Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Nationale Sammlnngsxolitik

werden dabei nun nicht mehr sehr weit kommen und die besten Kräfte der
Nation werden ihnen auf diesem Wege nicht mehr bereit sein zu folgen.

Der Erfolg einer solchen Politik wird sich wahrscheinlich früher zeigen, als
man ahnt. Denn eine solche klare Politik der Rechten wird die besten Kräfte für
sich gewinnen, die jetzt Anstoß daran nehmen, daß die beiden Parteien der Rechten
sich zerkriegt haben. Zu den Juniwahlen 1920 marschierten die beiden Parteien
der Rechten, von einigen mehr örtlichen Dissonanzen abgesehen, gemeinsam auf,
und weiteste Kreise in beiden Parteien erwarteten nichts anderes als den nationalen
Block der Rechten, eine Hoffnung, die durch die Regierungsbildung getäuscht
wurde. Es war die ganz natürliche Folge, daß aus dem Miteinander ein
Gegeneinander wurde und man in Schrift und Wort nicht mehr recht spürte, daß
die beiden Parteien auf das engste zusammengehören. Geht man den im Juni 1920
eingeschlagenen Weg weiter, so wird das künftighin noch mehr in die Erscheinung
treten zum Schaden des nationalen Gedankens.

Ich sage nicht zu viel, wenn ich sage, daß die weit überwiegende Mehrzahl
der Millionen der Wähler aus beiden Parteien diese ganze Entwicklung auf das
tiefste bedauert. Man hält es für selbstverständlich, daß die beiden Parteien
nur geschlossen vorgehen, sich nur geschlossen an der Regierungsbildung beteiligen,
Hand in Hand ihre Kämpfe, auch ihren Wahlkampf führen, allen Zwiespalt um
des gemeinsamen nationalen Gedankens willen beiseite setzen. Man will,
daß sich um die beiden Parteien des nationalen Blockes alle scharen,
die guten Willens sind in der Erwartung, daß sich dann alle weiteren
Parteien und Kreise dazu finden, für die im Grunde ihres Herzens doch schließlich
in ihrer Politik der nationale Gedanke den Ausschlag giebt.

Es ist klar, daß bei einem solchen Zusammengehen die eine wie
die andere Partei hie und da einen Pflock zurückstecken muß und diese
oder jene Bewegung in ihren Reihen etwas eindämmen muß, damit
das Zusammengehen nicht erschwert wird. Auf der anderen Seite aber
ergänzen sich die beiden Parteien so vortrefflich, daß ihre Zusammenfassung hinsichtlich
der deutschen Landschaften, der Wirtschaftszweige, der Stände, der geistigen
Interessen usw. ein Spiegelbild der gesamten Nation in allen ihren Teilen
bietet. Das aber ist der Boden für eine dem Ganzen der Nation dienende
Politik.

Ich rede mit dem allen nicht im Auftrage irgend einer Richtung, Partei
oder Gruppe, sondern lediglich für mich selbst, aber wo ich hin und her im Lande
schriftlich oder mündlich bei Angehörigen der beiden Parteien der Rechten und
solchen, die sonst den Gedanken des nationalen Aufbaues pflegen, diese Gedanken
besprach, waren sie die politische Grundstimmung aller. Hinter dem Gedanken, daß
wir nicht sozialistische Politik und nicht schwächliche Kompromißpolitik der Mitte,
sondern klare nationale, im besten Sinne soziale Politik machen müssen und
dieses nur geschehen kann auf dem Boden einer festen Zusammenfassung der
beiden Rechtsparteien, stehen nicht Hunderte und Tausende, sondern viele
Millionen. Wer diesen Weg entschlossen geht, hat die besten Kräfte
der Nation hinter sich.

Wie die enge Zusammenfassung zu gestalten ist. das ist Sache besonderer
Überlegung, der ich nicht vorgreifen möchte. Es muß jedenfalls mindestens grünt-


Nationale Sammlnngsxolitik

werden dabei nun nicht mehr sehr weit kommen und die besten Kräfte der
Nation werden ihnen auf diesem Wege nicht mehr bereit sein zu folgen.

