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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.

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Reisobriefc an den Kaiser

Lächeln schreitet er rhythmisch einher, die Pagel im Tanz wie zum Rudern
schwingend.

Ein ganz anderes Bild das Landungsmanöver in Duala. Mit klingendem
Spiel rückt das ungefähr 800 Mann starke Landungskorps durch die breiten Straßen
des Ortes hinauf zur Joßplatte; überall läuft das schwarze Volk zusammen. Es
war also doch wahr, daß der deutsche .Kaiser so viel Soldaten hat, von denen immer
erzählt war, die man aber nie gesehen hatte.

Auf dem großen Exerzierplatz, wo die Weiße Kolonie mit ihren Damen sich voll¬
zählig eingefunden hatte, schwenkt die Abteilung aus der Palmenallee heraus mit den
Klängen des Volksliedes: "Ich hab mich ergeben mit Herz und mit Hand.".... Am
Parademarsch hatte ja vielleicht ein kritisches Auge manche Kleinigkeit zu übersehen, die
Leute hatten ja aber auch nieist noch nie miteinander in Reih und Glied gestanden. Das
minderte aber den Gesamteindruck nicht. Von allen Seiten nur warmeStimmen derAu-
crkcnnung; es war ein patriotisches Ereignis, als die Truppe vorbeimarschierte.
Man sah dem Mann an, daß er wußte, was er hier vorstellte. Jeder hat wohl
selten so gefühlt, daß sein persönliches Auftreten einen Wert hatte. Es war doch
eine Vorführung, wie die Kolonie, besonders die schwarze Bevölkerung, sie noch
nicht gesehen hatte; der Eindruck von Deutschlands Macht war sichtlich gehoben.
Trotz der beunruhigenden Hitze --es hatte sich nicht vermeiden lassen, daß die Parade
gerade in die Mittagszeit fiel -- hielten alle Leute gut durch; die reichlichem von der
Kaufmannschaft hinterher gebotenen Erfrischungen waren wohl verdient.

Während der Hafentage vor Lome und Victoria waren die Schiffe reich be¬
sucht, außer von den Weißen jedes Standes auch von den Schulen, Missionsanstalten,
von schwarzen Polizeisoldaten und Postbeamten, Dorfältesten und Häuptlingen.
Sie haben wohl alle begriffen, daß die Voraussetzung eines Schwarzen aus Buca
falsch war: Die Deutschen werden sich die großen Schiffe, die kommen sollen, doch
nur von den Engländern geliehen haben.

Leider spielte uns in den letzten drei Tagen der Hasmattan mit seinem
dauernd umsichtigen Wetter einen bösen Streich; indem wir immer vergeblich ver¬
suchten, das Kaliberschießen zu erledigen.

Mit dem Gesundheitszustand auf "Kaiser" konnten wir im allgemeinen recht
zufrieden sein.' Malaria ist bisher gar nicht aufgetreten, nur eine größere Zahl
äußerer Entzündungen aller Art, von der aber nur eine, bei der Rose am Bein
hinzutrat, ernste Sorge machte; der Betreffende -- ein Jngenieurasvirant -- mußte
in Victoria zurückgelassen werden, ist aber auf dem Wege der Besserung. Fünfzehn-
iu"l im ganzen mußte bisher ärztliche Behandlung wegen Hitzerscheinungen in An¬
spruch genommen werden, stets von Leuten, die in den unteren Räumen tätig waren,
bis auf einen Fall aus Heizräumen und Bunkern stammend. Fünf davon waren
ernster Art, sind aber, Gott sei Dank, alle außer Lebensgefahr.

Am 16, Januar, nachmittags 5,45, wurde die Linie passiert. Am Abend
kam in alter feierlicher Weise Triton als Abgesandter Neptuns an Bord, nachdem
das Schiff nach Namen und Fahrt angerufen war. Vom .Kommandanten emp¬
fangen und vom Admiral begrüßt, schritt er mit seinem Gefolge die in Musterungs¬
divisionen angetretene Mannschaft ab und kündete Neptuns Besuch für den nächsten
Tag an. Eine brennende Tonne leuchtete da auf dem Wasser, wo er das Schiff
Wieder verlassen hatte.


