Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
petljura und wir im ZVinter ^y^s/^y

petljura und wir im Winter ^8/59
Major G. Lrantz. von
Dem Soldatenrat Nikolajew, an General Gillhausen, dem Kommandeur der
15. Landwehr-Division, General Sack usw.

"Ich, Ataman Grigorjew, erkläre im Namen der mir unterstellten
Arbeitertruppen und des gegen die Bourgeoisie aufständigen Volkes, daß Ihr
hier in der Ukraina das blinde Werkzeug in den Händen unserer Bourgeoisie,
daß Ihr keine Demokraten, sondern Verräter des europäischen Rußlands seid.
Wenn Ihr nicht innerhalb von vier Tagen Nikolajew und Dolinskaja ver¬
lassen habt, wird kein einziger von Euch seine Heimat wiedersehen und Ihr
werdet bei der ersten Bewegung unnachsichtlich wie die Fliegen vernichtet.
Transportmittel geben wir Euch nicht/ Ihr hattet genügend Zeit, ohne
Lebewohl abzufahren. Wir betrachten Euch als Erbfeinde, aber aus
Menschenfreundlichkeit geben wir Euch vier Tage Zeit, Eure Behausung zu
Fuß zu verlassen. Nach Ablauf dieser vier Tage wird jeder deutsche Soldat,
der bei dem Standort seines Truppenteils bleibt, vernichtet. Wisset, daß
unser Volk sich vor Euch nicht mehr fürchtet und daß Ihr nichts seid als
unsere Gefangenen. Wenn wir Euch erlauben, mit der Waffe in der Hand
in die Heimat zurückzukehren, so verdankt Ihr das nur unserer Gro߬
mütigkeit. Wir wollen Euch nicht die Schande zumuten, unter Bewachung
unserer Weiber nach Hause zurückzukehren. Wir sind alle solidarisch-
Bolschewiken, Menschewiken und alle, die fähig sind, Waffen zu tragen. J>H
bitte, diesen Brief ernstlich zu nehmen. Unsere Geduld ist zu Ende. Euch
kann keiner retten. Ein Volk von 40 Millionen kann selbst sein Schicksal
bestimmen und braucht keine fremde Vormundschaft.

Wodopoi, 31. 12. 1918.

Grigorjew."

Das war der Ton, in dem Ataman Grigorjew, der von Petljura bestellte
Befehlshaber der ukrainischen Truppen in der südlichen Ukraina mit dem deutschen
Truppenkommando in Nikolajew verkehrte, ein Ton, auf den nicht nur Grigorjew,
sondern auch Petljuras Direktorium stolz war. Denn Abschriften dieses-
Pamphlets waren in den ersten Januartagen zur Kenntnis für jeden, der es
lesen wollte, in der Post und im Telegraphenamt in Kiew öffentlich ausgehängt
und wurden erst auf dringliche Vorstellungen des Oberkommandos beseitigt. Daß
es sich aber nicht um einmalige Entgleisung und inhaltlose Drohungen handelte^
beweisen die weiteren Noten Grigorjews:


An die Bahnhofskommandantcn Dolinskaja, Snamenka, Wodopoi usw.

"Auf keinen Fall dürfen deutsche Truppentransporte durchgelassen werden.
Gleise und Drahtleitungen sind zu vernichten. Alle Transportmittel sind
beim Erscheinen der deutschen Truppentransporte zeitweilig unbrauchbar
zu machen. Die Angestellten auf den Stationen haben diese vorübergehend
zu verlassen, nachdem sie rollendes Material und Drahtleitungen zeitweilig
Ataman Grigorjew." unbrauchbar gemacht haben.

petljura und wir im ZVinter ^y^s/^y

petljura und wir im Winter ^8/59
Major G. Lrantz. von
Dem Soldatenrat Nikolajew, an General Gillhausen, dem Kommandeur der
15. Landwehr-Division, General Sack usw.

„Ich, Ataman Grigorjew, erkläre im Namen der mir unterstellten
Arbeitertruppen und des gegen die Bourgeoisie aufständigen Volkes, daß Ihr
hier in der Ukraina das blinde Werkzeug in den Händen unserer Bourgeoisie,
daß Ihr keine Demokraten, sondern Verräter des europäischen Rußlands seid.
Wenn Ihr nicht innerhalb von vier Tagen Nikolajew und Dolinskaja ver¬
lassen habt, wird kein einziger von Euch seine Heimat wiedersehen und Ihr
werdet bei der ersten Bewegung unnachsichtlich wie die Fliegen vernichtet.
Transportmittel geben wir Euch nicht/ Ihr hattet genügend Zeit, ohne
Lebewohl abzufahren. Wir betrachten Euch als Erbfeinde, aber aus
Menschenfreundlichkeit geben wir Euch vier Tage Zeit, Eure Behausung zu
Fuß zu verlassen. Nach Ablauf dieser vier Tage wird jeder deutsche Soldat,
der bei dem Standort seines Truppenteils bleibt, vernichtet. Wisset, daß
unser Volk sich vor Euch nicht mehr fürchtet und daß Ihr nichts seid als
unsere Gefangenen. Wenn wir Euch erlauben, mit der Waffe in der Hand
in die Heimat zurückzukehren, so verdankt Ihr das nur unserer Gro߬
mütigkeit. Wir wollen Euch nicht die Schande zumuten, unter Bewachung
unserer Weiber nach Hause zurückzukehren. Wir sind alle solidarisch-
Bolschewiken, Menschewiken und alle, die fähig sind, Waffen zu tragen. J>H
bitte, diesen Brief ernstlich zu nehmen. Unsere Geduld ist zu Ende. Euch
kann keiner retten. Ein Volk von 40 Millionen kann selbst sein Schicksal
bestimmen und braucht keine fremde Vormundschaft.

