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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Weltspiegel

Es ist bezeichnend genug, daß der türkisch-afghanische Vertrag in -- Moskau und
nur einen Tag nach Abschluß des russisch-afghanischen am 28. Februar abgeschlossen
worden ist. Beide ergänzen sich in einer Weise, daß die Russen auf englische
Beschwerden hin immer den türkischen vorschieben können, und beide zusammen
bilden nichts Geringeres als die Konstituierung eines mächtigen innerasiatischen
Dreibundes, dessen Spitze sich naturgemäß gegen England richtet. Beide Verträge
enthalten ausdrückliche Verpflichtungen der Kontrahenten, keine Bündnisse einzu-
gehen, die den anderen schädigen könnten. Im übrigen erkennt Afghanistan die
Türkei als führenden religiösen Staat an, und beide Teile verpflichten sich zu
gegenseitiger Unterstützung gegen jeden Angriff irgend einer imperialistischen Macht.
Die unmittelbaren russischen Absichten in Afghanistan aber werden durch die
weiteren Bestimmungen des russisch-afghanischen Abkommens beleuchtet, das nicht
nur die Errichtung russischer Konsulate in Herat. Meimene, Mazar-i-Scherif.
Kabul und Kandahar und die beiderseitige Anerkennung der Unabhängigkeit
Bucharas und Chiwas vorsieht, sondern Nußland auch zur Zahlung einer finanziellen
Unterstützung von jährlich 1 Million Goldrubel und zum Bau von Telegraphenlinien
und Chausseen verpflichtet. Besonders bemerkenswert ist bei der Formulierung sowohl
dieses Vertrages, wie des am 26. Februar mit Persien abgeschlossenen die Art, wie
Rußland sich als Befreier und Freund der asiatischen Völker hinstellt und sie durch
pomphafte Eingangsreden vom Selbstbestimmungsrecht der asiatischen Nationen,
durch Verurteilung des zaristischen Imperialismus und durch allerlei Grenz"
konzessionen zu gewinnen sucht. So erhält Persien die Grenze von 1881 zurück,
erhält das Eigentumsrecht an den von Rußland geplanten Straßen und Eisen¬
bahnen, die ihm durch den Friedensvertrag von Tuchmanschei 1828 genommenen
Schiffahrtsrechte auf dem Kaspischen Meer, Verfügungsrecht über den Hafen von
Eureli usw. Auch verzichtet Rußland aus alle früheren wirtschaftlichen Kor°
zessionen, sowie auf seine Rechte aus den früheren Anleihen und erstattet der
Persischen Kreditbank alle Werte zurück. Aber schon an diesem Punkte zeigt sich
der imperialistische Pferdefuß. Rußland verspricht zwar, sich jeder Einflußnahme
auf die inneren Angelegenheiten Persiens zu enthalten, aber die abgetretenen
Konzessionen dürfen auch an keine andere Macht abgetreten werden, und aus
Punkt 5, der die gegenseitige Verpflichtung enthält, auf dem eigenen Gebiet keine
die andere Macht bekämpfende Gruppe oder isolierte Individuen zu dulden, auch
nicht solche, die etwa russische Verbündete bekämpfen wollen, folgt sogleich Punkt 6,
der Rußland die Erlaubnis gibt, in persisches Gebiet einzudringen, falls Persien
nicht stark genug ist, solche Einmischung selber abzuwehren. Auch verzichtet Ru߬
land auf weitere Missionstätigkeit in Persien, verlangt aber dafür auch Entfernung
lästiger Ausländer aus der Kaspischen Meerflotte. Auf diese Weise hat also Ru߬
land alle Handhaben, das persische Volk, wie es im Eingangsparagraphen heißt,
"unabhängig, reich und im freien und vollständigen Genuß seiner Besitzrechte" zu
erhalten, das heißt alle Vorteile, die England aus dem englisch-russischen Ab¬
kommen von 1907 und dem englisch-persischen von 1919 ziehen konnte, zunichte
zu machen. Tatsächlich hat auch unlängst, anschließend infolge eines persisch-
nationalistischen Militärputsches der Schützling der Engländer, Ministerpräsident
Seyyed Zia Eddin das Feld räumen müssen. Der englischen Niederlage in
Afghanistan ist somit eine zweite nicht minder schwere in Persien gefolgt. EM-
wickelt sich die Revolution in Indien weiter in ruhigen Bahnen, das secht so.
