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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.

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linksrheinischen Gebiete von Deutschland ganz abzutrennen und von jeder politischen
und wirtschaftlichen Abhängigkeit gegenüber Deutschland zu befreie". '

Wenn schon das eifrige Bemühen der französischen Regierung, die alliierten
Gewaltmaßuahmen mit einem Schein des Rechts gegenüber dem allmählich
erwachenden Urteil der Welt zu verschleiern, höchst auffällig ist -.....' die Tatsachen
der ferneren und. jüngsten Geschichte sprechen eine beredte, klare Sprache. Und
sie beweisen, was die Verhandlungen in London klar zeigten, das; Frankreich nicht
zu einer wirklichen Verständigung mit Deutschland kommen will, daß es zwar
Deutschlands Arbeit seiner gefährdeten Wirtschaft dienstbar machen möchte, aber
doch nur unter der Voraussetzung, daß Deutschland ein französischer Helvtenstciat
wird, daß Frankreich seine Vorherrschaft über Deutschland und zugleich über ganz
Europa für die Zukunft begründet.

England hat sich zum Werkzeuge dieser Politik Frankreichs gemacht. Im
Friedensdiktat von Versailles hat es mit der Politik gebrochen, der es seine Größe
verdankt, der Politik des "valaueo ot' xovvor", die es nützte, um keinen Staat in
Europa zur unbestrittenen Vorherrschaft kommen zu lassen. Deutschlands Außen¬
handel, Deutschlands Seegeltung gedachte England zu übernehmen, Deutschlands
Welthandel und seinen wirtschaftlichen Wettbewerb wollte es auch für die Zukunft
cnlsschalten, Frankreich mußte es dafür einräume", wils dieses seit Jahrhunderten
auf dem Festland erstrebte: die Vorherrschaft.

England ist von Frankreich abhängig geworden, das militärisch rüstet,
angeblich gegen die gar nicht mehr bestehende deutsche Gefahr, tatsächlich, um sich auch
England gegenüber die Freiheit des Handelns zu wahren, von Frankreich, das
mit Belgien eine Militnrkonvcntion abschloß und damit beide Ausgänge des Kanals
beherrscht. Einst kämpfte England gegen Frankreich, als dieses nach dem Besitz
der spanischen Niederlande strebte, heute muß es tatenlos zusehen, wie Frankreich
den entscheidenden militärischen Einfluß auf Belgien gewinnt. England hat in
allen Teilen der Welt mit Schwierigkeiten zu kämpfen, seine Zukunft ist von
Gefahren bedroht, es muß sich in Frankreich den Bundesgenossen erhalten,
es ist in seinem Handeln nicht nichr frei.

Frankreich wird mit seiner Geschichte nicht brechen: sein Ziel bleibt die
Politische Unterwerfung und wirtschaftliche Dienstbarmachung Deutschlands und die
Vorherrschaft in Europa. England ist in Versailles seinen Überlieferungen untren
geworden und muß auf Frankreichs Wünsche weitgehende Rücksicht nehmen. Beide
zusammen begründen ihr Handeln gegen Deutschland mit keinem besseren Grunde,
als der Behauptung von Deutschlendö Alleinschuld am Kriege, die durch Deutschlands
Gegner selbst längst widerlegt ist. Die Lüge wird nicht mehr lange wirken, die
Menschheit wird sich scheiden müssen für und wider Deutschland, die Welt wird
die Trennung in Ausbeuter und Ausgebeutete, in Sieger und Besiegte nicht mehr
lange ertragen, und wenn das deutsche Volk nur, wie sein Vertreter in London,
sein Recht behauptet und sich der ihm zugemuteten Fron nicht beugt, wird einst
aus der Weltgeschichte das Weltgericht werden!




linksrheinischen Gebiete von Deutschland ganz abzutrennen und von jeder politischen
und wirtschaftlichen Abhängigkeit gegenüber Deutschland zu befreie». '

Wenn schon das eifrige Bemühen der französischen Regierung, die alliierten
Gewaltmaßuahmen mit einem Schein des Rechts gegenüber dem allmählich
erwachenden Urteil der Welt zu verschleiern, höchst auffällig ist -.....' die Tatsachen
der ferneren und. jüngsten Geschichte sprechen eine beredte, klare Sprache. Und
sie beweisen, was die Verhandlungen in London klar zeigten, das; Frankreich nicht
zu einer wirklichen Verständigung mit Deutschland kommen will, daß es zwar
Deutschlands Arbeit seiner gefährdeten Wirtschaft dienstbar machen möchte, aber
doch nur unter der Voraussetzung, daß Deutschland ein französischer Helvtenstciat
wird, daß Frankreich seine Vorherrschaft über Deutschland und zugleich über ganz
Europa für die Zukunft begründet.

England hat sich zum Werkzeuge dieser Politik Frankreichs gemacht. Im
Friedensdiktat von Versailles hat es mit der Politik gebrochen, der es seine Größe
verdankt, der Politik des „valaueo ot' xovvor", die es nützte, um keinen Staat in
Europa zur unbestrittenen Vorherrschaft kommen zu lassen. Deutschlands Außen¬
handel, Deutschlands Seegeltung gedachte England zu übernehmen, Deutschlands
Welthandel und seinen wirtschaftlichen Wettbewerb wollte es auch für die Zukunft
cnlsschalten, Frankreich mußte es dafür einräume», wils dieses seit Jahrhunderten
auf dem Festland erstrebte: die Vorherrschaft.

