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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Dantes Dichtkunst und das zwanzigste Jahrhundert

immer neue findet, ähnlich wie in der Natur selbst, die in ihrer scheinbaren
Einfachheit unerschöpflich neue Tiefen, Gesetze, Rhythmen enthüllt*). Dieser Ge¬
dankengliederung schmiegt sich nun aber auch die künstlerische Gestaltung an, im
Wechsel der Töne, der inneren Rhythmen, der Spannungen und Schwereverhältnisse,
des Taktes, der Modulationen.

Oder:

Zwischen diesen beiden Polen der Nacht und des Lichts geht in unendlichen
Übergängen die Stimmung:

Zwischen den überirdischen Gebieten der Qual und der Seligkeit aber liegen
auch die sanstmenschlichen Hänge des Läuterungsberges, mit dem dämmerigen
"mcoAnito inäistmto" des Landschaftsgefühles,

. . . conobbi it tremolar (teils, marina. . ., man dürfte hier nur in des
Dichters eignen Lauten lesen.

Oder der hereindunkelnde Abend unter den müden Wallern des Läuterungs¬
berges:

Wir müßten dem Dichter folgen durch jenes Eingangstor der Hölle, dessen
Inschrift ewige Strenge mit hoffnungslosen Mitgefühl paart:



*) Der architektonische Gedankenaufbau der Commedia, dieses an Einheit wie
innerem Beziehungsreichtum größten Wunderwerks der Literaturgeschichte, hat Wohl alles
in allem stets den Hauptreiz des Dantestudiums gebildet. Wem in dieser Hinsicht die
kurzen Andeutungen dieses Vortrages nicht genügen, sei auf meinen "Dante" (Tübingen,
Mohr, 1914) und meine "Humana civilitas" (Leipzig, Koester, 1913) verwiesen.
Dantes Dichtkunst und das zwanzigste Jahrhundert

immer neue findet, ähnlich wie in der Natur selbst, die in ihrer scheinbaren
Einfachheit unerschöpflich neue Tiefen, Gesetze, Rhythmen enthüllt*). Dieser Ge¬
dankengliederung schmiegt sich nun aber auch die künstlerische Gestaltung an, im
Wechsel der Töne, der inneren Rhythmen, der Spannungen und Schwereverhältnisse,
des Taktes, der Modulationen.

Oder:

Zwischen diesen beiden Polen der Nacht und des Lichts geht in unendlichen
Übergängen die Stimmung:

Zwischen den überirdischen Gebieten der Qual und der Seligkeit aber liegen
auch die sanstmenschlichen Hänge des Läuterungsberges, mit dem dämmerigen
„mcoAnito inäistmto" des Landschaftsgefühles,

. . . conobbi it tremolar (teils, marina. . ., man dürfte hier nur in des
Dichters eignen Lauten lesen.

Oder der hereindunkelnde Abend unter den müden Wallern des Läuterungs¬
berges:

Wir müßten dem Dichter folgen durch jenes Eingangstor der Hölle, dessen
Inschrift ewige Strenge mit hoffnungslosen Mitgefühl paart:



*) Der architektonische Gedankenaufbau der Commedia, dieses an Einheit wie
innerem Beziehungsreichtum größten Wunderwerks der Literaturgeschichte, hat Wohl alles
in allem stets den Hauptreiz des Dantestudiums gebildet. Wem in dieser Hinsicht die
kurzen Andeutungen dieses Vortrages nicht genügen, sei auf meinen „Dante" (Tübingen,
Mohr, 1914) und meine „Humana civilitas" (Leipzig, Koester, 1913) verwiesen.
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[0282] Dantes Dichtkunst und das zwanzigste Jahrhundert immer neue findet, ähnlich wie in der Natur selbst, die in ihrer scheinbaren Einfachheit unerschöpflich neue Tiefen, Gesetze, Rhythmen enthüllt*). Dieser Ge¬ dankengliederung schmiegt sich nun aber auch die künstlerische Gestaltung an, im Wechsel der Töne, der inneren Rhythmen, der Spannungen und Schwereverhältnisse, des Taktes, der Modulationen. Oder: Zwischen diesen beiden Polen der Nacht und des Lichts geht in unendlichen Übergängen die Stimmung: Zwischen den überirdischen Gebieten der Qual und der Seligkeit aber liegen auch die sanstmenschlichen Hänge des Läuterungsberges, mit dem dämmerigen „mcoAnito inäistmto" des Landschaftsgefühles, . . . conobbi it tremolar (teils, marina. . ., man dürfte hier nur in des Dichters eignen Lauten lesen. Oder der hereindunkelnde Abend unter den müden Wallern des Läuterungs¬ berges: Wir müßten dem Dichter folgen durch jenes Eingangstor der Hölle, dessen Inschrift ewige Strenge mit hoffnungslosen Mitgefühl paart: *) Der architektonische Gedankenaufbau der Commedia, dieses an Einheit wie innerem Beziehungsreichtum größten Wunderwerks der Literaturgeschichte, hat Wohl alles in allem stets den Hauptreiz des Dantestudiums gebildet. Wem in dieser Hinsicht die kurzen Andeutungen dieses Vortrages nicht genügen, sei auf meinen „Dante" (Tübingen, Mohr, 1914) und meine „Humana civilitas" (Leipzig, Koester, 1913) verwiesen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/282>, abgerufen am 23.12.2024.