Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Verliebte und galante Arien. Doris die spielet mit prächtigerm Prahlen/Alle die Schönheit beschämet muß seyn; Denn ihr Gesichte verdoppelt das Prangen/ Und läst die Fahnen der Schönheit aushangen. An seine harte Schöne. 1. Soll Schönste denn mein Hertz in stummer Gluth verbrennen?Und darf die Zunge nicht des Hertzens stille Quaal? Zu einer Linderung der Liebes-Pein bekennen? Dein Auge/ das mich brennt/ verläugnet seinen Strahl. Du wilt ein Feuer seyn/ und keine Hitze haben/ Dein spielend Augen-Blitz verwundet Muth und Hertz; Doch soll kein sanffter Blick das matte Hertze laben/ Mein Sterben macht dir Lust/ mein Trauren süssen Schertz. 2. Kan Gluth und kalter Frost nun wol beysammen stehen?Und will das Augen-Paar nicht warm und kalt mir seyn? Ja/ Feur und Eyß läst sich im Berge Hecla sehen/ Dein Auge ist ein Eyß/ und giebt doch heissen Schein. Der Brüste Marmor-Berg zeugt aus dem Eyse Flammen/ Die Augen spielen Gluth/ und sind mir dennoch kalt; Bald loben sie mein Thun/ bald wollen sie's verdammen/ Und also foltert mich die himmlische Gestalt. Sie verzweiffelt. 1. Verfluchter Tag/ verworffnes Licht!An dem mein Schatz die Treue bricht/ Die mir sein Mund so offt versprach/ Verworffnes Licht/ verfluchter Tag! 2. Brich Himmel brich/ spey Donner aus/Zerschlage nur mein Seelen-Haus/ Jhr Wolcken blitzt und strahlt auf mich/ Spey Donner aus/ brich Himmel brich. 3. Mein Q 3
Verliebte und galante Arien. Doris die ſpielet mit praͤchtigerm Prahlen/Alle die Schoͤnheit beſchaͤmet muß ſeyn; Denn ihr Geſichte verdoppelt das Prangen/ Und laͤſt die Fahnen der Schoͤnheit aushangen. An ſeine harte Schoͤne. 1. Soll Schoͤnſte denn mein Hertz in ſtum̃er Gluth verbrennen?Und darf die Zunge nicht des Hertzens ſtille Quaal? Zu einer Linderung der Liebes-Pein bekennen? Dein Auge/ das mich brennt/ verlaͤugnet ſeinen Strahl. Du wilt ein Feuer ſeyn/ und keine Hitze haben/ Dein ſpielend Augen-Blitz verwundet Muth und Hertz; Doch ſoll kein ſanffter Blick das matte Hertze laben/ Mein Sterben macht dir Luſt/ mein Trauren ſuͤſſen Schertz. 2. Kan Gluth und kalter Froſt nun wol beyſammen ſtehen?Und will das Augen-Paar nicht warm und kalt mir ſeyn? Ja/ Feur und Eyß laͤſt ſich im Berge Hecla ſehen/ Dein Auge iſt ein Eyß/ und giebt doch heiſſen Schein. Der Bruͤſte Marmor-Berg zeugt aus dem Eyſe Flammen/ Die Augen ſpielen Gluth/ und ſind mir dennoch kalt; Bald loben ſie mein Thun/ bald wollen ſie’s verdammen/ Und alſo foltert mich die himmliſche Geſtalt. Sie verzweiffelt. 1. Verfluchter Tag/ verworffnes Licht!An dem mein Schatz die Treue bricht/ Die mir ſein Mund ſo offt verſprach/ Verworffnes Licht/ verfluchter Tag! 2. Brich Himmel brich/ ſpey Donner aus/Zerſchlage nur mein Seelen-Haus/ Jhr Wolcken blitzt und ſtrahlt auf mich/ Spey Donner aus/ brich Himmel brich. 3. Mein Q 3
