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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.

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Schankung

Von den drei Eisenerzbergen war am genauesten der Tieschan durch zahl¬
reiche Schürfgräben, Schächte, Stollen und Bohrlöcher aufgeschlossen. Der Eisen¬
stein setzt hier regelmäßig durch und ist nur im Liegenden durch Schwefelkies
verunreinigt. Die Untersuchung der Erze ergab 65 Prozent Eisen, 0,24 Prozent
Mangan. 0.03 Prozent Phosphor, 0.08 Prozent Schwefel. 009 Prozent Kupfer.
Beim Sypauschan ist der Eisengehalt sogar 06,4 Prozent, 2,8 Prozent Rückstand.
0,02 Prozent Schwefel, und nur geringste Spuren von Phosphor befinden sich
hier. Nach Ansicht des Gutachters liefert dieser Berg das denkbar edelste Eisenerz,
das es überhaupt gibt. Fast noch ganz unerschlossen war der Feng huang
schau,' die Gesamtschätzung des sehr geringen erschlossenen Teiles der Erzberge
belief sich auf 54 Millionen Tonnen ErzVorrat, von denen etwa die Hälfte über
Tage liegt. Müßig ist, auch die unerschlossenen Teile mit in die Schätzung ein-
zubegreifen. Doch kann man, wie bei der Kohle, ohne Uebertreibung sagen, daß
es sich um mehrere Hundert Millionen Tonnen abbaufähigen Eisenerzes handelt.

Auch was von Znsatzmaterialien für die Verhüllung erforderlich ist, hat
die Natur in diesem gesegneten Bergbaudistrikt vorgesehen. Manganerze lagern
in dem südlich der Schautungbahn am Maschan gelegenen Brauneisensteinflöz.
Kalkstein von ausgezeichneter Reinheit kann aus dem Hangenden des Erz¬
vorkommens am Tieschan entnommen werden.

Über die Absatzmöglichkeiten an China und vor allem Japan ist sich Herr
Weinlig bei einer Jahresproduktion von hunderttausend Tonnen, wie sie für
den Anfang geplant war, nicht einen Augenblick im Zweifel. Komplizierter sind
seine sehr eingehenden Untersuchungen über die Wahl des Bauplatzes für das
Hüttenwerk. Ich möchte den Leser nicht mit zu viel trockenen Zahlen ermüden
und führe daher gleich daS Endresultat seiner Berechnungen an. Da Tschinling-
schen als günstigster Bauplatz wegen der Haltung der Chinesen ausschied, so
befürwortete Weinlig warm den Bauplatz Tsangkou im Schutzgebiet. Die Fracht¬
belastung des Rohmaterials wird hier reichlich ausgeglichen durch die außerordentlich
günstigen Zollverhältnisse in der deutschen Kolonie im Gegensatz zu den ver¬
hältnismäßig hohen Aus- und Einfuhrzöllen Chinas. Der Gutachter kommt also
zu dem scheinbar, aber nur scheinbar, bizarren Ergebnis, daß, ungeachtet eines
immerhin nur kleinen Absatzmarktes, wie er 1913 in Ostasien noch vorhanden war,
und der nicht unerheblichen Frachtbelastung des Rohmaterials, ein Hüttenwerk
im Schutzgebiet durchaus rentabel sei. Ja, er berechnet einen Bruttöüberschuß
von 39 Prozent des angelegten Aktienkapitals, den er bei ungünstigster Ein¬
schätzung aller in Betracht kommenden wirtschaftlichen Faktoren sich höchstens bis
auf 22 Prozent herabmindern läßt.

Auch heute noch und vielleicht gerade heute, wo wir vor der Liquidation
all unserer Hoffnungen und Wünsche in Schankung stehen, werden diese Aus¬
führungen von Interesse sein.

