Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.Altes und monch l^ver Ehrhardt betritt den Saal: seine Offiziere! In schlechtesten Feldgrau, wie Ehrhardt spricht. schlicht, kurz und zum Schluß: "Ich liebe mein Vater¬ Mit klingendem Spiel, die Kriegsflagge vor, mit hartem Tritt und selbst- 2000 Draufgänger: Jugend, Schwung und Panzerfaust. 2000 Soldaten: Keine Diplomaten, keine Politiker. 2000 Männer: Die Republik kracht. Eine Persönlichkeit: Tausende jauchzen, wüten, zittern! Wir schworen nicht. . . eidbrüchig sind wir nicht! Die politischen Voraussetzungen des Putsches erweisen sich als falsch, die Kapps Politik mißlingt. So schreibt ein Brigadeoffizier in sein Tagebuch: "Ach du lieber deutscher Was haben wir mit einer feigen Bourgeoisie gemein, wir Ehrhardtleute? Ehrhardt soll die Reichsbank stürmen: "Bin ich ein Räuberhauptmann?!" Mit klingendem Spiel, die Kriegsflagge vor, mit hartem Tritt und selbst¬ Im Lager Döberitz: Verstärkung auf fünftausend Mann. Geheimbefehl Altes und monch l^ver Ehrhardt betritt den Saal: seine Offiziere! In schlechtesten Feldgrau, wie Ehrhardt spricht. schlicht, kurz und zum Schluß: „Ich liebe mein Vater¬ Mit klingendem Spiel, die Kriegsflagge vor, mit hartem Tritt und selbst- 2000 Draufgänger: Jugend, Schwung und Panzerfaust. 2000 Soldaten: Keine Diplomaten, keine Politiker. 2000 Männer: Die Republik kracht. Eine Persönlichkeit: Tausende jauchzen, wüten, zittern! Wir schworen nicht. . . eidbrüchig sind wir nicht! Die politischen Voraussetzungen des Putsches erweisen sich als falsch, die Kapps Politik mißlingt. So schreibt ein Brigadeoffizier in sein Tagebuch: „Ach du lieber deutscher Was haben wir mit einer feigen Bourgeoisie gemein, wir Ehrhardtleute? Ehrhardt soll die Reichsbank stürmen: „Bin ich ein Räuberhauptmann?!" Mit klingendem Spiel, die Kriegsflagge vor, mit hartem Tritt und selbst¬ Im Lager Döberitz: Verstärkung auf fünftausend Mann. Geheimbefehl <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0119" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339668"/> <fw type="header" place="top"> Altes und monch l^ver</fw><lb/> <p xml:id="ID_472"> Ehrhardt betritt den Saal: seine Offiziere! In schlechtesten Feldgrau, wie<lb/> die Mannschaft. Sind wir Paradcoffiziere?! Bah — haben unsere Idee, brauchen<lb/> den Krimskram nicht! Nur die straffgereckten Gestalten, die klugen Züge und<lb/> klaren Augen zeigen, daß hier Führer sind, nicht solche von Achselstücken Gnaden.</p><lb/> <p xml:id="ID_473"> Ehrhardt spricht. schlicht, kurz und zum Schluß: „Ich liebe mein Vater¬<lb/> land. Ich wäg's!"</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_5" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_474"> Mit klingendem Spiel, die Kriegsflagge vor, mit hartem Tritt und selbst-<lb/> bewußt: so geht's durchs Brandenburger Tor.</p><lb/> <list> <item> 2000 Draufgänger: Jugend, Schwung und Panzerfaust.</item> <item> 2000 Soldaten: Keine Diplomaten, keine Politiker.</item> <item> 2000 Männer: Die Republik kracht.</item> <item> Eine Persönlichkeit: Tausende jauchzen, wüten, zittern!</item> </list><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_475"> Wir schworen nicht. . . eidbrüchig sind wir nicht!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_476"> Die politischen Voraussetzungen des Putsches erweisen sich als falsch, die<lb/> Ausführung als undurchdacht, und die Ziele als unklar dargestellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_477"> Kapps Politik mißlingt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_478"> So schreibt ein Brigadeoffizier in sein Tagebuch: „Ach du lieber deutscher<lb/> Zipfelhaubenbürger!" Ich kenne ein altes Lied:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_6" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_479"> Was haben wir mit einer feigen Bourgeoisie gemein, wir Ehrhardtleute?<lb/> Sind stolz uns unserer Einsamkeit bewußt. Wir sind wir!"</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_480"> Ehrhardt soll die Reichsbank stürmen: „Bin ich ein Räuberhauptmann?!"<lb/> Lüttwitz' hohe Offiziere fallen ab.<lb/> Der Pulses mißlingt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_481"> Mit klingendem Spiel, die Kriegsflagge vor, mit hartem Tritt und selbst¬<lb/> bewußt: Zurück durchs Brandenburger Tor:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_482" next="#ID_483"> Im Lager Döberitz: Verstärkung auf fünftausend Mann. Geheimbefehl<lb/> der Regierung: Ehrhardt nicht.verhaften! Wer rührt uns Ehrhardt an? — Vorm</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0119]
Altes und monch l^ver
Ehrhardt betritt den Saal: seine Offiziere! In schlechtesten Feldgrau, wie
die Mannschaft. Sind wir Paradcoffiziere?! Bah — haben unsere Idee, brauchen
den Krimskram nicht! Nur die straffgereckten Gestalten, die klugen Züge und
klaren Augen zeigen, daß hier Führer sind, nicht solche von Achselstücken Gnaden.
Ehrhardt spricht. schlicht, kurz und zum Schluß: „Ich liebe mein Vater¬
land. Ich wäg's!"
Mit klingendem Spiel, die Kriegsflagge vor, mit hartem Tritt und selbst-
bewußt: so geht's durchs Brandenburger Tor.
2000 Draufgänger: Jugend, Schwung und Panzerfaust.
2000 Soldaten: Keine Diplomaten, keine Politiker.
2000 Männer: Die Republik kracht.
Eine Persönlichkeit: Tausende jauchzen, wüten, zittern!
Wir schworen nicht. . . eidbrüchig sind wir nicht!
Die politischen Voraussetzungen des Putsches erweisen sich als falsch, die
Ausführung als undurchdacht, und die Ziele als unklar dargestellt.
Kapps Politik mißlingt.
So schreibt ein Brigadeoffizier in sein Tagebuch: „Ach du lieber deutscher
Zipfelhaubenbürger!" Ich kenne ein altes Lied:
Was haben wir mit einer feigen Bourgeoisie gemein, wir Ehrhardtleute?
Sind stolz uns unserer Einsamkeit bewußt. Wir sind wir!"
Ehrhardt soll die Reichsbank stürmen: „Bin ich ein Räuberhauptmann?!"
Lüttwitz' hohe Offiziere fallen ab.
Der Pulses mißlingt.
Mit klingendem Spiel, die Kriegsflagge vor, mit hartem Tritt und selbst¬
bewußt: Zurück durchs Brandenburger Tor:
Im Lager Döberitz: Verstärkung auf fünftausend Mann. Geheimbefehl
der Regierung: Ehrhardt nicht.verhaften! Wer rührt uns Ehrhardt an? — Vorm
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |