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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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sich in Schwäche freiwillig der fremden Ideologie derer, denen wir "so unheim¬
lich erschienen, bis wir ihnen als kümmerliche Nachäffer ihrer selbst gegen¬
übertraten, wo wir ihnen dann verächtlich wurden". Nun sind wir in tiefster
Not, aber wir spüren den Atem der Befreiung. Sind wir als Partei fähig,
die Keimzelle völkisch-nationaler Erneuerung zu werden?

Wir sind es nach den vier Bestandteilen unserer Gedankenwelt, aus denen
die Gründer unserer Partei mit großem und kühnem Griff sie zusammenballten..
Als Konservative erhalten wir den Zusammenhang des Lebenswerten, sehen
wir in allen Gaben Aufgaben, teilen wir die heldisch-adlige Lebensauffassung,
nach der wir nicht dazu da sind, glücklich zu sein, sondern unsere Pflicht zu tun..
Als völkische Menschen stecken wir uns das äußere Ziel des gesamtdeutschen
nationalen Bundesstaats und das innere Ziel der Reinhaltung unseres Volks-
tums. Der Antisemitismus hat das Verdienst, den in den Deutschen so schwa¬
chen völkischen Instinkt geweckt zu haben. Das fremde Volkstum der Juden
werden wir ehren, ihm aber keinen Anteil an der Herrschaft geben. Wir leugnen
nicht, daß einzelne Juden mit ehrlichem Eindcutschungswillen von unserem Volkstum
wirklich aufgesogen werden können, aber die Mehrzahl der Juden wird ihrer
Geschichte nach zum natürlichen Gegner des Gedankens des Volkstums, zum
Agitator der Massenwerdung, des Kapitals, der Demokratie. Der Kampf gegen
das Judentum ist nur ein kleines Stück des Kampfes um die Seele unseres
Volkes überhaupt. Es ist im wesentlichen eine seelische Frage. Die Judenfrage
ist gelöst, wenn sie jeder deutsche Mann und jede deutsche Frau für sich selber
löst. Zu dieser seelische" Immunität gehört beim Einzelnen eine wahrhafte Ein¬
heit von Deutschtum und Christentum, eine wahrhaft religiöse und soziale
Einstellung. Es gibt eine Gemeinbürgschaft des Volkes für die Wertentwicklung
jedes Gliedes, und da die Jndustriearbeiterschaft am meisten von der Massen-
werdung bedroht ist, muß ihr die größte Sorgfalt gelten, diese dadurch zu ver¬
hüten, daß man ihr Freude an der Arbeit, Anteil am Gewinn, Boden und Boden¬
ständigkeit gibt. Nicht die vielberufene Mauserung der Sozialdemokratie, sondern
nur die christlich-nationale Arbeiterbewegung wird dazu führen. Dem marxisti¬
schen Klassenkampf muß der durchgedachte Gedanke ständisch-korporativer Gliede¬
rung entgegengesetzt werden. Er ist im guten Sinne liberal, denn er schützt
die ethische Persönlichkeit und nutzt sie als Träger ständisch-körperschaftlicher
Selbstorganisation und Selbstverwaltung. Verkörpert ist diese Verbindung des
Konservatismus und des echten Liberalismus in der erhabenen Persönlichkeit
des Reichsfreiherrn vom Stein.
'

Letzten Endes ist die sottises-nationale Erneuerung eine Frage iier
Persönlichkeiten, nicht der Organisation, und eine Frucht des Segens,, der
von guten, warmherzigen und aufrechten Menschen als lebendigen Erneuerungs¬
zentren ausgeht.

Wie im vorjährigen Bericht nach Ritter, muß ich auch diesmal nach Brun-
städ bekennen: "Gerade hier, wo ihr in der Aufnahme neuer Gedanken am meisten
zugemutet wurde, wo alte Urteile und Vorurteile am stärksten zu überwinden
waren, ging diese Versammlung von Vertretern der Partei aus dem ganzen Reiche
am willigsten mit. Hier hatte man wieder das Gefühl einer gewaltigen, hin¬
reißenden zukuufts- und siegessicheren Volksbewegung."

Fiel aber die Tagung von Hannover in verhältnismäßig ruhige Zeiten, so stand
die Partei in München und so steht sie jetzt in starker Geschlossenheit inmitten einer
der Krisen des Reichs, die seit dem Juli 1917 den geschwächten Körper unseres
Volkes immer wieder durchrasen. Wieder wie nach den Kapp-Tagen, stehen die
Deutschnationalen mitten in der Schußlinie, aus der sich die Deutsche Volkspartei
zweifellos in taktischer Berechnung zurückgezogen und distanziert hat. Sie werden
sich nicht nur sagen können: Viel Feind', viel Ehr', sondern sie werden kühnsten
Mut mit kühlster Ruhe und Überlegung zu paaren haben. Das Geschenk Mün-
chens für diesen Kampf kann der Partei sein: Vertrauen zur Führung und Ver¬
trauen in die letzten Endes allein siegreiche Kraft großer und tragender Ideen.


