchehn. Jch will in Wein verkehrn das Waſſer in den Baͤchen. Jch will Napell und Gifft wie Zucker-Roſen eſſen/ Jch will den groſſen Weg zur blauem Hoͤhe meſſen. Jch will das weite Meer in einem Eymer fuͤllen/ Jch will den heiſſen Durſt mit warmen Ertze ſtillen. Dis alles/ und noch mehr ſoll meine Arbeit ſeyn/ Wenn mich Salinde nimmt in ihre Muſchel ein. a Mouſon heiſſet bey denen Seefahrenden derjenige Wind/ wel- cher ein halb Jahr wehet/ und unter waͤhrender Zeit kein Schiff aus Holland nach Siam ſeegeln laͤſſet. Er klaget uͤber die Haͤrtigkeit ſeiner Schoͤnen. Verworffner Unbeſtand! im Lieben und im Waͤhlen/ Wenn laͤſt dein falſcher Schein die frohe Stunde zaͤhlen? Da B

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/35>, abgerufen am 23.11.2024.