Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.Hindenburg Hindenburg [Beginn Spaltensatz]
Ihn, der in Finsternissen,Zum 2. Oktober Wo Menschenmut zerbricht, Uns kühn emporgerissen Und uns geführt ins Licht, Ihn seh'n in dumpfen Tagen, Von Gram und Leid umdroht, Wir ernst und ruhig ragen Hoch über Schmach und Not. Und über all dem Treiben Der keifenden Partei'n, Soll er uns Führer bleiben Und wie ein Stern uns sein, [Spaltenumbruch] Laßt uns die Hände falten, Daß Gott erhalten mag Den Herrlichen, den Alten Bis neu erwacht der Tag. Daß auch in Knechtesblöße, Von Glück und Glanz entfernt, Sein Volk vor echter Größe Die Ehrfurcht nicht verlernt; Die Ehrfurcht, die da zügelt Die Kraft, die kühn und jung, Und weckt doch und beflügelt Edle Begeisterung, Daß nicht das Herz erschlaffe [Ende Spaltensatz]
Dem großen Vaterland, Daß sie uns wiederschaffe, Was Welten überwand. -- Paul Warncke Verantwortung für die Weltlage von John Firman Loar, Professor der Staatswissenschaften an der Universität Alberta Die Erkenntnis der Weltkatastrophe und ihres Zusammenhanges mit der systematischen Vernichtung Deutschlands durch die erzwungene Erfüllung des Versailler Vertrages nimmt auch in Amerika zu. In der "Weekly Review", einer Politischen Wochenschrift, die dem amerikanischen Außenminister nahesteht, hat soeben Professor Coar, der von einer Studienreise nach Europa zurückkehrte, in einer Reihe von Auf¬ sätzen begonnen, das Ergebnis seiner Studien der amerikanischen Öffentlichkeit mit¬ zuteilen. Es dürfte sich empfehlen, von diesen Veröffentlichungen auch in Deutschland Kenntnis zu nehmen, auch wenn man sich nicht mit allen seinen Feststellungen ein¬ verstanden erklären kann und der alte amerikanische Fehler, den schon Wilson gemacht hat, wiederholt wird, die innerpolitischen Verhältnisse des deutschen Volke" einseitig dar- umb unter eine absolute Kritik zu stellen. Die Betrachtungen ziehen aber auf der andern Seite sehr folgerichtige Schlüsse aus den Wilsonschen Grundsätzen selbst gegen das Gehen- lassen der Weltgeschehnisse seitens Amerikas. In dem Augenblick, wo die Erkenntnis der Verantwortung für die Weltlage in Amerika durchbricht, dürfte auch das Schein- recht des Versailler Vertrages, dieser Dauerstörung der Weltlage, zusammenbrechen. Die Schriftleitung Hindenburg Hindenburg [Beginn Spaltensatz]
Ihn, der in Finsternissen,Zum 2. Oktober Wo Menschenmut zerbricht, Uns kühn emporgerissen Und uns geführt ins Licht, Ihn seh'n in dumpfen Tagen, Von Gram und Leid umdroht, Wir ernst und ruhig ragen Hoch über Schmach und Not. Und über all dem Treiben Der keifenden Partei'n, Soll er uns Führer bleiben Und wie ein Stern uns sein, [Spaltenumbruch] Laßt uns die Hände falten, Daß Gott erhalten mag Den Herrlichen, den Alten Bis neu erwacht der Tag. Daß auch in Knechtesblöße, Von Glück und Glanz entfernt, Sein Volk vor echter Größe Die Ehrfurcht nicht verlernt; Die Ehrfurcht, die da zügelt Die Kraft, die kühn und jung, Und weckt doch und beflügelt Edle Begeisterung, Daß nicht das Herz erschlaffe [Ende Spaltensatz]
