Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

Verliebte und galante Arien.
Jhr Geister flieht/ verlaßt die Jammer-Hütten/
Jhr hofft umsonst/ sie läst sich nicht erbitten.

2.
Auf süsser Tod/ ich warte mit Verlangen/
Jch will dich gern zu meiner Ruh umfangen
Jch liebe dich und küsse deinen Pfeil
Du bist mein Trost und allerletztes Heyl.
Ach sterbet doch ihr halb erstorbnen Sinnen!
Jhr sucht umsonst die Harte zugewinnen.
3.
Reiß mit Gewalt des Lebens-Pfeiler nieder/
Ach tödte doch die abgematten Glieder!
Jhr Grausahm-seyn betrübt mich allzusehr/
Jm Sterben fühlt man keine Marter mehr.
Tyrannin sag/ was nützet dir mein Quählen?
Hab' ich die Schuld so magst du mich entseelen?
4.
Leb wohl! leb wohl/ du strenge Arismene,
Du bist so hart und grausahm als du schöne.
Celindo stirbt/ dein Hart-seyn hats gemacht.
Adjeu zu letzt/ leb wohl zu guter Nacht.
Reu und die Zeit wird noch die Sinnen zwingen/
Lieb wen du wilt/ mein Wunsch wird jetzt gelingen.


Caliste ist zu grausahm.
1.
Gewalt! Gewalt! Hülff' ist vonnöhten/
Jhr Götter eilet doch herbey!
Caliste will mich gäntzlich tödten/
Ach macht mich von den Plagen frey!
Mein Geist muß tausend Marter leiden.
Und darf doch nicht vom Leibe scheiden.
2.
Der Schnee-Berg ihrer schönen Brüste/
Der glatten Wangen Wunder Pracht/
Der Anblick dieser Edens-Lüste
Die haben mich zum Knecht gemacht.
Jch

Verliebte und galante Arien.
Jhr Geiſter flieht/ verlaßt die Jammer-Huͤtten/
Jhr hofft umſonſt/ ſie laͤſt ſich nicht erbitten.

2.
Auf ſuͤſſer Tod/ ich warte mit Verlangen/
Jch will dich gern zu meiner Ruh umfangen
Jch liebe dich und kuͤſſe deinen Pfeil
Du biſt mein Troſt und allerletztes Heyl.
Ach ſterbet doch ihr halb erſtorbnen Sinnen!
Jhr ſucht umſonſt die Harte zugewinnen.
3.
Reiß mit Gewalt des Lebens-Pfeiler nieder/
Ach toͤdte doch die abgematten Glieder!
Jhr Grauſahm-ſeyn betruͤbt mich allzuſehr/
Jm Sterben fuͤhlt man keine Marter mehr.
Tyrannin ſag/ was nuͤtzet dir mein Quaͤhlen?
Hab’ ich die Schuld ſo magſt du mich entſeelen?
4.
Leb wohl! leb wohl/ du ſtrenge Arismene,
Du biſt ſo hart und grauſahm als du ſchoͤne.
Celindo ſtirbt/ dein Hart-ſeyn hats gemacht.
Adjeu zu letzt/ leb wohl zu guter Nacht.
Reu und die Zeit wird noch die Sinnen zwingen/
Lieb wen du wilt/ mein Wunſch wird jetzt gelingen.