Prof. Acirl Pflug, M. d. L.
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sich in Schwäche freiwillig der fremden Ideologie derer, denen wir „so unheim¬
lich erschienen, bis wir ihnen als kümmerliche Nachäffer ihrer selbst gegen¬
übertraten, wo wir ihnen dann verächtlich wurden". Nun sind wir in tiefster
Not, aber wir spüren den Atem der Befreiung. Sind wir als Partei fähig,
die Keimzelle völkisch-nationaler Erneuerung zu werden?

Wir sind es nach den vier Bestandteilen unserer Gedankenwelt, aus denen
die Gründer unserer Partei mit großem und kühnem Griff sie zusammenballten..
Als Konservative erhalten wir den Zusammenhang des Lebenswerten, sehen
wir in allen Gaben Aufgaben, teilen wir die heldisch-adlige Lebensauffassung,
nach der wir nicht dazu da sind, glücklich zu sein, sondern unsere Pflicht zu tun..
Als völkische Menschen stecken wir uns das äußere Ziel des gesamtdeutschen
nationalen Bundesstaats und das innere Ziel der Reinhaltung unseres Volks-
tums. Der Antisemitismus hat das Verdienst, den in den Deutschen so schwa¬
chen völkischen Instinkt geweckt zu haben. Das fremde Volkstum der Juden
werden wir ehren, ihm aber keinen Anteil an der Herrschaft geben. Wir leugnen
nicht, daß einzelne Juden mit ehrlichem Eindcutschungswillen von unserem Volkstum
wirklich aufgesogen werden können, aber die Mehrzahl der Juden wird ihrer
Geschichte nach zum natürlichen Gegner des Gedankens des Volkstums, zum
Agitator der Massenwerdung, des Kapitals, der Demokratie. Der Kampf gegen
das Judentum ist nur ein kleines Stück des Kampfes um die Seele unseres
Volkes überhaupt. Es ist im wesentlichen eine seelische Frage. Die Judenfrage
ist gelöst, wenn sie jeder deutsche Mann und jede deutsche Frau für sich selber
löst. Zu dieser seelische» Immunität gehört beim Einzelnen eine wahrhafte Ein¬
heit von Deutschtum und Christentum, eine wahrhaft religiöse und soziale
Einstellung. Es gibt eine Gemeinbürgschaft des Volkes für die Wertentwicklung
jedes Gliedes, und da die Jndustriearbeiterschaft am meisten von der Massen-
werdung bedroht ist, muß ihr die größte Sorgfalt gelten, diese dadurch zu ver¬
hüten, daß man ihr Freude an der Arbeit, Anteil am Gewinn, Boden und Boden¬
ständigkeit gibt. Nicht die vielberufene Mauserung der Sozialdemokratie, sondern
nur die christlich-nationale Arbeiterbewegung wird dazu führen. Dem marxisti¬
schen Klassenkampf muß der durchgedachte Gedanke ständisch-korporativer Gliede¬
rung entgegengesetzt werden. Er ist im guten Sinne liberal, denn er schützt
die ethische Persönlichkeit und nutzt sie als Träger ständisch-körperschaftlicher
Selbstorganisation und Selbstverwaltung. Verkörpert ist diese Verbindung des
Konservatismus und des echten Liberalismus in der erhabenen Persönlichkeit
des Reichsfreiherrn vom Stein.
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Letzten Endes ist die sottises-nationale Erneuerung eine Frage iier
Persönlichkeiten, nicht der Organisation, und eine Frucht des Segens,, der
von guten, warmherzigen und aufrechten Menschen als lebendigen Erneuerungs¬
zentren ausgeht.

Wie im vorjährigen Bericht nach Ritter, muß ich auch diesmal nach Brun-
städ bekennen: „Gerade hier, wo ihr in der Aufnahme neuer Gedanken am meisten
zugemutet wurde, wo alte Urteile und Vorurteile am stärksten zu überwinden
waren, ging diese Versammlung von Vertretern der Partei aus dem ganzen Reiche
am willigsten mit. Hier hatte man wieder das Gefühl einer gewaltigen, hin¬
reißenden zukuufts- und siegessicheren Volksbewegung."

Fiel aber die Tagung von Hannover in verhältnismäßig ruhige Zeiten, so stand
die Partei in München und so steht sie jetzt in starker Geschlossenheit inmitten einer
der Krisen des Reichs, die seit dem Juli 1917 den geschwächten Körper unseres
Volkes immer wieder durchrasen. Wieder wie nach den Kapp-Tagen, stehen die
Deutschnationalen mitten in der Schußlinie, aus der sich die Deutsche Volkspartei
zweifellos in taktischer Berechnung zurückgezogen und distanziert hat. Sie werden
sich nicht nur sagen können: Viel Feind', viel Ehr', sondern sie werden kühnsten
Mut mit kühlster Ruhe und Überlegung zu paaren haben. Das Geschenk Mün-
chens für diesen Kampf kann der Partei sein: Vertrauen zur Führung und Ver¬
trauen in die letzten Endes allein siegreiche Kraft großer und tragender Ideen.


