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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Altes Und neues Heer

reibt auf.. Dienst: veraltete Vorschriften .. Demoralisation aller Volksklassen ..
Klassenkampf nun auch bei uns .. Duldung revolutionärer Elemente .. Ru߬
lands Beispiel! Ich nehme meinen Kleidersack und fahr noch heut' nach Haus.
Dein K .. Matrose.

Tagebuch vom 9. November. Unser Militarismus, ein System, das mit
dem aktiven Offizier und Unteroffizier steht und fällt. 90 Prozent sind gefallen.
Reserve und Junge sprangen ein. Maschine mit Rädern aus Ersatz. Nun steht
sie still. Schicksal, nicht Schuld." " ,




Leutnant und Bursche am Wiesenrand in der Heide. Und auf der Flucht
von Kiel. Rote von rechts? Rote von links? -- Hier trennen sich die Wege.
Geh du nach Westen, ich nach Berlin. Du der Mann, ich der Offizier. Und
Wiedersehn am Kaisertag. Der Bursche weint. Der Zug rollt an und drüber
steht Vergessen I

Ein Leiterwagen im märkischen Sand. Gesinde! drauf? Nein, Offiziere!
Im einsamen Wald, der Förster. Im eisgrauen Bart. Was flieht ihr Memmen? --
Was weißt du Förster? Stark war die rote Woge? Und blitzesschnell. Die
erste Düne brach. Die Flut, sie wuchs. Und keine Düne wollt' sie halten.

Admiralität. Aufruhr in Kiel? Revolution? Macht uns nichts vor I Sind
gut informiert. Ist halb so Schuaut Ihr kommt von dort? Ihr übertreibt!
Zentralbehörde weiß Bescheid!

Wo bleibt der Mann der Tat? Ach. nur Geheimbefehl: Nicht schießen!
Offizier, wo ist dein Mut? Siehst du nicht erstaunte Augen? Die an dich
glauben? Die warten? Doch du schweigst! Wo bleibst du, General? Wo
Stabsoffizier? Wo bleibst du, Leutnant? Ach, die. Erstarrung ist so riesengroß,
nicht das Ereignis.

Fort die Pistole, alter Gardejäger und gib dich drein, wie's deine Führer tun!




Westfront. Granattrichter. Stacheldraht. Typhus und Dreck. Ein Loch:
drin der Hauptmann. Vor ihm Ete, der Berliner. Revolution willst' machen?
So! Was lag ich vier Jahr mit euch im Feld? Fraß aus der Feldküche wie ihr?
Blieb in den Kleidern wie ihr? Hatte Ungeziefer wie ihr? Sorgen wie ihr?
Ohrfeige rechts, Ohrfeige links! Scher dich! Feldwebel, die Kompagnie! Monokel
raus. Kerls! Haben vier Jahre zusammengehalten. Wie Pech und Schwefel.
Wer bricht die Treue? Verläßt den Kaiser? Daß ich den Schweinehund kenne!
Hurrah der Hauptmann I Komm auf die Schultern! Im Triumph ins Quartier.

Das Regiment in Reih und Glied. Der Oberst spricht: "Leute!" -- Kam¬
raden, heißt das, Du! -- "Denkt an das Vaterland!" -- Freiheit woll'n wir! --
"Der Feind wird härter, sieht er unser Heer zerfall'n!" -- Schluß, alter Esel!
Red' was du willst, wir glaubens nicht. Soldatenrat tritt vor. Den Degen,
Oberst! -- "Hund!" -- Phrasen. Herr!

Kompagnie steht zum Appell. Was will der tzauptmann? Kämpfen? Ver-
rückt der Kerl! Kann selber gehn. Feldwebel mit. Kehrt marsch! Gefreiter,
führ' uns du!

Der Unteroffizier: Warum nicht Leutnant? Wohl, wohl, -- esse Erbsen
mit Messer. Kam'rad der Reserve, du Hast's geschafft. Und ich -- bin nur aktiv.


