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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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schung R. Schmidts zusammen das klassische
Werk der Krischna-Religion dem deutschen
Schrifttum einverleibt.

Novellen und Legenden aus verklungenen
Zeiten. Von Geheimrat Prof. Dr. Th. Birk.
Zweite Auflage. 316 Seiten. Geb. M. 6.
Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig.
1919.

Freunde gehaltvoller Verbindung dichte¬
rischer Phantasie mit klassisch-Philologischer
Begeisterung -- eine heute selten gewordene
Verbindung -- seien auf Birds Variationen
liber altgriechische und altrömische Motive
aufmerksam gemacht.

Andreas Heusler, DerHeliand, in Simrocks
Übertragung und die Bruchstücke der Alt¬
sächsischen Genesis. Leipzig. 1921. Insel-
Verlag. Ppd. M. 18.

Den "Heliand" in Simrocks Übertragung
und die Altsächsische Genesis in interessanter,
tonreicher eigener Übersetzung legt Andreas
Heusler vor mit einer Einführung, die, wie
immer, den Meister germanischer Altertums¬
kunde verrät. Der Inselverlag gab den
ehrwürdigen Erstlingen niederdeutscher Dich¬
tung ein edles Gewand.

Eduard Siepers, Der Nibelunge Not.
Kudrun. Leipzig. 1921. Inselverlag.
Leinen M. 36.

Zwei Eigenschaften heben diese neue
Textausgabe unserer beiden größten mittel¬
alterlichen Volksepen aus ihren Vorgängern
heraus. Äußerlich die vorbildliche Buch¬
gestaltung des Jnselverlags, der auf dünnem
Seidenpapier von der führenden deutschen
Druckerei Pöschel u. Trepte eine untadelige,
schmale Taschenausgabe drucken ließ. In¬
haltlich die nach des Herausgebers genialer
phonetischen Methode von allen "Anstünden"
befreite interessante Textgestaltung durch
den bekannten Leipziger Altmeister der ger¬
manischen Philologie. Alles in allem also
kein Dutzendwerk, sondern ein Kleinod für
den Freund zugleich schöner und guter Bücher.

Shakespeare in deutscher Sprache. Neue
Ausgabe in sechs Bänden. Herausgegeben,
zum Teil neu übersetzt von Friedrich
Gundolf. Verlag Georg Bondi. Berlin.
Erster und zweiter Band. 1920/21.
[Spaltenumbruch]

Die Schlegel-Tiecksche Shakespeare-Über¬
setzung war der klassische deutsche Shakespeare
geblieben, was immer an späteren Versuchen
vorlag. Aber der ungleiche Wert der Schlegol-
schen und der Pseudo-Tieckschen Teile war
stets als schwerer Übelstand empfunden
worden. Gundolf, in dessen Seele der Pietät¬
volle Literarhistoriker und der schöpsungs-
mutige Dichterfreund Stefan Georges gepaart
sind, hat in seiner berühmten Neuausgabe
der "Blätter für die Kunst" den Schlegel
im großen Ganzen, nur mit den für nötig
befundenen Nachbesserungen stehen lassen,
den Pseudo-Tieck dagegen durch eigene, von
, Stefan George überprüfte Übersetzungen er¬
setzt. Also eine gewaltige Leistung dem Um¬
fang und aufgewandten Geiste nach. Ob
die Leistung des 20. Jahrhunderts der stehen¬
gebliebenen Schlegelschen gleichwertig ist und
gleichdauernd sein wird, darf man bezweifeln
und dennoch sich freuen, daß jetzt für das
breite gebildete Publikum dieser nicht nur
textkritisch, sondern auch dem Gesamtwert
nach den alten Schlegel-Tieck überragende
Schlegel-Gundolf vorliegt. Bisher haben
wir zwei Bände zu Gesicht bekommen mit
acht durchrevidierten Schlegelstücken. Neu
(Gundolf-Text) sind Coriolanus, Antonius
und Cleopatra (in seiner schleppenden Fülle
dem Übersetzer besser gelungen als der herbe
Coriolan), Othello und Romeo und Julia
(dies Stück, das einzig schwache aus Schlegels
Feder, ist ebenfalls im wesentlichen neu
geformt). Wir werden über den Fortgang
des bedeutenden Werkes berichten.

Adolf Knoblauch, Kymrische Dichtungen.
Jnselbücherei Ur. 299. Im Inselverlag
zu Leipzig.

Der Heldenkampf der uns schicksalsver¬
wandten Iren erweckt auch in Deutschland
immer neues Interesse für den eigentüm¬
lichen Geist der keltischen Rasse. Die "kyni-
rischen Dichtungen" führen in das Mittel-
alter von Wales ein und sind von Knob¬
lauch (nicht Philologisch treu) für ein breiteres
Publikum geschmackvoll hergerichtet.

Irische Volksmärchen. Ernst Rowohlt Ver¬
lag. Berlin. Geh. M. 13.

