Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.Leipzig Leipzig [Beginn Spaltensatz]
Frißt es an deiner Seele,v Paul ZVarncke on Würgt es mit geiler Hand Heimlich dir an der Kehle, Mein deutsches Vaterland? Raume es mit schwülem Worte Dir höhnend frech ins Ohr, Daß keine Hand verdorrte, Die falsche Eide schwor? Man hat dir das Gewissen Zertreten. Vaterland; Mit Bubenhand zerrissen Der heiligen Scham Gewand. Und du, enthüllt den wehen, Den einst so schönen Leib, Du mußt am Schandpfahl stehen, Germania, hohes Weib! Du hast mit deiner Wehre, Die edles Blut geweiht, Verräter deine Ehre Und deiner Ehre Kleid. Und mußt mit eigenen Händen, Von Feindeshaß nagelte, Die reine Seele schänden Vor der entmenschten Welt. [Spaltenumbruch] Ob nicht in nächtigen Stunden Anklagend dich umkreist, Entseelte von hundert Wunden, Erschlagener Söhne Geist: "Wann wird die Rache treffen Die feige Mörderwut Der Männer vom "King Stephen", Vom Baralong die Brut?" Denk', was an deinen Söhnen Franzosenpack verbrach, Und laß ins Herz dir dröhnen Das heiße Lied der SchmachI Aufreißen laß die Narben Es nun und immerdar -- Denk' ihrer, die da starben Für das, was unser war!" Ja, laß die Schande fressen, Die gleich der Viper stach, Auf daß wir nie vergessen Der ungeheuren Schmach; Daß wir's im Herzen tragen, Was man uns dort getan, Wo einst die Schlacht geschlagen Zu Leipzig aus dem Plan! [Ende Spaltensatz] Bewirtschaftung der Arbeit Ein Beitrag zur Dynamik des Wiederaufbaues Josef Win Schu von I. le Arbeitskraft eines Volkes ist sein höchstes nationales Gut. Leipzig Leipzig [Beginn Spaltensatz]
Frißt es an deiner Seele,v Paul ZVarncke on Würgt es mit geiler Hand Heimlich dir an der Kehle, Mein deutsches Vaterland? Raume es mit schwülem Worte Dir höhnend frech ins Ohr, Daß keine Hand verdorrte, Die falsche Eide schwor? Man hat dir das Gewissen Zertreten. Vaterland; Mit Bubenhand zerrissen Der heiligen Scham Gewand. Und du, enthüllt den wehen, Den einst so schönen Leib, Du mußt am Schandpfahl stehen, Germania, hohes Weib! Du hast mit deiner Wehre, Die edles Blut geweiht, Verräter deine Ehre Und deiner Ehre Kleid. Und mußt mit eigenen Händen, Von Feindeshaß nagelte, Die reine Seele schänden Vor der entmenschten Welt. [Spaltenumbruch] Ob nicht in nächtigen Stunden Anklagend dich umkreist, Entseelte von hundert Wunden, Erschlagener Söhne Geist: „Wann wird die Rache treffen Die feige Mörderwut Der Männer vom „King Stephen", Vom Baralong die Brut?" Denk', was an deinen Söhnen Franzosenpack verbrach, Und laß ins Herz dir dröhnen Das heiße Lied der SchmachI Aufreißen laß die Narben Es nun und immerdar — Denk' ihrer, die da starben Für das, was unser war!" Ja, laß die Schande fressen, Die gleich der Viper stach, Auf daß wir nie vergessen Der ungeheuren Schmach; Daß wir's im Herzen tragen, Was man uns dort getan, Wo einst die Schlacht geschlagen Zu Leipzig aus dem Plan! [Ende Spaltensatz] Bewirtschaftung der Arbeit Ein Beitrag zur Dynamik des Wiederaufbaues Josef Win Schu von I. le Arbeitskraft eines Volkes ist sein höchstes nationales Gut. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0232" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339033"/> <fw type="header" place="top"> Leipzig</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <head> Leipzig<lb/> v<note type="byline"> Paul ZVarncke</note> on</head> <l><cb type="start"/> Frißt es an deiner Seele,<lb/> Würgt es mit geiler Hand<lb/> Heimlich dir an der Kehle,<lb/> Mein deutsches Vaterland?<lb/> Raume es mit schwülem Worte<lb/> Dir höhnend frech ins Ohr,<lb/> Daß keine Hand verdorrte,<lb/> Die falsche Eide schwor? Man hat dir das Gewissen<lb/> Zertreten. Vaterland;<lb/> Mit Bubenhand zerrissen<lb/> Der heiligen Scham Gewand.<lb/> Und du, enthüllt den wehen,<lb/> Den einst so schönen Leib,<lb/> Du mußt am Schandpfahl stehen,<lb/> Germania, hohes Weib! Du hast mit deiner Wehre,<lb/> Die edles Blut geweiht,<lb/> Verräter deine Ehre<lb/> Und deiner Ehre Kleid.