Altes Und neues Heer

reibt auf.. Dienst: veraltete Vorschriften .. Demoralisation aller Volksklassen ..
Klassenkampf nun auch bei uns .. Duldung revolutionärer Elemente .. Ru߬
lands Beispiel! Ich nehme meinen Kleidersack und fahr noch heut' nach Haus.
Dein K .. Matrose.

Tagebuch vom 9. November. Unser Militarismus, ein System, das mit
dem aktiven Offizier und Unteroffizier steht und fällt. 90 Prozent sind gefallen.
Reserve und Junge sprangen ein. Maschine mit Rädern aus Ersatz. Nun steht
sie still. Schicksal, nicht Schuld.» » ,




Leutnant und Bursche am Wiesenrand in der Heide. Und auf der Flucht
von Kiel. Rote von rechts? Rote von links? — Hier trennen sich die Wege.
Geh du nach Westen, ich nach Berlin. Du der Mann, ich der Offizier. Und
Wiedersehn am Kaisertag. Der Bursche weint. Der Zug rollt an und drüber
steht Vergessen I

Ein Leiterwagen im märkischen Sand. Gesinde! drauf? Nein, Offiziere!
Im einsamen Wald, der Förster. Im eisgrauen Bart. Was flieht ihr Memmen? —
Was weißt du Förster? Stark war die rote Woge? Und blitzesschnell. Die
erste Düne brach. Die Flut, sie wuchs. Und keine Düne wollt' sie halten.

Admiralität. Aufruhr in Kiel? Revolution? Macht uns nichts vor I Sind
gut informiert. Ist halb so Schuaut Ihr kommt von dort? Ihr übertreibt!
Zentralbehörde weiß Bescheid!

Wo bleibt der Mann der Tat? Ach. nur Geheimbefehl: Nicht schießen!
Offizier, wo ist dein Mut? Siehst du nicht erstaunte Augen? Die an dich
glauben? Die warten? Doch du schweigst! Wo bleibst du, General? Wo
Stabsoffizier? Wo bleibst du, Leutnant? Ach, die. Erstarrung ist so riesengroß,
nicht das Ereignis.

Fort die Pistole, alter Gardejäger und gib dich drein, wie's deine Führer tun!




Westfront. Granattrichter. Stacheldraht. Typhus und Dreck. Ein Loch:
drin der Hauptmann. Vor ihm Ete, der Berliner. Revolution willst' machen?
So! Was lag ich vier Jahr mit euch im Feld? Fraß aus der Feldküche wie ihr?
Blieb in den Kleidern wie ihr? Hatte Ungeziefer wie ihr? Sorgen wie ihr?
Ohrfeige rechts, Ohrfeige links! Scher dich! Feldwebel, die Kompagnie! Monokel
raus. Kerls! Haben vier Jahre zusammengehalten. Wie Pech und Schwefel.
Wer bricht die Treue? Verläßt den Kaiser? Daß ich den Schweinehund kenne!
Hurrah der Hauptmann I Komm auf die Schultern! Im Triumph ins Quartier.

Das Regiment in Reih und Glied. Der Oberst spricht: „Leute!" — Kam¬
raden, heißt das, Du! — „Denkt an das Vaterland!" — Freiheit woll'n wir! —
„Der Feind wird härter, sieht er unser Heer zerfall'n!" — Schluß, alter Esel!
Red' was du willst, wir glaubens nicht. Soldatenrat tritt vor. Den Degen,
Oberst! — „Hund!" — Phrasen. Herr!

Kompagnie steht zum Appell. Was will der tzauptmann? Kämpfen? Ver-
rückt der Kerl! Kann selber gehn. Feldwebel mit. Kehrt marsch! Gefreiter,
führ' uns du!

Der Unteroffizier: Warum nicht Leutnant? Wohl, wohl, — esse Erbsen
mit Messer. Kam'rad der Reserve, du Hast's geschafft. Und ich — bin nur aktiv.


