Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Verliebte und galante Arien. Daß alle Leute sagen könten/Daß ich im Ernst verliebet wär/ So sind sie doch beym Licht betrogen/ Und ihre Meynung hat gelogen. 4. Jch liebe zwar/ doch nur mit Mienen/Die nicht von treuen Hertzen gehn/ Jch sage woll ich will euch dienen/ Doch ihr müßt mir zu Dienste stehn; Denn eh' ich mich zum Sclaven mache/ Jch alle eure Lust verlache. 5. Jch höre ohne dem nach FlandernUnd kan nicht wol beständig seyn; Doch diese muß vor allen wandern/ Die sich die Herrschafft bildet ein. Der aber bleib ich mehr ergeben/ Die mich in Freyheit lässet leben. 6. Victore will ich ewig lieben/Die gleich wie ich gesinnet ist/ Clarinden kan ich nicht betrüben/ Ob ich schon Silvien geküßt/ Bey diesen Mädgens will ich bleiben/ Weil sie sich auch von Flandern schreiben. 7. Wer kan mich nun verliebet nennen?Da ich so wanckelmühtig bin/ Mir deucht es wird vor Liebe brennen Die unerfahrne Schülerin/ Und daß sie um sich zu beschönen Nur meine Flammen will verhöhnen. Er darff Silvien seine Liebe nicht offen- bahren. 1. Mein Vergnügen heist nur Schauen/Mir ist weiter nichts vergönnt; Jch
Verliebte und galante Arien. Daß alle Leute ſagen koͤnten/Daß ich im Ernſt verliebet waͤr/ So ſind ſie doch beym Licht betrogen/ Und ihre Meynung hat gelogen. 4. Jch liebe zwar/ doch nur mit Mienen/Die nicht von treuen Hertzen gehn/ Jch ſage woll ich will euch dienen/ Doch ihr muͤßt mir zu Dienſte ſtehn; Denn eh’ ich mich zum Sclaven mache/ Jch alle eure Luſt verlache. 5. Jch hoͤre ohne dem nach FlandernUnd kan nicht wol beſtaͤndig ſeyn; Doch dieſe muß vor allen wandern/ Die ſich die Herrſchafft bildet ein. Der aber bleib ich mehr ergeben/ Die mich in Freyheit laͤſſet leben. 6. Victore will ich ewig lieben/Die gleich wie ich geſinnet iſt/ Clarinden kan ich nicht betruͤben/ Ob ich ſchon Silvien gekuͤßt/ Bey dieſen Maͤdgens will ich bleiben/ Weil ſie ſich auch von Flandern ſchreiben. 7. Wer kan mich nun verliebet nennen?Da ich ſo wanckelmuͤhtig bin/ Mir deucht es wird vor Liebe brennen Die unerfahrne Schuͤlerin/ Und daß ſie um ſich zu beſchoͤnen Nur meine Flammen will verhoͤhnen. Er darff Silvien ſeine Liebe nicht offen- bahren. 1. Mein Vergnuͤgen heiſt nur Schauen/Mir iſt weiter nichts vergoͤnnt; Jch
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Verliebte und galante Arien.
Daß alle Leute ſagen koͤnten/
Daß ich im Ernſt verliebet waͤr/
So ſind ſie doch beym Licht betrogen/
Und ihre Meynung hat gelogen.
4.
Jch liebe zwar/ doch nur mit Mienen/
Die nicht von treuen Hertzen gehn/
Jch ſage woll ich will euch dienen/
Doch ihr muͤßt mir zu Dienſte ſtehn;
Denn eh’ ich mich zum Sclaven mache/
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5.
Jch hoͤre ohne dem nach Flandern
Und kan nicht wol beſtaͤndig ſeyn;
Doch dieſe muß vor allen wandern/
Die ſich die Herrſchafft bildet ein.
Der aber bleib ich mehr ergeben/
Die mich in Freyheit laͤſſet leben.
6.
Victore will ich ewig lieben/
Die gleich wie ich geſinnet iſt/
Clarinden kan ich nicht betruͤben/
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Bey dieſen Maͤdgens will ich bleiben/
Weil ſie ſich auch von Flandern ſchreiben.
7.
Wer kan mich nun verliebet nennen?
Da ich ſo wanckelmuͤhtig bin/
Mir deucht es wird vor Liebe brennen
Die unerfahrne Schuͤlerin/
Und daß ſie um ſich zu beſchoͤnen
Nur meine Flammen will verhoͤhnen.
Er darff Silvien ſeine Liebe nicht offen-
bahren.
1.
Mein Vergnuͤgen heiſt nur Schauen/
Mir iſt weiter nichts vergoͤnnt;
Jch
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