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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Das Kartenspiel um Vberschlesien

werden. Sie haben einen starken Anteil an dem satten Grün, mit dem der
Nimmersatte Herr Spetl seine polnischen Flächen Oberschlesiens gedeckt hat. Wenn
man die Beziehung von Siedlungsdichte und Siedlungsgröße zu dem Land¬
schaftsbilde mit einem Blick erfassen will, muß man zu den Abstimmungskarten
greisen, die von der kartographischen Abteilung der preußischen Landesaufnahme
und in der Plankammer des Preußischen statistischen Landesamtes bearbeitet sind.'

Die Karte der Landesaufnahme hat den Maßstab 1:200000 und
bringt auf einem braunen Druck der ausführlichen und vollständigen Karte von Ober-
schlesien die politischen Grenzen in Grün und das Abstimmungsergebnis in blauen
(deutschen) und roten (polnischen) Ausschnitten von Kreisen, die die Ortschaften
nach ihrer Größe wiedergeben. Dabei kommt die Ortsgröße in zwölf Stufen
von 1 bis 18 Millimeter Kreisdurchmesser zur Darstellung, und zwar für 1 bis
350. 361 bis 750, 751 bis 1500 Einwohner usw.. je bis zu 3500, 7500, 15000,
25 000. 35 000, 45 000, 65 000 und 75 000 Einwohnern. Für das Stimmen¬
verhältnis, das durch die blauen und roten Kreisausschnitte ausgedrückt wird,
ist der Kreis in zehn Teile geteilt gedacht: ein blauer (roter) Ausschnitt von
36 Grad bezeichnet also 5 bis 15 Prozent, einer von 72 Grad ebenso 15 bis
25 Prozent deutscher (polnischer) Stimmen usw.; die Fläche des Halbkreises ent¬
spricht daher 45 bis 55 Prozent Stimmen und der volle blaue Kreis bedeutet
95 bis 100 Prozent deutscher Stimmen. Unter der Legende wird dann noch
eindrucksvoll das Gesamtergebnis: "60 Prozent deutsch und 40 Prozent polnisch"
aufgezeigt durch einen Kreis von 7 Zentimeter Durchmesser, in dem der kleinere
Ausschnitt von 144 Grad (Vio von 360 Grad) rot, der größere von 216 Grad
(°/i° von 360 Grad) blau angelegt ist. --

Die Karte fordert Nahbetrachtung, entsprechend ihrem Maßstabe und auch
deshalb, weil die hellbraune Kartenunterlage stark farbig wirkt und das Not der
polnischen Abstimmungsfarbe für die kleinsten Orte, ich möchte geradezu sagen,
so stark begünstigt, daß in kleinen Orten kleinere deutsche Minderheiten nicht mehr
genügend leicht erkannt werden können. Aber bei Nahbetrachtung erhält man
eine gute Anschauung von der Verteilung der Stimmen, wie von dem Stimmen¬
gewicht. Auch hier natürlich dieselbe Lehre: Oberschlesien ist deutsches Land;
es hat für Deutschland abgestimmt und muß deutsch bleiben.

Die beste der Trumpfkarten ist aber unzweifelhaft die "Kartographische
Darstellung der Abstimmungsergebnisse von Oberschlesien. Sechs
Blätter 1:100000, im Auftrage des Auswärtigen Amtes bearbeitet
in der Plankammer des Preußischen Statistischen Landesamtes von
Herrn Plankammerinspektor Gerte." Maßstab und Behandlung sichern in
gleicher Weise eine gewisse Fernwirkung wie ausgiebige Belehrung bei näherer
und eingehender Betrachtung. Die Karte bringt nicht nur das Verhältnis der
deutschen und polnischen Stimmen sehr deutlich heraus, sondern gibt durch ihre
Zeichen auch die Stimmenzahl selber an. Außerdem enthält sie bei jedem Zeichen
auch noch eine blaue und eine rote Zahl, die uns die Abstimmungszahlen selbst
für jeden Ort entnehmen lassen und so unmittelbar eine Prüfung gestatten, ob
die vorhandenen Zeichen diese Zahlen richtig wiedergeben. Auch ergänzen sie das
Zeichenbild durch die genaue Einerziffer, die uns das Bild im allgemeinen nach
oben oder unten abgerundet zeigt. Als Zeichen sind blaue und rote Punkte,


Das Kartenspiel um Vberschlesien

werden. Sie haben einen starken Anteil an dem satten Grün, mit dem der
Nimmersatte Herr Spetl seine polnischen Flächen Oberschlesiens gedeckt hat. Wenn
man die Beziehung von Siedlungsdichte und Siedlungsgröße zu dem Land¬
schaftsbilde mit einem Blick erfassen will, muß man zu den Abstimmungskarten
greisen, die von der kartographischen Abteilung der preußischen Landesaufnahme
und in der Plankammer des Preußischen statistischen Landesamtes bearbeitet sind.'