daß die Engländer keinen Anlaß zu gewaltsamen Eingreifen bekommen, so drohen
der englischen Mittelasienpolitik in verhältnismäßig kurzer Frist die schwersten
Gefahren. Trotz aller inneren Umbildungen behält also in diesen Gebieten die
russische Außenpolitik die alte Richtung bei und tritt sogar mit Erfolg aktiv auf.

Das Gleiche läßt sich im Grunde auch trotz der Verschwommenheit der
spärlichen und in sich widerspruchsvollen Nachrichten und trotz der schweren Kampfe
Zwischen Bolschewisten und Antibolschewisten, durch die man sich acht verwirren
lassen darf, von der russischen Politik China und Japan gegenüber sagen. Zu¬
nächst haben Japan gegenüber die Bolschewisten in der Republik des Fernen


Weltspiegel

Es ist bezeichnend genug, daß der türkisch-afghanische Vertrag in — Moskau und
nur einen Tag nach Abschluß des russisch-afghanischen am 28. Februar abgeschlossen
worden ist. Beide ergänzen sich in einer Weise, daß die Russen auf englische
Beschwerden hin immer den türkischen vorschieben können, und beide zusammen
bilden nichts Geringeres als die Konstituierung eines mächtigen innerasiatischen
Dreibundes, dessen Spitze sich naturgemäß gegen England richtet. Beide Verträge
enthalten ausdrückliche Verpflichtungen der Kontrahenten, keine Bündnisse einzu-
gehen, die den anderen schädigen könnten. Im übrigen erkennt Afghanistan die
Türkei als führenden religiösen Staat an, und beide Teile verpflichten sich zu
gegenseitiger Unterstützung gegen jeden Angriff irgend einer imperialistischen Macht.
Die unmittelbaren russischen Absichten in Afghanistan aber werden durch die
weiteren Bestimmungen des russisch-afghanischen Abkommens beleuchtet, das nicht
nur die Errichtung russischer Konsulate in Herat. Meimene, Mazar-i-Scherif.
Kabul und Kandahar und die beiderseitige Anerkennung der Unabhängigkeit
Bucharas und Chiwas vorsieht, sondern Nußland auch zur Zahlung einer finanziellen
Unterstützung von jährlich 1 Million Goldrubel und zum Bau von Telegraphenlinien
und Chausseen verpflichtet. Besonders bemerkenswert ist bei der Formulierung sowohl
dieses Vertrages, wie des am 26. Februar mit Persien abgeschlossenen die Art, wie
Rußland sich als Befreier und Freund der asiatischen Völker hinstellt und sie durch
pomphafte Eingangsreden vom Selbstbestimmungsrecht der asiatischen Nationen,
durch Verurteilung des zaristischen Imperialismus und durch allerlei Grenz»
konzessionen zu gewinnen sucht. So erhält Persien die Grenze von 1881 zurück,
erhält das Eigentumsrecht an den von Rußland geplanten Straßen und Eisen¬
bahnen, die ihm durch den Friedensvertrag von Tuchmanschei 1828 genommenen
Schiffahrtsrechte auf dem Kaspischen Meer, Verfügungsrecht über den Hafen von
Eureli usw. Auch verzichtet Rußland aus alle früheren wirtschaftlichen Kor°
zessionen, sowie auf seine Rechte aus den früheren Anleihen und erstattet der
Persischen Kreditbank alle Werte zurück. Aber schon an diesem Punkte zeigt sich
der imperialistische Pferdefuß. Rußland verspricht zwar, sich jeder Einflußnahme
auf die inneren Angelegenheiten Persiens zu enthalten, aber die abgetretenen
Konzessionen dürfen auch an keine andere Macht abgetreten werden, und aus
Punkt 5, der die gegenseitige Verpflichtung enthält, auf dem eigenen Gebiet keine
