Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.Mcltspiegel dafür, der Minister aber, derselbe, der das Wiesbadener Abkommen abgeschlossen Zu registrieren bleibt nur. bevor die letzten, im Gesamtzusammenhang zu Daß die Russen auf solche Bedingungen eingehen, ist nicht wahrscheinlich? Mcltspiegel dafür, der Minister aber, derselbe, der das Wiesbadener Abkommen abgeschlossen Zu registrieren bleibt nur. bevor die letzten, im Gesamtzusammenhang zu Daß die Russen auf solche Bedingungen eingehen, ist nicht wahrscheinlich? <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0325" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339874"/> <fw type="header" place="top"> Mcltspiegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_1308" prev="#ID_1307"> dafür, der Minister aber, derselbe, der das Wiesbadener Abkommen abgeschlossen<lb/> hat, erklärt, es müsse noch eine zweite Abstimmung stattfinden, die Gewähr dafür<lb/> biete, daß sie auch wirklich unbeeinflußt vor sich gegangen sei. Zur selben Zeit<lb/> setzt, ohne Frage betrieben durch gewisse Vertreter der französischen Industrie, eine<lb/> wilde Propaganda gegen die deutschen Arbeiter ein. Gerade aber diese Un¬<lb/> gewißheit, dieses bloßen Stimmungsmomenten unterworfene Hin und Her macht<lb/> Bricinds Stellung ohne Frage schwierig, so daß er nach seiner Rückkehr entweder<lb/> eine schmetternde Drohrede, was alles geschehen wird, wenn Deutschland<lb/> am 15. Januar nicht zahlt, loslassen oder einem weiter rechts gerichteten<lb/> Kabinett, in welchem etwa Jonnert, Poincare. Tardieu, Barthou die Haupt-<lb/> Vertreter sein würden, Platz machen muß. Diese Entwicklung wird um so<lb/> wahrscheinlicher, als die Linksblockbewegung augenblicklich sichtlich noch nicht start<lb/> «einig ist, um der Kmnmermehrheit ihren Willen aufzudrängen und erst von den<lb/> Mißerfolgen eines ausgesprochenen Rechtskabinetts weiteren Zuwachs erwarten<lb/> tour. Hinzu kommt endlich, daß die scharfen Auseinandersetzungen mit England<lb/> über das Angoraabkommen Frankreich immer mehr vor die stritte Wahl stellen:<lb/> Orient oder Rhein. Der Ausfall der Wahl kann bei der gegenwärtigen Stimmung<lb/> nicht zweifelhaft sein. Die Denkschrift des Bundes britischer Industrieller zeigt<lb/> deutlich, wie hoch wir eine englische Unterstützung gegen eine unabhängig ge¬<lb/> wordene französische Rheinpolitik zu bezahlen hätten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1309"> Zu registrieren bleibt nur. bevor die letzten, im Gesamtzusammenhang zu<lb/> betrachtenden Nachrichten aus Washington vorliegen, die französische Antwort auf<lb/> das Angebot der Sowjetregicrung, die Vorkncgsschulden zu bezahlen. Sie be¬<lb/> handelt das Angebot zunächst lediglich als Manöver der Sowjets, ihre An¬<lb/> erkennung als Regierung durchzusetzen, und macht aus ihm einen Erfolg der<lb/> französischen Festigkeit. Auch jetzt wieder wird Gelegenheit genommen, die Eng¬<lb/> länder, die die Antwort übermitteln, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, daß eine<lb/> nähere, wenn auch nur wirtschaftliche Berührung mit den Sowjets gefährlich und<lb/> nutzlos und daß dies auch der von der amerikanischen Regierung mehrfach ver¬<lb/> tretene Standpunkt sei. Es wird ferner erinnert an den berühmten Urguart-<lb/> Bericht über die Unmöglichkeit, Handel mit Rußland zu treiben. Daraus ergibt<lb/> sich für die französische Regierung die feste Überzeugung, daß die Erneuerung<lb/> Rußlands abhängig ist „von der völligen und aufrichtigen Aufgabe der gemachten<lb/> Experimente, des bisher angewandten Systems und der Achtung der Grundsätze<lb/> des allgemein anerkannten Völkerrechts". Tschitscherin stelle die Anerkennung der<lb/> Schulden als eine Konzession hin, während sie doch das Bekenntnis zu einem<lb/> Grundsatz deS gemeinen Rechts sein müsse. Auch sei das Angebot der Sowjets<lb/> viel zu stark beschränkt und ziehe weder die Kriegsschulden, wie die Stadt-<lb/> cinleihen, noch die Anleihen von vor dem Kriege staatlich unterstützten Körperschaften,<lb/> deren Erbvermögen die Sowjets eingezogen hätten, noch die Entschädigungs¬<lb/> ansprüche privater Ausländer mit ein. Ferner stellt die französische Negierrüie;<lb/> zur Bedingung, daß in Rußland eine Regierung herrsche, die wirklich den Aus¬<lb/> druck des Volkswillcn darstelle, daß das Privateigentum, namentlich der Aus¬<lb/> länder, respektiert wird, daß endlich die Sowjets auf alle Auslandspropaganda<lb/> verzichten und dafür reale Garantien bieten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1310"> Daß die Russen auf solche Bedingungen eingehen, ist nicht wahrscheinlich?<lb/> man wird also noch weiterhin in der europäischen Politik mit dem ungeklärten<lb/><note type="byline"> Meneniiis</note> russischen Problem zu rechnen haben. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0325]
