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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Aus neuen Büchern

Entschädigung wurde ... in Deutschland selbst vielfach überzeichnet! Man fragt
sich, was aus Frankreich geworden wäre, wenn es künstlicher Aufreizung gar
nicht bedurft, wenn Deutschland ihm auch nur den zehnten Teil des dauernden
Leides zugefügt hätte, wie Frankreich uns von 1792 bis^1815 oder in unseren
Tagen. . .

Damit schweifen wir zu dem zweiten Grundzug hinüber, den ich aus dem
Buch hervorheben will. In einem gehaltreichen Schlußkapitel zeigt Kühn, wie
nach Ausbruch des Krieges die französische Ausdehnungspolitik über die Revanche,
die nur der alte Eroberungsdrang mit negativem Vorzeichen war, zurückbiegt in
die Säkulare Vormachtpolitik. Er zeigt, wie die Revision des Versailler Vertrags
heute die Hauptforderung in Frankreich ist. Denn dieser Vertrag ist viel zu
milde, er bleibt hinter den Mindestansprüchen der Kammer zurück, die Clemenceau
als "Kriegsverlierer" in Ungnade stürzt. Mit allem Ernst, allem Nachdruck wird
die Zerstückelung des Reichs, die Befreiung der Deutschen von Preußen, die
Herstellung der natürlichen Grenzen und, va es seit Ludwig dem Vierzehnten
und Napoleon bei den natürlichen Grenzen doch nicht bleibt, sobald sie erreicht
sind, die Beherrschung des Ruhrgebiets verlangt. Die Börse, die Industrie, das
Militär, die Kammer, die Massen, die Politisch kein anderes Kredo mehr haben
als Vernichtung des Boche, sind einig in diesem neuen Krieg, der weit größere
Triumphe, weit gesichertere und glänzendere Erfolge einbringen muß als der
schlechte, durch Engländer und Amerikaner verpfuschte Friede von Versailles.
Frankreich ist nicht saturiert. Es kann es immer weniger sein, je mehr es frißt,
und es wird immer unruhiger schlafen, je breiter es sich über Deutschland und
Europa legt. Kubus Schlußkapitel ist nicht das letzte, was in dieser Angelegen¬
heit geschrieben wird.




Verantwortlich: Haus von Sodenstern in Berlin.
Schriftleitung und Verlag! Berlin SW it, Tempelhof-r User 85", Fernruf: Llltzow S51V,
Verlag: K> F> Koester, Abteilung Grenzbote", Berlin,
Druck W, Moeser Buchdruckerei, Berlin S 14, Stallschretberstr. Se/Su.


Aus neuen Büchern

Entschädigung wurde ... in Deutschland selbst vielfach überzeichnet! Man fragt
sich, was aus Frankreich geworden wäre, wenn es künstlicher Aufreizung gar
nicht bedurft, wenn Deutschland ihm auch nur den zehnten Teil des dauernden
Leides zugefügt hätte, wie Frankreich uns von 1792 bis^1815 oder in unseren
Tagen. . .

