Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.Der Luropa-Depcschondienst in der japanischen Presse 1925 Der (Luropa-Dexeschendienst in der japanischen - Presse 592; v Dr. N, Hansen on er ausländische Depeschendienst in der japanischen Presse läßt Der Luropa-Depcschondienst in der japanischen Presse 1925 Der (Luropa-Dexeschendienst in der japanischen - Presse 592; v Dr. N, Hansen on er ausländische Depeschendienst in der japanischen Presse läßt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0258" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339407"/> <fw type="header" place="top"> Der Luropa-Depcschondienst in der japanischen Presse 1925</fw><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Der (Luropa-Dexeschendienst in der japanischen -<lb/> Presse 592; v<note type="byline"> Dr. N, Hansen</note> on</head><lb/> <p xml:id="ID_1009" next="#ID_1010"> er ausländische Depeschendienst in der japanischen Presse läßt<lb/> in den letzten Jahren eine Reihe auffälliger Verselbständigungs-<lb/> bestrebungen erkennen, von denen zu Beginn des Weltkrieges<lb/> nur die ersten Spuren bemerkbar waren. Vor sieben Jahren<lb/> beherrschte das Reuter-Buro den japanischen Nachrichtenmarkt<lb/> absolut. In seiner über vierzigjährigen Tätigkeit als Herausgeber der Japan-<lb/> Daily Mail und als Vertreter der Londoner Times hatte der Kapitän Brinkley<lb/> als ebenso glänzender, wie politisch gewissenloser Schriftsteller es verstanden, zugleich<lb/> als Vertreter des Reuter-Büros in Tokio in der öffentlichen Meinung Japans<lb/> sich eine Stellung zu verschaffen, die noch weit mächtiger war, als die des Pe¬<lb/> kinger Times-Korrespondenten Dr. Morrison in China. Tatsächlich hat<lb/> Brinkley mit Hilfe dieser drei Instrumente der öffentlichen Meinung mehr für<lb/> den Abschluß eines Bündnisses zwischen Japan und England getan, als der Graf<lb/> Hayashi und die Negierung in London. Auf dieser engen Personalverbindung<lb/> basierte auch der Pressefeldzug, der in den Jahren 1885 bis 1905 ganz systema¬<lb/> tisch und mit wachsender Stärke gegen Deutschland in Szene gesetzt wurde. Die<lb/> Ausnutzung der Schimonosekiaffäre durch Brinkley stellte nur eine Episode in dieser<lb/> politischen und wirtschaftlichen Jntrigenarbeit gegen Deutschland dar. Brinkley<lb/> ist noch vor Ausbruch des Weltkrieges gestorben. Er war zuletzt Ratgeber der<lb/> Wippon Unser Zaisha, der großen damals stark subventionierten offiziösen<lb/> japanischen Schiffahrtsgesellschaft, nachdem durch seine englischen Landsleute klar¬<lb/> gelegt worden war, daß er mit einer jährlichen Subvention von 240 000 Jen für<lb/> die Propaganda japanischer Interessen in England gekauft war. Der Nachfolger<lb/> Brinkleys als Reuter-Vertreter — Mr. Pooley — war in seiner Bericht¬<lb/> erstattung über japanische Verhältnisse nach England weniger gewissenlos. Als<lb/> er 1913 über die japanische Finanzlage so treffende und, gewisse Machinationen<lb/> der japanischen Regierung mit der Goldreserve, kritisch geißelnde Berichte nach<lb/> England sandte, wurde er der japanischen Regierung, die auf einem Diner ver¬<lb/> geblich versucht hatte, ihn zu kaufen, unbequem. Er wurde am 1. Januar 1914<lb/> nach London zurückberufen. Reuter büßte damals viel von seinem Einfluß auf<lb/> die japanische Presse ein. Die japanische Regierung ging nämlich selbst zur<lb/> Gründung eines telegraphischen Nachrichten-Monopoldienstes über. Das Geld<lb/> wurde teils von japanischen Finanzleuten, teils von der japanischen Regierung<lb/> selbst aufgebracht. Aber man lehnte sich trotzdem wieder an die Organisation der<lb/> Neuterschen Agentur an. Nachdem Pooley, der in Tokio verhaftet wurde, nach<lb/> England zurückgereist war, wo ihm in der Neuterschen Zentrale ein leitender<lb/> Posten angeboten wurde, setzte man mit Hilfe des japanischen Finanzagenten<lb/> Mori den Mr. Kennedy (früheren Vertreter der amerikanischen Associated<lb/> Preß) als Leiter des Reuter-Tokio-Monopoldienstes ein. Auf diese Weise wurden<lb/> zwar die künftigen Anleihen Japans im Inland und im englischen Imperium<lb/> leichter untergebracht und die Finanzierungsabteilung des Reuter-Büros machte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0258]
