Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr.lvege des Wiederaufbaus Industrien, Kohle, Elektrizität und Eisen, in der Hand hätten, sei ihnen um das , Auch hier heißt es: "o'ost le promisx xas, lui oouw". Wenn erst einmal Es ist also eine Entscheidung von grundsätzlichster Bedeutung, die hier Aber selbst wenn man nur das Nächstliegende betrachtet und sich auf die Ich habe eingangs versucht, ein ungeschminktes Bild der Lage unserer Wir müßten daher doch vorher -- nicht idem Beweis erbracht sehen, das Ich will gar nicht einmal auf das Beispiel unserer Verkehrseinrichtungen Aber wir haben die alte Erfahrung, daß jede nicht aus den Bedürfnissen lvege des Wiederaufbaus Industrien, Kohle, Elektrizität und Eisen, in der Hand hätten, sei ihnen um das , Auch hier heißt es: „o'ost le promisx xas, lui oouw". Wenn erst einmal Es ist also eine Entscheidung von grundsätzlichster Bedeutung, die hier Aber selbst wenn man nur das Nächstliegende betrachtet und sich auf die Ich habe eingangs versucht, ein ungeschminktes Bild der Lage unserer Wir müßten daher doch vorher — nicht idem Beweis erbracht sehen, das Ich will gar nicht einmal auf das Beispiel unserer Verkehrseinrichtungen Aber wir haben die alte Erfahrung, daß jede nicht aus den Bedürfnissen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0163" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338186"/> <fw type="header" place="top"> lvege des Wiederaufbaus</fw><lb/> <p xml:id="ID_613" prev="#ID_612"> Industrien, Kohle, Elektrizität und Eisen, in der Hand hätten, sei ihnen um das<lb/> übrige nicht bange.</p><lb/> <p xml:id="ID_614"> , Auch hier heißt es: „o'ost le promisx xas, lui oouw". Wenn erst einmal<lb/> mit der Sozialisierung eines Jndustriezweiges begonnen wird, ist das Todesurteil<lb/> der individualistischen Wirtschaft aber damit auch der deutschen Volkswirtschaft<lb/> gesprochen.</p><lb/> <p xml:id="ID_615"> Es ist also eine Entscheidung von grundsätzlichster Bedeutung, die hier<lb/> getroffen wird. Nicht Sozialisierung des Kohlenbergbaus lautet die Frage,<lb/> sondern Einführung der Sozialisierung überhaupt oder Beibehaltung der<lb/> individualistischen Wirtschaft.</p><lb/> <p xml:id="ID_616"> Aber selbst wenn man nur das Nächstliegende betrachtet und sich auf die<lb/> Frage des Kohlenbergbaus beschränkt, kommt man zu Ergebnissen, die das Ein¬<lb/> gehen auf ein solches Experiment im gegenwärtigen Zeitpunkt fast als Selbstmord<lb/> erscheinen lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_617"> Ich habe eingangs versucht, ein ungeschminktes Bild der Lage unserer<lb/> Volkswirtschaft zu geben und jedermann wird zugeben müssen, daß eine Rettung<lb/> nur möglich ist, ^wenn eine Steigerung und Verbilligung der Produktion gelingt.<lb/> Auch die Regierung hat ja sich in diesem Sinn festgelegt. Der Reichskanzler<lb/> Fehrenbach hat in seiner Programmrede am 28. Juni verkündigt: „Zweck und<lb/> Erfolg jeder Sozialisierung muß Steigerung der Produktion sein",<lb/> und der Arbeitsminister or. Brauns erklärte am 5. August: „Art und Form der<lb/> Sozialisierung wird sich aus?derMorwendigkeit ergeben, die deutsche Kohlen¬<lb/> wirtschaft in der Richtung größter Produktionssteigerung und Wirtschaftlichkeit<lb/> zu entwickeln."</p><lb/> <p xml:id="ID_618"> Wir müßten daher doch vorher — nicht idem Beweis erbracht sehen, das<lb/> wäre zu viel verlangt, — aber überzeugt werden, daß durch die Sozialisierung<lb/> sowohl für die Produktionssteigerung als für die Wirtschaftlichkeit des Betriebes<lb/> Vorteile zu erwarten sind. Ich glaube nicht, daß jemand den Mut hat, das als<lb/> unmittelbare Folge der Umstellung zu behaupten, er würde zu bald als falscher<lb/> Prophet entlarvt.</p><lb/> <p xml:id="ID_619"> Ich will gar nicht einmal auf das Beispiel unserer Verkehrseinrichtungen<lb/> eingehen, die aus den glänzendst eingerichteten und funktionierenden Staats¬<lb/> betrieben mit hohen Überschüssen zu einem bankerotten Unternehmen mit Milliarden¬<lb/> verlusten geworden sind, seit sie unter der Herrschaft der Arbeiter stehen. Denn<lb/> man wird einwenden können, daß das noch keine sozialisierten Betriebe sind, weil<lb/> den Arbeitern kein Anteil am Betrie.bsgewinn zugesichert ist, und daß die Betriebs¬<lb/> ergebnisse noch unter den Nachwirkungen von Krieg und Revolution stehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_620" next="#ID_621"> Aber wir haben die alte Erfahrung, daß jede nicht aus den Bedürfnissen<lb/> des Betriebs heraus entwickelte Umstellung eines Wirtschaftskörpers zunächst zu<lb/> einem Rückgang der Erzeugung und der Rente führt, während des Krieges in so<lb/> vielen Beispielen bestätigt gefunden, daß es kaum begreiflich ist, wenn man in<lb/> diesem Falle an dem gleichen Ergebnis zweifeln wollte. Und ebenso sicher werden<lb/> die Arbeiter in einem sozialisierten Betrieb zunächst auf die Verbesserung der<lb/> eigenen Lage, also auf Verminderung der Arbeitszeit und Erhöhung der Lohne<lb/> bedacht sein und erst in zweiter Linie auf die Bedürfnisse der Allgemeinheit.<lb/> Das soll kein Vorwurf sein, sondern nur die Feststellung der natürlichen Folge</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0163]
lvege des Wiederaufbaus
Industrien, Kohle, Elektrizität und Eisen, in der Hand hätten, sei ihnen um das
übrige nicht bange.