Damit schweifen wir zu dem zweiten Grundzug hinüber, den ich aus dem
Buch hervorheben will. In einem gehaltreichen Schlußkapitel zeigt Kühn, wie
nach Ausbruch des Krieges die französische Ausdehnungspolitik über die Revanche,
die nur der alte Eroberungsdrang mit negativem Vorzeichen war, zurückbiegt in
die Säkulare Vormachtpolitik. Er zeigt, wie die Revision des Versailler Vertrags
heute die Hauptforderung in Frankreich ist. Denn dieser Vertrag ist viel zu
milde, er bleibt hinter den Mindestansprüchen der Kammer zurück, die Clemenceau
als „Kriegsverlierer" in Ungnade stürzt. Mit allem Ernst, allem Nachdruck wird
die Zerstückelung des Reichs, die Befreiung der Deutschen von Preußen, die
Herstellung der natürlichen Grenzen und, va es seit Ludwig dem Vierzehnten
und Napoleon bei den natürlichen Grenzen doch nicht bleibt, sobald sie erreicht
sind, die Beherrschung des Ruhrgebiets verlangt. Die Börse, die Industrie, das
Militär, die Kammer, die Massen, die Politisch kein anderes Kredo mehr haben
als Vernichtung des Boche, sind einig in diesem neuen Krieg, der weit größere
Triumphe, weit gesichertere und glänzendere Erfolge einbringen muß als der
schlechte, durch Engländer und Amerikaner verpfuschte Friede von Versailles.
Frankreich ist nicht saturiert. Es kann es immer weniger sein, je mehr es frißt,
und es wird immer unruhiger schlafen, je breiter es sich über Deutschland und
Europa legt. Kubus Schlußkapitel ist nicht das letzte, was in dieser Angelegen¬
heit geschrieben wird.




Verantwortlich: Haus von Sodenstern in Berlin.
Schriftleitung und Verlag! Berlin SW it, Tempelhof-r User 85», Fernruf: Llltzow S51V,
Verlag: K> F> Koester, Abteilung Grenzbote», Berlin,
Druck W, Moeser Buchdruckerei, Berlin S 14, Stallschretberstr. Se/Su.


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[0163] Aus neuen Büchern Entschädigung wurde ... in Deutschland selbst vielfach überzeichnet! Man fragt sich, was aus Frankreich geworden wäre, wenn es künstlicher Aufreizung gar nicht bedurft, wenn Deutschland ihm auch nur den zehnten Teil des dauernden Leides zugefügt hätte, wie Frankreich uns von 1792 bis^1815 oder in unseren Tagen. . . Damit schweifen wir zu dem zweiten Grundzug hinüber, den ich aus dem Buch hervorheben will. In einem gehaltreichen Schlußkapitel zeigt Kühn, wie nach Ausbruch des Krieges die französische Ausdehnungspolitik über die Revanche, die nur der alte Eroberungsdrang mit negativem Vorzeichen war, zurückbiegt in die Säkulare Vormachtpolitik. Er zeigt, wie die Revision des Versailler Vertrags heute die Hauptforderung in Frankreich ist. Denn dieser Vertrag ist viel zu milde, er bleibt hinter den Mindestansprüchen der Kammer zurück, die Clemenceau als „Kriegsverlierer" in Ungnade stürzt. Mit allem Ernst, allem Nachdruck wird die Zerstückelung des Reichs, die Befreiung der Deutschen von Preußen, die Herstellung der natürlichen Grenzen und, va es seit Ludwig dem Vierzehnten und Napoleon bei den natürlichen Grenzen doch nicht bleibt, sobald sie erreicht sind, die Beherrschung des Ruhrgebiets verlangt. Die Börse, die Industrie, das Militär, die Kammer, die Massen, die Politisch kein anderes Kredo mehr haben als Vernichtung des Boche, sind einig in diesem neuen Krieg, der weit größere Triumphe, weit gesichertere und glänzendere Erfolge einbringen muß als der schlechte, durch Engländer und Amerikaner verpfuschte Friede von Versailles. Frankreich ist nicht saturiert. Es kann es immer weniger sein, je mehr es frißt, und es wird immer unruhiger schlafen, je breiter es sich über Deutschland und Europa legt. Kubus Schlußkapitel ist nicht das letzte, was in dieser Angelegen¬ heit geschrieben wird. Verantwortlich: Haus von Sodenstern in Berlin. Schriftleitung und Verlag! Berlin SW it, Tempelhof-r User 85», Fernruf: Llltzow S51V, Verlag: K> F> Koester, Abteilung Grenzbote», Berlin, Druck W, Moeser Buchdruckerei, Berlin S 14, Stallschretberstr. Se/Su.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/163>, abgerufen am 27.11.2024.