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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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Drinnen und draußen

heiße, inbrünstige Werbung nach 1870 das Souvenir tramps-is wachhielt.

Man darf nicht sagen, daß es uns bitter weh tat, Rußland vor Warschau
scheitern zu sehen.

Wir dürfen nicht sagen, daß wir es nicht sagen dürfen.

Die hohe Regierungsweisheit in Deutschland besteht darin, sich scheintot zu
stellen, bis der Scheintod in den wirklichen übergegangen ist."

Der Franzose kann "immer daran denken und niemals davon sprechen. Der
Deutsche vergißt, wovon er nicht spricht Er trägt sein Herz auf der Zunge und
,
Zibo. wenn die Zunge stillstehen muß, steht auch das Herz still.




Drinnen und draußen

[Beginn Spaltensatz]

In Heft 34/35 der Grenzboten
ist auf die Pläne der Franzosen mit Bayern
hingewiesen worden. Diese Pläne werden
deutlicher durch ein Interview, das Graf
Vothmer dem Berichterstatter des "Temps"
vom 29. August gewährte, und das in der
deutschen Presse bezeichnenderweise keinerlei
Beachtung gefunden hat. Graf Boehmer
sprach zunächst seine Entrüstung über die
willkürliche Verhaftung des Dr. Dorten aus,
den schon sein großes Vermögen vor dem
Vorwurf, erkauft zu sein, schützen sollte und
der ein wahrer Patriot sei. Wie Or. Heim
und Boehmer selbst sei auch Dorten keines¬
wegs ein Separatist, sondern ein Föderalist.
"Wir wollen, daß die künftige Nheinrepublik,
daß Bayern, Hannover und die anderen
deutschen Staaten von der preußischen
Tyranney befreit, den von den Sozialisten
und Berliner Spek lauten organisierten,
zentralistischen Einheitsstaat begraben." Die
bayrische Königspartei wolle ein geachtetes
und souveränes Bayern und fordere ebenso
wie Boehmer und seine Freunde die Ab¬
schaffung der Weimarer Verfassung. Von
Herrn von Kasr habe man nach den Wahlen
ein bayrisches und föderalistisches Programm
und von Heim eine aufsehenerregende Rede
erwartet, aber auf den Druck von Berlin
hin, das auf die Konferenz von Spa hin¬
gewiesen hätte, habe man die Ergebnisse der
Wahlen sabotiert. Man habe in Spa nichts
erlangt, weil keine Regierung da gewesen sei,
die die wirklichen Interessen des Landes ver¬
treten und eine Interessenvertretung mit den
früheren Feinden hätte zustande bringen
können. Man habe die deutschen Delegierten

Der bayrische Partikularismus und

Frankreich.

[Spaltenumbruch]

in Spa als Vertreter der Berliner
Spekulanten und als Quartiermacher der
Moskaner Internationale behandelt. "Wir
haben ein Frankreich vor uns, das mit
großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen
hat. Man muß sogar zugeben, daß, wenn
wir eine gute Regierung hätten, unsere
Situation besser sein würde, als die
der Sieger. Vom sozialen Standpunkt
aus ist Frankreich das gesündeste Land
Europas. Der Klassenkampf ist dort wenig
gefährlich und setzt den Bestand des Staates
nicht aufs Spiel."

Hinsichtlich der Entsendung eines französischen
Gesandten nach München verwies Graf Boehmer
darauf, daß während der ganzen Dauer des
Kaiserreichs eine französische Gesandtschaft in
München bestanden habe ohne den geringsten
Nachteil. Es sei also kindisch, lächerliche
Vorfälle aufzubauschen und aus Rücksicht auf
den Berliner Terrorismus die jämmerliche
Komödie zu spielen> die sich Herr von Kasr
hätte aufdrängen lassen. Das bayrische Volk
wünsche, daß seine Interessen im Aus¬
lande durch Vertreter wahrgenommen
würden, die dem verderblichen Einfluß der
Berliner Finanzleute entzogen seien. In
Stuttgart und Darmstadt sei man der gleichen
Meinung. Herr von Kasr hätte nur auf den
Versailler Vertrag hinzuweisen brauchen, den
ja die Berliner Leute unterzeichnet hätten.
Bayern müsse seiner Meinung nach die An¬
wesenheit des französischen Gesandten in
München dazu benutzen, um die Frage der
Einwohnerwehren, sowie der Versorgung
Bayerns mit Kohle auf gütlichem Wege zu
regeln. Die Kohlenfrage sei heute eine Macht¬
frage zwischen der westlichen Kultur und dem

[Ende Spaltensatz]
Drinnen und draußen

heiße, inbrünstige Werbung nach 1870 das Souvenir tramps-is wachhielt.