Dem großen Vaterland, Daß sie uns wiederschaffe, Was Welten überwand. — Paul Warncke Verantwortung für die Weltlage von John Firman Loar, Professor der Staatswissenschaften an der Universität Alberta Die Erkenntnis der Weltkatastrophe und ihres Zusammenhanges mit der systematischen Vernichtung Deutschlands durch die erzwungene Erfüllung des Versailler Vertrages nimmt auch in Amerika zu. In der „Weekly Review", einer Politischen Wochenschrift, die dem amerikanischen Außenminister nahesteht, hat soeben Professor Coar, der von einer Studienreise nach Europa zurückkehrte, in einer Reihe von Auf¬ sätzen begonnen, das Ergebnis seiner Studien der amerikanischen Öffentlichkeit mit¬ zuteilen. Es dürfte sich empfehlen, von diesen Veröffentlichungen auch in Deutschland Kenntnis zu nehmen, auch wenn man sich nicht mit allen seinen Feststellungen ein¬ verstanden erklären kann und der alte amerikanische Fehler, den schon Wilson gemacht hat, wiederholt wird, die innerpolitischen Verhältnisse des deutschen Volke» einseitig dar- umb unter eine absolute Kritik zu stellen. Die Betrachtungen ziehen aber auf der andern Seite sehr folgerichtige Schlüsse aus den Wilsonschen Grundsätzen selbst gegen das Gehen- lassen der Weltgeschehnisse seitens Amerikas. In dem Augenblick, wo die Erkenntnis der Verantwortung für die Weltlage in Amerika durchbricht, dürfte auch das Schein- recht des Versailler Vertrages, dieser Dauerstörung der Weltlage, zusammenbrechen. Die Schriftleitung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0013" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339562"/> <fw type="header" place="top"> Hindenburg</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_1" type="poem"> <head> Hindenburg<lb/> Zum 2. Oktober</head> <l><cb type="start"/> Ihn, der in Finsternissen,<lb/> Wo Menschenmut zerbricht,<lb/> Uns kühn emporgerissen<lb/> Und uns geführt ins Licht, Ihn seh'n in dumpfen Tagen,<lb/> Von Gram und Leid umdroht,<lb/> Wir ernst und ruhig ragen<lb/> Hoch über Schmach und Not. Und über all dem Treiben<lb/> Der keifenden Partei'n,<lb/> Soll er uns Führer bleiben<lb/> Und wie ein Stern uns sein, <cb/> Laßt uns die Hände falten,<lb/> Daß Gott erhalten mag<lb/> Den Herrlichen, den Alten<lb/> Bis neu erwacht der Tag. </l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_2" type="poem" next="#POEMID_3"> <l> Daß auch in Knechtesblöße,<lb/> Von Glück und Glanz entfernt,<lb/> Sein Volk vor echter Größe<lb/> Die Ehrfurcht nicht verlernt;</l> </lg> <lg xml:id="POEMID_3" prev="#POEMID_2" type="poem" next="#POEMID_4"> <l> Die Ehrfurcht, die da zügelt<lb/> Die Kraft, die kühn und jung,<lb/> Und weckt doch und beflügelt<lb/> Edle Begeisterung,</l> </lg> <lg xml:id="POEMID_4" prev="#POEMID_3" type="poem"> <l> Daß nicht das Herz erschlaffe<lb/> Dem großen Vaterland,<lb/> Daß sie uns wiederschaffe,<lb/> Was Welten überwand. —</l> </lg> <cb type="end"/><lb/> <note type="byline"> Paul Warncke</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Verantwortung für die Weltlage<lb/><note type="byline"> von John Firman Loar,<lb/> Professor der Staatswissenschaften an der Universität Alberta </note> </head><lb/> <note type="argument"> Die Erkenntnis der Weltkatastrophe und ihres Zusammenhanges mit der<lb/> systematischen Vernichtung Deutschlands durch die erzwungene Erfüllung des Versailler<lb/> Vertrages nimmt auch in Amerika zu. In der „Weekly Review", einer Politischen<lb/> Wochenschrift, die dem amerikanischen Außenminister nahesteht, hat soeben Professor<lb/> Coar, der von einer Studienreise