Gemäß dem Friedensvertrag nahmen unsere Schantunginteressen eine von
unserm sonstigen Auslandsbesitz völlig verschiedene Stellung ein. Im Friedens¬
vertrag ist das Eigentum an dem Besitz der Schantungbahn-Gesellschaft auf
Japan übertragen worden. Das Deutsche Reich ist verpflichtet, die Schantung¬
bahn-Gesellschaft nach dem vollen Wert ihres Unternehmens zu entschädigen. Im
Protokoll des Friedensvertrages ist weiterhin festgelegt worden, daß diese vom
Deutschen Reich an die Gesellschaft entrichtete Entschädigung dem Deutschen Reich
auf dem Wiedergutmachungskonto gutgeschrieben wird. Chinas Widerstreben
gegen diese Artikel des Friedensvertrages ändert für die deutschen Interessenten
an der Sachlage nichts.

Wie groß ist nun der Liquidationswert der Besitzungen? In gewisser Hinsicht
ist er unermeßlich. Da es sich bei der Liquidation um den Wert handelt, den
die Besitzungen im Augenblick des Kriegsausbruchs hatten, so ist freilich der
damalige Eisen- und Kostenpreis zugrunde zu legen, sowie auch die Tatsache
zu berücksichtigen, daß das Hüttenwerk im Schutzgebiet noch nicht gebaut, sondern
erst geplant war. Auf der andern Seite aber ist die Liquidationsmasse noch weit


Schankung

Von den drei Eisenerzbergen war am genauesten der Tieschan durch zahl¬
reiche Schürfgräben, Schächte, Stollen und Bohrlöcher aufgeschlossen. Der Eisen¬
stein setzt hier regelmäßig durch und ist nur im Liegenden durch Schwefelkies
verunreinigt. Die Untersuchung der Erze ergab 65 Prozent Eisen, 0,24 Prozent
Mangan. 0.03 Prozent Phosphor, 0.08 Prozent Schwefel. 009 Prozent Kupfer.
Beim Sypauschan ist der Eisengehalt sogar 06,4 Prozent, 2,8 Prozent Rückstand.
0,02 Prozent Schwefel, und nur geringste Spuren von Phosphor befinden sich
hier. Nach Ansicht des Gutachters liefert dieser Berg das denkbar edelste Eisenerz,
das es überhaupt gibt. Fast noch ganz unerschlossen war der Feng huang
schau,' die Gesamtschätzung des sehr geringen erschlossenen Teiles der Erzberge
belief sich auf 54 Millionen Tonnen ErzVorrat, von denen etwa die Hälfte über
Tage liegt. Müßig ist, auch die unerschlossenen Teile mit in die Schätzung ein-
zubegreifen. Doch kann man, wie bei der Kohle, ohne Uebertreibung sagen, daß
es sich um mehrere Hundert Millionen Tonnen abbaufähigen Eisenerzes handelt.

Auch was von Znsatzmaterialien für die Verhüllung erforderlich ist, hat
die Natur in diesem gesegneten Bergbaudistrikt vorgesehen. Manganerze lagern
in dem südlich der Schautungbahn am Maschan gelegenen Brauneisensteinflöz.
Kalkstein von ausgezeichneter Reinheit kann aus dem Hangenden des Erz¬
vorkommens am Tieschan entnommen werden.