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0263" n="245"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante Arien.</hi></hi> </fw><lb/> <l><hi rendition="#aq">Doris</hi> die ſpielet mit praͤchtigerm Prahlen/</l><lb/> <l>Alle die Schoͤnheit beſchaͤmet muß ſeyn;</l><lb/> <l>Denn ihr Geſichte verdoppelt das Prangen/</l><lb/> <l>Und laͤſt die Fahnen der Schoͤnheit aushangen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">An ſeine harte Schoͤne.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">S</hi>oll Schoͤnſte denn mein Hertz in ſtum̃er Gluth verbrennen?</l><lb/> <l>Und darf die Zunge nicht des Hertzens ſtille Quaal?</l><lb/> <l>Zu einer Linderung der Liebes-Pein bekennen?</l><lb/> <l>Dein Auge/ das mich brennt/ verlaͤugnet ſeinen Strahl.</l><lb/> <l>Du wilt ein Feuer ſeyn/ und keine Hitze haben/</l><lb/> <l>Dein ſpielend Augen-Blitz verwundet Muth und Hertz;</l><lb/> <l>Doch ſoll kein ſanffter Blick das matte Hertze laben/</l><lb/> <l>Mein Sterben macht dir Luſt/ mein Trauren ſuͤſſen Schertz.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/> <l>Kan Gluth und kalter Froſt nun wol beyſammen ſtehen?</l><lb/> <l>Und will das Augen-Paar nicht warm und kalt mir ſeyn?</l><lb/> <l>Ja/ Feur und Eyß laͤſt ſich im Berge <hi rendition="#aq">Hecla</hi> ſehen/</l><lb/> <l>Dein Auge iſt ein Eyß/ und giebt doch heiſſen Schein.</l><lb/> <l>Der Bruͤſte <hi rendition="#aq">Marmor</hi>-Berg zeugt aus dem Eyſe Flammen/</l><lb/> <l>Die Augen ſpielen Gluth/ und ſind mir dennoch kalt;</l><lb/> <l>Bald loben ſie mein Thun/ bald wollen ſie’s verdammen/</l><lb/> <l>Und alſo foltert mich die himmliſche Geſtalt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Sie verzweiffelt.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">V</hi>erfluchter Tag/ verworffnes Licht!</l><lb/> <l>An dem mein Schatz die Treue bricht/</l><lb/> <l>Die mir ſein Mund ſo offt verſprach/</l><lb/> <l>Verworffnes Licht/ verfluchter Tag!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/> <l>Brich Himmel brich/ ſpey Donner aus/</l><lb/> <l>Zerſchlage nur mein Seelen-Haus/</l><lb/> <l>Jhr Wolcken blitzt und ſtrahlt auf mich/</l><lb/> <l>Spey Donner aus/ brich Himmel brich.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">3. Mein</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [245/0263]
Verliebte und galante Arien.
Doris die ſpielet mit praͤchtigerm Prahlen/
Alle die Schoͤnheit beſchaͤmet muß ſeyn;
Denn ihr Geſichte verdoppelt das Prangen/
Und laͤſt die Fahnen der Schoͤnheit aushangen.
An ſeine harte Schoͤne.
1.
Soll Schoͤnſte denn mein Hertz in ſtum̃er Gluth verbrennen?
Und darf die Zunge nicht des Hertzens ſtille Quaal?
Zu einer Linderung der Liebes-Pein bekennen?
Dein Auge/ das mich brennt/ verlaͤugnet ſeinen Strahl.
Du wilt ein Feuer ſeyn/ und keine Hitze haben/
Dein ſpielend Augen-Blitz verwundet Muth und Hertz;
Doch ſoll kein ſanffter Blick das matte Hertze laben/
Mein Sterben macht dir Luſt/ mein Trauren ſuͤſſen Schertz.
2.
Kan Gluth und kalter Froſt nun wol beyſammen ſtehen?
Und will das Augen-Paar nicht warm und kalt mir ſeyn?
Ja/ Feur und Eyß laͤſt ſich im Berge Hecla ſehen/
Dein Auge iſt ein Eyß/ und giebt doch heiſſen Schein.
Der Bruͤſte Marmor-Berg zeugt aus dem Eyſe Flammen/
Die Augen ſpielen Gluth/ und ſind mir dennoch kalt;
Bald loben ſie mein Thun/ bald wollen ſie’s verdammen/
Und alſo foltert mich die himmliſche Geſtalt.
Sie verzweiffelt.
1.
Verfluchter Tag/ verworffnes Licht!
An dem mein Schatz die Treue bricht/
Die mir ſein Mund ſo offt verſprach/
Verworffnes Licht/ verfluchter Tag!
2.
Brich Himmel brich/ ſpey Donner aus/
Zerſchlage nur mein Seelen-Haus/
Jhr Wolcken blitzt und ſtrahlt auf mich/
Spey Donner aus/ brich Himmel brich.
3. Mein
Q 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |