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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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schroff abgelehnt hatte, erklärte sie sich inGö'l''ez plötzlich unter gewissen Norcius-
fttzu"g!N dazu bereit. Die Zwangslage des Reiches begann auch hier olle Tafeln
zu zeibrechen. Immerhin kam es im Oktober im Reiche zu der großen Koalition
noch nicht Wuth wurde aufs neue berufen und auch die anderen Minister
waren fast durchweg die alten. Wiederum blieb die "Teutsche Volkspartei" der
Kabinettcbilonng fern. Die Protestnote, die das neu alte Kabinett wegen der
Zerreißuna Oberschlesiens absandte, erhielt die kühle Antwort: Deut^esto d habe
keinerlei M mung über die Entscheidung des Obersten Rates auszuforschen. In
der Tat entsandte das Reich gleichzeitig zwei Vertreter, die mit den Polen über
die neue KrenMhrung verhandeln sollten, erkannte also cle kaeto den Spruch des
Obersten Rates an.

Dagegen kam es im November in Preußen beim Rücktritt des Kabineii-Z
Stegerwold endlich zur Bildung der großen Koalition. Otto Braun wurde
M nisterpräsident. An seine Seite traten: Zehnhoff, Severing, v. Richter, Wendorff,
Siering. Bölitz, Hirtsiefer.

Die furchtbare Finanzlage des Reiches führte im Reichsverband der deutschen
Industrie zum Vorschlage einer "Krediihilse", an die sich gewisse Bedingungen
knüpfien. Von anderer Seite wurde der weilt! agende Plan einer Entsmenlichung
der dauernd mit Milliardendifiziten arbeitenden Eisenbahnen in die Öffentlich¬
keit geworfen. Am 18 November errechnete man im Reichsrat das D fizit im
Reichshaushalt für 1921 eus 16! Milliarden. In j nen Tagen erschien die
Neparaiioi skommiision der Entente in Bellin, die sich von der Zahlungsfähigkeit
resp. Unfähigkeit Dculschlai dö an Ort Ul>d Stelle ein Bild marier wollte.
Sie kam zu dem Ergebnis, daß Deutschland sehr wohl die Januar- und Fevruar-
rate bezahlen könne. Eine gewisse Sensation machte Anfang Dezember die
plötzliche Reise des bekannien Gioßindustriellen similes nach London. Ihm folgte
huta darauf Raihenau. Das Ergebnis des Berichts, den Naihenau Heim Wirth
gab, sowie die Ablehnung des deutschen Verlangens nach einer Anleihe durch die
Londoner City war. bat die Reichsregierung am 14. Dezember ihre Unfähigkeit
erklärte, die weiteren Zahlungstermine eiiizichirlten. und um einen Zahlmgs-
aufschub bat. Die Antwort der Reparationskommission bestand in drei Rückfragen,
von denen die wichtigste die noch den "Garantien'' war. die Dewscbiand stellen
könne. Hier war die Drohung mit einer Finanzkonirolle ü I-r Türkei deutlich
genug angeschlagen. So endete das Jahr mit einem äußerst trüben, gefahr¬
drohenden Ausblick in die nächste Zittufut.

Die wahnsinnige Rcparationspoliiik holte besonders nach Abzahlung der
erste" Goldmilliarde durch Deutschland zu einer katastrophalen Eiitweitung der
Mark geführt. Die Teuerung slug phantastisch. Aber die Zahl der Arbeit?Wien
nahm in Deutschland ab, freilich nur, um in England desto mehr anzusteigen,
was die Stimmung gegen das Reich natürlich nicht verbesserte. Eine Preis-
renolution folgte der andern und in ihrem Gefolge erschienen E höhungen der
Gehälter. Löhne, Tarife und Versicherungksätze sowie Teuerungskrawalle, die ihrer¬
seits wieder zu Lürmszenen in den Parlamenten sühnen. Die tiefe Erkrankung
unserer gesellschaftlichen Zustände kam auch in diesem Jahre durch politische Morde
zum Ausdruck, denen am 10. Juni der "unabhängige" Abgeordnete Gauls in
München, und am 26. Auguü Mathias Erzberger bei Griesdoch im L>chwar-.wald
zum Opfer fielen. Auch die Ermordung Talaal P ischas am 15 März in Berlin
sei in diesem Zusammenhange erwähnt. Das Reichsgericht in Leipzig war im
Mai und Juni die Satte, wo auf Befehl der Entente die Kriegsbeschilldlgten-
Prozesse stattfanden. Im Dezember wurde am gleiche" Orte der Proceß gegen
die "Führer" im Kapp-Pulses. Jagow. Wangenheim und Schiele g> führt. Der
Prozeß endete mit einer Verurteilung Jagowö zu fünf Jahren Festung.

Mit Amerika kam es endlich am 26. August zum Abschluß des Friedens,
der die Möglichkeit normaler Verhältnisse zwischen beiden Ländern in Aussicht


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schroff abgelehnt hatte, erklärte sie sich inGö'l''ez plötzlich unter gewissen Norcius-
fttzu»g!N dazu bereit. Die Zwangslage des Reiches begann auch hier olle Tafeln
zu zeibrechen. Immerhin kam es im Oktober im Reiche zu der großen Koalition
noch nicht Wuth wurde aufs neue berufen und auch die anderen Minister
waren fast durchweg die alten. Wiederum blieb die „Teutsche Volkspartei" der
Kabinettcbilonng fern. Die Protestnote, die das neu alte Kabinett wegen der
Zerreißuna Oberschlesiens absandte, erhielt die kühle Antwort: Deut^esto d habe
keinerlei M mung über die Entscheidung des Obersten Rates auszuforschen. In
der Tat entsandte das Reich gleichzeitig zwei Vertreter, die mit den Polen über
die neue KrenMhrung verhandeln sollten, erkannte also cle kaeto den Spruch des
Obersten Rates an.

Dagegen kam es im November in Preußen beim Rücktritt des Kabineii-Z
Stegerwold endlich zur Bildung der großen Koalition. Otto Braun wurde
M nisterpräsident. An seine Seite traten: Zehnhoff, Severing, v. Richter, Wendorff,
Siering. Bölitz, Hirtsiefer.

Die furchtbare Finanzlage des Reiches führte im Reichsverband der deutschen
Industrie zum Vorschlage einer „Krediihilse", an die sich gewisse Bedingungen
knüpfien. Von anderer Seite wurde der weilt! agende Plan einer Entsmenlichung
der dauernd mit Milliardendifiziten arbeitenden Eisenbahnen in die Öffentlich¬
keit geworfen. Am 18 November errechnete man im Reichsrat das D fizit im
Reichshaushalt für 1921 eus 16! Milliarden. In j nen Tagen erschien die
Neparaiioi skommiision der Entente in Bellin, die sich von der Zahlungsfähigkeit
resp. Unfähigkeit Dculschlai dö an Ort Ul>d Stelle ein Bild marier wollte.
Sie kam zu dem Ergebnis, daß Deutschland sehr wohl die Januar- und Fevruar-
rate bezahlen könne. Eine gewisse Sensation machte Anfang Dezember die
plötzliche Reise des bekannien Gioßindustriellen similes nach London. Ihm folgte
huta darauf Raihenau. Das Ergebnis des Berichts, den Naihenau Heim Wirth
gab, sowie die Ablehnung des deutschen Verlangens nach einer Anleihe durch die
Londoner City war. bat die Reichsregierung am 14. Dezember ihre Unfähigkeit
erklärte, die weiteren Zahlungstermine eiiizichirlten. und um einen Zahlmgs-
aufschub bat. Die Antwort der Reparationskommission bestand in drei Rückfragen,
von denen die wichtigste die noch den „Garantien'' war. die Dewscbiand stellen
könne. Hier war die Drohung mit einer Finanzkonirolle ü I-r Türkei deutlich
genug angeschlagen. So endete das Jahr mit einem äußerst trüben, gefahr¬
drohenden Ausblick in die nächste Zittufut.

Die wahnsinnige Rcparationspoliiik holte besonders nach Abzahlung der
erste» Goldmilliarde durch Deutschland zu einer katastrophalen Eiitweitung der
Mark geführt. Die Teuerung slug phantastisch. Aber die Zahl der Arbeit?Wien
nahm in Deutschland ab, freilich nur, um in England desto mehr anzusteigen,
was die Stimmung gegen das Reich natürlich nicht verbesserte. Eine Preis-
renolution folgte der andern und in ihrem Gefolge erschienen E höhungen der
Gehälter. Löhne, Tarife und Versicherungksätze sowie Teuerungskrawalle, die ihrer¬
seits wieder zu Lürmszenen in den Parlamenten sühnen. Die tiefe Erkrankung
unserer gesellschaftlichen Zustände kam auch in diesem Jahre durch politische Morde
zum Ausdruck, denen am 10. Juni der „unabhängige" Abgeordnete Gauls in
München, und am 26. Auguü Mathias Erzberger bei Griesdoch im L>chwar-.wald
zum Opfer fielen. Auch die Ermordung Talaal P ischas am 15 März in Berlin
sei in diesem Zusammenhange erwähnt. Das Reichsgericht in Leipzig war im
Mai und Juni die Satte, wo auf Befehl der Entente die Kriegsbeschilldlgten-
Prozesse stattfanden. Im Dezember wurde am gleiche» Orte der Proceß gegen
die „Führer" im Kapp-Pulses. Jagow. Wangenheim und Schiele g> führt. Der
Prozeß endete mit einer Verurteilung Jagowö zu fünf Jahren Festung.

