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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.

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Schenkung

Wertvoller als aus der Weinlig'schen Denkschrift unmittelbar hervorgeht. Denn
Weinlig hatte ja nicht eine Liquidationsmosse zu schätzen, sondern die Rentabilität
der Anlagen eines Hüttenwerkes zu prüfen. So ist das von ihm ermittelte
Material für die Prüfung der Entschädigungsfrage nicht ausreichend. Das
Deutsche Reich wird der Gesellschaft eine sehr hohe Entschädigung zahlen müssen,
und die Wiedergutmachungskommission hat kein Interesse daran, daß Japan allzu
billig zu diesem Königreich kommt. Im übrigen haben die Japaner selbst schon
im Mai 1920 in Berlin das dort vorhandene Schätzungsmaterial zur Kenntnis
genommen. Daß Hunderte von Millionen Tonnen Eisenerz und Kohle das
Vielfache des Aktienkapitals von 70 Millionen Mark wert sind, kann sich jeder¬
mann leicht ausrechnen.

Es ist nicht anzunehmen, daß die heutigen Aktionäre bei der Liquidation
irgendwie Schaden erleiden können, im Gegensatz zu so manchen auf weniger
festen Grund gebauten Hoffnungen bei der Liquidation anderer Auslandsunter¬
nehmungen. Das Reich wird sich vielleicht davor scheuen, eine so große Summe
in Papiergeld zu bezahlen und dafür Schatzscheins ausgeben.

Die als realer Weit des Unternehmens zur Zeit des Kriegsausbruchs er¬
mittelte Summe wird in mexikanische Silberdollars ungerechnet und zum Tages¬
kurs derselben am Tage der vollzogenen Abrechnung ausbezahlt. Von dem
Valutagewinn, den die Gesellschaft hierdurch in dem Zeitraum vom Kriegsausbruch
bis zum 30. Juni 1919 gemacht hat, verbleiben ihr nach Abzug der Kriegsabgabe
20 Prozent, was bei der Kurssteigerung gerade des Silberdollars eine weitere
stattliche Summe ausmacht, sodciß auch noch Abzug der sonstigen, dem Reich
zufließenden Steuern der Nominalbetrag, der der Gesellschaft ausgezahlt wird,
noch um ein Erhebliches höher sein dürfte als der Nominalbetrag des Friedens¬
wertes. Nur wenn die Mark wieder höher steigen sollte als sie am 30. Juni 1919
stand, würde dieser Valutagewinn wegschmelzen. Leider ist aber mit einer solchen
Erholung der Mark auf die Dauer vorerst nicht zu rechnen.

Aber es ist ja nicht nur der Bergbau und die sich in der letzten Vorkriegs¬
periode schon brillant entwickelnde Eisenbahn, die wir heute liquidieren. Viel mehr
noch hat uns der Krieg an Zukunftsplänen geraubt, die durchaus schon in das
Gebiet realer Werte gehören. In dem Kiautschouvertrag hatten die Chinesen sich
verpflichtet, zwei Bahnen zur weiteren Erschließung der Provinz als Anschlu߬
bahnen an die große Tientsin-Pukou und an die Peking-Hcmkou-Bahn zu bauen.
Trotz mehrfachen diplomatischen Betreibens von deutscher Seite war dieser Teil
des Kiautschouvertrciges bis 1918 von China nicht eingelöst worden. Die eine
Strecke war als Küstenbahn, in Kanal sich von der Schcmtungbahn nach Süden
abzweigend, durch die fruchtreichen Gebiete von Jtschoufu-Jihien laufend, mit
Anschluß an die Tientsin-Bahn in Hsüdschoufu gedacht worden. Hier im Knoten¬
punkt der großen belgischen Ost-Wrstbahn über Kaifengfu würde sie überreichlich
Gelegenheit finden, sich an dem großen Gütertransport der reichen Provinz Honan
zu beteiligen. Der Vorteil für den Ein- und Ausfuhrhafen Tsingtau wie für
die Hebung des Wohlstandes von Schenkung lag auf der Hand. Die andere
Zweigbahn sollte, von der Hauptstadt Tsinanfu ausgehend, in Tschcmgte Anschluß
an die Peking-Hcmkou-Bahn suchen. Auch dieser Trasse konnten die Gutachter
nur die günstigsten Prognostika stellen, und auch sie wäre Schenkung in gleichem
Maße wie dem Hafen von Tsingtau von Nutzen gewesen. Obwohl deutsches
Kapital und die deutsche Industrie sich in weitgehendsten! Maße zur Verfügung
stellten, schleppten die Chinesen die Angelegenheit jahrelang hin, bis schließlich
1913 durch scharfes Betreiben des Reichsmarincamts eine Einigung und ein
Definitionen erzielt wurden. Die Trassierung der Bahnen sollte noch im Sommer
1914 in Angriff genommen werden, als auch durch diese Projekte der Weltkrieg
einen dicken Strich machte.