die andere Macht bekämpfende Gruppe oder isolierte Individuen zu dulden, auch
nicht solche, die etwa russische Verbündete bekämpfen wollen, folgt sogleich Punkt 6,
der Rußland die Erlaubnis gibt, in persisches Gebiet einzudringen, falls Persien
nicht stark genug ist, solche Einmischung selber abzuwehren. Auch verzichtet Ru߬
land auf weitere Missionstätigkeit in Persien, verlangt aber dafür auch Entfernung
lästiger Ausländer aus der Kaspischen Meerflotte. Auf diese Weise hat also Ru߬
land alle Handhaben, das persische Volk, wie es im Eingangsparagraphen heißt,
„unabhängig, reich und im freien und vollständigen Genuß seiner Besitzrechte" zu
erhalten, das heißt alle Vorteile, die England aus dem englisch-russischen Ab¬
kommen von 1907 und dem englisch-persischen von 1919 ziehen konnte, zunichte
zu machen. Tatsächlich hat auch unlängst, anschließend infolge eines persisch-
nationalistischen Militärputsches der Schützling der Engländer, Ministerpräsident
Seyyed Zia Eddin das Feld räumen müssen. Der englischen Niederlage in
Afghanistan ist somit eine zweite nicht minder schwere in Persien gefolgt. EM-
wickelt sich die Revolution in Indien weiter in ruhigen Bahnen, das secht so.
daß die Engländer keinen Anlaß zu gewaltsamen Eingreifen bekommen, so drohen
der englischen Mittelasienpolitik in verhältnismäßig kurzer Frist die schwersten
Gefahren. Trotz aller inneren Umbildungen behält also in diesen Gebieten die
russische Außenpolitik die alte Richtung bei und tritt sogar mit Erfolg aktiv auf.

Das Gleiche läßt sich im Grunde auch trotz der Verschwommenheit der
spärlichen und in sich widerspruchsvollen Nachrichten und trotz der schweren Kampfe
Zwischen Bolschewisten und Antibolschewisten, durch die man sich acht verwirren
lassen darf, von der russischen Politik China und Japan gegenüber sagen. Zu¬
nächst haben Japan gegenüber die Bolschewisten in der Republik des Fernen


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[0287] Weltspiegel Es ist bezeichnend genug, daß der türkisch-afghanische Vertrag in — Moskau und nur einen Tag nach Abschluß des russisch-afghanischen am 28. Februar abgeschlossen worden ist. Beide ergänzen sich in einer Weise, daß die Russen auf englische Beschwerden hin immer den türkischen vorschieben können, und beide zusammen bilden nichts Geringeres als die Konstituierung eines mächtigen innerasiatischen Dreibundes, dessen Spitze sich naturgemäß gegen England richtet. Beide Verträge enthalten ausdrückliche Verpflichtungen der Kontrahenten, keine Bündnisse einzu- gehen, die den anderen schädigen könnten. Im übrigen erkennt Afghanistan die Türkei als führenden religiösen Staat an, und beide Teile verpflichten sich zu gegenseitiger Unterstützung gegen jeden Angriff irgend einer imperialistischen Macht. Die unmittelbaren russischen Absichten in Afghanistan aber werden durch die weiteren Bestimmungen des russisch-afghanischen Abkommens beleuchtet, das nicht nur die Errichtung russischer Konsulate in Herat. Meimene, Mazar-i-Scherif. Kabul und Kandahar und die beiderseitige Anerkennung der Unabhängigkeit Bucharas und Chiwas vorsieht, sondern Nußland auch zur Zahlung einer finanziellen Unterstützung von jährlich 1 Million Goldrubel und zum Bau von Telegraphenlinien