Der Erfolg einer solchen Politik wird sich wahrscheinlich früher zeigen, als
man ahnt. Denn eine solche klare Politik der Rechten wird die besten Kräfte für
sich gewinnen, die jetzt Anstoß daran nehmen, daß die beiden Parteien der Rechten
sich zerkriegt haben. Zu den Juniwahlen 1920 marschierten die beiden Parteien
der Rechten, von einigen mehr örtlichen Dissonanzen abgesehen, gemeinsam auf,
und weiteste Kreise in beiden Parteien erwarteten nichts anderes als den nationalen
Block der Rechten, eine Hoffnung, die durch die Regierungsbildung getäuscht
wurde. Es war die ganz natürliche Folge, daß aus dem Miteinander ein
Gegeneinander wurde und man in Schrift und Wort nicht mehr recht spürte, daß
die beiden Parteien auf das engste zusammengehören. Geht man den im Juni 1920
eingeschlagenen Weg weiter, so wird das künftighin noch mehr in die Erscheinung
treten zum Schaden des nationalen Gedankens.

Ich sage nicht zu viel, wenn ich sage, daß die weit überwiegende Mehrzahl
der Millionen der Wähler aus beiden Parteien diese ganze Entwicklung auf das
tiefste bedauert. Man hält es für selbstverständlich, daß die beiden Parteien
nur geschlossen vorgehen, sich nur geschlossen an der Regierungsbildung beteiligen,
Hand in Hand ihre Kämpfe, auch ihren Wahlkampf führen, allen Zwiespalt um
des gemeinsamen nationalen Gedankens willen beiseite setzen. Man will,
daß sich um die beiden Parteien des nationalen Blockes alle scharen,
die guten Willens sind in der Erwartung, daß sich dann alle weiteren
Parteien und Kreise dazu finden, für die im Grunde ihres Herzens doch schließlich
in ihrer Politik der nationale Gedanke den Ausschlag giebt.

Es ist klar, daß bei einem solchen Zusammengehen die eine wie
die andere Partei hie und da einen Pflock zurückstecken muß und diese
oder jene Bewegung in ihren Reihen etwas eindämmen muß, damit
das Zusammengehen nicht erschwert wird. Auf der anderen Seite aber
ergänzen sich die beiden Parteien so vortrefflich, daß ihre Zusammenfassung hinsichtlich
der deutschen Landschaften, der Wirtschaftszweige, der Stände, der geistigen
Interessen usw. ein Spiegelbild der gesamten Nation in allen ihren Teilen
bietet. Das aber ist der Boden für eine dem Ganzen der Nation dienende
Politik.

Ich rede mit dem allen nicht im Auftrage irgend einer Richtung, Partei
oder Gruppe, sondern lediglich für mich selbst, aber wo ich hin und her im Lande
schriftlich oder mündlich bei Angehörigen der beiden Parteien der Rechten und
solchen, die sonst den Gedanken des nationalen Aufbaues pflegen, diese Gedanken
besprach, waren sie die politische Grundstimmung aller. Hinter dem Gedanken, daß
wir nicht sozialistische Politik und nicht schwächliche Kompromißpolitik der Mitte,
sondern klare nationale, im besten Sinne soziale Politik machen müssen und
dieses nur geschehen kann auf dem Boden einer festen Zusammenfassung der
beiden Rechtsparteien, stehen nicht Hunderte und Tausende, sondern viele
Millionen. Wer diesen Weg entschlossen geht, hat die besten Kräfte
der Nation hinter sich.