Diese Märchen, 1909 gesammelt von
Douglas Hyde, der sie sich Im Armenhaus

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Bücherschau

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schung R. Schmidts zusammen das klassische
Werk der Krischna-Religion dem deutschen
Schrifttum einverleibt.

Novellen und Legenden aus verklungenen
Zeiten. Von Geheimrat Prof. Dr. Th. Birk.
Zweite Auflage. 316 Seiten. Geb. M. 6.
Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig.
1919.

Freunde gehaltvoller Verbindung dichte¬
rischer Phantasie mit klassisch-Philologischer
Begeisterung — eine heute selten gewordene
Verbindung — seien auf Birds Variationen
liber altgriechische und altrömische Motive
aufmerksam gemacht.

Andreas Heusler, DerHeliand, in Simrocks
Übertragung und die Bruchstücke der Alt¬
sächsischen Genesis. Leipzig. 1921. Insel-
Verlag. Ppd. M. 18.

Den „Heliand" in Simrocks Übertragung
und die Altsächsische Genesis in interessanter,
tonreicher eigener Übersetzung legt Andreas
Heusler vor mit einer Einführung, die, wie
immer, den Meister germanischer Altertums¬
kunde verrät. Der Inselverlag gab den
ehrwürdigen Erstlingen niederdeutscher Dich¬
tung ein edles Gewand.

Eduard Siepers, Der Nibelunge Not.
Kudrun. Leipzig. 1921. Inselverlag.
Leinen M. 36.

Zwei Eigenschaften heben diese neue
Textausgabe unserer beiden größten mittel¬
alterlichen Volksepen aus ihren Vorgängern
heraus. Äußerlich die vorbildliche Buch¬
gestaltung des Jnselverlags, der auf dünnem
Seidenpapier von der führenden deutschen
Druckerei Pöschel u. Trepte eine untadelige,
schmale Taschenausgabe drucken ließ. In¬
haltlich die nach des Herausgebers genialer
phonetischen Methode von allen „Anstünden"
befreite interessante Textgestaltung durch
den bekannten Leipziger Altmeister der ger¬
manischen Philologie. Alles in allem also
kein Dutzendwerk, sondern ein Kleinod für
den Freund zugleich schöner und guter Bücher.

Shakespeare in deutscher Sprache. Neue
Ausgabe in sechs Bänden. Herausgegeben,
zum Teil neu übersetzt von Friedrich
Gundolf. Verlag Georg Bondi. Berlin.
Erster und zweiter Band. 1920/21.
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Die Schlegel-Tiecksche Shakespeare-Über¬
setzung war der klassische deutsche Shakespeare
geblieben, was immer an späteren Versuchen
vorlag. Aber der ungleiche Wert der Schlegol-
schen und der Pseudo-Tieckschen Teile war
stets als schwerer Übelstand empfunden
worden. Gundolf, in dessen Seele der Pietät¬
volle Literarhistoriker und der schöpsungs-
mutige Dichterfreund Stefan Georges gepaart
sind, hat in seiner berühmten Neuausgabe
der „Blätter für die Kunst" den Schlegel
im großen Ganzen, nur mit den für nötig
befundenen Nachbesserungen stehen lassen,
den Pseudo-Tieck dagegen durch eigene, von
, Stefan George überprüfte Übersetzungen er¬
setzt. Also eine gewaltige Leistung dem Um¬
fang und aufgewandten Geiste nach. Ob
die Leistung des 20. Jahrhunderts der stehen¬
gebliebenen Schlegelschen gleichwertig ist und
gleichdauernd sein wird, darf man bezweifeln
und dennoch sich freuen, daß jetzt für das
breite gebildete Publikum dieser nicht nur
textkritisch, sondern auch dem Gesamtwert
nach den alten Schlegel-Tieck überragende
Schlegel-Gundolf vorliegt. Bisher haben
wir zwei Bände zu Gesicht bekommen mit
acht durchrevidierten Schlegelstücken. Neu
(Gundolf-Text) sind Coriolanus, Antonius
und Cleopatra (in seiner schleppenden Fülle
dem Übersetzer besser gelungen als der herbe
Coriolan), Othello und Romeo und Julia
(dies Stück, das einzig schwache aus Schlegels
Feder, ist ebenfalls im wesentlichen neu
geformt). Wir werden über den Fortgang
des bedeutenden Werkes berichten.

Adolf Knoblauch, Kymrische Dichtungen.
Jnselbücherei Ur. 299. Im Inselverlag
zu Leipzig.

Der Heldenkampf der uns schicksalsver¬
wandten Iren erweckt auch in Deutschland
immer neues Interesse für den eigentüm¬
lichen Geist der keltischen Rasse. Die „kyni-
rischen Dichtungen" führen in das Mittel-
alter von Wales ein und sind von Knob¬
lauch (nicht Philologisch treu) für ein breiteres
Publikum geschmackvoll hergerichtet.

Irische Volksmärchen. Ernst Rowohlt Ver¬
lag. Berlin. Geh. M. 13.