Der Luropa-Depcschondienst in der japanischen Presse 1925
Der (Luropa-Dexeschendienst in der japanischen -
Presse 592; v Dr. N, Hansen on
er ausländische Depeschendienst in der japanischen Presse läßt
in den letzten Jahren eine Reihe auffälliger Verselbständigungs-
bestrebungen erkennen, von denen zu Beginn des Weltkrieges
nur die ersten Spuren bemerkbar waren. Vor sieben Jahren
beherrschte das Reuter-Buro den japanischen Nachrichtenmarkt
absolut. In seiner über vierzigjährigen Tätigkeit als Herausgeber der Japan-
Daily Mail und als Vertreter der Londoner Times hatte der Kapitän Brinkley
als ebenso glänzender, wie politisch gewissenloser Schriftsteller es verstanden, zugleich
als Vertreter des Reuter-Büros in Tokio in der öffentlichen Meinung Japans
sich eine Stellung zu verschaffen, die noch weit mächtiger war, als die des Pe¬
kinger Times-Korrespondenten Dr. Morrison in China. Tatsächlich hat
Brinkley mit Hilfe dieser drei Instrumente der öffentlichen Meinung mehr für
den Abschluß eines Bündnisses zwischen Japan und England getan, als der Graf
Hayashi und die Negierung in London. Auf dieser engen Personalverbindung
basierte auch der Pressefeldzug, der in den Jahren 1885 bis 1905 ganz systema¬
tisch und mit wachsender Stärke gegen Deutschland in Szene gesetzt wurde. Die
Ausnutzung der Schimonosekiaffäre durch Brinkley stellte nur eine Episode in dieser
politischen und wirtschaftlichen Jntrigenarbeit gegen Deutschland dar. Brinkley
ist noch vor Ausbruch des Weltkrieges gestorben. Er war zuletzt Ratgeber der
Wippon Unser Zaisha, der großen damals stark subventionierten offiziösen
japanischen Schiffahrtsgesellschaft, nachdem durch seine englischen Landsleute klar¬
gelegt worden war, daß er mit einer jährlichen Subvention von 240 000 Jen für
die Propaganda japanischer Interessen in England gekauft war. Der Nachfolger
Brinkleys als Reuter-Vertreter — Mr. Pooley — war in seiner Bericht¬
erstattung über japanische Verhältnisse nach England weniger gewissenlos. Als
er 1913 über die japanische Finanzlage so treffende und, gewisse Machinationen
der japanischen Regierung mit der Goldreserve, kritisch geißelnde Berichte nach
England sandte, wurde er der japanischen Regierung, die auf einem Diner ver¬
geblich versucht hatte, ihn zu kaufen, unbequem. Er wurde am 1. Januar 1914
nach London zurückberufen. Reuter büßte damals viel von seinem Einfluß auf
die japanische Presse ein. Die japanische Regierung ging nämlich selbst zur
Gründung eines telegraphischen Nachrichten-Monopoldienstes über. Das Geld
wurde teils von japanischen Finanzleuten, teils von der japanischen Regierung
selbst aufgebracht. Aber man lehnte sich trotzdem wieder an die Organisation der
Neuterschen Agentur an. Nachdem Pooley, der in Tokio verhaftet wurde, nach
England zurückgereist war, wo ihm in der Neuterschen Zentrale ein leitender
Posten angeboten wurde, setzte man mit Hilfe des japanischen Finanzagenten
Mori den Mr. Kennedy (früheren Vertreter der amerikanischen Associated
Preß) als Leiter des Reuter-Tokio-Monopoldienstes ein. Auf diese Weise wurden
zwar die künftigen Anleihen Japans im Inland und im englischen Imperium
leichter untergebracht und die Finanzierungsabteilung des Reuter-Büros machte
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