<lb/> Und mußt mit eigenen Händen,<lb/> Von Feindeshaß nagelte,<lb/> Die reine Seele schänden<lb/> Vor der entmenschten Welt. <cb/> Ob nicht in nächtigen Stunden<lb/> Anklagend dich umkreist,<lb/> Entseelte von hundert Wunden,<lb/> Erschlagener Söhne Geist:<lb/> „Wann wird die Rache treffen<lb/> Die feige Mörderwut<lb/> Der Männer vom „King Stephen",<lb/> Vom Baralong die Brut?" Denk', was an deinen Söhnen<lb/> Franzosenpack verbrach,<lb/> Und laß ins Herz dir dröhnen<lb/> Das heiße Lied der SchmachI<lb/> Aufreißen laß die Narben<lb/> Es nun und immerdar —<lb/> Denk' ihrer, die da starben<lb/> Für das, was unser war!" Ja, laß die Schande fressen,<lb/> Die gleich der Viper stach,<lb/> Auf daß wir nie vergessen<lb/> Der ungeheuren Schmach;<lb/> Daß wir's im Herzen tragen,<lb/> Was man uns dort getan,<lb/> Wo einst die Schlacht geschlagen<lb/> Zu Leipzig aus dem Plan! <cb type="end"/> </l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Bewirtschaftung der Arbeit<lb/> Ein Beitrag zur Dynamik des Wiederaufbaues<lb/><note type="byline"> Josef Win Schu</note> von I.</head><lb/> <p xml:id="ID_804" next="#ID_805"> le Arbeitskraft eines Volkes ist sein höchstes nationales Gut.<lb/> Heute ist sie schlechterdings die erste Voraussetzung der gesunden<lb/> und selbständigen Stellung eines Volkskörpers in der Weltwirt¬<lb/> schaft und in der politischen Konstellation der Nationen. In enger<lb/> Wechselwirkung mit günstigen geographischen, geologischen und<lb/> klimatischen Verhältnissen ist sie die Haupjquelle, dynamisch betrachtet, die<lb/> einzige Quelle des „Reichtums der Nationen", dessen wirtschaftliche Funktion das<lb/> sogenannte Volksvermögen, statistisch faßbar, darstellt. Es muß daher vor¬<lb/> nehmste Aufgabe eines Volkes, das sich zur Geltung bringen will, sein, seine<lb/> nationale Arbeitskraft zweckmäßig zu verwalten. Das heißt, sie nach innen mög-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0232]
Leipzig
Leipzig
v Paul ZVarncke on
Frißt es an deiner Seele,
Würgt es mit geiler Hand
Heimlich dir an der Kehle,
Mein deutsches Vaterland?
Raume es mit schwülem Worte
Dir höhnend frech ins Ohr,
Daß keine Hand verdorrte,
Die falsche Eide schwor? Man hat dir das Gewissen
Zertreten. Vaterland;
Mit Bubenhand zerrissen
Der heiligen Scham Gewand.
Und du, enthüllt den wehen,
Den einst so schönen Leib,
Du mußt am Schandpfahl stehen,
Germania, hohes Weib! Du hast mit deiner Wehre,
Die edles Blut geweiht,
Verräter deine Ehre
Und deiner Ehre Kleid.
Und mußt mit eigenen Händen,
Von Feindeshaß nagelte,
Die reine Seele schänden
Vor der entmenschten Welt.
Ob nicht in nächtigen Stunden
Anklagend dich umkreist,
Entseelte von hundert Wunden,
Erschlagener Söhne Geist:
„Wann wird die Rache treffen
Die feige Mörderwut
Der Männer vom „King Stephen",
Vom Baralong die Brut?" Denk', was an deinen Söhnen
Franzosenpack verbrach,
Und laß ins Herz dir dröhnen
Das heiße Lied der SchmachI
Aufreißen laß die Narben
Es nun und immerdar —
Denk' ihrer, die da starben
Für das, was unser war!" Ja, laß die Schande fressen,
Die gleich der Viper stach,
Auf daß wir nie vergessen
Der ungeheuren Schmach;
Daß wir's im Herzen tragen,
Was man uns dort getan,
Wo einst die Schlacht geschlagen
Zu Leipzig aus dem Plan!
Bewirtschaftung der Arbeit
Ein Beitrag zur Dynamik des Wiederaufbaues
Josef Win Schu von I.
le Arbeitskraft eines Volkes ist sein höchstes nationales Gut.
Heute ist sie schlechterdings die erste Voraussetzung der gesunden
und selbständigen Stellung eines Volkskörpers in der Weltwirt¬
schaft und in der politischen Konstellation der Nationen. In enger
Wechselwirkung mit günstigen geographischen, geologischen und
klimatischen Verhältnissen ist sie die Haupjquelle, dynamisch betrachtet, die
einzige Quelle des „Reichtums der Nationen", dessen wirtschaftliche Funktion das
sogenannte Volksvermögen, statistisch faßbar, darstellt. Es muß daher vor¬
nehmste Aufgabe eines Volkes, das sich zur Geltung bringen will, sein, seine
nationale Arbeitskraft zweckmäßig zu verwalten. Das heißt, sie nach innen mög-
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