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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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handschriftlichen Materials neu heraus¬
gegeben von Georg Lasson. Verlag von
Felix Meiner. Leipzig. 1919. Der
Philosophischen Bibliothek Band 171b.
Preis br. M. 2V.-, geb. M. 27.-.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Die
Griechische und die Römische Welt (Band
171 e). Die Germanische Welt (Band 171Ä)
der Philosophische" Handbibliothek. Auf
Grund des aufbehaltenen handschriftlichen
Materials neu herausgegeben von Georg
Lasson. Verlag von Felix Meiner. Leipzig.
1920. Jeder Band br. M. 22.S0, geb.
M. 30.--.
Georg Lasson, Hegel als Geschichtsphilosoph.
Verlag von Felix Meiner. Leipzig. 1920.
Der Philosophischen Bibliothek Band 171e.
Preis br. M. 16.-, geb. M. 21.--. Ge¬
schenkband M.40,-.

Ein Lichtpunkt der neuesten philosophi¬
schen Literaturgeschichte ist diese glänzende
Ausgabe der monumentalsten Geschichtsphilo¬
sophie Deutschlands, die Georg Lasson nach
vieljährigen Mühen zum Abschluß bringen
und als der getreuste Verwalter des Hegel-
schen Gedankenerbes erläutern konnte. Bon
dieser Ausgabe wird zweifellos ein neuer
Aufschwung des Hegelstudiums ausgehen; ist
doch schon in der früheren, unzulänglichen
Gestalt die Geschichtsphilosophie die eigent¬
liche Zugangspforte zu Hegel gewesen. Die
alte von Gans und Karl Hegel besorgte
Ausgabe enthielt eine überarbeitete und ver¬
wässerte Textgestalt; Lasson gibt erstmals
den echten Hegel, so echt wie er überhaupt
herzustellen ist. Man freut sich, in der
2. Auflage des Einleitungsbandes einem
neuen Handschriftenfund zu begegnen, der
in seiner originellen Wucht wieder den Ab¬
stand zwischen den Worten des Meisters und
denen seiner Schüler zeigt.

Otto Engel, Der Einfluß Hegels auf die
Bildung der Gedankenwelt HiPPolyte
Taines. Fr. Frommans Verlag (H. Kurtz).
Stuttgart. 1920.

Taine gehört zu jener Generation von
Franzosen, welche am stärksten sich deut¬
schen Einflüssen geöffnet hat. Das lag ein¬
mal an der einzigartigen Höhe der deutschen

[Spaltenumbruch]

Kultur von 17S0 bis 1850, Zum andern
aber hat diese Erschließung des Franzosen-
tums gegenüber dem Geistesleben des sonst
überwiegend gehaßten oder verachteten
Deutschtums das französische Geistesleben
selbst unvergleichlich befruchtet, ihm eine
Erweiterung gerade nach der dem Franzö¬
sischen fehlenden Innerlichkeit gegeben.
Alles das ist längst vorüber, und es erscheint
ein ganz vergeblicher frommer Wunsch
Engels, durck seine Schrift "zur Entspan¬
nung der Geister" beizutragen. Die Schrift
ist K l'allemanile geschrieben, formal schwer¬
fällig, gründlich, methodisch. Sie wird in
Deutschland Beachtung finden; die Fran¬
zosen dürften es ablehnen, deutschen Ab¬
hängigkeiten ihrer Großen wissenschaftlich
nachzugehen, es sei denn: um sie abzustreiten.

Franz Sawicki, Geschichtsphilosophie. Band II
der Philosophischen Handbibliothek. Ver¬
lag der Jos. Köselschen Buchs. Kempten.
1920. Geh. M. 16.--, geb. M. 20.--.

Der katholisch-konfessionelle Standpunkt
des Verfassers verleugnet sich nicht. Jedoch
bietet das Buch viel mehr als eine bloße
Darstellung der christlichen Geschichtsphilo¬
sophie. Die Bekämpfung der materialisti¬
schen Auffassung und der Gleichsetzung der
Geschichtsphilosophie mit Soziologie darf
als gelungen bezeichnet werden. Sawicki
weiß ^jedes der Probleme, welche die mo¬
derne GeschichtStheorie bewegen, auf einen
gemeinverständlichen Standpunkt zu bringen,
und wenn er auch nicht durch Glanz und
Feuer originaler Lösungen erwärmt, so ist
doch seine Durchmusterung aller Prinzipien¬
fragen eine wertvolle Schulung für jeden
Geschichtsfreund, der an einen idealen und
transzendenten Endzweck der Geschichte glaubt.

Leo FrobeninS, Paidenma, Umrisse einer
Kultur- und Seelenlehre. C. H. Becksche
Verlagsbuchhandlung, München. 1921.
Preis leicht geb. 17,-- M.