Über die Absatzmöglichkeiten an China und vor allem Japan ist sich Herr
Weinlig bei einer Jahresproduktion von hunderttausend Tonnen, wie sie für
den Anfang geplant war, nicht einen Augenblick im Zweifel. Komplizierter sind
seine sehr eingehenden Untersuchungen über die Wahl des Bauplatzes für das
Hüttenwerk. Ich möchte den Leser nicht mit zu viel trockenen Zahlen ermüden
und führe daher gleich daS Endresultat seiner Berechnungen an. Da Tschinling-
schen als günstigster Bauplatz wegen der Haltung der Chinesen ausschied, so
befürwortete Weinlig warm den Bauplatz Tsangkou im Schutzgebiet. Die Fracht¬
belastung des Rohmaterials wird hier reichlich ausgeglichen durch die außerordentlich
günstigen Zollverhältnisse in der deutschen Kolonie im Gegensatz zu den ver¬
hältnismäßig hohen Aus- und Einfuhrzöllen Chinas. Der Gutachter kommt also
zu dem scheinbar, aber nur scheinbar, bizarren Ergebnis, daß, ungeachtet eines
immerhin nur kleinen Absatzmarktes, wie er 1913 in Ostasien noch vorhanden war,
und der nicht unerheblichen Frachtbelastung des Rohmaterials, ein Hüttenwerk
im Schutzgebiet durchaus rentabel sei. Ja, er berechnet einen Bruttöüberschuß
von 39 Prozent des angelegten Aktienkapitals, den er bei ungünstigster Ein¬
schätzung aller in Betracht kommenden wirtschaftlichen Faktoren sich höchstens bis
auf 22 Prozent herabmindern läßt.

Auch heute noch und vielleicht gerade heute, wo wir vor der Liquidation
all unserer Hoffnungen und Wünsche in Schankung stehen, werden diese Aus¬
führungen von Interesse sein.

Gemäß dem Friedensvertrag nahmen unsere Schantunginteressen eine von
unserm sonstigen Auslandsbesitz völlig verschiedene Stellung ein. Im Friedens¬
vertrag ist das Eigentum an dem Besitz der Schantungbahn-Gesellschaft auf
Japan übertragen worden. Das Deutsche Reich ist verpflichtet, die Schantung¬
bahn-Gesellschaft nach dem vollen Wert ihres Unternehmens zu entschädigen. Im
Protokoll des Friedensvertrages ist weiterhin festgelegt worden, daß diese vom
Deutschen Reich an die Gesellschaft entrichtete Entschädigung dem Deutschen Reich
auf dem Wiedergutmachungskonto gutgeschrieben wird. Chinas Widerstreben
gegen diese Artikel des Friedensvertrages ändert für die deutschen Interessenten
an der Sachlage nichts.

Wie groß ist nun der Liquidationswert der Besitzungen? In gewisser Hinsicht
ist er unermeßlich. Da es sich bei der Liquidation um den Wert handelt, den
die Besitzungen im Augenblick des Kriegsausbruchs hatten, so ist freilich der
damalige Eisen- und Kostenpreis zugrunde zu legen, sowie auch die Tatsache
zu berücksichtigen, daß das Hüttenwerk im Schutzgebiet noch nicht gebaut, sondern
erst geplant war. Auf der andern Seite aber ist die Liquidationsmasse noch weit


