Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Verliebte und galante Gedichte. Denn als ich von ohngefehr Vor dem Hause ging vorbey/ Rieff sie sanffte zu mir her Daß sie gantz alleine sey/ Und ihr Mann in Sauff-Gelagen/ Sich begösse seinen Kragen. Mich bewog das arme Weib/ Daß ich nein hinzu ihr ging; Und vor erst zum Zeit-Vertreib Jn dem Brett ein Spiel anfing; Funffzig mahl solt ich sie küssen/ Würd sie sich verlohren wissen. Jch gewann so manches mahl/ Daß der sonst beliebte Kuß/ Wegen seiner grossen Zahl Ward zum Eeckel und Verdruß/ Denn zu viel in allen Sachen/ Kan leicht einen ecklern machen. Endlich sprach Arsinoe: Er gewinnt ja alle Spiel/ Da ich stets verlohren geh Jch mag spielen wie ich will. Weil ich nun nicht kan gewinnen/ Muß ich auf Bezahlung sinnen. Doch noch ein mahl frisch daran/ Verliehr ich gleich Rock und Schuh/ Jsts denn gantz um mich gethan/ Geb ich noch die Schürtzen zu. Denn die Küsse solt ihr missen/ Oder meine Gunst geniessen/ Jch ging das Bedinge ein/ Und gewann Arsinoen, Sie schalt auf mein Glücklich-seyn Und wolt aus der Kammer gehn. Doch sprach sie: Vor euer siegen/ Muß ich euch erst wohl vergnügen. Man
Verliebte und galante Gedichte. Denn als ich von ohngefehr Vor dem Hauſe ging vorbey/ Rieff ſie ſanffte zu mir her Daß ſie gantz alleine ſey/ Und ihr Mann in Sauff-Gelagen/ Sich begoͤſſe ſeinen Kragen. Mich bewog das arme Weib/ Daß ich nein hinzu ihr ging; Und vor erſt zum Zeit-Vertreib Jn dem Brett ein Spiel anfing; Funffzig mahl ſolt ich ſie kuͤſſen/ Wuͤrd ſie ſich verlohren wiſſen. Jch gewann ſo manches mahl/ Daß der ſonſt beliebte Kuß/ Wegen ſeiner groſſen Zahl Ward zum Eeckel und Verdruß/ Denn zu viel in allen Sachen/ Kan leicht einen ecklern machen. Endlich ſprach Arſinoe: Er gewinnt ja alle Spiel/ Da ich ſtets verlohren geh Jch mag ſpielen wie ich will. Weil ich nun nicht kan gewinnen/ Muß ich auf Bezahlung ſinnen. Doch noch ein mahl friſch daran/ Verliehr ich gleich Rock und Schuh/ Jſts denn gantz um mich gethan/ Geb ich noch die Schuͤrtzen zu. Denn die Kuͤſſe ſolt ihr miſſen/ Oder meine Gunſt genieſſen/ Jch ging das Bedinge ein/ Und gewann Arſinoen, Sie ſchalt auf mein Gluͤcklich-ſeyn Und wolt aus der Kammer gehn. Doch ſprach ſie: Vor euer ſiegen/ Muß ich euch erſt wohl vergnuͤgen. Man
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Verliebte und galante Gedichte.
Denn als ich von ohngefehr
Vor dem Hauſe ging vorbey/
Rieff ſie ſanffte zu mir her
Daß ſie gantz alleine ſey/
Und ihr Mann in Sauff-Gelagen/
Sich begoͤſſe ſeinen Kragen.
Mich bewog das arme Weib/
Daß ich nein hinzu ihr ging;
Und vor erſt zum Zeit-Vertreib
Jn dem Brett ein Spiel anfing;
Funffzig mahl ſolt ich ſie kuͤſſen/
Wuͤrd ſie ſich verlohren wiſſen.
Jch gewann ſo manches mahl/
Daß der ſonſt beliebte Kuß/
Wegen ſeiner groſſen Zahl
Ward zum Eeckel und Verdruß/
Denn zu viel in allen Sachen/
Kan leicht einen ecklern machen.
Endlich ſprach Arſinoe:
Er gewinnt ja alle Spiel/
Da ich ſtets verlohren geh
Jch mag ſpielen wie ich will.
Weil ich nun nicht kan gewinnen/
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Doch noch ein mahl friſch daran/
Verliehr ich gleich Rock und Schuh/
Jſts denn gantz um mich gethan/
Geb ich noch die Schuͤrtzen zu.
Denn die Kuͤſſe ſolt ihr miſſen/
Oder meine Gunſt genieſſen/
Jch ging das Bedinge ein/
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