Wie die enge Zusammenfassung zu gestalten ist. das ist Sache besonderer
Überlegung, der ich nicht vorgreifen möchte. Es muß jedenfalls mindestens grünt-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0248" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339397"/>
          <fw type="header" place="top"> Nationale Sammlnngsxolitik</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_972" prev="#ID_971"> werden dabei nun nicht mehr sehr weit kommen und die besten Kräfte der<lb/>
Nation werden ihnen auf diesem Wege nicht mehr bereit sein zu folgen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_973"> Der Erfolg einer solchen Politik wird sich wahrscheinlich früher zeigen, als<lb/>
man ahnt. Denn eine solche klare Politik der Rechten wird die besten Kräfte für<lb/>
sich gewinnen, die jetzt Anstoß daran nehmen, daß die beiden Parteien der Rechten<lb/>
sich zerkriegt haben. Zu den Juniwahlen 1920 marschierten die beiden Parteien<lb/>
der Rechten, von einigen mehr örtlichen Dissonanzen abgesehen, gemeinsam auf,<lb/>
und weiteste Kreise in beiden Parteien erwarteten nichts anderes als den nationalen<lb/>
Block der Rechten, eine Hoffnung, die durch die Regierungsbildung getäuscht<lb/>
wurde. Es war die ganz natürliche Folge, daß aus dem Miteinander ein<lb/>
Gegeneinander wurde und man in Schrift und Wort nicht mehr recht spürte, daß<lb/>
die beiden Parteien auf das engste zusammengehören. Geht man den im Juni 1920<lb/>
eingeschlagenen Weg weiter, so wird das künftighin noch mehr in die Erscheinung<lb/>
treten zum Schaden des nationalen Gedankens.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_974"> Ich sage nicht zu viel, wenn ich sage, daß die weit überwiegende Mehrzahl<lb/>
der Millionen der Wähler aus beiden Parteien diese ganze Entwicklung auf das<lb/>
tiefste bedauert. Man hält es für selbstverständlich, daß die beiden Parteien<lb/>
nur geschlossen vorgehen, sich nur geschlossen an der Regierungsbildung beteiligen,<lb/>
Hand in Hand ihre Kämpfe, auch ihren Wahlkampf führen, allen Zwiespalt um<lb/>
des gemeinsamen nationalen Gedankens willen beiseite setzen. Man will,<lb/>
daß sich um die beiden Parteien des nationalen Blockes alle scharen,<lb/>
die guten Willens sind in der Erwartung, daß sich dann alle weiteren<lb/>
Parteien und Kreise dazu finden, für die im Grunde ihres Herzens doch schließlich<lb/>
in ihrer Politik der nationale Gedanke den Ausschlag giebt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_975"> Es ist klar, daß bei einem solchen Zusammengehen die eine wie<lb/>
die andere Partei hie und da einen Pflock zurückstecken muß und diese<lb/>
oder jene Bewegung in ihren Reihen etwas eindämmen muß, damit<lb/>
das Zusammengehen nicht erschwert wird. Auf der anderen Seite aber<lb/>
ergänzen sich die beiden Parteien so vortrefflich, daß ihre Zusammenfassung hinsichtlich<lb/>
der deutschen Landschaften, der Wirtschaftszweige, der Stände, der geistigen<lb/>
Interessen usw. ein Spiegelbild der gesamten Nation in allen ihren Teilen<lb/>
bietet. Das aber ist der Boden für eine dem Ganzen der Nation dienende<lb/>
Politik.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_976"> Ich rede mit dem allen nicht im Auftrage irgend einer Richtung, Partei<lb/>
oder Gruppe, sondern lediglich für mich selbst, aber wo ich hin und her im Lande<lb/>
schriftlich oder mündlich bei Angehörigen der beiden Parteien der Rechten und<lb/>
solchen, die sonst den Gedanken des nationalen Aufbaues pflegen, diese Gedanken<lb/>
besprach, waren sie die politische Grundstimmung aller. Hinter dem Gedanken, daß<lb/>
wir nicht sozialistische Politik und nicht schwächliche Kompromißpolitik der Mitte,<lb/>
sondern klare nationale, im besten Sinne soziale Politik machen müssen und<lb/>
dieses nur geschehen kann auf dem Boden einer festen Zusammenfassung der<lb/>
beiden Rechtsparteien, stehen nicht Hunderte und Tausende, sondern viele<lb/>
Millionen. Wer diesen Weg entschlossen geht, hat die besten Kräfte<lb/>
der Nation hinter sich.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_977" next="#ID_978"> Wie die enge Zusammenfassung zu gestalten ist. das ist Sache besonderer<lb/>
Überlegung, der ich nicht vorgreifen möchte. Es muß jedenfalls mindestens grünt-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0248] Nationale Sammlnngsxolitik werden dabei nun nicht mehr sehr weit kommen und die besten Kräfte der Nation werden ihnen auf diesem Wege nicht mehr bereit sein zu folgen. Der Erfolg einer solchen Politik wird sich wahrscheinlich früher zeigen, als man ahnt. Denn eine solche klare Politik der Rechten wird die besten Kräfte für sich gewinnen, die jetzt Anstoß daran nehmen, daß die beiden Parteien der Rechten sich zerkriegt haben. Zu den Juniwahlen 1920 marschierten die beiden Parteien der Rechten, von einigen mehr örtlichen Dissonanzen abgesehen, gemeinsam auf, und weiteste Kreise in beiden Parteien erwarteten nichts anderes als den nationalen Block der Rechten, eine Hoffnung, die durch die Regierungsbildung getäuscht wurde. Es war die ganz natürliche Folge, daß aus dem Miteinander ein Gegeneinander wurde und man in Schrift und Wort nicht mehr recht spürte, daß die beiden Parteien auf das engste zusammengehören. Geht man den im Juni 1920 eingeschlagenen Weg weiter, so wird das künftighin noch mehr in die Erscheinung treten zum Schaden des nationalen Gedankens. Ich sage nicht zu viel, wenn ich sage, daß die weit überwiegende Mehrzahl der Millionen der Wähler aus beiden Parteien diese ganze Entwicklung auf das tiefste bedauert. Man hält es für selbstverständlich, daß die beiden Parteien nur geschlossen vorgehen, sich nur geschlossen an der Regierungsbildung beteiligen, Hand in Hand ihre Kämpfe, auch ihren Wahlkampf führen, allen Zwiespalt um des gemeinsamen nationalen Gedankens willen beiseite setzen. Man will, daß sich um die beiden Parteien des nationalen Blockes alle scharen, die guten Willens sind in der Erwartung, daß sich dann alle weiteren Parteien und Kreise dazu finden, für die im Grunde ihres Herzens doch schließlich in ihrer Politik der nationale Gedanke den Ausschlag giebt. Es ist klar, daß bei einem solchen Zusammengehen die eine wie die andere Partei hie und da einen Pflock zurückstecken muß und diese oder jene Bewegung in ihren Reihen etwas eindämmen muß, damit das Zusammengehen nicht erschwert wird. Auf der anderen Seite aber ergänzen sich die beiden Parteien so vortrefflich, daß ihre Zusammenfassung hinsichtlich der deutschen Landschaften, der Wirtschaftszweige, der Stände, der geistigen Interessen usw. ein Spiegelbild der gesamten Nation in allen ihren Teilen bietet. Das aber ist der Boden für eine dem Ganzen der Nation dienende Politik. Ich rede mit dem allen nicht im Auftrage irgend einer Richtung, Partei oder Gruppe, sondern lediglich für mich selbst, aber wo ich hin und her im Lande schriftlich oder mündlich bei Angehörigen der beiden Parteien der Rechten und solchen, die sonst den Gedanken des nationalen Aufbaues pflegen, diese Gedanken besprach, waren sie die politische Grundstimmung aller. Hinter dem Gedanken, daß wir nicht sozialistische Politik und nicht schwächliche Kompromißpolitik der Mitte, sondern klare nationale, im besten Sinne soziale Politik machen müssen und dieses nur geschehen kann auf dem Boden einer festen Zusammenfassung der beiden Rechtsparteien, stehen nicht Hunderte und Tausende, sondern viele Millionen. Wer diesen Weg entschlossen geht, hat die besten Kräfte der Nation hinter sich. Wie die enge Zusammenfassung zu gestalten ist. das ist Sache besonderer Überlegung, der ich nicht vorgreifen möchte. Es muß jedenfalls mindestens grünt-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/248
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/248>, abgerufen am 23.12.2024.