Die Karte der Landesaufnahme hat den Maßstab 1:200000 und
bringt auf einem braunen Druck der ausführlichen und vollständigen Karte von Ober-
schlesien die politischen Grenzen in Grün und das Abstimmungsergebnis in blauen
(deutschen) und roten (polnischen) Ausschnitten von Kreisen, die die Ortschaften
nach ihrer Größe wiedergeben. Dabei kommt die Ortsgröße in zwölf Stufen
von 1 bis 18 Millimeter Kreisdurchmesser zur Darstellung, und zwar für 1 bis
350. 361 bis 750, 751 bis 1500 Einwohner usw.. je bis zu 3500, 7500, 15000,
25 000. 35 000, 45 000, 65 000 und 75 000 Einwohnern. Für das Stimmen¬
verhältnis, das durch die blauen und roten Kreisausschnitte ausgedrückt wird,
ist der Kreis in zehn Teile geteilt gedacht: ein blauer (roter) Ausschnitt von
36 Grad bezeichnet also 5 bis 15 Prozent, einer von 72 Grad ebenso 15 bis
25 Prozent deutscher (polnischer) Stimmen usw.; die Fläche des Halbkreises ent¬
spricht daher 45 bis 55 Prozent Stimmen und der volle blaue Kreis bedeutet
95 bis 100 Prozent deutscher Stimmen. Unter der Legende wird dann noch
eindrucksvoll das Gesamtergebnis: „60 Prozent deutsch und 40 Prozent polnisch"
aufgezeigt durch einen Kreis von 7 Zentimeter Durchmesser, in dem der kleinere
Ausschnitt von 144 Grad (Vio von 360 Grad) rot, der größere von 216 Grad
(°/i° von 360 Grad) blau angelegt ist. —

Die Karte fordert Nahbetrachtung, entsprechend ihrem Maßstabe und auch
deshalb, weil die hellbraune Kartenunterlage stark farbig wirkt und das Not der
polnischen Abstimmungsfarbe für die kleinsten Orte, ich möchte geradezu sagen,
so stark begünstigt, daß in kleinen Orten kleinere deutsche Minderheiten nicht mehr
genügend leicht erkannt werden können. Aber bei Nahbetrachtung erhält man
eine gute Anschauung von der Verteilung der Stimmen, wie von dem Stimmen¬
gewicht. Auch hier natürlich dieselbe Lehre: Oberschlesien ist deutsches Land;
es hat für Deutschland abgestimmt und muß deutsch bleiben.

Die beste der Trumpfkarten ist aber unzweifelhaft die „Kartographische
Darstellung der Abstimmungsergebnisse von Oberschlesien. Sechs
Blätter 1:100000, im Auftrage des Auswärtigen Amtes bearbeitet
in der Plankammer des Preußischen Statistischen Landesamtes von
Herrn Plankammerinspektor Gerte." Maßstab und Behandlung sichern in
gleicher Weise eine gewisse Fernwirkung wie ausgiebige Belehrung bei näherer
und eingehender Betrachtung. Die Karte bringt nicht nur das Verhältnis der
deutschen und polnischen Stimmen sehr deutlich heraus, sondern gibt durch ihre
Zeichen auch die Stimmenzahl selber an. Außerdem enthält sie bei jedem Zeichen
auch noch eine blaue und eine rote Zahl, die uns die Abstimmungszahlen selbst
für jeden Ort entnehmen lassen und so unmittelbar eine Prüfung gestatten, ob
die vorhandenen Zeichen diese Zahlen richtig wiedergeben. Auch ergänzen sie das
Zeichenbild durch die genaue Einerziffer, die uns das Bild im allgemeinen nach
oben oder unten abgerundet zeigt. Als Zeichen sind blaue und rote Punkte,