Die vorstehende kurze Skizze aber zeigt deutlich, wie bedeutend unsere
Schankung.Jnteressen in den letzten Jahren vor dem Kriege sich entwickelt hatten,
und wie sie nicht in gewollten Zwange, sondern ganz natürlich und harmonisch


Schenkung

Wertvoller als aus der Weinlig'schen Denkschrift unmittelbar hervorgeht. Denn
Weinlig hatte ja nicht eine Liquidationsmosse zu schätzen, sondern die Rentabilität
der Anlagen eines Hüttenwerkes zu prüfen. So ist das von ihm ermittelte
Material für die Prüfung der Entschädigungsfrage nicht ausreichend. Das
Deutsche Reich wird der Gesellschaft eine sehr hohe Entschädigung zahlen müssen,
und die Wiedergutmachungskommission hat kein Interesse daran, daß Japan allzu
billig zu diesem Königreich kommt. Im übrigen haben die Japaner selbst schon
im Mai 1920 in Berlin das dort vorhandene Schätzungsmaterial zur Kenntnis
genommen. Daß Hunderte von Millionen Tonnen Eisenerz und Kohle das
Vielfache des Aktienkapitals von 70 Millionen Mark wert sind, kann sich jeder¬
mann leicht ausrechnen.

Es ist nicht anzunehmen, daß die heutigen Aktionäre bei der Liquidation
irgendwie Schaden erleiden können, im Gegensatz zu so manchen auf weniger
festen Grund gebauten Hoffnungen bei der Liquidation anderer Auslandsunter¬
nehmungen. Das Reich wird sich vielleicht davor scheuen, eine so große Summe
in Papiergeld zu bezahlen und dafür Schatzscheins ausgeben.

Die als realer Weit des Unternehmens zur Zeit des Kriegsausbruchs er¬
mittelte Summe wird in mexikanische Silberdollars ungerechnet und zum Tages¬
kurs derselben am Tage der vollzogenen Abrechnung ausbezahlt. Von dem
Valutagewinn, den die Gesellschaft hierdurch in dem Zeitraum vom Kriegsausbruch
bis zum 30. Juni 1919 gemacht hat, verbleiben ihr nach Abzug der Kriegsabgabe
20 Prozent, was bei der Kurssteigerung gerade des Silberdollars eine weitere
stattliche Summe ausmacht, sodciß auch noch Abzug der sonstigen, dem Reich
zufließenden Steuern der Nominalbetrag, der der Gesellschaft ausgezahlt wird,
noch um ein Erhebliches höher sein dürfte als der Nominalbetrag des Friedens¬
wertes. Nur wenn die Mark wieder höher steigen sollte als sie am 30. Juni 1919
stand, würde dieser Valutagewinn wegschmelzen. Leider ist aber mit einer solchen
Erholung der Mark auf die Dauer vorerst nicht zu rechnen.

