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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Ausländsbriefe

trotz Art. 53 und 273 Fr. V. kaum zu fürchten sein, da der Wiedererwerb der
deutschen Staatsangehörigkeit ja in das freie Ermessen der betreffenden Personen
gestellt wird und wir nur dem französischen Vorbild zu folgen brauchen, wo in
zahlreichen Fällen ein Anspruch auf Verleihung der französischen Staatsangehörigkeit
anerkannt ist. Geschehen muß aber jedenfalls in absehbarer Zeit etwas. Es ist
ein unhaltbarer Zustand, daß Hunderttausende deutschstämmiger Personen von der
deutschen Staatsbürgerschaft ausgeschlossen werden, nur weil einige unserer Gegner
sich zu einer vernünftigen vertraglichen Regelung nicht bereit finden. Was Deutsch
spricht und fühlt, muß sich auch vor aller Welt wieder deutsch nennen dürfen!




Auslandsbriefe
R. v. Hartmann von

Briefe liegen vor mir, die eine erschütternde Sprache führen.
"^UsM Ein junger englischer Jurist schreibt: "Ohne mich auf das, was
dem Waffenstillstand vorherging, einzulassen, bis zu welchem Punkte
wir meines Wissens ehrenhaft gehandelt haben, sage ich doch, daß
"^"""W ich mich schäme, daß mein Land dazu beigetragen hat zu dem
^ertrag von Versailles, der nicht nur ein Wortbruch ist, sondern einfach ein
Racheakt. Der christliche Geist scheint nicht der Geist der sogenannten Friedens¬
wacher gewesen zu sein, welche, durch ihr zynisches Nachgeben an das Vergnügen
(amusomsnt), die Zentralmächte noch zu schlagen, als sie bereits an: Boden lagen,
Saaten ausgestreut haben, welche, wenn nicht drastische Mittel angewendet werden,
unvermeidlich Frucht tragen werden in einem noch furchtbaren Kriege. Vielleicht
kommt dies drastische Mittel in der Form von Versöhnung, Annullierung und
Wiederherstellung schon zu spät, und dein Volk wird über jedes menschliche Maß
hinaus verbittert sein durch die wirtschaftliche Sklaverei, welche der Vertrag
Deutschland auferlegt. Aber wisse, daß es hier viele junge Männer gibt, welche
daran arbeiten, daß der Frieden ein wirklicher Frieden wird."

Die "deutsche Politik" bringt das Schreiben eines Finnländers zum Abdruck,
der den Deutschen den Vorwurf macht, daß sie die Schuldfrage nicht immer wieder
Zur Besprechung bringen. "Sie wissen, wie die Anklage der Entente lautet:
Deutschland habe vorsätzlich den Weltkrieg herbeigeführt. Sie wissen, daß Sie
gezwungen worden sind, ein Schuldbekenntnis dieser Art selbst zu unterschreiben,
und daß sich aus dem Satze, Deutschland sei auf solche Weise schuldig, der ganze
Frieden der Rache und Strafe erhebt. Sie wissen, daß dieser Frieden von selber
bricht, wenn seine Grundlage zerbrochen wird. Das kann der Kaiser tun: die
Grundlage dieses Friedens zerbrechen____ Es sind viele Zeugnisse dafür ans
Licht gekommen, daß der Kaiser und daß die deutsche Negierung nicht den Welt¬
krieg gewollt haben, sondern den Frieden der Welt, die Regierungen der Entente


Ausländsbriefe

trotz Art. 53 und 273 Fr. V. kaum zu fürchten sein, da der Wiedererwerb der
deutschen Staatsangehörigkeit ja in das freie Ermessen der betreffenden Personen
gestellt wird und wir nur dem französischen Vorbild zu folgen brauchen, wo in
zahlreichen Fällen ein Anspruch auf Verleihung der französischen Staatsangehörigkeit
anerkannt ist. Geschehen muß aber jedenfalls in absehbarer Zeit etwas. Es ist
ein unhaltbarer Zustand, daß Hunderttausende deutschstämmiger Personen von der
deutschen Staatsbürgerschaft ausgeschlossen werden, nur weil einige unserer Gegner
sich zu einer vernünftigen vertraglichen Regelung nicht bereit finden. Was Deutsch
spricht und fühlt, muß sich auch vor aller Welt wieder deutsch nennen dürfen!




Auslandsbriefe
R. v. Hartmann von

Briefe liegen vor mir, die eine erschütternde Sprache führen.
«^UsM Ein junger englischer Jurist schreibt: „Ohne mich auf das, was
dem Waffenstillstand vorherging, einzulassen, bis zu welchem Punkte
wir meines Wissens ehrenhaft gehandelt haben, sage ich doch, daß
«^»««W ich mich schäme, daß mein Land dazu beigetragen hat zu dem
^ertrag von Versailles, der nicht nur ein Wortbruch ist, sondern einfach ein
Racheakt. Der christliche Geist scheint nicht der Geist der sogenannten Friedens¬
wacher gewesen zu sein, welche, durch ihr zynisches Nachgeben an das Vergnügen
(amusomsnt), die Zentralmächte noch zu schlagen, als sie bereits an: Boden lagen,
Saaten ausgestreut haben, welche, wenn nicht drastische Mittel angewendet werden,
unvermeidlich Frucht tragen werden in einem noch furchtbaren Kriege. Vielleicht
kommt dies drastische Mittel in der Form von Versöhnung, Annullierung und
Wiederherstellung schon zu spät, und dein Volk wird über jedes menschliche Maß
hinaus verbittert sein durch die wirtschaftliche Sklaverei, welche der Vertrag
Deutschland auferlegt. Aber wisse, daß es hier viele junge Männer gibt, welche
daran arbeiten, daß der Frieden ein wirklicher Frieden wird."

Die „deutsche Politik" bringt das Schreiben eines Finnländers zum Abdruck,
der den Deutschen den Vorwurf macht, daß sie die Schuldfrage nicht immer wieder
Zur Besprechung bringen. „Sie wissen, wie die Anklage der Entente lautet:
Deutschland habe vorsätzlich den Weltkrieg herbeigeführt. Sie wissen, daß Sie
gezwungen worden sind, ein Schuldbekenntnis dieser Art selbst zu unterschreiben,
und daß sich aus dem Satze, Deutschland sei auf solche Weise schuldig, der ganze
Frieden der Rache und Strafe erhebt. Sie wissen, daß dieser Frieden von selber
bricht, wenn seine Grundlage zerbrochen wird. Das kann der Kaiser tun: die
Grundlage dieses Friedens zerbrechen____ Es sind viele Zeugnisse dafür ans
Licht gekommen, daß der Kaiser und daß die deutsche Negierung nicht den Welt¬
krieg gewollt haben, sondern den Frieden der Welt, die Regierungen der Entente


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/155>, abgerufen am 27.11.2024.