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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Altes und neues Heer
(fingt)

Der Schütze:

Wir Soldaten -- hoso
stürmten die hohen
stolzen Mauern der Burg
erklimmten die Höhen der Felsen
und pochten mit lauten, dröhnenden Schlägen
ein ihr Herz: aus eiserne Tor.
Wir Soldaten -- hoso
lachen und girren nun
den Mädchen mit süszen kraftstrotzenden
Worten Feuer ins Herz. Schlagen mit reißender Hand
Tore des Herzens auf. Reißen den zuckenden
sträubenden Mund an den unsern.
Wir Soldaten -- hoso

(Allmählich hat sich alles um den Schützen geschart. Noch während der letzten
Gitarren akkorde beginnt

Der junge Schütze
(zur Laute das Schumannlied):

Ich saß am einsamen Fischerstrand,
Saß einsam und alleine . ..




Der junge Unteroffizier: Ihr seid wie die Kinder. Bald lacht
ihr und tobt. Bald weint ihr und seid weich! -- Und torkelt unbewußt durchs
Leben. Wenn ihr nur lerntet, bewußt zu leben. Freud und Leid nicht mehr,
nicht weniger zu werten, als einen Stein zu einem Mosaik, das ihr bauen müßt.
Soldaten des Taumels seid ihr und nicht des Lebens! Wißt ja nicht den Augen¬
blick zu lieben. Ihr flattert durch das Leben wie die Eintagsfliegen, und wenn
ihr alt, so jammert ihr. Statt, daß ihr sagt: ich habe jeden Tag bewußt gelebt
und halte jede Stunde fest noch in Gedanken. Das lernt ihr nie! So tanzt

(Er entreißt den Taktstock,
drum. Tanze jetzt. Walzer. Musik. Rasse und Takt.
dirigiert und singt):

Erklingen zum Tanzen die Geigen
Beim Wein, beim Wein, beim Wein,
Dann jauchzen die Herzen und neigen
Soldaten, Soldaten sich mi
Vergessen die Welt und die andern
Beim Wein, beim Wein, beim Wein
Kein Suchen und ruhloses Wandern
Die Welt, die Welt bist du!

Ein Turmzimmer. Tische mit Karten. Zirkel und Schreibzeug.

Der Führer: Ich will, daß auch der einfache Soldat ein König wird.
Herr Kommissar. Herr wird. Frei wird. Auf eigener Scholle. Auf dem Land,
wo deutsches Blut zu eurem Schutze floß.

Der Lettische Kommissar: Gewiß, und ich versprech es feierlich

,
(Es verläßt
daß Lettland jedem deutschen Kämpfer Land zum siedeln gibt.
unter kriecherischen^Verbeugungen das Zimmer.)


Altes und neues Heer
(fingt)

Der Schütze:

Wir Soldaten — hoso
stürmten die hohen
stolzen Mauern der Burg
erklimmten die Höhen der Felsen
und pochten mit lauten, dröhnenden Schlägen
ein ihr Herz: aus eiserne Tor.
Wir Soldaten — hoso
lachen und girren nun
den Mädchen mit süszen kraftstrotzenden
Worten Feuer ins Herz. Schlagen mit reißender Hand
Tore des Herzens auf. Reißen den zuckenden
sträubenden Mund an den unsern.
Wir Soldaten — hoso

(Allmählich hat sich alles um den Schützen geschart. Noch während der letzten
Gitarren akkorde beginnt

Der junge Schütze
(zur Laute das Schumannlied):

Ich saß am einsamen Fischerstrand,
Saß einsam und alleine . ..