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[0235] Schankung Von den drei Eisenerzbergen war am genauesten der Tieschan durch zahl¬ reiche Schürfgräben, Schächte, Stollen und Bohrlöcher aufgeschlossen. Der Eisen¬ stein setzt hier regelmäßig durch und ist nur im Liegenden durch Schwefelkies verunreinigt. Die Untersuchung der Erze ergab 65 Prozent Eisen, 0,24 Prozent Mangan. 0.03 Prozent Phosphor, 0.08 Prozent Schwefel. 009 Prozent Kupfer. Beim Sypauschan ist der Eisengehalt sogar 06,4 Prozent, 2,8 Prozent Rückstand. 0,02 Prozent Schwefel, und nur geringste Spuren von Phosphor befinden sich hier. Nach Ansicht des Gutachters liefert dieser Berg das denkbar edelste Eisenerz, das es überhaupt gibt. Fast noch ganz unerschlossen war der Feng huang schau,' die Gesamtschätzung des sehr geringen erschlossenen Teiles der Erzberge belief sich auf 54 Millionen Tonnen ErzVorrat, von denen etwa die Hälfte über Tage liegt. Müßig ist, auch die unerschlossenen Teile mit in die Schätzung ein- zubegreifen. Doch kann man, wie bei der Kohle, ohne Uebertreibung sagen, daß es sich um mehrere Hundert Millionen Tonnen abbaufähigen Eisenerzes handelt. Auch was von Znsatzmaterialien für die Verhüllung erforderlich ist, hat die Natur in diesem gesegneten Bergbaudistrikt vorgesehen. Manganerze lagern in dem südlich der Schautungbahn am Maschan gelegenen Brauneisensteinflöz. Kalkstein von ausgezeichneter Reinheit kann aus dem Hangenden des Erz¬ vorkommens am Tieschan entnommen werden. Über die Absatzmöglichkeiten an China und vor allem Japan ist sich Herr Weinlig bei einer Jahresproduktion von hunderttausend Tonnen, wie sie für den Anfang geplant war, nicht einen Augenblick im Zweifel. Komplizierter sind seine sehr eingehenden Untersuchungen über die Wahl des Bauplatzes für das Hüttenwerk. Ich möchte den Leser nicht mit zu viel trockenen Zahlen ermüden und führe daher gleich daS Endresultat seiner Berechnungen an. Da Tschinling- schen als günstigster Bauplatz wegen der Haltung der Chinesen ausschied, so befürwortete Weinlig warm den Bauplatz Tsangkou im Schutzgebiet. Die Fracht¬ belastung des Rohmaterials wird hier reichlich ausgeglichen durch die außerordentlich günstigen Zollverhältnisse in der deutschen Kolonie im Gegensatz zu den ver¬ hältnismäßig hohen Aus- und Einfuhrzöllen Chinas. Der Gutachter kommt also zu dem scheinbar, aber nur scheinbar, bizarren Ergebnis, daß, ungeachtet eines immerhin nur kleinen Absatzmarktes, wie er 1913 in Ostasien noch vorhanden war, und der nicht unerheblichen Frachtbelastung des Rohmaterials, ein Hüttenwerk im Schutzgebiet durchaus rentabel sei. Ja, er berechnet einen Bruttöüberschuß von 39 Prozent des angelegten Aktienkapitals, den er bei ungünstigster Ein¬ schätzung aller in Betracht kommenden wirtschaftlichen Faktoren sich höchstens bis auf 22 Prozent herabmindern läßt. Auch heute noch und vielleicht gerade heute, wo wir vor der Liquidation all unserer Hoffnungen und Wünsche in Schankung stehen, werden diese Aus¬ führungen von Interesse sein. Gemäß dem Friedensvertrag nahmen unsere Schantunginteressen eine von unserm sonstigen Auslandsbesitz völlig verschiedene Stellung ein. Im Friedens¬ vertrag ist das Eigentum an dem Besitz der Schantungbahn-Gesellschaft auf Japan übertragen worden. Das Deutsche Reich ist verpflichtet, die Schantung¬ bahn-Gesellschaft nach dem vollen Wert ihres Unternehmens zu entschädigen. Im Protokoll des Friedensvertrages ist weiterhin festgelegt worden, daß diese vom Deutschen Reich an die Gesellschaft entrichtete Entschädigung dem Deutschen Reich auf dem Wiedergutmachungskonto gutgeschrieben wird. Chinas Widerstreben gegen diese Artikel des Friedensvertrages ändert für die deutschen Interessenten an der Sachlage nichts. Wie groß ist nun der Liquidationswert der Besitzungen? In gewisser Hinsicht ist er unermeßlich. Da es sich bei der Liquidation um den Wert handelt, den die Besitzungen im Augenblick des Kriegsausbruchs hatten, so ist freilich der damalige Eisen- und Kostenpreis zugrunde zu legen, sowie auch die Tatsache zu berücksichtigen, daß das Hüttenwerk im Schutzgebiet noch nicht gebaut, sondern erst geplant war. Auf der andern Seite aber ist die Liquidationsmasse noch weit

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/235>, abgerufen am 24.07.2024.