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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Zukunftsstaat und Zukuuftsincnsch

tung-Bahn, die. Tsingtau mit dem Innern Chinas verbinden sollten, Japan weiß,
welches reiche Hinterland Tsiugtau hat und welches noch reichere es haben könnte,
wenn es gelänge, Tsingtau dnrch Eisenbahn mit Schansi zu verbinden und anch
die Bahnverbindung Honans und der westlichen Provinzen mit dem Meere nach
Tsingtau und nicht nach Schanghai oder einem Küstenplatz zwischen diesen beiden
Häfen leiten zu lassen,

Tsingtau geht dank seiner natürlichen Lage einer glücklichen Entwicklung
entgegen. Die Japaner werden ihr möglichstes dazu tuu. Daß ihre Leistungen
verkleinert, ihre Pläne verdächtigt und angefeindet werden, ist eine hauptsächlich
angelsächsische Erscheinung, die ja auch den Deutschen in Tsingtau nicht erspart
blieb. Aber die Angelsachsen haben auch allen Anlaß, auf der Hut zu sein. Ihre
Hauptiuteressen, lebenswichtige Interessen Amerikas und mehr noch Englands
sind in Schanghai als den: bei weitem bedeutendsten Ein- und Ausfuhrhafen
Clnnas konzentriert, Japans Bestrebungen gehen dahin, soviel wie möglich von
diesem Auslandsverkehr nach Tsingtau zu leiten, also von Schanghai abzuziehen
und auch nicht nach irgendeinen: anderen unter europäisch-amerikanischen Einfluß
gestellten Hafen zwischen Tsingtau und Schanghai geraten.zu lassen, Tsingtaus
natürliche Vorzüge sind so groß, daß sein schließlicher Erfolg nicht ausbleiben
kann. Wir Deutschen werden uns dagegen nicht zu sträuben brauchen, und wird
dereinst Tsingtau wirklich der bedeutende Hafen und Handelsplatz, der Schanghai
in den Schatten stellt, so wird seine Geschichte stets zurückführen die deutsche
Entdeckung dieses Hafens und auf die deutschen Grundlagen Zu solcher Ent-
wickluna.




Zukunftsstaat und Zukunftsmensch
Versuch einer Analyse der Zeitströmungen Dr. Ldgar Stern-Rubarth von

Aer Augen hat, zu sehen, sieht -- wer Ohren hat, zu hören, hört,
daß eine neue Ordnung der Dinge auf unserem Planeten, diesem
winzigen Atom im Weltall, werden will. Ist es eine soziale, eins
ethische, eine wirtschaftliche Neuordnung -- sind es alle drei gleich¬
zeitig, oder ist eine die primäre, die anderen Erscheinungsformen?
Was verwirft diese Neuordnung? Welchen Zielen steuert sie zu? Mit welchen
Mitteln will sie sich durchringen -- welche sind tauglich, welche bereits verurteilt?




Soviel Fragen, soviel Unklarheiten. Und doch dürfen wir an diesen Fragen
nicht vorübergehen, müssen den Mut haben, sie zu formulieren, immer wieder
bis zu völliger Klarheit, bis die Antwort aus ihrem enger und enger gezogenen
Kreis blitzartig entspringt.


Zukunftsstaat und Zukuuftsincnsch

tung-Bahn, die. Tsingtau mit dem Innern Chinas verbinden sollten, Japan weiß,
welches reiche Hinterland Tsiugtau hat und welches noch reichere es haben könnte,
wenn es gelänge, Tsingtau dnrch Eisenbahn mit Schansi zu verbinden und anch
die Bahnverbindung Honans und der westlichen Provinzen mit dem Meere nach
Tsingtau und nicht nach Schanghai oder einem Küstenplatz zwischen diesen beiden
Häfen leiten zu lassen,

Tsingtau geht dank seiner natürlichen Lage einer glücklichen Entwicklung
entgegen. Die Japaner werden ihr möglichstes dazu tuu. Daß ihre Leistungen
verkleinert, ihre Pläne verdächtigt und angefeindet werden, ist eine hauptsächlich
angelsächsische Erscheinung, die ja auch den Deutschen in Tsingtau nicht erspart
blieb. Aber die Angelsachsen haben auch allen Anlaß, auf der Hut zu sein. Ihre
Hauptiuteressen, lebenswichtige Interessen Amerikas und mehr noch Englands
sind in Schanghai als den: bei weitem bedeutendsten Ein- und Ausfuhrhafen
Clnnas konzentriert, Japans Bestrebungen gehen dahin, soviel wie möglich von
diesem Auslandsverkehr nach Tsingtau zu leiten, also von Schanghai abzuziehen
und auch nicht nach irgendeinen: anderen unter europäisch-amerikanischen Einfluß
gestellten Hafen zwischen Tsingtau und Schanghai geraten.zu lassen, Tsingtaus
natürliche Vorzüge sind so groß, daß sein schließlicher Erfolg nicht ausbleiben
kann. Wir Deutschen werden uns dagegen nicht zu sträuben brauchen, und wird
dereinst Tsingtau wirklich der bedeutende Hafen und Handelsplatz, der Schanghai
in den Schatten stellt, so wird seine Geschichte stets zurückführen die deutsche
Entdeckung dieses Hafens und auf die deutschen Grundlagen Zu solcher Ent-
wickluna.