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[0035] Das Kartenspiel um Vberschlesien werden. Sie haben einen starken Anteil an dem satten Grün, mit dem der Nimmersatte Herr Spetl seine polnischen Flächen Oberschlesiens gedeckt hat. Wenn man die Beziehung von Siedlungsdichte und Siedlungsgröße zu dem Land¬ schaftsbilde mit einem Blick erfassen will, muß man zu den Abstimmungskarten greisen, die von der kartographischen Abteilung der preußischen Landesaufnahme und in der Plankammer des Preußischen statistischen Landesamtes bearbeitet sind.' Die Karte der Landesaufnahme hat den Maßstab 1:200000 und bringt auf einem braunen Druck der ausführlichen und vollständigen Karte von Ober- schlesien die politischen Grenzen in Grün und das Abstimmungsergebnis in blauen (deutschen) und roten (polnischen) Ausschnitten von Kreisen, die die Ortschaften nach ihrer Größe wiedergeben. Dabei kommt die Ortsgröße in zwölf Stufen von 1 bis 18 Millimeter Kreisdurchmesser zur Darstellung, und zwar für 1 bis 350. 361 bis 750, 751 bis 1500 Einwohner usw.. je bis zu 3500, 7500, 15000, 25 000. 35 000, 45 000, 65 000 und 75 000 Einwohnern. Für das Stimmen¬ verhältnis, das durch die blauen und roten Kreisausschnitte ausgedrückt wird, ist der Kreis in zehn Teile geteilt gedacht: ein blauer (roter) Ausschnitt von 36 Grad bezeichnet also 5 bis 15 Prozent, einer von 72 Grad ebenso 15 bis 25 Prozent deutscher (polnischer) Stimmen usw.; die Fläche des Halbkreises ent¬ spricht daher 45 bis 55 Prozent Stimmen und der volle blaue Kreis bedeutet 95 bis 100 Prozent deutscher Stimmen. Unter der Legende wird dann noch eindrucksvoll das Gesamtergebnis: „60 Prozent deutsch und 40 Prozent polnisch" aufgezeigt durch einen Kreis von 7 Zentimeter Durchmesser, in dem der kleinere Ausschnitt von 144 Grad (Vio von 360 Grad) rot, der größere von 216 Grad (°/i° von 360 Grad) blau angelegt ist. — Die Karte fordert Nahbetrachtung, entsprechend ihrem Maßstabe und auch deshalb, weil die hellbraune Kartenunterlage stark farbig wirkt und das Not der polnischen Abstimmungsfarbe für die kleinsten Orte, ich möchte geradezu sagen, so stark begünstigt, daß in kleinen Orten kleinere deutsche Minderheiten nicht mehr genügend leicht erkannt werden können. Aber bei Nahbetrachtung erhält man eine gute Anschauung von der Verteilung der Stimmen, wie von dem Stimmen¬ gewicht. Auch hier natürlich dieselbe Lehre: Oberschlesien ist deutsches Land; es hat für Deutschland abgestimmt und muß deutsch bleiben. Die beste der Trumpfkarten ist aber unzweifelhaft die „Kartographische Darstellung der Abstimmungsergebnisse von Oberschlesien. Sechs Blätter 1:100000, im Auftrage des Auswärtigen Amtes bearbeitet in der Plankammer des Preußischen Statistischen Landesamtes von Herrn Plankammerinspektor Gerte." Maßstab und Behandlung sichern in gleicher Weise eine gewisse Fernwirkung wie ausgiebige Belehrung bei näherer und eingehender Betrachtung. Die Karte bringt nicht nur das Verhältnis der deutschen und polnischen Stimmen sehr deutlich heraus, sondern gibt durch ihre Zeichen auch die Stimmenzahl selber an. Außerdem enthält sie bei jedem Zeichen auch noch eine blaue und eine rote Zahl, die uns die Abstimmungszahlen selbst für jeden Ort entnehmen lassen und so unmittelbar eine Prüfung gestatten, ob die vorhandenen Zeichen diese Zahlen richtig wiedergeben. Auch ergänzen sie das Zeichenbild durch die genaue Einerziffer, die uns das Bild im allgemeinen nach oben oder unten abgerundet zeigt. Als Zeichen sind blaue und rote Punkte,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/35>, abgerufen am 04.07.2024.