Der bekannte Afrikaforscher gibt aus seinen
Materialsammlungen "vaideumatische", d. h-
kulturpshchologische Beobachtungen. Dabei
ergibt sich für den Leser eine höchst anregende
Menge von Kulturgcstaltungen aus dem dunklen
Erdteil. Man verfolgt z. B., wie einzelne
Stämme, sehr im Gegensatz zu ihren Nach-

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handschriftlichen Materials neu heraus¬
gegeben von Georg Lasson. Verlag von
Felix Meiner. Leipzig. 1919. Der
Philosophischen Bibliothek Band 171b.
Preis br. M. 2V.-, geb. M. 27.-.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Die
Griechische und die Römische Welt (Band
171 e). Die Germanische Welt (Band 171Ä)
der Philosophische» Handbibliothek. Auf
Grund des aufbehaltenen handschriftlichen
Materials neu herausgegeben von Georg
Lasson. Verlag von Felix Meiner. Leipzig.
1920. Jeder Band br. M. 22.S0, geb.
M. 30.—.
Georg Lasson, Hegel als Geschichtsphilosoph.
Verlag von Felix Meiner. Leipzig. 1920.
Der Philosophischen Bibliothek Band 171e.
Preis br. M. 16.-, geb. M. 21.—. Ge¬
schenkband M.40,-.

Ein Lichtpunkt der neuesten philosophi¬
schen Literaturgeschichte ist diese glänzende
Ausgabe der monumentalsten Geschichtsphilo¬
sophie Deutschlands, die Georg Lasson nach
vieljährigen Mühen zum Abschluß bringen
und als der getreuste Verwalter des Hegel-
schen Gedankenerbes erläutern konnte. Bon
dieser Ausgabe wird zweifellos ein neuer
Aufschwung des Hegelstudiums ausgehen; ist
doch schon in der früheren, unzulänglichen
Gestalt die Geschichtsphilosophie die eigent¬
liche Zugangspforte zu Hegel gewesen. Die
alte von Gans und Karl Hegel besorgte
Ausgabe enthielt eine überarbeitete und ver¬
wässerte Textgestalt; Lasson gibt erstmals
den echten Hegel, so echt wie er überhaupt
herzustellen ist. Man freut sich, in der
2. Auflage des Einleitungsbandes einem
neuen Handschriftenfund zu begegnen, der
in seiner originellen Wucht wieder den Ab¬
stand zwischen den Worten des Meisters und
denen seiner Schüler zeigt.

Otto Engel, Der Einfluß Hegels auf die
Bildung der Gedankenwelt HiPPolyte
Taines. Fr. Frommans Verlag (H. Kurtz).
Stuttgart. 1920.

Taine gehört zu jener Generation von
Franzosen, welche am stärksten sich deut¬
schen Einflüssen geöffnet hat. Das lag ein¬
mal an der einzigartigen Höhe der deutschen

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Kultur von 17S0 bis 1850, Zum andern
aber hat diese Erschließung des Franzosen-
tums gegenüber dem Geistesleben des sonst
überwiegend gehaßten oder verachteten
Deutschtums das französische Geistesleben
selbst unvergleichlich befruchtet, ihm eine
Erweiterung gerade nach der dem Franzö¬
sischen fehlenden Innerlichkeit gegeben.
Alles das ist längst vorüber, und es erscheint
ein ganz vergeblicher frommer Wunsch
Engels, durck seine Schrift „zur Entspan¬
nung der Geister" beizutragen. Die Schrift
ist K l'allemanile geschrieben, formal schwer¬
fällig, gründlich, methodisch. Sie wird in
Deutschland Beachtung finden; die Fran¬
zosen dürften es ablehnen, deutschen Ab¬
hängigkeiten ihrer Großen wissenschaftlich
nachzugehen, es sei denn: um sie abzustreiten.

Franz Sawicki, Geschichtsphilosophie. Band II
der Philosophischen Handbibliothek. Ver¬
lag der Jos. Köselschen Buchs. Kempten.
1920. Geh. M. 16.—, geb. M. 20.—.

Der katholisch-konfessionelle Standpunkt
des Verfassers verleugnet sich nicht. Jedoch
bietet das Buch viel mehr als eine bloße
Darstellung der christlichen Geschichtsphilo¬
sophie. Die Bekämpfung der materialisti¬
schen Auffassung und der Gleichsetzung der
Geschichtsphilosophie mit Soziologie darf
als gelungen bezeichnet werden. Sawicki
weiß ^jedes der Probleme, welche die mo¬
derne GeschichtStheorie bewegen, auf einen
gemeinverständlichen Standpunkt zu bringen,
und wenn er auch nicht durch Glanz und
Feuer originaler Lösungen erwärmt, so ist
doch seine Durchmusterung aller Prinzipien¬
fragen eine wertvolle Schulung für jeden
Geschichtsfreund, der an einen idealen und
transzendenten Endzweck der Geschichte glaubt.

Leo FrobeninS, Paidenma, Umrisse einer
Kultur- und Seelenlehre. C. H. Becksche
Verlagsbuchhandlung, München. 1921.
Preis leicht geb. 17,— M.

