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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Aus neuen Büchern

ohne Bestreben, das große Problem Europa-Asien ins Auge zu fassen. Er ist
vielmehr ganz und gar, mit der eigentümlichen Fähigkeit des Deutschen, in Indien
aufgeganZen. Diese seine Versenkung aber verschafft uns Einblicke in indische
Verhältnisse von einem intimen Reiz, wie sie kaum ein anderer Besucher
Indiens uns vermittelt hat. Wir haben hier ein wertvolles Gegenstück zu
Kipling, dessen Britentum charakteristisch von der Innerlichkeit unseres schwäbi¬
schen Landsmannes verschieden ist. In einer Reihe von schlicht erzählten Er¬
lebnissen sehen wir indische Landschaften und Menschen, unter denen sich der
Verfasser als einer der ihren bewegte, indische Fürstenhäuser und Einsiedeleien,
Freudenfeste und Totenfeste an uus vorüberziehen- Die Trennung von feiner
zweiten Heimat, zu der der Verfasser durch den Krieg gezwungen wurde, bedeutet
ihm einen schmerzlichen Wendepunkt seines Lebens.

Wer vom modernen Indien zu der großen kulturellen Vergangenheit des
Landes zurückblickt, dem bietet sich neuerdings eine vortreffliche Darstellung des
indischen Geistes an einem seiner Höhepunkte. Der Breslauer Jndologe A. H i l l e-
brandt hat soeben eine Arbeit über Kalidasa, den größten indischen Dichter,
der sich nicht nur an den Forscher, sondern an alle Gebildeten wendet, veröffent"
licht (Verlag von M. H. Marcus, Breslau 192t). Seit der erste" Begeisterung,
mit der Kalidasas Drama Sakuntala und sein Wolkenbote in Europa begrüßt
wurden -- man denke an Herders und Goethes Äußerungen -- war es bisher
zu einer zusammenfassenden Würdigung des Dichters nicht gekommen. Der
Verfasser zieht nun die Summe aus der umfassenden literarwissenschaftlichcu
Arbeit, die seither dem Leben des Dichters und seineu auf uns gelangten Werken
gewidmet worden ist. Er stellt zusammen, was wir über das Leben des Dichters
ermitteln können und reiht diesen dann in den geschichtlichen Zusammenhang
seiner Zeit ein. Dann folgt eine eingehende Charakteristik der einzelnen Werke.
An erster Stelle stehen die vier Versepen, der Wolkenbote, in dem ein Verdammtes
der Wolke Grüße an feine zurückgebliebene Gattin aufträgt und ihr nun in
wundervoll zarter und reicher Schilderung ihren Weg durch die indischen Land¬
schaften vorzeichnet, -- die Geburt des Kriegsgottes, dann das große Epos vom
Stamm der Raghus, endlich das Gedicht vom Kreis der Jahreszeiten, das un¬
längst in einer guten deutscheu Ausgabe in der Jnselbücherei erschienen und so¬
mit jeden: Leser unvergängliches ist, der für die unvergleichliche Kunst der indischen
Dichtung, den Gang des Jahres mit dem menschlichen Leben in Beziehung Zu
scheu, Juteresse hat. Von den Epen wendet sich der Verfasser zu den Werken,
die Kalidasas Ruhm eigentlich begründet haben, den Dramen, insbesondere der
Sakuntala und der Urvasi. An die Darstellung der Werke schließen sich eine
Reihe von Etnzelabhaudluugeu,über Kalidasas Quellen, über feine Stellung in
der Kunstdichtung, dann über einzelne literarische Motive (z.'B. humoristische
Einschläge, Naturempfindung), endlich über Kalidasas religiöse Stellung, soweit
sie sich aus seinen Werken ermitteln läßt. Als Beleg für die letztere dienen Zwei
Gebete, die aus deu Versepen entnommen sind, und die einen wertvollen Beitrag
zu den Zusammenstellungen neuerer Forscher über das Gebet in der allgemeinen
Religionsgeschichte geben. Das Buch ist in allen Einzelheiten aus .gelehrter
Forschung hervorgegangen und führt drehe weiter, dennoch hat der Verfasser es
verstanden, alle wissenschaftlichen Bemerkungen in einem Anhang zusammen¬
zufassen und dadurch die Darstellung selber so flüssig und lebendig zu gestalten,
daß sie auch solchen Lesern, die den indischen Dingen ferner stehen, leicht ein¬
gängig ist. Da alles, was der Verfasser bringt, aus der Überschau über die
gesamten Tatsachen hervorgegangen ist, so ist der Leser nicht, wie bei vielen
Büchern über den Orient, der Bßeiuflussung durch einseitige Meinungen oder
falsche Modernität ausgesetzt. Die zeitlich gebundenen und überzeitlich wertvollen
Elemente in Kalidasas Dichtung treten dafür um so schärfer auseinander.

Dasselbe allgemeine Urteil gilt von einer neuen Übersetzungsarbeit des¬
selben Verfassers: Brahmcmas und Upanisaden, Gedanken altindischer Philosophen.
(Die Religion des alten Indien, Bd. I, Eugen Diederichs Verlag, Jena 1!)2l.)