Wodopoi, 31. 12. 1918.

Grigorjew."

Das war der Ton, in dem Ataman Grigorjew, der von Petljura bestellte
Befehlshaber der ukrainischen Truppen in der südlichen Ukraina mit dem deutschen
Truppenkommando in Nikolajew verkehrte, ein Ton, auf den nicht nur Grigorjew,
sondern auch Petljuras Direktorium stolz war. Denn Abschriften dieses-
Pamphlets waren in den ersten Januartagen zur Kenntnis für jeden, der es
lesen wollte, in der Post und im Telegraphenamt in Kiew öffentlich ausgehängt
und wurden erst auf dringliche Vorstellungen des Oberkommandos beseitigt. Daß
es sich aber nicht um einmalige Entgleisung und inhaltlose Drohungen handelte^
beweisen die weiteren Noten Grigorjews:


An die Bahnhofskommandantcn Dolinskaja, Snamenka, Wodopoi usw.

„Auf keinen Fall dürfen deutsche Truppentransporte durchgelassen werden.
Gleise und Drahtleitungen sind zu vernichten. Alle Transportmittel sind
beim Erscheinen der deutschen Truppentransporte zeitweilig unbrauchbar
zu machen. Die Angestellten auf den Stationen haben diese vorübergehend
zu verlassen, nachdem sie rollendes Material und Drahtleitungen zeitweilig
Ataman Grigorjew." unbrauchbar gemacht haben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0356" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/337997"/>
          <fw type="header" place="top"> petljura und wir im ZVinter ^y^s/^y</fw><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> petljura und wir im Winter ^8/59<lb/><note type="byline"> Major G. Lrantz.</note> von</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Dem Soldatenrat Nikolajew, an General Gillhausen, dem Kommandeur der<lb/>
15. Landwehr-Division, General Sack usw.</head><lb/>
            <quote type="epigraph">
              <p xml:id="ID_1349"> &#x201E;Ich, Ataman Grigorjew, erkläre im Namen der mir unterstellten<lb/>
Arbeitertruppen und des gegen die Bourgeoisie aufständigen Volkes, daß Ihr<lb/>
hier in der Ukraina das blinde Werkzeug in den Händen unserer Bourgeoisie,<lb/>
daß Ihr keine Demokraten, sondern Verräter des europäischen Rußlands seid.<lb/>
Wenn Ihr nicht innerhalb von vier Tagen Nikolajew und Dolinskaja ver¬<lb/>
lassen habt, wird kein einziger von Euch seine Heimat wiedersehen und Ihr<lb/>
werdet bei der ersten Bewegung unnachsichtlich wie die Fliegen vernichtet.<lb/>
Transportmittel geben wir Euch nicht/ Ihr hattet genügend Zeit, ohne<lb/>
Lebewohl abzufahren. Wir betrachten Euch als Erbfeinde, aber aus<lb/>
Menschenfreundlichkeit geben wir Euch vier Tage Zeit, Eure Behausung zu<lb/>
Fuß zu verlassen. Nach Ablauf dieser vier Tage wird jeder deutsche Soldat,<lb/>
der bei dem Standort seines Truppenteils bleibt, vernichtet. Wisset, daß<lb/>
unser Volk sich vor Euch nicht mehr fürchtet und daß Ihr nichts seid als<lb/>
unsere Gefangenen. Wenn wir Euch erlauben, mit der Waffe in der Hand<lb/>
in die Heimat zurückzukehren, so verdankt Ihr das nur unserer Gro߬<lb/>
mütigkeit. Wir wollen Euch nicht die Schande zumuten, unter Bewachung<lb/>
unserer Weiber nach Hause zurückzukehren. Wir sind alle solidarisch-<lb/>
Bolschewiken, Menschewiken und alle, die fähig sind, Waffen zu tragen. J&gt;H<lb/>
bitte, diesen Brief ernstlich zu nehmen. Unsere Geduld ist zu Ende. Euch<lb/>
kann keiner retten. Ein Volk von 40 Millionen kann selbst sein Schicksal<lb/>
bestimmen und braucht keine fremde Vormundschaft.</p>
              <p xml:id="ID_1350"> Wodopoi, 31. 12. 1918.</p>
              <bibl> Grigorjew."</bibl>
            </quote><lb/>
            <p xml:id="ID_1351"> Das war der Ton, in dem Ataman Grigorjew, der von Petljura bestellte<lb/>
Befehlshaber der ukrainischen Truppen in der südlichen Ukraina mit dem deutschen<lb/>
Truppenkommando in Nikolajew verkehrte, ein Ton, auf den nicht nur Grigorjew,<lb/>
sondern auch Petljuras Direktorium stolz war. Denn Abschriften dieses-<lb/>
Pamphlets waren in den ersten Januartagen zur Kenntnis für jeden, der es<lb/>