Aber es ist ja nicht nur der Bergbau und die sich in der letzten Vorkriegs¬
periode schon brillant entwickelnde Eisenbahn, die wir heute liquidieren. Viel mehr
noch hat uns der Krieg an Zukunftsplänen geraubt, die durchaus schon in das
Gebiet realer Werte gehören. In dem Kiautschouvertrag hatten die Chinesen sich
verpflichtet, zwei Bahnen zur weiteren Erschließung der Provinz als Anschlu߬
bahnen an die große Tientsin-Pukou und an die Peking-Hcmkou-Bahn zu bauen.
Trotz mehrfachen diplomatischen Betreibens von deutscher Seite war dieser Teil
des Kiautschouvertrciges bis 1918 von China nicht eingelöst worden. Die eine
Strecke war als Küstenbahn, in Kanal sich von der Schcmtungbahn nach Süden
abzweigend, durch die fruchtreichen Gebiete von Jtschoufu-Jihien laufend, mit
Anschluß an die Tientsin-Bahn in Hsüdschoufu gedacht worden. Hier im Knoten¬
punkt der großen belgischen Ost-Wrstbahn über Kaifengfu würde sie überreichlich
Gelegenheit finden, sich an dem großen Gütertransport der reichen Provinz Honan
zu beteiligen. Der Vorteil für den Ein- und Ausfuhrhafen Tsingtau wie für
die Hebung des Wohlstandes von Schenkung lag auf der Hand. Die andere
Zweigbahn sollte, von der Hauptstadt Tsinanfu ausgehend, in Tschcmgte Anschluß
an die Peking-Hcmkou-Bahn suchen. Auch dieser Trasse konnten die Gutachter
nur die günstigsten Prognostika stellen, und auch sie wäre Schenkung in gleichem
Maße wie dem Hafen von Tsingtau von Nutzen gewesen. Obwohl deutsches
Kapital und die deutsche Industrie sich in weitgehendsten! Maße zur Verfügung
stellten, schleppten die Chinesen die Angelegenheit jahrelang hin, bis schließlich
1913 durch scharfes Betreiben des Reichsmarincamts eine Einigung und ein
Definitionen erzielt wurden. Die Trassierung der Bahnen sollte noch im Sommer
1914 in Angriff genommen werden, als auch durch diese Projekte der Weltkrieg
einen dicken Strich machte.

Die vorstehende kurze Skizze aber zeigt deutlich, wie bedeutend unsere
Schankung.Jnteressen in den letzten Jahren vor dem Kriege sich entwickelt hatten,
und wie sie nicht in gewollten Zwange, sondern ganz natürlich und harmonisch