Aus neuen Büchern

ohne Bestreben, das große Problem Europa-Asien ins Auge zu fassen. Er ist
vielmehr ganz und gar, mit der eigentümlichen Fähigkeit des Deutschen, in Indien
aufgeganZen. Diese seine Versenkung aber verschafft uns Einblicke in indische
Verhältnisse von einem intimen Reiz, wie sie kaum ein anderer Besucher
Indiens uns vermittelt hat. Wir haben hier ein wertvolles Gegenstück zu
Kipling, dessen Britentum charakteristisch von der Innerlichkeit unseres schwäbi¬
schen Landsmannes verschieden ist. In einer Reihe von schlicht erzählten Er¬
lebnissen sehen wir indische Landschaften und Menschen, unter denen sich der
Verfasser als einer der ihren bewegte, indische Fürstenhäuser und Einsiedeleien,
Freudenfeste und Totenfeste an uus vorüberziehen- Die Trennung von feiner
zweiten Heimat, zu der der Verfasser durch den Krieg gezwungen wurde, bedeutet
ihm einen schmerzlichen Wendepunkt seines Lebens.

Wer vom modernen Indien zu der großen kulturellen Vergangenheit des
Landes zurückblickt, dem bietet sich neuerdings eine vortreffliche Darstellung des
indischen Geistes an einem seiner Höhepunkte. Der Breslauer Jndologe A. H i l l e-
brandt hat soeben eine Arbeit über Kalidasa, den größten indischen Dichter,
der sich nicht nur an den Forscher, sondern an alle Gebildeten wendet, veröffent»
licht (Verlag von M. H. Marcus, Breslau 192t). Seit der erste» Begeisterung,
mit der Kalidasas Drama Sakuntala und sein Wolkenbote in Europa begrüßt
wurden — man denke an Herders und Goethes Äußerungen — war es bisher
zu einer zusammenfassenden Würdigung des Dichters nicht gekommen. Der
Verfasser zieht nun die Summe aus der umfassenden literarwissenschaftlichcu
Arbeit, die seither dem Leben des Dichters und seineu auf uns gelangten Werken
gewidmet worden ist. Er stellt zusammen, was wir über das Leben des Dichters
ermitteln können und reiht diesen dann in den geschichtlichen Zusammenhang
seiner Zeit ein. Dann folgt eine eingehende Charakteristik der einzelnen Werke.
An erster Stelle stehen die vier Versepen, der Wolkenbote, in dem ein Verdammtes
der Wolke Grüße an feine zurückgebliebene Gattin aufträgt und ihr nun in
wundervoll zarter und reicher Schilderung ihren Weg durch die indischen Land¬
schaften vorzeichnet, — die Geburt des Kriegsgottes, dann das große Epos vom
Stamm der Raghus, endlich das Gedicht vom Kreis der Jahreszeiten, das un¬
längst in einer guten deutscheu Ausgabe in der Jnselbücherei erschienen und so¬
mit jeden: Leser unvergängliches ist, der für die unvergleichliche Kunst der indischen
Dichtung, den Gang des Jahres mit dem menschlichen Leben in Beziehung Zu
scheu, Juteresse hat. Von den Epen wendet sich der Verfasser zu den Werken,
die Kalidasas Ruhm eigentlich begründet haben, den Dramen, insbesondere der
Sakuntala und der Urvasi. An die Darstellung der Werke schließen sich eine
Reihe von Etnzelabhaudluugeu,über Kalidasas Quellen, über feine Stellung in
der Kunstdichtung, dann über einzelne literarische Motive (z.'B. humoristische
Einschläge, Naturempfindung), endlich über Kalidasas religiöse Stellung, soweit
sie sich aus seinen Werken ermitteln läßt. Als Beleg für die letztere dienen Zwei
Gebete, die aus deu Versepen entnommen sind, und die einen wertvollen Beitrag
zu den Zusammenstellungen neuerer Forscher über das Gebet in der allgemeinen
Religionsgeschichte geben. Das Buch ist in allen Einzelheiten aus .gelehrter
Forschung hervorgegangen und führt drehe weiter, dennoch hat der Verfasser es
verstanden, alle wissenschaftlichen Bemerkungen in einem Anhang zusammen¬
zufassen und dadurch die Darstellung selber so flüssig und lebendig zu gestalten,
daß sie auch solchen Lesern, die den indischen Dingen ferner stehen, leicht ein¬
gängig ist. Da alles, was der Verfasser bringt, aus der Überschau über die
gesamten Tatsachen hervorgegangen ist, so ist der Leser nicht, wie bei vielen
Büchern über den Orient, der Bßeiuflussung durch einseitige Meinungen oder
falsche Modernität ausgesetzt. Die zeitlich gebundenen und überzeitlich wertvollen
Elemente in Kalidasas Dichtung treten dafür um so schärfer auseinander.

Dasselbe allgemeine Urteil gilt von einer neuen Übersetzungsarbeit des¬
selben Verfassers: Brahmcmas und Upanisaden, Gedanken altindischer Philosophen.
(Die Religion des alten Indien, Bd. I, Eugen Diederichs Verlag, Jena 1!)2l.)


