Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.poincarv und Marokko folgte, die eine Auseinandersetzung zwischen Deutschland und den Weswiächtm be¬ Von Frankreich wurde indessen alles versucht, um diese Unabhängigkeit Frankreich steuerte währenddessen um so unentwegter auf sein Ziel der völligen poincarv und Marokko folgte, die eine Auseinandersetzung zwischen Deutschland und den Weswiächtm be¬ Von Frankreich wurde indessen alles versucht, um diese Unabhängigkeit Frankreich steuerte währenddessen um so unentwegter auf sein Ziel der völligen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0058" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338859"/> <fw type="header" place="top"> poincarv und Marokko</fw><lb/> <p xml:id="ID_209" prev="#ID_208"> folgte, die eine Auseinandersetzung zwischen Deutschland und den Weswiächtm be¬<lb/> zweckte und den besten Beweis für Deutschlands friedfertige Absichten bildete. Das<lb/> Ergebnis dieser Konferenz wurde in Deutschland wie in Frmrkreich stark kritisiert,<lb/> sie hatte aber immerhin die Verhältnisse in Marokko auf eine neue Basis gestellt,<lb/> Grundsätzlich erkannte der Vertrag von Algeciras die Unabhängigkeit des Scherifen-<lb/> reiches an. . '</p><lb/> <p xml:id="ID_210"> Von Frankreich wurde indessen alles versucht, um diese Unabhängigkeit<lb/> Marokkos zu beseitigen. Die berühmte Redensart von der „friedlichen Durch¬<lb/> dringung" wurde zuerst vom „Journal des Döbats" aufgebracht und in allen<lb/> Tonarten gebraucht. Die Ermordung eines französischen Arztes in Mekines und ein<lb/> Zwischenfall bei Hafenbauten in Casabianca gaben im Jahre 1907 den Franzosen den<lb/> ersten Vorwand zur Besetzung marokkanischen Gebiets. Von da an mehrten sich die<lb/> deutsch-französischen Streitigkeiten in Marokko. Ein Versuch zur Herstellung einer<lb/> ruhigeren Atmosphäre bedeutet das am 9. Februar 1909 abgeschlossene deutsch¬<lb/> französische Abkommen über Marokko, das die Algecircisakte aufrechterhielt und im<lb/> ilbrigen die Schaffung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen zwischen Deutschen<lb/> und Franzosen in? Scherifenreiche anstrebte. Aber diese Vereinbarung, die ein<lb/> Zeichen für den guten Willen Deutschlands war, in Marokko ein annehmbares Ver¬<lb/> hältnis zwischen Deutschen und Franzosen zu schaffen, hat nie praktische Erfolge<lb/> getragen, denn die Franzosen taten alles, um ein wirtschaftliches Zusammenarbeite»<lb/> mit deutschen Gruppen zu hintertreiben und um die Deutschen auszuschalten. Herr<lb/> Poincarü bezeichnet alle Maßiuchmen, die Deutschland zur Wahrnehmung seiner<lb/> berechtigten Interessen in Marokko ergriff, einfach als Herausforderungen Frank¬<lb/> reichs. Mit der offensichttgen Tendenz, eine deutsche Angriffspolitik festzustellen, ver¬<lb/> wechselt er bewußt die Forderungen und Wünsche mancher Elemente in Deutschland,<lb/> in Marokko neue deutsche Kolonialgebiete zu schaffen, mit den Absichten der Re¬<lb/> gierung, die im Scherifenlande nur wirtschaftlichen Zielen nachging. Hätte doch jeder<lb/> Versuch einer Festsetzung Deutschlands in Marokko zu neuen Konflikten mit England<lb/> geführt, das einen deutschen Flottenstützpunkt in der Nähe der Straße von Gibraltar<lb/> niemals geduldet hätte. Auch hätte Deutschland einen Besitz in Marokko militärisch<lb/> nicht verteidigen können.</p><lb/> <p xml:id="ID_211" next="#ID_212"> Frankreich steuerte währenddessen um so unentwegter auf sein Ziel der völligen<lb/> Unterwerfung Marokkos los. Es war nicht, wie das Herr Poincar6 darstellt, eine<lb/> kriegerische Drohung seitens der Deutschet!, sondern nur eine neue Warnung an<lb/> Frankreich, wenn das deutsche Kanonenboot „Panther" im Juni 1911 nach Agadir<lb/> gesandt wurde. Denn die Pariser Negierung hatte sich wieder einmal einfach über<lb/> die bestehenden Verträge hinweggesetzt, indem sie im Frühjahr 1911 von Casabianca<lb/> aus unter einen: durchsichtigen Vorwand, und wie er sich in einem Lande wie<lb/> Marokko jederzeit künstlich schaffen läßt, Fes und MekineS besetzte. Damit war<lb/> Marokko faktisch unter französische Herrschaft gebracht, und auch Spanien verstand<lb/> den Schritt der Franzosen in dieser Hinsicht, indem es auf Grund seines Vertrages<lb/> Mit Frankreich von 1904 den Hafen von Larasch und die Stadt El Ksar besetzte.<lb/> Deutschland wollte mit dem Erscheinen eines Kriegsschiffes vor Agadir Paris nur<lb/> daran erinnern, daß es durch Verträge gebunden sei, durch die Marokkos Unab¬<lb/> hängigkeit sichergchellt wär, und daß ztl einer Veränderung des marokkanischen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0058]