Mcltspiegel
dafür, der Minister aber, derselbe, der das Wiesbadener Abkommen abgeschlossen
hat, erklärt, es müsse noch eine zweite Abstimmung stattfinden, die Gewähr dafür
biete, daß sie auch wirklich unbeeinflußt vor sich gegangen sei. Zur selben Zeit
setzt, ohne Frage betrieben durch gewisse Vertreter der französischen Industrie, eine
wilde Propaganda gegen die deutschen Arbeiter ein. Gerade aber diese Un¬
gewißheit, dieses bloßen Stimmungsmomenten unterworfene Hin und Her macht
Bricinds Stellung ohne Frage schwierig, so daß er nach seiner Rückkehr entweder
eine schmetternde Drohrede, was alles geschehen wird, wenn Deutschland
am 15. Januar nicht zahlt, loslassen oder einem weiter rechts gerichteten
Kabinett, in welchem etwa Jonnert, Poincare. Tardieu, Barthou die Haupt-
Vertreter sein würden, Platz machen muß. Diese Entwicklung wird um so
wahrscheinlicher, als die Linksblockbewegung augenblicklich sichtlich noch nicht start
«einig ist, um der Kmnmermehrheit ihren Willen aufzudrängen und erst von den
Mißerfolgen eines ausgesprochenen Rechtskabinetts weiteren Zuwachs erwarten
tour. Hinzu kommt endlich, daß die scharfen Auseinandersetzungen mit England
über das Angoraabkommen Frankreich immer mehr vor die stritte Wahl stellen:
Orient oder Rhein. Der Ausfall der Wahl kann bei der gegenwärtigen Stimmung
nicht zweifelhaft sein. Die Denkschrift des Bundes britischer Industrieller zeigt
deutlich, wie hoch wir eine englische Unterstützung gegen eine unabhängig ge¬
wordene französische Rheinpolitik zu bezahlen hätten.
Zu registrieren bleibt nur. bevor die letzten, im Gesamtzusammenhang zu
betrachtenden Nachrichten aus Washington vorliegen, die französische Antwort auf
das Angebot der Sowjetregicrung, die Vorkncgsschulden zu bezahlen. Sie be¬
handelt das Angebot zunächst lediglich als Manöver der Sowjets, ihre An¬
erkennung als Regierung durchzusetzen, und macht aus ihm einen Erfolg der
französischen Festigkeit. Auch jetzt wieder wird Gelegenheit genommen, die Eng¬
länder, die die Antwort übermitteln, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, daß eine
nähere, wenn auch nur wirtschaftliche Berührung mit den Sowjets gefährlich und
nutzlos und daß dies auch der von der amerikanischen Regierung mehrfach ver¬
tretene Standpunkt sei. Es wird ferner erinnert an den berühmten Urguart-
Bericht über die Unmöglichkeit, Handel mit Rußland zu treiben. Daraus ergibt
sich für die französische Regierung die feste Überzeugung, daß die Erneuerung
Rußlands abhängig ist „von der völligen und aufrichtigen Aufgabe der gemachten
Experimente, des bisher angewandten Systems und der Achtung der Grundsätze
des allgemein anerkannten Völkerrechts". Tschitscherin stelle die Anerkennung der
Schulden als eine Konzession hin, während sie doch das Bekenntnis zu einem
Grundsatz deS gemeinen Rechts sein müsse. Auch sei das Angebot der Sowjets
viel zu stark beschränkt und ziehe weder die Kriegsschulden, wie die Stadt-
cinleihen, noch die Anleihen von vor dem Kriege staatlich unterstützten Körperschaften,
deren Erbvermögen die Sowjets eingezogen hätten, noch die Entschädigungs¬
ansprüche privater Ausländer mit ein. Ferner stellt die französische Negierrüie;
zur Bedingung, daß in Rußland eine Regierung herrsche, die wirklich den Aus¬
druck des Volkswillcn darstelle, daß das Privateigentum, namentlich der Aus¬
länder, respektiert wird, daß endlich die Sowjets auf alle Auslandspropaganda
verzichten und dafür reale Garantien bieten.
Daß die Russen auf solche Bedingungen eingehen, ist nicht wahrscheinlich?
man wird also noch weiterhin in der europäischen Politik mit dem ungeklärten
Meneniiis russischen Problem zu rechnen haben.
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