Diese Märchen, 1909 gesammelt von
Douglas Hyde, der sie sich Im Armenhaus

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[0234] Bücherschau schung R. Schmidts zusammen das klassische Werk der Krischna-Religion dem deutschen Schrifttum einverleibt. Novellen und Legenden aus verklungenen Zeiten. Von Geheimrat Prof. Dr. Th. Birk. Zweite Auflage. 316 Seiten. Geb. M. 6. Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig. 1919. Freunde gehaltvoller Verbindung dichte¬ rischer Phantasie mit klassisch-Philologischer Begeisterung — eine heute selten gewordene Verbindung — seien auf Birds Variationen liber altgriechische und altrömische Motive aufmerksam gemacht. Andreas Heusler, DerHeliand, in Simrocks Übertragung und die Bruchstücke der Alt¬ sächsischen Genesis. Leipzig. 1921. Insel- Verlag. Ppd. M. 18. Den „Heliand" in Simrocks Übertragung und die Altsächsische Genesis in interessanter, tonreicher eigener Übersetzung legt Andreas Heusler vor mit einer Einführung, die, wie immer, den Meister germanischer Altertums¬ kunde verrät. Der Inselverlag gab den ehrwürdigen Erstlingen niederdeutscher Dich¬ tung ein edles Gewand. Eduard Siepers, Der Nibelunge Not. Kudrun. Leipzig. 1921. Inselverlag. Leinen M. 36. Zwei Eigenschaften heben diese neue Textausgabe unserer beiden größten mittel¬ alterlichen Volksepen aus ihren Vorgängern heraus. Äußerlich die vorbildliche Buch¬ gestaltung des Jnselverlags, der auf dünnem Seidenpapier von der führenden deutschen Druckerei Pöschel u. Trepte eine untadelige, schmale Taschenausgabe drucken ließ. In¬ haltlich die nach des Herausgebers genialer phonetischen Methode von allen „Anstünden" befreite interessante Textgestaltung durch den bekannten Leipziger Altmeister der ger¬ manischen Philologie. Alles in allem also kein Dutzendwerk, sondern ein Kleinod für den Freund zugleich schöner und guter Bücher. Shakespeare in deutscher Sprache. Neue Ausgabe in sechs Bänden. Herausgegeben, zum Teil neu übersetzt von Friedrich Gundolf. Verlag Georg Bondi. Berlin. Erster und zweiter Band. 1920/21. Die Schlegel-Tiecksche Shakespeare-Über¬ setzung war der klassische deutsche Shakespeare geblieben, was immer an späteren Versuchen vorlag. Aber der ungleiche Wert der Schlegol- schen und der Pseudo-Tieckschen Teile war stets als schwerer Übelstand empfunden worden. Gundolf, in dessen Seele der Pietät¬ volle Literarhistoriker und der schöpsungs- mutige Dichterfreund Stefan Georges gepaart sind, hat in seiner berühmten Neuausgabe der „Blätter für die Kunst" den Schlegel im großen Ganzen, nur mit den für nötig befundenen Nachbesserungen stehen lassen, den Pseudo-Tieck dagegen durch eigene, von , Stefan George überprüfte Übersetzungen er¬ setzt. Also eine gewaltige Leistung dem Um¬ fang und aufgewandten Geiste nach. Ob die Leistung des 20. Jahrhunderts der stehen¬ gebliebenen Schlegelschen gleichwertig ist und gleichdauernd sein wird, darf man bezweifeln und dennoch sich freuen, daß jetzt für das breite gebildete Publikum dieser nicht nur textkritisch, sondern auch dem Gesamtwert nach den alten Schlegel-Tieck überragende Schlegel-Gundolf vorliegt. Bisher haben wir zwei Bände zu Gesicht bekommen mit acht durchrevidierten Schlegelstücken. Neu (Gundolf-Text) sind Coriolanus, Antonius und Cleopatra (in seiner schleppenden Fülle dem Übersetzer besser gelungen als der herbe Coriolan), Othello und Romeo und Julia (dies Stück, das einzig schwache aus Schlegels Feder, ist ebenfalls im wesentlichen neu geformt). Wir werden über den Fortgang des bedeutenden Werkes berichten. Adolf Knoblauch, Kymrische Dichtungen. Jnselbücherei Ur. 299. Im Inselverlag zu Leipzig. Der Heldenkampf der uns schicksalsver¬ wandten Iren erweckt auch in Deutschland immer neues Interesse für den eigentüm¬ lichen Geist der keltischen Rasse. Die „kyni- rischen Dichtungen" führen in das Mittel- alter von Wales ein und sind von Knob¬ lauch (nicht Philologisch treu) für ein breiteres Publikum geschmackvoll hergerichtet. Irische Volksmärchen. Ernst Rowohlt Ver¬ lag. Berlin. Geh. M. 13. Diese Märchen, 1909 gesammelt von Douglas Hyde, der sie sich Im Armenhaus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/234>, abgerufen am 22.12.2024.