nach Europa zurückkehrte, in einer Reihe von Auf¬<lb/> sätzen begonnen, das Ergebnis seiner Studien der amerikanischen Öffentlichkeit mit¬<lb/> zuteilen. Es dürfte sich empfehlen, von diesen Veröffentlichungen auch in Deutschland<lb/> Kenntnis zu nehmen, auch wenn man sich nicht mit allen seinen Feststellungen ein¬<lb/> verstanden erklären kann und der alte amerikanische Fehler, den schon Wilson gemacht<lb/> hat, wiederholt wird, die innerpolitischen Verhältnisse des deutschen Volke» einseitig dar-<lb/> umb unter eine absolute Kritik zu stellen. Die Betrachtungen ziehen aber auf der andern<lb/> Seite sehr folgerichtige Schlüsse aus den Wilsonschen Grundsätzen selbst gegen das Gehen-<lb/> lassen der Weltgeschehnisse seitens Amerikas. In dem Augenblick, wo die Erkenntnis<lb/> der Verantwortung für die Weltlage in Amerika durchbricht, dürfte auch das Schein-<lb/> recht des Versailler Vertrages, dieser Dauerstörung der Weltlage, zusammenbrechen.</note><lb/> <note type="byline"> Die Schriftleitung</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
Hindenburg
Hindenburg
Zum 2. Oktober
Ihn, der in Finsternissen,
Wo Menschenmut zerbricht,
Uns kühn emporgerissen
Und uns geführt ins Licht, Ihn seh'n in dumpfen Tagen,
Von Gram und Leid umdroht,
Wir ernst und ruhig ragen
Hoch über Schmach und Not. Und über all dem Treiben
Der keifenden Partei'n,
Soll er uns Führer bleiben
Und wie ein Stern uns sein,
Laßt uns die Hände falten,
Daß Gott erhalten mag
Den Herrlichen, den Alten
Bis neu erwacht der Tag.
Daß auch in Knechtesblöße,
Von Glück und Glanz entfernt,
Sein Volk vor echter Größe
Die Ehrfurcht nicht verlernt;
Die Ehrfurcht, die da zügelt
Die Kraft, die kühn und jung,
Und weckt doch und beflügelt
Edle Begeisterung,
Daß nicht das Herz erschlaffe
Dem großen Vaterland,
Daß sie uns wiederschaffe,
Was Welten überwand. —
Paul Warncke
Verantwortung für die Weltlage
von John Firman Loar,
Professor der Staatswissenschaften an der Universität Alberta
Die Erkenntnis der Weltkatastrophe und ihres Zusammenhanges mit der
systematischen Vernichtung Deutschlands durch die erzwungene Erfüllung des Versailler
Vertrages nimmt auch in Amerika zu. In der „Weekly Review", einer Politischen
Wochenschrift, die dem amerikanischen Außenminister nahesteht, hat soeben Professor
Coar, der von einer Studienreise nach Europa zurückkehrte, in einer Reihe von Auf¬
sätzen begonnen, das Ergebnis seiner Studien der amerikanischen Öffentlichkeit mit¬
zuteilen. Es dürfte sich empfehlen, von diesen Veröffentlichungen auch in Deutschland
Kenntnis zu nehmen, auch wenn man sich nicht mit allen seinen Feststellungen ein¬
verstanden erklären kann und der alte amerikanische Fehler, den schon Wilson gemacht
hat, wiederholt wird, die innerpolitischen Verhältnisse des deutschen Volke» einseitig dar-
umb unter eine absolute Kritik zu stellen. Die Betrachtungen ziehen aber auf der andern
Seite sehr folgerichtige Schlüsse aus den Wilsonschen Grundsätzen selbst gegen das Gehen-
lassen der Weltgeschehnisse seitens Amerikas. In dem Augenblick, wo die Erkenntnis
der Verantwortung für die Weltlage in Amerika durchbricht, dürfte auch das Schein-
recht des Versailler Vertrages, dieser Dauerstörung der Weltlage, zusammenbrechen.
Die Schriftleitung
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