lesen wollte, in der Post und im Telegraphenamt in Kiew öffentlich ausgehängt<lb/>
und wurden erst auf dringliche Vorstellungen des Oberkommandos beseitigt. Daß<lb/>
es sich aber nicht um einmalige Entgleisung und inhaltlose Drohungen handelte^<lb/>
beweisen die weiteren Noten Grigorjews:</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> An die Bahnhofskommandantcn Dolinskaja, Snamenka, Wodopoi usw.</head><lb/>
            <quote> &#x201E;Auf keinen Fall dürfen deutsche Truppentransporte durchgelassen werden.<lb/>
Gleise und Drahtleitungen sind zu vernichten. Alle Transportmittel sind<lb/>
beim Erscheinen der deutschen Truppentransporte zeitweilig unbrauchbar<lb/>
zu machen. Die Angestellten auf den Stationen haben diese vorübergehend<lb/>
zu verlassen, nachdem sie rollendes Material und Drahtleitungen zeitweilig<lb/><bibl> Ataman Grigorjew."</bibl> unbrauchbar gemacht haben. </quote><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0356] petljura und wir im ZVinter ^y^s/^y petljura und wir im Winter ^8/59 Major G. Lrantz. von Dem Soldatenrat Nikolajew, an General Gillhausen, dem Kommandeur der 15. Landwehr-Division, General Sack usw. „Ich, Ataman Grigorjew, erkläre im Namen der mir unterstellten Arbeitertruppen und des gegen die Bourgeoisie aufständigen Volkes, daß Ihr hier in der Ukraina das blinde Werkzeug in den Händen unserer Bourgeoisie, daß Ihr keine Demokraten, sondern Verräter des europäischen Rußlands seid. Wenn Ihr nicht innerhalb von vier Tagen Nikolajew und Dolinskaja ver¬ lassen habt, wird kein einziger von Euch seine Heimat wiedersehen und Ihr werdet bei der ersten Bewegung unnachsichtlich wie die Fliegen vernichtet. Transportmittel geben wir Euch nicht/ Ihr hattet genügend Zeit, ohne Lebewohl abzufahren. Wir betrachten Euch als Erbfeinde, aber aus Menschenfreundlichkeit geben wir Euch vier Tage Zeit, Eure Behausung zu Fuß zu verlassen. Nach Ablauf dieser vier Tage wird jeder deutsche Soldat, der bei dem Standort seines Truppenteils bleibt, vernichtet. Wisset, daß unser Volk sich vor Euch nicht mehr fürchtet und daß Ihr nichts seid als unsere Gefangenen. Wenn wir Euch erlauben, mit der Waffe in der Hand in die Heimat zurückzukehren, so verdankt Ihr das nur unserer Gro߬ mütigkeit. Wir wollen Euch nicht die Schande zumuten, unter Bewachung unserer Weiber nach Hause zurückzukehren. Wir sind alle solidarisch- Bolschewiken, Menschewiken und alle, die fähig sind, Waffen zu tragen. J>H bitte, diesen Brief ernstlich zu nehmen. Unsere Geduld ist zu Ende. Euch kann keiner retten. Ein Volk von 40 Millionen kann selbst sein Schicksal bestimmen und braucht keine fremde Vormundschaft. Wodopoi, 31. 12. 1918. Grigorjew." Das war der Ton, in dem Ataman Grigorjew, der von Petljura bestellte Befehlshaber der ukrainischen Truppen in der südlichen Ukraina mit dem deutschen Truppenkommando in Nikolajew verkehrte, ein Ton, auf den nicht nur Grigorjew, sondern auch Petljuras Direktorium stolz war. Denn Abschriften dieses- Pamphlets waren in den ersten Januartagen zur Kenntnis für jeden, der es lesen wollte, in der Post und im Telegraphenamt in Kiew öffentlich ausgehängt und wurden erst auf dringliche Vorstellungen des Oberkommandos beseitigt. Daß es sich aber nicht um einmalige Entgleisung und inhaltlose Drohungen handelte^ beweisen die weiteren Noten Grigorjews: An die Bahnhofskommandantcn Dolinskaja, Snamenka, Wodopoi usw. „Auf keinen Fall dürfen deutsche Truppentransporte durchgelassen werden. Gleise und Drahtleitungen sind zu vernichten. Alle Transportmittel sind beim Erscheinen der deutschen Truppentransporte zeitweilig unbrauchbar zu machen. Die Angestellten auf den Stationen haben diese vorübergehend zu verlassen, nachdem sie rollendes Material und Drahtleitungen zeitweilig Ataman Grigorjew." unbrauchbar gemacht haben.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/356
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/356>, abgerufen am 22.07.2024.