, Auch hier heißt es: „o'ost le promisx xas, lui oouw". Wenn erst einmal
mit der Sozialisierung eines Jndustriezweiges begonnen wird, ist das Todesurteil
der individualistischen Wirtschaft aber damit auch der deutschen Volkswirtschaft
gesprochen.
Es ist also eine Entscheidung von grundsätzlichster Bedeutung, die hier
getroffen wird. Nicht Sozialisierung des Kohlenbergbaus lautet die Frage,
sondern Einführung der Sozialisierung überhaupt oder Beibehaltung der
individualistischen Wirtschaft.
Aber selbst wenn man nur das Nächstliegende betrachtet und sich auf die
Frage des Kohlenbergbaus beschränkt, kommt man zu Ergebnissen, die das Ein¬
gehen auf ein solches Experiment im gegenwärtigen Zeitpunkt fast als Selbstmord
erscheinen lassen.
Ich habe eingangs versucht, ein ungeschminktes Bild der Lage unserer
Volkswirtschaft zu geben und jedermann wird zugeben müssen, daß eine Rettung
nur möglich ist, ^wenn eine Steigerung und Verbilligung der Produktion gelingt.
Auch die Regierung hat ja sich in diesem Sinn festgelegt. Der Reichskanzler
Fehrenbach hat in seiner Programmrede am 28. Juni verkündigt: „Zweck und
Erfolg jeder Sozialisierung muß Steigerung der Produktion sein",
und der Arbeitsminister or. Brauns erklärte am 5. August: „Art und Form der
Sozialisierung wird sich aus?derMorwendigkeit ergeben, die deutsche Kohlen¬
wirtschaft in der Richtung größter Produktionssteigerung und Wirtschaftlichkeit
zu entwickeln."
Wir müßten daher doch vorher — nicht idem Beweis erbracht sehen, das
wäre zu viel verlangt, — aber überzeugt werden, daß durch die Sozialisierung
sowohl für die Produktionssteigerung als für die Wirtschaftlichkeit des Betriebes
Vorteile zu erwarten sind. Ich glaube nicht, daß jemand den Mut hat, das als
unmittelbare Folge der Umstellung zu behaupten, er würde zu bald als falscher
Prophet entlarvt.
Ich will gar nicht einmal auf das Beispiel unserer Verkehrseinrichtungen
eingehen, die aus den glänzendst eingerichteten und funktionierenden Staats¬
betrieben mit hohen Überschüssen zu einem bankerotten Unternehmen mit Milliarden¬
verlusten geworden sind, seit sie unter der Herrschaft der Arbeiter stehen. Denn
man wird einwenden können, daß das noch keine sozialisierten Betriebe sind, weil
den Arbeitern kein Anteil am Betrie.bsgewinn zugesichert ist, und daß die Betriebs¬
ergebnisse noch unter den Nachwirkungen von Krieg und Revolution stehen.
Aber wir haben die alte Erfahrung, daß jede nicht aus den Bedürfnissen
des Betriebs heraus entwickelte Umstellung eines Wirtschaftskörpers zunächst zu
einem Rückgang der Erzeugung und der Rente führt, während des Krieges in so
vielen Beispielen bestätigt gefunden, daß es kaum begreiflich ist, wenn man in
diesem Falle an dem gleichen Ergebnis zweifeln wollte. Und ebenso sicher werden
die Arbeiter in einem sozialisierten Betrieb zunächst auf die Verbesserung der
eigenen Lage, also auf Verminderung der Arbeitszeit und Erhöhung der Lohne
bedacht sein und erst in zweiter Linie auf die Bedürfnisse der Allgemeinheit.
Das soll kein Vorwurf sein, sondern nur die Feststellung der natürlichen Folge
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