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[0236] Schenkung Wertvoller als aus der Weinlig'schen Denkschrift unmittelbar hervorgeht. Denn Weinlig hatte ja nicht eine Liquidationsmosse zu schätzen, sondern die Rentabilität der Anlagen eines Hüttenwerkes zu prüfen. So ist das von ihm ermittelte Material für die Prüfung der Entschädigungsfrage nicht ausreichend. Das Deutsche Reich wird der Gesellschaft eine sehr hohe Entschädigung zahlen müssen, und die Wiedergutmachungskommission hat kein Interesse daran, daß Japan allzu billig zu diesem Königreich kommt. Im übrigen haben die Japaner selbst schon im Mai 1920 in Berlin das dort vorhandene Schätzungsmaterial zur Kenntnis genommen. Daß Hunderte von Millionen Tonnen Eisenerz und Kohle das Vielfache des Aktienkapitals von 70 Millionen Mark wert sind, kann sich jeder¬ mann leicht ausrechnen. Es ist nicht anzunehmen, daß die heutigen Aktionäre bei der Liquidation irgendwie Schaden erleiden können, im Gegensatz zu so manchen auf weniger festen Grund gebauten Hoffnungen bei der Liquidation anderer Auslandsunter¬ nehmungen. Das Reich wird sich vielleicht davor scheuen, eine so große Summe in Papiergeld zu bezahlen und dafür Schatzscheins ausgeben. Die als realer Weit des Unternehmens zur Zeit des Kriegsausbruchs er¬ mittelte Summe wird in mexikanische Silberdollars ungerechnet und zum Tages¬ kurs derselben am Tage der vollzogenen Abrechnung ausbezahlt. Von dem Valutagewinn, den die Gesellschaft hierdurch in dem Zeitraum vom Kriegsausbruch bis zum 30. Juni 1919 gemacht hat, verbleiben ihr nach Abzug der Kriegsabgabe 20 Prozent, was bei der Kurssteigerung gerade des Silberdollars eine weitere stattliche Summe ausmacht, sodciß auch noch Abzug der sonstigen, dem Reich zufließenden Steuern der Nominalbetrag, der der Gesellschaft ausgezahlt wird, noch um ein Erhebliches höher sein dürfte als der Nominalbetrag des Friedens¬ wertes. Nur wenn die Mark wieder höher steigen sollte als sie am 30. Juni 1919 stand, würde dieser Valutagewinn wegschmelzen. Leider ist aber mit einer solchen Erholung der Mark auf die Dauer vorerst nicht zu rechnen. Aber es ist ja nicht nur der Bergbau und die sich in der letzten Vorkriegs¬ periode schon brillant entwickelnde Eisenbahn, die wir heute liquidieren. Viel mehr noch hat uns der Krieg an Zukunftsplänen geraubt, die durchaus schon in das Gebiet realer Werte gehören. In dem Kiautschouvertrag hatten die Chinesen sich verpflichtet, zwei Bahnen zur weiteren Erschließung der Provinz als Anschlu߬ bahnen an die große Tientsin-Pukou und an die Peking-Hcmkou-Bahn zu bauen. Trotz mehrfachen diplomatischen Betreibens von deutscher Seite war dieser Teil des Kiautschouvertrciges bis 1918 von China nicht eingelöst worden. Die eine Strecke war als Küstenbahn, in Kanal sich von der Schcmtungbahn nach Süden abzweigend, durch die fruchtreichen Gebiete von Jtschoufu-Jihien laufend, mit Anschluß an die Tientsin-Bahn in Hsüdschoufu gedacht worden. Hier im Knoten¬ punkt der großen belgischen Ost-Wrstbahn über Kaifengfu würde sie überreichlich Gelegenheit finden, sich an dem großen Gütertransport der reichen Provinz Honan zu beteiligen. Der Vorteil für den Ein- und Ausfuhrhafen Tsingtau wie für die Hebung des Wohlstandes von Schenkung lag auf der Hand. Die andere Zweigbahn sollte, von der Hauptstadt Tsinanfu ausgehend, in Tschcmgte Anschluß an die Peking-Hcmkou-Bahn suchen. Auch dieser Trasse konnten die Gutachter nur die günstigsten Prognostika stellen, und auch sie wäre Schenkung in gleichem Maße wie dem Hafen von Tsingtau von Nutzen gewesen. Obwohl deutsches Kapital und die deutsche Industrie sich in weitgehendsten! Maße zur Verfügung stellten, schleppten die Chinesen die Angelegenheit jahrelang hin, bis schließlich 1913 durch scharfes Betreiben des Reichsmarincamts eine Einigung und ein Definitionen erzielt wurden. Die Trassierung der Bahnen sollte noch im Sommer 1914 in Angriff genommen werden, als auch durch diese Projekte der Weltkrieg einen dicken Strich machte. Die vorstehende kurze Skizze aber zeigt deutlich, wie bedeutend unsere Schankung.Jnteressen in den letzten Jahren vor dem Kriege sich entwickelt hatten, und wie sie nicht in gewollten Zwange, sondern ganz natürlich und harmonisch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/236>, abgerufen am 24.07.2024.