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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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barn, noch heute die Fähigkeit und Neigung
besitzen, aus persönlichem Erleben heraus
Märchen zu dichten. Man gewahrt anschaulich
die verschiedene soziologische und geschichtliche
Struktur raumverwandter Völker. Frobenius
geht aber viel weiter. Er verwebt seine
Beobachtungen zu einer vollständigen Geschichts¬
oder Kulturphilosophie, der man Eigenart und-
Gedankenreichtum nicht absprechen kann, so
bizarr auch gelegentlich die Hcrübcrdeutung
der ethnologischen Eindrücke in eine allgemeine
Geschichte der menschlichen Kulturfvrmen an¬
mutet. Natürlich hat Spengler auch hier
zum unbefangenen Aussprechen persönlicher
Kulturphilosophcme angeregt, und so empfängt
unser Zeitalter der spezialistisch-überspczialisti-
schen Wcltdcutungsversuche hier das Welt¬
anschauungsbuch eines autodidaktcnForschungs-
reisenden, sicher eines, welches die Forschung
noch lange beschäftigen, aber stets auch die
Ablehnung mancher gewagten und gezwungenen
Schematisierung erfahren wird.

Govmeims Rassenlehre. Dargestellt von
Paul Kleinecke. Zweite Auflage. Fr.
Frommanns Verlag (H. Kurtz). Stuttgart.
1920. Preis drosch. M. 7. -, geb. M. 10.--.

Ein schlichtes, brauchbares und zuver¬
lässiges Referat über Govineau, das seine
Neuauflage nach fast zwanzig Jahren verdient.

Th. Lindner, Weltgeschichte, in 10 Bänden.
Erster Band: Altertum. I. G. Cottasche
Buchhandlung Nachfolger. Stuttgart und
Berlin. 1SS0.

Lindner ist ursprünglich vom Mittelalter
ausgegangen, hat sich dann in die neue Zeit
hinein ausgedehnt und eine Weltgeschichte von
der Völkerwanderung bis 1914 vollendet, der
jetzt aus dem Nachlaß ein erster Band, das
Altertum, vorangestellt wird. Lindners Stil
zeichnet sich durch flüssige und behende Ge¬
fälligkeit, weniger durch Tiefe aus.

Dr. Ulrich Karstedt, ?sx smericsna. Eine
historische Betrachtung am Wendepunkt der
europäischen Geschichte. Drei Masken-
Verlag G. in. b. H. München. Geheftet
M. 6.--.

Dem abgestumpften Gemüt des euro¬
päischen Zeitgenossen wird hier an dem Ver¬
gleich der Spätantike, der mörderischen ?sx
Komsna, in welcher sich die alte Welt ver¬

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blutete, geistvoll und echt geschichtlich das
tiefere Geschehen unserer Zeit gespiegelt.
Ein Untergang des Abendlandes, der dem
Politisch Nachdenkenden mehr bietet als
Spenglers Modebuch.

Prof. Dr. Julius Harsche?, Britisches und
römisches Weltreich. Eine sozialwissenschaft¬
liche Parallele. XXIV und 37t Seiten 8°.
1921. R. Oldenbourg, München und Ber¬
lin. Geh. M. 30.-, geb. M. 3S.--.

Wenn K.chrstedt die ?sx ^mericana, das
heißt den augenblicklichen Weltzustand, mit
der ?ax Komana vergleicht, so zieht der
Staatsrechtsgeschichtler Hatschek die oftge¬
hörte Parallele England--Rom in das Be¬
reich sozialwissenschaftlicher Methode herein.
Er untersucht, wie eine Herrennaiion mit
beschränktem Menschenmaterial es unter¬
nimmt, große Flächen zu beherrschen. Die
von den Briten angewandte Technik zeigt
in wesentlichen Punkten, namentlich im Aus¬
gangspunkte der Kolonisation, große Ähnlich¬
keiten mit der römischen Technik. Die Unter¬
schiede, deren hauptsächlichster in dem Gegen¬
satz zwischen römischem Synoikismus und
puritanischer Selbstverwaltung zu suchen ist,
gaben Veranlassung, das Problem von Welt¬
reichen überhaupt näher ins Auge zu fassen
und die Schranken, namentlich rechtlicher
und wirtschafthlicher Art aufzudecken, denen
solche Reiche unterworfen sind.

Carl Brinkmaml, Handbuch der Staaten¬
geschichte. Ausland. Abteilung I: Europa.
Vierter Abschnitt: England.
Vossische Buchhandlung, Verlag, Berlin
W. 62. 1921. Preis M. 8,75.

Der groß angelegte Plan der Vossischen
Handbücher beginnt, durch den Krieg leider
immer noch nachwirkend verzögert, sich jetzt
anscheinend doch zu verwirklichen. Die vor¬
liegende erste Lieferung- bedeutet einen An¬
fang. Es ist die Frage, ob bei solcher Zu¬
sammendrängung nicht unvermeidlich das
anschauliche Leben zu sehr ausgepreßt, die
Tatsachen zu stark ineinander gedrängt wer-
den. Soweit möglich, ist Brinkmann diesem
Übelstand begegnet. Die Stoffbeherrschung ist
nicht überall gleich abgeschlossen, doch ist
das Buch eine guten Einführung in die ge¬
schichtlichen Tatsachen, freilich damit noch kein

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barn, noch heute die Fähigkeit und Neigung
besitzen, aus persönlichem Erleben heraus
Märchen zu dichten. Man gewahrt anschaulich
die verschiedene soziologische und geschichtliche
Struktur raumverwandter Völker. Frobenius
geht aber viel weiter. Er verwebt seine
Beobachtungen zu einer vollständigen Geschichts¬
oder Kulturphilosophie, der man Eigenart und-
Gedankenreichtum nicht absprechen kann, so
bizarr auch gelegentlich die Hcrübcrdeutung
der ethnologischen Eindrücke in eine allgemeine
Geschichte der menschlichen Kulturfvrmen an¬
mutet. Natürlich hat Spengler auch hier
zum unbefangenen Aussprechen persönlicher
Kulturphilosophcme angeregt, und so empfängt
unser Zeitalter der spezialistisch-überspczialisti-
schen Wcltdcutungsversuche hier das Welt¬
anschauungsbuch eines autodidaktcnForschungs-
reisenden, sicher eines, welches die Forschung
noch lange beschäftigen, aber stets auch die
Ablehnung mancher gewagten und gezwungenen
Schematisierung erfahren wird.

Govmeims Rassenlehre. Dargestellt von
Paul Kleinecke. Zweite Auflage. Fr.
Frommanns Verlag (H. Kurtz). Stuttgart.
1920. Preis drosch. M. 7. -, geb. M. 10.—.

Ein schlichtes, brauchbares und zuver¬
lässiges Referat über Govineau, das seine
Neuauflage nach fast zwanzig Jahren verdient.

Th. Lindner, Weltgeschichte, in 10 Bänden.
Erster Band: Altertum. I. G. Cottasche
Buchhandlung Nachfolger. Stuttgart und
Berlin. 1SS0.

Lindner ist ursprünglich vom Mittelalter
ausgegangen, hat sich dann in die neue Zeit
hinein ausgedehnt und eine Weltgeschichte von
der Völkerwanderung bis 1914 vollendet, der
jetzt aus dem Nachlaß ein erster Band, das
Altertum, vorangestellt wird. Lindners Stil
zeichnet sich durch flüssige und behende Ge¬
fälligkeit, weniger durch Tiefe aus.

Dr. Ulrich Karstedt, ?sx smericsna. Eine
historische Betrachtung am Wendepunkt der
europäischen Geschichte. Drei Masken-
Verlag G. in. b. H. München. Geheftet
M. 6.—.

Dem abgestumpften Gemüt des euro¬
päischen Zeitgenossen wird hier an dem Ver¬
gleich der Spätantike, der mörderischen ?sx
Komsna, in welcher sich die alte Welt ver¬

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blutete, geistvoll und echt geschichtlich das
tiefere Geschehen unserer Zeit gespiegelt.
Ein Untergang des Abendlandes, der dem
Politisch Nachdenkenden mehr bietet als
Spenglers Modebuch.

Prof. Dr. Julius Harsche?, Britisches und
römisches Weltreich. Eine sozialwissenschaft¬
liche Parallele. XXIV und 37t Seiten 8°.
1921. R. Oldenbourg, München und Ber¬
lin. Geh. M. 30.-, geb. M. 3S.—.

Wenn K.chrstedt die ?sx ^mericana, das
heißt den augenblicklichen Weltzustand, mit
der ?ax Komana vergleicht, so zieht der
Staatsrechtsgeschichtler Hatschek die oftge¬
hörte Parallele England—Rom in das Be¬
reich sozialwissenschaftlicher Methode herein.
Er untersucht, wie eine Herrennaiion mit
beschränktem Menschenmaterial es unter¬
nimmt, große Flächen zu beherrschen. Die
von den Briten angewandte Technik zeigt
in wesentlichen Punkten, namentlich im Aus¬
gangspunkte der Kolonisation, große Ähnlich¬
keiten mit der römischen Technik. Die Unter¬
schiede, deren hauptsächlichster in dem Gegen¬
satz zwischen römischem Synoikismus und
puritanischer Selbstverwaltung zu suchen ist,
gaben Veranlassung, das Problem von Welt¬
reichen überhaupt näher ins Auge zu fassen
und die Schranken, namentlich rechtlicher
und wirtschafthlicher Art aufzudecken, denen
solche Reiche unterworfen sind.

Carl Brinkmaml, Handbuch der Staaten¬
geschichte. Ausland. Abteilung I: Europa.
Vierter Abschnitt: England.
Vossische Buchhandlung, Verlag, Berlin
W. 62. 1921. Preis M. 8,75.

Der groß angelegte Plan der Vossischen
Handbücher beginnt, durch den Krieg leider
immer noch nachwirkend verzögert, sich jetzt
anscheinend doch zu verwirklichen. Die vor¬
liegende erste Lieferung- bedeutet einen An¬
fang. Es ist die Frage, ob bei solcher Zu¬
sammendrängung nicht unvermeidlich das
anschauliche Leben zu sehr ausgepreßt, die
Tatsachen zu stark ineinander gedrängt wer-
den. Soweit möglich, ist Brinkmann diesem
Übelstand begegnet. Die Stoffbeherrschung ist
nicht überall gleich abgeschlossen, doch ist
das Buch eine guten Einführung in die ge¬
schichtlichen Tatsachen, freilich damit noch kein