Zukunftsstaat und Zukunftsmensch
Versuch einer Analyse der Zeitströmungen Dr. Ldgar Stern-Rubarth von

Aer Augen hat, zu sehen, sieht — wer Ohren hat, zu hören, hört,
daß eine neue Ordnung der Dinge auf unserem Planeten, diesem
winzigen Atom im Weltall, werden will. Ist es eine soziale, eins
ethische, eine wirtschaftliche Neuordnung — sind es alle drei gleich¬
zeitig, oder ist eine die primäre, die anderen Erscheinungsformen?
Was verwirft diese Neuordnung? Welchen Zielen steuert sie zu? Mit welchen
Mitteln will sie sich durchringen — welche sind tauglich, welche bereits verurteilt?




Soviel Fragen, soviel Unklarheiten. Und doch dürfen wir an diesen Fragen
nicht vorübergehen, müssen den Mut haben, sie zu formulieren, immer wieder
bis zu völliger Klarheit, bis die Antwort aus ihrem enger und enger gezogenen
Kreis blitzartig entspringt.


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[0122] Zukunftsstaat und Zukuuftsincnsch tung-Bahn, die. Tsingtau mit dem Innern Chinas verbinden sollten, Japan weiß, welches reiche Hinterland Tsiugtau hat und welches noch reichere es haben könnte, wenn es gelänge, Tsingtau dnrch Eisenbahn mit Schansi zu verbinden und anch die Bahnverbindung Honans und der westlichen Provinzen mit dem Meere nach Tsingtau und nicht nach Schanghai oder einem Küstenplatz zwischen diesen beiden Häfen leiten zu lassen, Tsingtau geht dank seiner natürlichen Lage einer glücklichen Entwicklung entgegen. Die Japaner werden ihr möglichstes dazu tuu. Daß ihre Leistungen verkleinert, ihre Pläne verdächtigt und angefeindet werden, ist eine hauptsächlich angelsächsische Erscheinung, die ja auch den Deutschen in Tsingtau nicht erspart blieb. Aber die Angelsachsen haben auch allen Anlaß, auf der Hut zu sein. Ihre Hauptiuteressen, lebenswichtige Interessen Amerikas und mehr noch Englands sind in Schanghai als den: bei weitem bedeutendsten Ein- und Ausfuhrhafen Clnnas konzentriert, Japans Bestrebungen gehen dahin, soviel wie möglich von diesem Auslandsverkehr nach Tsingtau zu leiten, also von Schanghai abzuziehen und auch nicht nach irgendeinen: anderen unter europäisch-amerikanischen Einfluß gestellten Hafen zwischen Tsingtau und Schanghai geraten.zu lassen, Tsingtaus natürliche Vorzüge sind so groß, daß sein schließlicher Erfolg nicht ausbleiben kann. Wir Deutschen werden uns dagegen nicht zu sträuben brauchen, und wird dereinst Tsingtau wirklich der bedeutende Hafen und Handelsplatz, der Schanghai in den Schatten stellt, so wird seine Geschichte stets zurückführen die deutsche Entdeckung dieses Hafens und auf die deutschen Grundlagen Zu solcher Ent- wickluna. Zukunftsstaat und Zukunftsmensch Versuch einer Analyse der Zeitströmungen Dr. Ldgar Stern-Rubarth von Aer Augen hat, zu sehen, sieht — wer Ohren hat, zu hören, hört, daß eine neue Ordnung der Dinge auf unserem Planeten, diesem winzigen Atom im Weltall, werden will. Ist es eine soziale, eins ethische, eine wirtschaftliche Neuordnung — sind es alle drei gleich¬ zeitig, oder ist eine die primäre, die anderen Erscheinungsformen? Was verwirft diese Neuordnung? Welchen Zielen steuert sie zu? Mit welchen Mitteln will sie sich durchringen — welche sind tauglich, welche bereits verurteilt? Soviel Fragen, soviel Unklarheiten. Und doch dürfen wir an diesen Fragen nicht vorübergehen, müssen den Mut haben, sie zu formulieren, immer wieder bis zu völliger Klarheit, bis die Antwort aus ihrem enger und enger gezogenen Kreis blitzartig entspringt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/122>, abgerufen am 22.12.2024.