Prof. Acirl Pflug, M. d. L.
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[0392] Reichssxicgel sich in Schwäche freiwillig der fremden Ideologie derer, denen wir „so unheim¬ lich erschienen, bis wir ihnen als kümmerliche Nachäffer ihrer selbst gegen¬ übertraten, wo wir ihnen dann verächtlich wurden". Nun sind wir in tiefster Not, aber wir spüren den Atem der Befreiung. Sind wir als Partei fähig, die Keimzelle völkisch-nationaler Erneuerung zu werden? Wir sind es nach den vier Bestandteilen unserer Gedankenwelt, aus denen die Gründer unserer Partei mit großem und kühnem Griff sie zusammenballten.. Als Konservative erhalten wir den Zusammenhang des Lebenswerten, sehen wir in allen Gaben Aufgaben, teilen wir die heldisch-adlige Lebensauffassung, nach der wir nicht dazu da sind, glücklich zu sein, sondern unsere Pflicht zu tun.. Als völkische Menschen stecken wir uns das äußere Ziel des gesamtdeutschen nationalen Bundesstaats und das innere Ziel der Reinhaltung unseres Volks- tums. Der Antisemitismus hat das Verdienst, den in den Deutschen so schwa¬ chen völkischen Instinkt geweckt zu haben. Das fremde Volkstum der Juden werden wir ehren, ihm aber keinen Anteil an der Herrschaft geben. Wir leugnen nicht, daß einzelne Juden mit ehrlichem Eindcutschungswillen von unserem Volkstum wirklich aufgesogen werden können, aber die Mehrzahl der Juden wird ihrer Geschichte nach zum natürlichen Gegner des Gedankens des Volkstums, zum Agitator der Massenwerdung, des Kapitals, der Demokratie. Der Kampf gegen das Judentum ist nur ein kleines Stück des Kampfes um die Seele unseres Volkes überhaupt. Es ist im wesentlichen eine seelische Frage. Die Judenfrage ist gelöst, wenn sie jeder deutsche Mann und jede deutsche Frau für sich selber löst. Zu dieser seelische» Immunität gehört beim Einzelnen eine wahrhafte Ein¬ heit von Deutschtum und Christentum, eine wahrhaft religiöse und soziale Einstellung. Es gibt eine Gemeinbürgschaft des Volkes für die Wertentwicklung jedes Gliedes, und da die Jndustriearbeiterschaft am meisten von der Massen- werdung bedroht ist, muß ihr die größte Sorgfalt gelten, diese dadurch zu ver¬ hüten, daß man ihr Freude an der Arbeit, Anteil am Gewinn, Boden und Boden¬ ständigkeit gibt. Nicht die vielberufene Mauserung der Sozialdemokratie, sondern nur die christlich-nationale Arbeiterbewegung wird dazu führen. Dem marxisti¬ schen Klassenkampf muß der durchgedachte Gedanke ständisch-korporativer Gliede¬ rung entgegengesetzt werden. Er ist im guten Sinne liberal, denn er schützt die ethische Persönlichkeit und nutzt sie als Träger ständisch-körperschaftlicher Selbstorganisation und Selbstverwaltung. Verkörpert ist diese Verbindung des Konservatismus und des echten Liberalismus in der erhabenen Persönlichkeit des Reichsfreiherrn vom Stein. ' Letzten Endes ist die sottises-nationale Erneuerung eine Frage iier Persönlichkeiten, nicht der Organisation, und eine Frucht des Segens,, der von guten, warmherzigen und aufrechten Menschen als lebendigen Erneuerungs¬ zentren ausgeht. Wie im vorjährigen Bericht nach Ritter, muß ich auch diesmal nach Brun- städ bekennen: „Gerade hier, wo ihr in der Aufnahme neuer Gedanken am meisten zugemutet wurde, wo alte Urteile und Vorurteile am stärksten zu überwinden waren, ging diese Versammlung von Vertretern der Partei aus dem ganzen Reiche am willigsten mit. Hier hatte man wieder das Gefühl einer gewaltigen, hin¬ reißenden zukuufts- und siegessicheren Volksbewegung." Fiel aber die Tagung von Hannover in verhältnismäßig ruhige Zeiten, so stand die Partei in München und so steht sie jetzt in starker Geschlossenheit inmitten einer der Krisen des Reichs, die seit dem Juli 1917 den geschwächten Körper unseres Volkes immer wieder durchrasen. Wieder wie nach den Kapp-Tagen, stehen die Deutschnationalen mitten in der Schußlinie, aus der sich die Deutsche Volkspartei zweifellos in taktischer Berechnung zurückgezogen und distanziert hat. Sie werden sich nicht nur sagen können: Viel Feind', viel Ehr', sondern sie werden kühnsten Mut mit kühlster Ruhe und Überlegung zu paaren haben. Das Geschenk Mün- chens für diesen Kampf kann der Partei sein: Vertrauen zur Führung und Ver¬ trauen in die letzten Endes allein siegreiche Kraft großer und tragender Ideen. Prof. Acirl Pflug, M. d. L.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/392>, abgerufen am 24.07.2024.