Der bekannte Afrikaforscher gibt aus seinen
Materialsammlungen „vaideumatische", d. h-
kulturpshchologische Beobachtungen. Dabei
ergibt sich für den Leser eine höchst anregende
Menge von Kulturgcstaltungen aus dem dunklen
Erdteil. Man verfolgt z. B., wie einzelne
Stämme, sehr im Gegensatz zu ihren Nach-

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[0360] Bücherschau handschriftlichen Materials neu heraus¬ gegeben von Georg Lasson. Verlag von Felix Meiner. Leipzig. 1919. Der Philosophischen Bibliothek Band 171b. Preis br. M. 2V.-, geb. M. 27.-. Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Die Griechische und die Römische Welt (Band 171 e). Die Germanische Welt (Band 171Ä) der Philosophische» Handbibliothek. Auf Grund des aufbehaltenen handschriftlichen Materials neu herausgegeben von Georg Lasson. Verlag von Felix Meiner. Leipzig. 1920. Jeder Band br. M. 22.S0, geb. M. 30.—. Georg Lasson, Hegel als Geschichtsphilosoph. Verlag von Felix Meiner. Leipzig. 1920. Der Philosophischen Bibliothek Band 171e. Preis br. M. 16.-, geb. M. 21.—. Ge¬ schenkband M.40,-. Ein Lichtpunkt der neuesten philosophi¬ schen Literaturgeschichte ist diese glänzende Ausgabe der monumentalsten Geschichtsphilo¬ sophie Deutschlands, die Georg Lasson nach vieljährigen Mühen zum Abschluß bringen und als der getreuste Verwalter des Hegel- schen Gedankenerbes erläutern konnte. Bon dieser Ausgabe wird zweifellos ein neuer Aufschwung des Hegelstudiums ausgehen; ist doch schon in der früheren, unzulänglichen Gestalt die Geschichtsphilosophie die eigent¬ liche Zugangspforte zu Hegel gewesen. Die alte von Gans und Karl Hegel besorgte Ausgabe enthielt eine überarbeitete und ver¬ wässerte Textgestalt; Lasson gibt erstmals den echten Hegel, so echt wie er überhaupt herzustellen ist. Man freut sich, in der 2. Auflage des Einleitungsbandes einem neuen Handschriftenfund zu begegnen, der in seiner originellen Wucht wieder den Ab¬ stand zwischen den Worten des Meisters und denen seiner Schüler zeigt. Otto Engel, Der Einfluß Hegels auf die Bildung der Gedankenwelt HiPPolyte Taines. Fr. Frommans Verlag (H. Kurtz). Stuttgart. 1920. Taine gehört zu jener Generation von Franzosen, welche am stärksten sich deut¬ schen Einflüssen geöffnet hat. Das lag ein¬ mal an der einzigartigen Höhe der deutschen Kultur von 17S0 bis 1850, Zum andern aber hat diese Erschließung des Franzosen- tums gegenüber dem Geistesleben des sonst überwiegend gehaßten oder verachteten Deutschtums das französische Geistesleben selbst unvergleichlich befruchtet, ihm eine Erweiterung gerade nach der dem Franzö¬ sischen fehlenden Innerlichkeit gegeben. Alles das ist längst vorüber, und es erscheint ein ganz vergeblicher frommer Wunsch Engels, durck seine Schrift „zur Entspan¬ nung der Geister" beizutragen. Die Schrift ist K l'allemanile geschrieben, formal schwer¬ fällig, gründlich, methodisch. Sie wird in Deutschland Beachtung finden; die Fran¬ zosen dürften es ablehnen, deutschen Ab¬ hängigkeiten ihrer Großen wissenschaftlich nachzugehen, es sei denn: um sie abzustreiten. Franz Sawicki, Geschichtsphilosophie. Band II der Philosophischen Handbibliothek. Ver¬ lag der Jos. Köselschen Buchs. Kempten. 1920. Geh. M. 16.—, geb. M. 20.—. Der katholisch-konfessionelle Standpunkt des Verfassers verleugnet sich nicht. Jedoch bietet das Buch viel mehr als eine bloße Darstellung der christlichen Geschichtsphilo¬ sophie. Die Bekämpfung der materialisti¬ schen Auffassung und der Gleichsetzung der Geschichtsphilosophie mit Soziologie darf als gelungen bezeichnet werden. Sawicki weiß ^jedes der Probleme, welche die mo¬ derne GeschichtStheorie bewegen, auf einen gemeinverständlichen Standpunkt zu bringen, und wenn er auch nicht durch Glanz und Feuer originaler Lösungen erwärmt, so ist doch seine Durchmusterung aller Prinzipien¬ fragen eine wertvolle Schulung für jeden Geschichtsfreund, der an einen idealen und transzendenten Endzweck der Geschichte glaubt. Leo FrobeninS, Paidenma, Umrisse einer Kultur- und Seelenlehre. C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, München. 1921. Preis leicht geb. 17,— M. Der bekannte Afrikaforscher gibt aus seinen Materialsammlungen „vaideumatische", d. h- kulturpshchologische Beobachtungen. Dabei ergibt sich für den Leser eine höchst anregende Menge von Kulturgcstaltungen aus dem dunklen Erdteil. Man verfolgt z. B., wie einzelne Stämme, sehr im Gegensatz zu ihren Nach-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/360>, abgerufen am 24.07.2024.