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[0361] Bücherschau barn, noch heute die Fähigkeit und Neigung besitzen, aus persönlichem Erleben heraus Märchen zu dichten. Man gewahrt anschaulich die verschiedene soziologische und geschichtliche Struktur raumverwandter Völker. Frobenius geht aber viel weiter. Er verwebt seine Beobachtungen zu einer vollständigen Geschichts¬ oder Kulturphilosophie, der man Eigenart und- Gedankenreichtum nicht absprechen kann, so bizarr auch gelegentlich die Hcrübcrdeutung der ethnologischen Eindrücke in eine allgemeine Geschichte der menschlichen Kulturfvrmen an¬ mutet. Natürlich hat Spengler auch hier zum unbefangenen Aussprechen persönlicher Kulturphilosophcme angeregt, und so empfängt unser Zeitalter der spezialistisch-überspczialisti- schen Wcltdcutungsversuche hier das Welt¬ anschauungsbuch eines autodidaktcnForschungs- reisenden, sicher eines, welches die Forschung noch lange beschäftigen, aber stets auch die Ablehnung mancher gewagten und gezwungenen Schematisierung erfahren wird. Govmeims Rassenlehre. Dargestellt von Paul Kleinecke. Zweite Auflage. Fr. Frommanns Verlag (H. Kurtz). Stuttgart. 1920. Preis drosch. M. 7. -, geb. M. 10.—. Ein schlichtes, brauchbares und zuver¬ lässiges Referat über Govineau, das seine Neuauflage nach fast zwanzig Jahren verdient. Th. Lindner, Weltgeschichte, in 10 Bänden. Erster Band: Altertum. I. G. Cottasche Buchhandlung Nachfolger. Stuttgart und Berlin. 1SS0. Lindner ist ursprünglich vom Mittelalter ausgegangen, hat sich dann in die neue Zeit hinein ausgedehnt und eine Weltgeschichte von der Völkerwanderung bis 1914 vollendet, der jetzt aus dem Nachlaß ein erster Band, das Altertum, vorangestellt wird. Lindners Stil zeichnet sich durch flüssige und behende Ge¬ fälligkeit, weniger durch Tiefe aus. Dr. Ulrich Karstedt, ?sx smericsna. Eine historische Betrachtung am Wendepunkt der europäischen Geschichte. Drei Masken- Verlag G. in. b. H. München. Geheftet M. 6.—. Dem abgestumpften Gemüt des euro¬ päischen Zeitgenossen wird hier an dem Ver¬ gleich der Spätantike, der mörderischen ?sx Komsna, in welcher sich die alte Welt ver¬ blutete, geistvoll und echt geschichtlich das tiefere Geschehen unserer Zeit gespiegelt. Ein Untergang des Abendlandes, der dem Politisch Nachdenkenden mehr bietet als Spenglers Modebuch. Prof. Dr. Julius Harsche?, Britisches und römisches Weltreich. Eine sozialwissenschaft¬ liche Parallele. XXIV und 37t Seiten 8°. 1921. R. Oldenbourg, München und Ber¬ lin. Geh. M. 30.-, geb. M. 3S.—. Wenn K.chrstedt die ?sx ^mericana, das heißt den augenblicklichen Weltzustand, mit der ?ax Komana vergleicht, so zieht der Staatsrechtsgeschichtler Hatschek die oftge¬ hörte Parallele England—Rom in das Be¬ reich sozialwissenschaftlicher Methode herein. Er untersucht, wie eine Herrennaiion mit beschränktem Menschenmaterial es unter¬ nimmt, große Flächen zu beherrschen. Die von den Briten angewandte Technik zeigt in wesentlichen Punkten, namentlich im Aus¬ gangspunkte der Kolonisation, große Ähnlich¬ keiten mit der römischen Technik. Die Unter¬ schiede, deren hauptsächlichster in dem Gegen¬ satz zwischen römischem Synoikismus und puritanischer Selbstverwaltung zu suchen ist, gaben Veranlassung, das Problem von Welt¬ reichen überhaupt näher ins Auge zu fassen und die Schranken, namentlich rechtlicher und wirtschafthlicher Art aufzudecken, denen solche Reiche unterworfen sind. Carl Brinkmaml, Handbuch der Staaten¬ geschichte. Ausland. Abteilung I: Europa. Vierter Abschnitt: England. Vossische Buchhandlung, Verlag, Berlin W. 62. 1921. Preis M. 8,75. Der groß angelegte Plan der Vossischen Handbücher beginnt, durch den Krieg leider immer noch nachwirkend verzögert, sich jetzt anscheinend doch zu verwirklichen. Die vor¬ liegende erste Lieferung- bedeutet einen An¬ fang. Es ist die Frage, ob bei solcher Zu¬ sammendrängung nicht unvermeidlich das anschauliche Leben zu sehr ausgepreßt, die Tatsachen zu stark ineinander gedrängt wer- den. Soweit möglich, ist Brinkmann diesem Übelstand begegnet. Die Stoffbeherrschung ist nicht überall gleich abgeschlossen, doch ist das Buch eine guten Einführung in die ge¬ schichtlichen Tatsachen, freilich damit noch kein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/361>, abgerufen am 04.07.2024.