poincarv und Marokko
folgte, die eine Auseinandersetzung zwischen Deutschland und den Weswiächtm be¬
zweckte und den besten Beweis für Deutschlands friedfertige Absichten bildete. Das
Ergebnis dieser Konferenz wurde in Deutschland wie in Frmrkreich stark kritisiert,
sie hatte aber immerhin die Verhältnisse in Marokko auf eine neue Basis gestellt,
Grundsätzlich erkannte der Vertrag von Algeciras die Unabhängigkeit des Scherifen-
reiches an. . '
Von Frankreich wurde indessen alles versucht, um diese Unabhängigkeit
Marokkos zu beseitigen. Die berühmte Redensart von der „friedlichen Durch¬
dringung" wurde zuerst vom „Journal des Döbats" aufgebracht und in allen
Tonarten gebraucht. Die Ermordung eines französischen Arztes in Mekines und ein
Zwischenfall bei Hafenbauten in Casabianca gaben im Jahre 1907 den Franzosen den
ersten Vorwand zur Besetzung marokkanischen Gebiets. Von da an mehrten sich die
deutsch-französischen Streitigkeiten in Marokko. Ein Versuch zur Herstellung einer
ruhigeren Atmosphäre bedeutet das am 9. Februar 1909 abgeschlossene deutsch¬
französische Abkommen über Marokko, das die Algecircisakte aufrechterhielt und im
ilbrigen die Schaffung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen zwischen Deutschen
und Franzosen in? Scherifenreiche anstrebte. Aber diese Vereinbarung, die ein
Zeichen für den guten Willen Deutschlands war, in Marokko ein annehmbares Ver¬
hältnis zwischen Deutschen und Franzosen zu schaffen, hat nie praktische Erfolge
getragen, denn die Franzosen taten alles, um ein wirtschaftliches Zusammenarbeite»
mit deutschen Gruppen zu hintertreiben und um die Deutschen auszuschalten. Herr
Poincarü bezeichnet alle Maßiuchmen, die Deutschland zur Wahrnehmung seiner
berechtigten Interessen in Marokko ergriff, einfach als Herausforderungen Frank¬
reichs. Mit der offensichttgen Tendenz, eine deutsche Angriffspolitik festzustellen, ver¬
wechselt er bewußt die Forderungen und Wünsche mancher Elemente in Deutschland,
in Marokko neue deutsche Kolonialgebiete zu schaffen, mit den Absichten der Re¬
gierung, die im Scherifenlande nur wirtschaftlichen Zielen nachging. Hätte doch jeder
Versuch einer Festsetzung Deutschlands in Marokko zu neuen Konflikten mit England
geführt, das einen deutschen Flottenstützpunkt in der Nähe der Straße von Gibraltar
niemals geduldet hätte. Auch hätte Deutschland einen Besitz in Marokko militärisch
nicht verteidigen können.
Frankreich steuerte währenddessen um so unentwegter auf sein Ziel der völligen
Unterwerfung Marokkos los. Es war nicht, wie das Herr Poincar6 darstellt, eine
kriegerische Drohung seitens der Deutschet!, sondern nur eine neue Warnung an
Frankreich, wenn das deutsche Kanonenboot „Panther" im Juni 1911 nach Agadir
gesandt wurde. Denn die Pariser Negierung hatte sich wieder einmal einfach über
die bestehenden Verträge hinweggesetzt, indem sie im Frühjahr 1911 von Casabianca
aus unter einen: durchsichtigen Vorwand, und wie er sich in einem Lande wie
Marokko jederzeit künstlich schaffen läßt, Fes und MekineS besetzte. Damit war
Marokko faktisch unter französische Herrschaft gebracht, und auch Spanien verstand
den Schritt der Franzosen in dieser Hinsicht, indem es auf Grund seines Vertrages
Mit Frankreich von 1904 den Hafen von Larasch und die Stadt El Ksar besetzte.
Deutschland wollte mit dem Erscheinen eines Kriegsschiffes vor Agadir Paris nur
daran erinnern, daß es durch Verträge gebunden sei, durch die Marokkos Unab¬
hängigkeit sichergchellt wär, und daß ztl einer Veränderung des marokkanischen
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