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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Altes und neues Heer

Und Abends bei den Mädchen
Gefällt uns die Welt.
Bei Tanz und Schwerterklingen
Trau, trau, trala.
Wir lachen und wir singen
Ja uns gehört die Welt.

Der Haupt manu: Kerls! Habt euch geschlagen wie Teufel, wie
Deutsche. Ich gönn' euch drum die heutige Nacht. Tanze und lacht und folgt
mir morgen lachend in den Kampf. Fünf Jahre Schützengraben . . . wohlt
Jetzt lacht und tanzt und sterbt am nächsten Tag für Euer Vaterland. Daß
ihr so leben könnt, darauf seid stolz, ihr Baltikumerl Und denkt: Wo ist ein Hof,
der nicht verbrannt, der nicht beraubt, wo Vieh im Stall? Denkt an die Bolsche-
wistenl Das Massengrab im Wald. Die hundert Toten mit den ausgestochnen
Augen: Denkt an die Bolschewistenl Bewahrt das Vaterland. Und tut ihr das,
ein Schweinehund, der dann euch das Lachen und Tanzen wehrt. Laßt's euch
nicht kümmern, wenn daheim von eurem Todesmut niemand spricht und jeder
nur von eurer Wildheit I Doch . . . folgt ihr morgen nicht, ihr Kerls, aufs
Wort ... ihr kennt mich . . . sitzt die Kugel lose.

(Sie umringen ihn und tragen ihn zu seinem Tisch, von wo er im Gespräch mit
Unteroffizieren dem Tanz zusieht.)
Eine Gruppe vor einem mit schwarzem Flor umrahmten Ölbild Kaiser Wilhelms it.

Der alte Wachtmeister: Soldaten, wofür? Für Ebert. He? Sorgt
der für uns. Pah . . . Nur unsere Offiziere. Spuck auf die Bärbel Hört
Jungens: Sind wir in Kurland fertig, dann hol'n wir Wilhelm wieder.

Wir sind dabei, Wachtmeister I


Soldaten:
An einem Marmortisch, mit Nubelscheinen und Karten, sitzen der erste und der zweite
Soldat, der dritte und vierte, feldmarschmäßig. Handgranaten im Gurt, und spielen.

Erster Soldat: Wißt ihr noch? Gestern. Im Bauernhof. Standen
die zehn Bolschewiks vor uns. Ich und du, Karl, und du, Fritz, Wir war'n zu
drei. Jeder eine Handgranate, Pistole, Gewehr und Messer . . . Hei, lebend
kam keiner davon . . . Sind wir doch Kerls I

Zweiter Soldat: Und unsere Kompagnie. Zählt in der Front nur
30 Mann. Was macht's. Ein Bolschewikenbataillon das warfen wir bei Mitau
in die Aa. 400 Riesenfische. Sind wir doch Kerlsl . . . Hund, verfluchter! . . .

lEr schlägt dem Ersten mit der Faust über den Kopf.
Siehst mir in die Karten?
Der bricht zusammen, die übrigen springen auf. Schlägerei. Die Musik hält inne und
setzt dann ein: "Wir sind die lust'gen Holzhackerbuam.")

Während der Schlägerei tanzen die übrigen lachend weiter.
(tadellos angezogen, Monokel im Auge, geht vorbei):

Ein Major

So lebt

das Volk.

Ist glücklich, Heer Majorl Und wir?


Sein Adjutant:
An einer der Flügeltüren.

K Ein keltischer Bauer: enn ich das Lachen, die Liebe, den Sang?
Ach. jat Arbeit, nur Arbeit all meine Tagel Was hab ich vom Leben, bin


Altes und neues Heer

Und Abends bei den Mädchen
Gefällt uns die Welt.
Bei Tanz und Schwerterklingen
Trau, trau, trala.
Wir lachen und wir singen
Ja uns gehört die Welt.

Der Haupt manu: Kerls! Habt euch geschlagen wie Teufel, wie
Deutsche. Ich gönn' euch drum die heutige Nacht. Tanze und lacht und folgt
mir morgen lachend in den Kampf. Fünf Jahre Schützengraben . . . wohlt
Jetzt lacht und tanzt und sterbt am nächsten Tag für Euer Vaterland. Daß
ihr so leben könnt, darauf seid stolz, ihr Baltikumerl Und denkt: Wo ist ein Hof,
der nicht verbrannt, der nicht beraubt, wo Vieh im Stall? Denkt an die Bolsche-
wistenl Das Massengrab im Wald. Die hundert Toten mit den ausgestochnen
Augen: Denkt an die Bolschewistenl Bewahrt das Vaterland. Und tut ihr das,
ein Schweinehund, der dann euch das Lachen und Tanzen wehrt. Laßt's euch
nicht kümmern, wenn daheim von eurem Todesmut niemand spricht und jeder
nur von eurer Wildheit I Doch . . . folgt ihr morgen nicht, ihr Kerls, aufs
Wort ... ihr kennt mich . . . sitzt die Kugel lose.

(Sie umringen ihn und tragen ihn zu seinem Tisch, von wo er im Gespräch mit
Unteroffizieren dem Tanz zusieht.)
Eine Gruppe vor einem mit schwarzem Flor umrahmten Ölbild Kaiser Wilhelms it.