England ist von Frankreich abhängig geworden, das militärisch rüstet,
angeblich gegen die gar nicht mehr bestehende deutsche Gefahr, tatsächlich, um sich auch
England gegenüber die Freiheit des Handelns zu wahren, von Frankreich, das
mit Belgien eine Militnrkonvcntion abschloß und damit beide Ausgänge des Kanals
beherrscht. Einst kämpfte England gegen Frankreich, als dieses nach dem Besitz
der spanischen Niederlande strebte, heute muß es tatenlos zusehen, wie Frankreich
den entscheidenden militärischen Einfluß auf Belgien gewinnt. England hat in
allen Teilen der Welt mit Schwierigkeiten zu kämpfen, seine Zukunft ist von
Gefahren bedroht, es muß sich in Frankreich den Bundesgenossen erhalten,
es ist in seinem Handeln nicht nichr frei.

Frankreich wird mit seiner Geschichte nicht brechen: sein Ziel bleibt die
Politische Unterwerfung und wirtschaftliche Dienstbarmachung Deutschlands und die
Vorherrschaft in Europa. England ist in Versailles seinen Überlieferungen untren
geworden und muß auf Frankreichs Wünsche weitgehende Rücksicht nehmen. Beide
zusammen begründen ihr Handeln gegen Deutschland mit keinem besseren Grunde,
als der Behauptung von Deutschlendö Alleinschuld am Kriege, die durch Deutschlands
Gegner selbst längst widerlegt ist. Die Lüge wird nicht mehr lange wirken, die
Menschheit wird sich scheiden müssen für und wider Deutschland, die Welt wird
die Trennung in Ausbeuter und Ausgebeutete, in Sieger und Besiegte nicht mehr
lange ertragen, und wenn das deutsche Volk nur, wie sein Vertreter in London,
sein Recht behauptet und sich der ihm zugemuteten Fron nicht beugt, wird einst
aus der Weltgeschichte das Weltgericht werden!




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[0338] linksrheinischen Gebiete von Deutschland ganz abzutrennen und von jeder politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit gegenüber Deutschland zu befreie». ' Wenn schon das eifrige Bemühen der französischen Regierung, die alliierten Gewaltmaßuahmen mit einem Schein des Rechts gegenüber dem allmählich erwachenden Urteil der Welt zu verschleiern, höchst auffällig ist -.....' die Tatsachen der ferneren und. jüngsten Geschichte sprechen eine beredte, klare Sprache. Und sie beweisen, was die Verhandlungen in London klar zeigten, das; Frankreich nicht zu einer wirklichen Verständigung mit Deutschland kommen will, daß es zwar Deutschlands Arbeit seiner gefährdeten Wirtschaft dienstbar machen möchte, aber doch nur unter der Voraussetzung, daß Deutschland ein französischer Helvtenstciat wird, daß Frankreich seine Vorherrschaft über Deutschland und zugleich über ganz Europa für die Zukunft begründet. England hat sich zum Werkzeuge dieser Politik Frankreichs gemacht. Im Friedensdiktat von Versailles hat es mit der Politik gebrochen, der es seine Größe verdankt, der Politik des „valaueo ot' xovvor", die es nützte, um keinen Staat in Europa zur unbestrittenen Vorherrschaft kommen zu lassen. Deutschlands Außen¬ handel, Deutschlands Seegeltung gedachte England zu übernehmen, Deutschlands Welthandel und seinen wirtschaftlichen Wettbewerb wollte es auch für die Zukunft cnlsschalten, Frankreich mußte es dafür einräume», wils dieses seit Jahrhunderten auf dem Festland erstrebte: die Vorherrschaft. England ist von Frankreich abhängig geworden, das militärisch rüstet, angeblich gegen die gar nicht mehr bestehende deutsche Gefahr, tatsächlich, um sich auch England gegenüber die Freiheit des Handelns zu wahren, von Frankreich, das mit Belgien eine Militnrkonvcntion abschloß und damit beide Ausgänge des Kanals beherrscht. Einst kämpfte England gegen Frankreich, als dieses nach dem Besitz der spanischen Niederlande strebte, heute muß es tatenlos zusehen, wie Frankreich den entscheidenden militärischen Einfluß auf Belgien gewinnt. England hat in allen Teilen der Welt mit Schwierigkeiten zu kämpfen, seine Zukunft ist von Gefahren bedroht, es muß sich in Frankreich den Bundesgenossen erhalten, es ist in seinem Handeln nicht nichr frei. Frankreich wird mit seiner Geschichte nicht brechen: sein Ziel bleibt die Politische Unterwerfung und wirtschaftliche Dienstbarmachung Deutschlands und die Vorherrschaft in Europa. England ist in Versailles seinen Überlieferungen untren geworden und muß auf Frankreichs Wünsche weitgehende Rücksicht nehmen. Beide zusammen begründen ihr Handeln gegen Deutschland mit keinem besseren Grunde, als der Behauptung von Deutschlendö Alleinschuld am Kriege, die durch Deutschlands Gegner selbst längst widerlegt ist. Die Lüge wird nicht mehr lange wirken, die Menschheit wird sich scheiden müssen für und wider Deutschland, die Welt wird die Trennung in Ausbeuter und Ausgebeutete, in Sieger und Besiegte nicht mehr lange ertragen, und wenn das deutsche Volk nur, wie sein Vertreter in London, sein Recht behauptet und sich der ihm zugemuteten Fron nicht beugt, wird einst aus der Weltgeschichte das Weltgericht werden!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/338>, abgerufen am 24.07.2024.