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[0332] Aus neuen Büchern ohne Bestreben, das große Problem Europa-Asien ins Auge zu fassen. Er ist vielmehr ganz und gar, mit der eigentümlichen Fähigkeit des Deutschen, in Indien aufgeganZen. Diese seine Versenkung aber verschafft uns Einblicke in indische Verhältnisse von einem intimen Reiz, wie sie kaum ein anderer Besucher Indiens uns vermittelt hat. Wir haben hier ein wertvolles Gegenstück zu Kipling, dessen Britentum charakteristisch von der Innerlichkeit unseres schwäbi¬ schen Landsmannes verschieden ist. In einer Reihe von schlicht erzählten Er¬ lebnissen sehen wir indische Landschaften und Menschen, unter denen sich der Verfasser als einer der ihren bewegte, indische Fürstenhäuser und Einsiedeleien, Freudenfeste und Totenfeste an uus vorüberziehen- Die Trennung von feiner zweiten Heimat, zu der der Verfasser durch den Krieg gezwungen wurde, bedeutet ihm einen schmerzlichen Wendepunkt seines Lebens. Wer vom modernen Indien zu der großen kulturellen Vergangenheit des Landes zurückblickt, dem bietet sich neuerdings eine vortreffliche Darstellung des indischen Geistes an einem seiner Höhepunkte. Der Breslauer Jndologe A. H i l l e- brandt hat soeben eine Arbeit über Kalidasa, den größten indischen Dichter, der sich nicht nur an den Forscher, sondern an alle Gebildeten wendet, veröffent» licht (Verlag von M. H. Marcus, Breslau 192t). Seit der erste» Begeisterung, mit der Kalidasas Drama Sakuntala und sein Wolkenbote in Europa begrüßt wurden — man denke an Herders und Goethes Äußerungen — war es bisher zu einer zusammenfassenden Würdigung des Dichters nicht gekommen. Der Verfasser zieht nun die Summe aus der umfassenden literarwissenschaftlichcu Arbeit, die seither dem Leben des Dichters und seineu auf uns gelangten Werken gewidmet worden ist. Er stellt zusammen, was wir über das Leben des Dichters ermitteln können und reiht diesen dann in den geschichtlichen Zusammenhang seiner Zeit ein. Dann folgt eine eingehende Charakteristik der einzelnen Werke. An erster Stelle stehen die vier Versepen, der Wolkenbote, in dem ein Verdammtes der Wolke Grüße an feine zurückgebliebene Gattin aufträgt und ihr nun in wundervoll zarter und reicher Schilderung ihren Weg durch die indischen Land¬ schaften vorzeichnet, — die Geburt des Kriegsgottes, dann das große Epos vom Stamm der Raghus, endlich das Gedicht vom Kreis der Jahreszeiten, das un¬ längst in einer guten deutscheu Ausgabe in der Jnselbücherei erschienen und so¬ mit jeden: Leser unvergängliches ist, der für die unvergleichliche Kunst der indischen Dichtung, den Gang des Jahres mit dem menschlichen Leben in Beziehung Zu scheu, Juteresse hat. Von den Epen wendet sich der Verfasser zu den Werken, die Kalidasas Ruhm eigentlich begründet haben, den Dramen, insbesondere der Sakuntala und der Urvasi. An die Darstellung der Werke schließen sich eine Reihe von Etnzelabhaudluugeu,über Kalidasas Quellen, über feine Stellung in der Kunstdichtung, dann über einzelne literarische Motive (z.'B. humoristische Einschläge, Naturempfindung), endlich über Kalidasas religiöse Stellung, soweit sie sich aus seinen Werken ermitteln läßt. Als Beleg für die letztere dienen Zwei Gebete, die aus deu Versepen entnommen sind, und die einen wertvollen Beitrag zu den Zusammenstellungen neuerer Forscher über das Gebet in der allgemeinen Religionsgeschichte geben. Das Buch ist in allen Einzelheiten aus .gelehrter Forschung hervorgegangen und führt drehe weiter, dennoch hat der Verfasser es verstanden, alle wissenschaftlichen Bemerkungen in einem Anhang zusammen¬ zufassen und dadurch die Darstellung selber so flüssig und lebendig zu gestalten, daß sie auch solchen Lesern, die den indischen Dingen ferner stehen, leicht ein¬ gängig ist. Da alles, was der Verfasser bringt, aus der Überschau über die gesamten Tatsachen hervorgegangen ist, so ist der Leser nicht, wie bei vielen Büchern über den Orient, der Bßeiuflussung durch einseitige Meinungen oder falsche Modernität ausgesetzt. Die zeitlich gebundenen und überzeitlich wertvollen Elemente in Kalidasas Dichtung treten dafür um so schärfer auseinander. Dasselbe allgemeine Urteil gilt von einer neuen Übersetzungsarbeit des¬ selben Verfassers: Brahmcmas und Upanisaden, Gedanken altindischer Philosophen. (Die Religion des alten Indien, Bd. I, Eugen Diederichs Verlag, Jena 1!)2l.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/332>, abgerufen am 22.07.2024.