Caliſte iſt zu grauſahm.
1.
Gewalt! Gewalt! Huͤlff’ iſt vonnoͤhten/
Jhr Goͤtter eilet doch herbey!
Caliſte will mich gaͤntzlich toͤdten/
Ach macht mich von den Plagen frey!
Mein Geiſt muß tauſend Marter leiden.
Und darf doch nicht vom Leibe ſcheiden.
2.
Der Schnee-Berg ihrer ſchoͤnen Bruͤſte/
Der glatten Wangen Wunder Pracht/
Der Anblick dieſer Edens-Luͤſte
Die haben mich zum Knecht gemacht.
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <pb facs="#f0328" n="310"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante Arien.</hi></hi> </fw><lb/>
            <l>Jhr Gei&#x017F;ter flieht/ verlaßt die Jammer-Hu&#x0364;tten/</l><lb/>
            <l>Jhr hofft um&#x017F;on&#x017F;t/ &#x017F;ie la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich nicht erbitten.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/>
            <l>Auf &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Tod/ ich warte mit Verlangen/</l><lb/>
            <l>Jch will dich gern zu meiner Ruh umfangen</l><lb/>
            <l>Jch liebe dich und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e deinen Pfeil</l><lb/>
            <l>Du bi&#x017F;t mein Tro&#x017F;t und allerletztes Heyl.</l><lb/>
            <l>Ach &#x017F;terbet doch ihr halb er&#x017F;torbnen Sinnen!</l><lb/>
            <l>Jhr &#x017F;ucht um&#x017F;on&#x017F;t die Harte zugewinnen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/>
            <l>Reiß mit Gewalt des Lebens-Pfeiler nieder/</l><lb/>
            <l>Ach to&#x0364;dte doch die abgematten Glieder!</l><lb/>
            <l>Jhr Grau&#x017F;ahm-&#x017F;eyn betru&#x0364;bt mich allzu&#x017F;ehr/</l><lb/>
            <l>Jm Sterben fu&#x0364;hlt man keine Marter mehr.</l><lb/>
            <l>Tyrannin &#x017F;ag/ was nu&#x0364;tzet dir mein Qua&#x0364;hlen?</l><lb/>
            <l>Hab&#x2019; ich die Schuld &#x017F;o mag&#x017F;t du mich ent&#x017F;eelen?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head> <hi rendition="#c">4.</hi> </head><lb/>
            <l>Leb wohl! leb wohl/ du &#x017F;trenge <hi rendition="#aq">Arismene,</hi></l><lb/>
            <l>Du bi&#x017F;t &#x017F;o hart und grau&#x017F;ahm als du &#x017F;cho&#x0364;ne.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Celindo</hi> &#x017F;tirbt/ dein Hart-&#x017F;eyn hats gemacht.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Adjeu</hi> zu letzt/ leb wohl zu guter Nacht.</l><lb/>
            <l>Reu und die Zeit wird noch die Sinnen zwingen/</l><lb/>
            <l>Lieb wen du wilt/ mein Wun&#x017F;ch wird jetzt gelingen.</l>
          </lg>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="2">
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cali&#x017F;te</hi> i&#x017F;t zu grau&#x017F;ahm.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">G</hi>ewalt! Gewalt! Hu&#x0364;lff&#x2019; i&#x017F;t vonno&#x0364;hten/</l><lb/>
            <l>Jhr Go&#x0364;tter eilet doch herbey!</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Cali&#x017F;te</hi> will mich ga&#x0364;ntzlich to&#x0364;dten/</l><lb/>
            <l>Ach macht mich von den Plagen frey!</l><lb/>
            <l>Mein Gei&#x017F;t muß tau&#x017F;end Marter leiden.</l><lb/>
            <l>Und darf doch nicht vom Leibe &#x017F;cheiden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/>
            <l>Der Schnee-Berg ihrer &#x017F;cho&#x0364;nen Bru&#x0364;&#x017F;te/</l><lb/>
            <l>Der glatten Wangen Wunder Pracht/</l><lb/>
            <l>Der Anblick die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Edens</hi>-Lu&#x0364;&#x017F;te</l><lb/>
            <l>Die haben mich zum Knecht gemacht.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0328] Verliebte und galante Arien. Jhr Geiſter flieht/ verlaßt die Jammer-Huͤtten/ Jhr hofft umſonſt/ ſie laͤſt ſich nicht erbitten. 2. Auf ſuͤſſer Tod/ ich warte mit Verlangen/ Jch will dich gern zu meiner Ruh umfangen Jch liebe dich und kuͤſſe deinen Pfeil Du biſt mein Troſt und allerletztes Heyl. Ach ſterbet doch ihr halb erſtorbnen Sinnen! Jhr ſucht umſonſt die Harte zugewinnen. 3. Reiß mit Gewalt des Lebens-Pfeiler nieder/ Ach toͤdte doch die abgematten Glieder! Jhr Grauſahm-ſeyn betruͤbt mich allzuſehr/ Jm Sterben fuͤhlt man keine Marter mehr. Tyrannin ſag/ was nuͤtzet dir mein Quaͤhlen? Hab’ ich die Schuld ſo magſt du mich entſeelen? 4. Leb wohl! leb wohl/ du ſtrenge Arismene, Du biſt ſo hart und grauſahm als du ſchoͤne. Celindo ſtirbt/ dein Hart-ſeyn hats gemacht. Adjeu zu letzt/ leb wohl zu guter Nacht. Reu und die Zeit wird noch die Sinnen zwingen/ Lieb wen du wilt/ mein Wunſch wird jetzt gelingen. Caliſte iſt zu grauſahm. 1. Gewalt! Gewalt! Huͤlff’ iſt vonnoͤhten/ Jhr Goͤtter eilet doch herbey! Caliſte will mich gaͤntzlich toͤdten/ Ach macht mich von den Plagen frey! Mein Geiſt muß tauſend Marter leiden. Und darf doch nicht vom Leibe ſcheiden. 2. Der Schnee-Berg ihrer ſchoͤnen Bruͤſte/ Der glatten Wangen Wunder Pracht/ Der Anblick dieſer Edens-Luͤſte Die haben mich zum Knecht gemacht. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/328
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/328>, abgerufen am 25.11.2024.