und Chausseen verpflichtet. Besonders bemerkenswert ist bei der Formulierung sowohl dieses Vertrages, wie des am 26. Februar mit Persien abgeschlossenen die Art, wie Rußland sich als Befreier und Freund der asiatischen Völker hinstellt und sie durch pomphafte Eingangsreden vom Selbstbestimmungsrecht der asiatischen Nationen, durch Verurteilung des zaristischen Imperialismus und durch allerlei Grenz» konzessionen zu gewinnen sucht. So erhält Persien die Grenze von 1881 zurück, erhält das Eigentumsrecht an den von Rußland geplanten Straßen und Eisen¬ bahnen, die ihm durch den Friedensvertrag von Tuchmanschei 1828 genommenen Schiffahrtsrechte auf dem Kaspischen Meer, Verfügungsrecht über den Hafen von Eureli usw. Auch verzichtet Rußland aus alle früheren wirtschaftlichen Kor° zessionen, sowie auf seine Rechte aus den früheren Anleihen und erstattet der Persischen Kreditbank alle Werte zurück. Aber schon an diesem Punkte zeigt sich der imperialistische Pferdefuß. Rußland verspricht zwar, sich jeder Einflußnahme auf die inneren Angelegenheiten Persiens zu enthalten, aber die abgetretenen Konzessionen dürfen auch an keine andere Macht abgetreten werden, und aus Punkt 5, der die gegenseitige Verpflichtung enthält, auf dem eigenen Gebiet keine die andere Macht bekämpfende Gruppe oder isolierte Individuen zu dulden, auch nicht solche, die etwa russische Verbündete bekämpfen wollen, folgt sogleich Punkt 6, der Rußland die Erlaubnis gibt, in persisches Gebiet einzudringen, falls Persien nicht stark genug ist, solche Einmischung selber abzuwehren. Auch verzichtet Ru߬ land auf weitere Missionstätigkeit in Persien, verlangt aber dafür auch Entfernung lästiger Ausländer aus der Kaspischen Meerflotte. Auf diese Weise hat also Ru߬ land alle Handhaben, das persische Volk, wie es im Eingangsparagraphen heißt, „unabhängig, reich und im freien und vollständigen Genuß seiner Besitzrechte" zu erhalten, das heißt alle Vorteile, die England aus dem englisch-russischen Ab¬ kommen von 1907 und dem englisch-persischen von 1919 ziehen konnte, zunichte zu machen. Tatsächlich hat auch unlängst, anschließend infolge eines persisch- nationalistischen Militärputsches der Schützling der Engländer, Ministerpräsident Seyyed Zia Eddin das Feld räumen müssen. Der englischen Niederlage in Afghanistan ist somit eine zweite nicht minder schwere in Persien gefolgt. EM- wickelt sich die Revolution in Indien weiter in ruhigen Bahnen, das secht so. daß die Engländer keinen Anlaß zu gewaltsamen Eingreifen bekommen, so drohen der englischen Mittelasienpolitik in verhältnismäßig kurzer Frist die schwersten Gefahren. Trotz aller inneren Umbildungen behält also in diesen Gebieten die russische Außenpolitik die alte Richtung bei und tritt sogar mit Erfolg aktiv auf. Das Gleiche läßt sich im Grunde auch trotz der Verschwommenheit der spärlichen und in sich widerspruchsvollen Nachrichten und trotz der schweren Kampfe Zwischen Bolschewisten und Antibolschewisten, durch die man sich acht verwirren lassen darf, von der russischen Politik China und Japan gegenüber sagen. Zu¬ nächst haben Japan gegenüber die Bolschewisten in der Republik des Fernen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/287>, abgerufen am 22.07.2024.