Mit Amerika kam es endlich am 26. August zum Abschluß des Friedens,
der die Möglichkeit normaler Verhältnisse zwischen beiden Ländern in Aussicht


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[0413] Jcchresubersicht schroff abgelehnt hatte, erklärte sie sich inGö'l''ez plötzlich unter gewissen Norcius- fttzu»g!N dazu bereit. Die Zwangslage des Reiches begann auch hier olle Tafeln zu zeibrechen. Immerhin kam es im Oktober im Reiche zu der großen Koalition noch nicht Wuth wurde aufs neue berufen und auch die anderen Minister waren fast durchweg die alten. Wiederum blieb die „Teutsche Volkspartei" der Kabinettcbilonng fern. Die Protestnote, die das neu alte Kabinett wegen der Zerreißuna Oberschlesiens absandte, erhielt die kühle Antwort: Deut^esto d habe keinerlei M mung über die Entscheidung des Obersten Rates auszuforschen. In der Tat entsandte das Reich gleichzeitig zwei Vertreter, die mit den Polen über die neue KrenMhrung verhandeln sollten, erkannte also cle kaeto den Spruch des Obersten Rates an. Dagegen kam es im November in Preußen beim Rücktritt des Kabineii-Z Stegerwold endlich zur Bildung der großen Koalition. Otto Braun wurde M nisterpräsident. An seine Seite traten: Zehnhoff, Severing, v. Richter, Wendorff, Siering. Bölitz, Hirtsiefer. Die furchtbare Finanzlage des Reiches führte im Reichsverband der deutschen Industrie zum Vorschlage einer „Krediihilse", an die sich gewisse Bedingungen knüpfien. Von anderer Seite wurde der weilt! agende Plan einer Entsmenlichung der dauernd mit Milliardendifiziten arbeitenden Eisenbahnen in die Öffentlich¬ keit geworfen. Am 18 November errechnete man im Reichsrat das D fizit im Reichshaushalt für 1921 eus 16! Milliarden. In j nen Tagen erschien die Neparaiioi skommiision der Entente in Bellin, die sich von der Zahlungsfähigkeit resp. Unfähigkeit Dculschlai dö an Ort Ul>d Stelle ein Bild marier wollte. Sie kam zu dem Ergebnis, daß Deutschland sehr wohl die Januar- und Fevruar- rate bezahlen könne. Eine gewisse Sensation machte Anfang Dezember die plötzliche Reise des bekannien Gioßindustriellen similes nach London. Ihm folgte huta darauf Raihenau. Das Ergebnis des Berichts, den Naihenau Heim Wirth gab, sowie die Ablehnung des deutschen Verlangens nach einer Anleihe durch die Londoner City war. bat die Reichsregierung am 14. Dezember ihre Unfähigkeit erklärte, die weiteren Zahlungstermine eiiizichirlten. und um einen Zahlmgs- aufschub bat. Die Antwort der Reparationskommission bestand in drei Rückfragen, von denen die wichtigste die noch den „Garantien'' war. die Dewscbiand stellen könne. Hier war die Drohung mit einer Finanzkonirolle ü I-r Türkei deutlich genug angeschlagen. So endete das Jahr mit einem äußerst trüben, gefahr¬ drohenden Ausblick in die nächste Zittufut. Die wahnsinnige Rcparationspoliiik holte besonders nach Abzahlung der erste» Goldmilliarde durch Deutschland zu einer katastrophalen Eiitweitung der Mark geführt. Die Teuerung slug phantastisch. Aber die Zahl der Arbeit?Wien nahm in Deutschland ab, freilich nur, um in England desto mehr anzusteigen, was die Stimmung gegen das Reich natürlich nicht verbesserte. Eine Preis- renolution folgte der andern und in ihrem Gefolge erschienen E höhungen der Gehälter. Löhne, Tarife und Versicherungksätze sowie Teuerungskrawalle, die ihrer¬ seits wieder zu Lürmszenen in den Parlamenten sühnen. Die tiefe Erkrankung unserer gesellschaftlichen Zustände kam auch in diesem Jahre durch politische Morde zum Ausdruck, denen am 10. Juni der „unabhängige" Abgeordnete Gauls in München, und am 26. Auguü Mathias Erzberger bei Griesdoch im L>chwar-.wald zum Opfer fielen. Auch die Ermordung Talaal P ischas am 15 März in Berlin sei in diesem Zusammenhange erwähnt. Das Reichsgericht in Leipzig war im Mai und Juni die Satte, wo auf Befehl der Entente die Kriegsbeschilldlgten- Prozesse stattfanden. Im Dezember wurde am gleiche» Orte der Proceß gegen die „Führer" im Kapp-Pulses. Jagow. Wangenheim und Schiele g> führt. Der Prozeß endete mit einer Verurteilung Jagowö zu fünf Jahren Festung. Mit Amerika kam es endlich am 26. August zum Abschluß des Friedens, der die Möglichkeit normaler Verhältnisse zwischen beiden Ländern in Aussicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/413>, abgerufen am 27.09.2024.