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[0163] Altes Und neues Heer reibt auf.. Dienst: veraltete Vorschriften .. Demoralisation aller Volksklassen .. Klassenkampf nun auch bei uns .. Duldung revolutionärer Elemente .. Ru߬ lands Beispiel! Ich nehme meinen Kleidersack und fahr noch heut' nach Haus. Dein K .. Matrose. Tagebuch vom 9. November. Unser Militarismus, ein System, das mit dem aktiven Offizier und Unteroffizier steht und fällt. 90 Prozent sind gefallen. Reserve und Junge sprangen ein. Maschine mit Rädern aus Ersatz. Nun steht sie still. Schicksal, nicht Schuld.» » , Leutnant und Bursche am Wiesenrand in der Heide. Und auf der Flucht von Kiel. Rote von rechts? Rote von links? — Hier trennen sich die Wege. Geh du nach Westen, ich nach Berlin. Du der Mann, ich der Offizier. Und Wiedersehn am Kaisertag. Der Bursche weint. Der Zug rollt an und drüber steht Vergessen I Ein Leiterwagen im märkischen Sand. Gesinde! drauf? Nein, Offiziere! Im einsamen Wald, der Förster. Im eisgrauen Bart. Was flieht ihr Memmen? — Was weißt du Förster? Stark war die rote Woge? Und blitzesschnell. Die erste Düne brach. Die Flut, sie wuchs. Und keine Düne wollt' sie halten. Admiralität. Aufruhr in Kiel? Revolution? Macht uns nichts vor I Sind gut informiert. Ist halb so Schuaut Ihr kommt von dort? Ihr übertreibt! Zentralbehörde weiß Bescheid! Wo bleibt der Mann der Tat? Ach. nur Geheimbefehl: Nicht schießen! Offizier, wo ist dein Mut? Siehst du nicht erstaunte Augen? Die an dich glauben? Die warten? Doch du schweigst! Wo bleibst du, General? Wo Stabsoffizier? Wo bleibst du, Leutnant? Ach, die. Erstarrung ist so riesengroß, nicht das Ereignis. Fort die Pistole, alter Gardejäger und gib dich drein, wie's deine Führer tun! Westfront. Granattrichter. Stacheldraht. Typhus und Dreck. Ein Loch: drin der Hauptmann. Vor ihm Ete, der Berliner. Revolution willst' machen? So! Was lag ich vier Jahr mit euch im Feld? Fraß aus der Feldküche wie ihr? Blieb in den Kleidern wie ihr? Hatte Ungeziefer wie ihr? Sorgen wie ihr? Ohrfeige rechts, Ohrfeige links! Scher dich! Feldwebel, die Kompagnie! Monokel raus. Kerls! Haben vier Jahre zusammengehalten. Wie Pech und Schwefel. Wer bricht die Treue? Verläßt den Kaiser? Daß ich den Schweinehund kenne! Hurrah der Hauptmann I Komm auf die Schultern! Im Triumph ins Quartier. Das Regiment in Reih und Glied. Der Oberst spricht: „Leute!" — Kam¬ raden, heißt das, Du! — „Denkt an das Vaterland!" — Freiheit woll'n wir! — „Der Feind wird härter, sieht er unser Heer zerfall'n!" — Schluß, alter Esel! Red' was du willst, wir glaubens nicht. Soldatenrat tritt vor. Den Degen, Oberst! — „Hund!" — Phrasen. Herr! Kompagnie steht zum Appell. Was will der tzauptmann? Kämpfen? Ver- rückt der Kerl! Kann selber gehn. Feldwebel mit. Kehrt marsch! Gefreiter, führ' uns du! Der Unteroffizier: Warum nicht Leutnant? Wohl, wohl, — esse Erbsen mit Messer. Kam'rad der Reserve, du Hast's geschafft. Und ich — bin nur aktiv.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/163>, abgerufen am 23.12.2024.