Der junge Unteroffizier: Ihr seid wie die Kinder. Bald lacht
ihr und tobt. Bald weint ihr und seid weich! — Und torkelt unbewußt durchs
Leben. Wenn ihr nur lerntet, bewußt zu leben. Freud und Leid nicht mehr,
nicht weniger zu werten, als einen Stein zu einem Mosaik, das ihr bauen müßt.
Soldaten des Taumels seid ihr und nicht des Lebens! Wißt ja nicht den Augen¬
blick zu lieben. Ihr flattert durch das Leben wie die Eintagsfliegen, und wenn
ihr alt, so jammert ihr. Statt, daß ihr sagt: ich habe jeden Tag bewußt gelebt
und halte jede Stunde fest noch in Gedanken. Das lernt ihr nie! So tanzt

(Er entreißt den Taktstock,
drum. Tanze jetzt. Walzer. Musik. Rasse und Takt.
dirigiert und singt):

Erklingen zum Tanzen die Geigen
Beim Wein, beim Wein, beim Wein,
Dann jauchzen die Herzen und neigen
Soldaten, Soldaten sich mi
Vergessen die Welt und die andern
Beim Wein, beim Wein, beim Wein
Kein Suchen und ruhloses Wandern
Die Welt, die Welt bist du!

Ein Turmzimmer. Tische mit Karten. Zirkel und Schreibzeug.

Der Führer: Ich will, daß auch der einfache Soldat ein König wird.
Herr Kommissar. Herr wird. Frei wird. Auf eigener Scholle. Auf dem Land,
wo deutsches Blut zu eurem Schutze floß.

Der Lettische Kommissar: Gewiß, und ich versprech es feierlich

,
(Es verläßt
daß Lettland jedem deutschen Kämpfer Land zum siedeln gibt.
unter kriecherischen^Verbeugungen das Zimmer.)


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[0292] Altes und neues Heer (fingt) Der Schütze: Wir Soldaten — hoso stürmten die hohen stolzen Mauern der Burg erklimmten die Höhen der Felsen und pochten mit lauten, dröhnenden Schlägen ein ihr Herz: aus eiserne Tor. Wir Soldaten — hoso lachen und girren nun den Mädchen mit süszen kraftstrotzenden Worten Feuer ins Herz. Schlagen mit reißender Hand Tore des Herzens auf. Reißen den zuckenden sträubenden Mund an den unsern. Wir Soldaten — hoso (Allmählich hat sich alles um den Schützen geschart. Noch während der letzten Gitarren akkorde beginnt Der junge Schütze (zur Laute das Schumannlied): Ich saß am einsamen Fischerstrand, Saß einsam und alleine . .. Der junge Unteroffizier: Ihr seid wie die Kinder. Bald lacht ihr und tobt. Bald weint ihr und seid weich! — Und torkelt unbewußt durchs Leben. Wenn ihr nur lerntet, bewußt zu leben. Freud und Leid nicht mehr, nicht weniger zu werten, als einen Stein zu einem Mosaik, das ihr bauen müßt. Soldaten des Taumels seid ihr und nicht des Lebens! Wißt ja nicht den Augen¬ blick zu lieben. Ihr flattert durch das Leben wie die Eintagsfliegen, und wenn ihr alt, so jammert ihr. Statt, daß ihr sagt: ich habe jeden Tag bewußt gelebt und halte jede Stunde fest noch in Gedanken. Das lernt ihr nie! So tanzt (Er entreißt den Taktstock, drum. Tanze jetzt. Walzer. Musik. Rasse und Takt. dirigiert und singt): Erklingen zum Tanzen die Geigen Beim Wein, beim Wein, beim Wein, Dann jauchzen die Herzen und neigen Soldaten, Soldaten sich mi Vergessen die Welt und die andern Beim Wein, beim Wein, beim Wein Kein Suchen und ruhloses Wandern Die Welt, die Welt bist du! Ein Turmzimmer. Tische mit Karten. Zirkel und Schreibzeug. Der Führer: Ich will, daß auch der einfache Soldat ein König wird. Herr Kommissar. Herr wird. Frei wird. Auf eigener Scholle. Auf dem Land, wo deutsches Blut zu eurem Schutze floß. Der Lettische Kommissar: Gewiß, und ich versprech es feierlich , (Es verläßt daß Lettland jedem deutschen Kämpfer Land zum siedeln gibt. unter kriecherischen^Verbeugungen das Zimmer.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/292>, abgerufen am 23.12.2024.