Der alte Wachtmeister: Soldaten, wofür? Für Ebert. He? Sorgt
der für uns. Pah . . . Nur unsere Offiziere. Spuck auf die Bärbel Hört
Jungens: Sind wir in Kurland fertig, dann hol'n wir Wilhelm wieder.

Wir sind dabei, Wachtmeister I


Soldaten:
An einem Marmortisch, mit Nubelscheinen und Karten, sitzen der erste und der zweite
Soldat, der dritte und vierte, feldmarschmäßig. Handgranaten im Gurt, und spielen.

Erster Soldat: Wißt ihr noch? Gestern. Im Bauernhof. Standen
die zehn Bolschewiks vor uns. Ich und du, Karl, und du, Fritz, Wir war'n zu
drei. Jeder eine Handgranate, Pistole, Gewehr und Messer . . . Hei, lebend
kam keiner davon . . . Sind wir doch Kerls I

Zweiter Soldat: Und unsere Kompagnie. Zählt in der Front nur
30 Mann. Was macht's. Ein Bolschewikenbataillon das warfen wir bei Mitau
in die Aa. 400 Riesenfische. Sind wir doch Kerlsl . . . Hund, verfluchter! . . .

lEr schlägt dem Ersten mit der Faust über den Kopf.
Siehst mir in die Karten?
Der bricht zusammen, die übrigen springen auf. Schlägerei. Die Musik hält inne und
setzt dann ein: „Wir sind die lust'gen Holzhackerbuam.")

Während der Schlägerei tanzen die übrigen lachend weiter.
(tadellos angezogen, Monokel im Auge, geht vorbei):

Ein Major

So lebt

das Volk.

Ist glücklich, Heer Majorl Und wir?


Sein Adjutant:
An einer der Flügeltüren.

K Ein keltischer Bauer: enn ich das Lachen, die Liebe, den Sang?
Ach. jat Arbeit, nur Arbeit all meine Tagel Was hab ich vom Leben, bin


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[0294] Altes und neues Heer Und Abends bei den Mädchen Gefällt uns die Welt. Bei Tanz und Schwerterklingen Trau, trau, trala. Wir lachen und wir singen Ja uns gehört die Welt. Der Haupt manu: Kerls! Habt euch geschlagen wie Teufel, wie Deutsche. Ich gönn' euch drum die heutige Nacht. Tanze und lacht und folgt mir morgen lachend in den Kampf. Fünf Jahre Schützengraben . . . wohlt Jetzt lacht und tanzt und sterbt am nächsten Tag für Euer Vaterland. Daß ihr so leben könnt, darauf seid stolz, ihr Baltikumerl Und denkt: Wo ist ein Hof, der nicht verbrannt, der nicht beraubt, wo Vieh im Stall? Denkt an die Bolsche- wistenl Das Massengrab im Wald. Die hundert Toten mit den ausgestochnen Augen: Denkt an die Bolschewistenl Bewahrt das Vaterland. Und tut ihr das, ein Schweinehund, der dann euch das Lachen und Tanzen wehrt. Laßt's euch nicht kümmern, wenn daheim von eurem Todesmut niemand spricht und jeder nur von eurer Wildheit I Doch . . . folgt ihr morgen nicht, ihr Kerls, aufs Wort ... ihr kennt mich . . . sitzt die Kugel lose. (Sie umringen ihn und tragen ihn zu seinem Tisch, von wo er im Gespräch mit Unteroffizieren dem Tanz zusieht.) Eine Gruppe vor einem mit schwarzem Flor umrahmten Ölbild Kaiser Wilhelms it. Der alte Wachtmeister: Soldaten, wofür? Für Ebert. He? Sorgt der für uns. Pah . . . Nur unsere Offiziere. Spuck auf die Bärbel Hört Jungens: Sind wir in Kurland fertig, dann hol'n wir Wilhelm wieder. Wir sind dabei, Wachtmeister I Soldaten: An einem Marmortisch, mit Nubelscheinen und Karten, sitzen der erste und der zweite Soldat, der dritte und vierte, feldmarschmäßig. Handgranaten im Gurt, und spielen. Erster Soldat: Wißt ihr noch? Gestern. Im Bauernhof. Standen die zehn Bolschewiks vor uns. Ich und du, Karl, und du, Fritz, Wir war'n zu drei. Jeder eine Handgranate, Pistole, Gewehr und Messer . . . Hei, lebend kam keiner davon . . . Sind wir doch Kerls I Zweiter Soldat: Und unsere Kompagnie. Zählt in der Front nur 30 Mann. Was macht's. Ein Bolschewikenbataillon das warfen wir bei Mitau in die Aa. 400 Riesenfische. Sind wir doch Kerlsl . . . Hund, verfluchter! . . . lEr schlägt dem Ersten mit der Faust über den Kopf. Siehst mir in die Karten? Der bricht zusammen, die übrigen springen auf. Schlägerei. Die Musik hält inne und setzt dann ein: „Wir sind die lust'gen Holzhackerbuam.") Während der Schlägerei tanzen die übrigen lachend weiter. (tadellos angezogen, Monokel im Auge, geht vorbei): Ein Major So lebt das Volk. Ist glücklich, Heer Majorl Und wir? Sein Adjutant: An einer der Flügeltüren. K Ein keltischer Bauer: enn ich das Lachen, die Liebe, den Sang? Ach. jat Arbeit, nur Arbeit all meine Tagel Was hab ich vom Leben, bin

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/294>, abgerufen am 23.12.2024.