Reisobriefc an den Kaiser

Lächeln schreitet er rhythmisch einher, die Pagel im Tanz wie zum Rudern
schwingend.

Ein ganz anderes Bild das Landungsmanöver in Duala. Mit klingendem
Spiel rückt das ungefähr 800 Mann starke Landungskorps durch die breiten Straßen
des Ortes hinauf zur Joßplatte; überall läuft das schwarze Volk zusammen. Es
war also doch wahr, daß der deutsche .Kaiser so viel Soldaten hat, von denen immer
erzählt war, die man aber nie gesehen hatte.

Auf dem großen Exerzierplatz, wo die Weiße Kolonie mit ihren Damen sich voll¬
zählig eingefunden hatte, schwenkt die Abteilung aus der Palmenallee heraus mit den
Klängen des Volksliedes: „Ich hab mich ergeben mit Herz und mit Hand.".... Am
Parademarsch hatte ja vielleicht ein kritisches Auge manche Kleinigkeit zu übersehen, die
Leute hatten ja aber auch nieist noch nie miteinander in Reih und Glied gestanden. Das
minderte aber den Gesamteindruck nicht. Von allen Seiten nur warmeStimmen derAu-
crkcnnung; es war ein patriotisches Ereignis, als die Truppe vorbeimarschierte.
Man sah dem Mann an, daß er wußte, was er hier vorstellte. Jeder hat wohl
selten so gefühlt, daß sein persönliches Auftreten einen Wert hatte. Es war doch
eine Vorführung, wie die Kolonie, besonders die schwarze Bevölkerung, sie noch
nicht gesehen hatte; der Eindruck von Deutschlands Macht war sichtlich gehoben.
Trotz der beunruhigenden Hitze —es hatte sich nicht vermeiden lassen, daß die Parade
gerade in die Mittagszeit fiel — hielten alle Leute gut durch; die reichlichem von der
Kaufmannschaft hinterher gebotenen Erfrischungen waren wohl verdient.

Während der Hafentage vor Lome und Victoria waren die Schiffe reich be¬
sucht, außer von den Weißen jedes Standes auch von den Schulen, Missionsanstalten,
von schwarzen Polizeisoldaten und Postbeamten, Dorfältesten und Häuptlingen.
Sie haben wohl alle begriffen, daß die Voraussetzung eines Schwarzen aus Buca
falsch war: Die Deutschen werden sich die großen Schiffe, die kommen sollen, doch
nur von den Engländern geliehen haben.

Leider spielte uns in den letzten drei Tagen der Hasmattan mit seinem
dauernd umsichtigen Wetter einen bösen Streich; indem wir immer vergeblich ver¬
suchten, das Kaliberschießen zu erledigen.

Mit dem Gesundheitszustand auf „Kaiser" konnten wir im allgemeinen recht
zufrieden sein.' Malaria ist bisher gar nicht aufgetreten, nur eine größere Zahl
äußerer Entzündungen aller Art, von der aber nur eine, bei der Rose am Bein
hinzutrat, ernste Sorge machte; der Betreffende — ein Jngenieurasvirant — mußte
in Victoria zurückgelassen werden, ist aber auf dem Wege der Besserung. Fünfzehn-
iu«l im ganzen mußte bisher ärztliche Behandlung wegen Hitzerscheinungen in An¬
spruch genommen werden, stets von Leuten, die in den unteren Räumen tätig waren,
bis auf einen Fall aus Heizräumen und Bunkern stammend. Fünf davon waren
ernster Art, sind aber, Gott sei Dank, alle außer Lebensgefahr.

Am 16, Januar, nachmittags 5,45, wurde die Linie passiert. Am Abend
kam in alter feierlicher Weise Triton als Abgesandter Neptuns an Bord, nachdem
das Schiff nach Namen und Fahrt angerufen war. Vom .Kommandanten emp¬
fangen und vom Admiral begrüßt, schritt er mit seinem Gefolge die in Musterungs¬
divisionen angetretene Mannschaft ab und kündete Neptuns Besuch für den nächsten
Tag an. Eine brennende Tonne leuchtete da auf dem Wasser, wo er das Schiff
Wieder verlassen hatte.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/169>, abgerufen am 29.12.2024.