Man darf nicht sagen, daß es uns bitter weh tat, Rußland vor Warschau
scheitern zu sehen.

Wir dürfen nicht sagen, daß wir es nicht sagen dürfen.

Die hohe Regierungsweisheit in Deutschland besteht darin, sich scheintot zu
stellen, bis der Scheintod in den wirklichen übergegangen ist."

Der Franzose kann „immer daran denken und niemals davon sprechen. Der
Deutsche vergißt, wovon er nicht spricht Er trägt sein Herz auf der Zunge und
,
Zibo. wenn die Zunge stillstehen muß, steht auch das Herz still.




Drinnen und draußen

[Beginn Spaltensatz]

In Heft 34/35 der Grenzboten
ist auf die Pläne der Franzosen mit Bayern
hingewiesen worden. Diese Pläne werden
deutlicher durch ein Interview, das Graf
Vothmer dem Berichterstatter des „Temps"
vom 29. August gewährte, und das in der
deutschen Presse bezeichnenderweise keinerlei
Beachtung gefunden hat. Graf Boehmer
sprach zunächst seine Entrüstung über die
willkürliche Verhaftung des Dr. Dorten aus,
den schon sein großes Vermögen vor dem
Vorwurf, erkauft zu sein, schützen sollte und
der ein wahrer Patriot sei. Wie Or. Heim
und Boehmer selbst sei auch Dorten keines¬
wegs ein Separatist, sondern ein Föderalist.
„Wir wollen, daß die künftige Nheinrepublik,
daß Bayern, Hannover und die anderen
deutschen Staaten von der preußischen
Tyranney befreit, den von den Sozialisten
und Berliner Spek lauten organisierten,
zentralistischen Einheitsstaat begraben." Die
bayrische Königspartei wolle ein geachtetes
und souveränes Bayern und fordere ebenso
wie Boehmer und seine Freunde die Ab¬
schaffung der Weimarer Verfassung. Von
Herrn von Kasr habe man nach den Wahlen
ein bayrisches und föderalistisches Programm
und von Heim eine aufsehenerregende Rede
erwartet, aber auf den Druck von Berlin
hin, das auf die Konferenz von Spa hin¬
gewiesen hätte, habe man die Ergebnisse der
Wahlen sabotiert. Man habe in Spa nichts
erlangt, weil keine Regierung da gewesen sei,
die die wirklichen Interessen des Landes ver¬
treten und eine Interessenvertretung mit den
früheren Feinden hätte zustande bringen
können. Man habe die deutschen Delegierten

Der bayrische Partikularismus und

Frankreich.

[Spaltenumbruch]

in Spa als Vertreter der Berliner
Spekulanten und als Quartiermacher der
Moskaner Internationale behandelt. „Wir
haben ein Frankreich vor uns, das mit
großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen
hat. Man muß sogar zugeben, daß, wenn
wir eine gute Regierung hätten, unsere
Situation besser sein würde, als die
der Sieger. Vom sozialen Standpunkt
aus ist Frankreich das gesündeste Land
Europas. Der Klassenkampf ist dort wenig
gefährlich und setzt den Bestand des Staates
nicht aufs Spiel."

Hinsichtlich der Entsendung eines französischen
Gesandten nach München verwies Graf Boehmer
darauf, daß während der ganzen Dauer des
Kaiserreichs eine französische Gesandtschaft in
München bestanden habe ohne den geringsten
Nachteil. Es sei also kindisch, lächerliche
Vorfälle aufzubauschen und aus Rücksicht auf
den Berliner Terrorismus die jämmerliche
Komödie zu spielen> die sich Herr von Kasr
hätte aufdrängen lassen. Das bayrische Volk
wünsche, daß seine Interessen im Aus¬
lande durch Vertreter wahrgenommen
würden, die dem verderblichen Einfluß der
Berliner Finanzleute entzogen seien. In
Stuttgart und Darmstadt sei man der gleichen
Meinung. Herr von Kasr hätte nur auf den
Versailler Vertrag hinzuweisen brauchen, den
ja die Berliner Leute unterzeichnet hätten.
Bayern müsse seiner Meinung nach die An¬
wesenheit des französischen Gesandten in
München dazu benutzen, um die Frage der
Einwohnerwehren, sowie der Versorgung
Bayerns mit Kohle auf gütlichem Wege zu
regeln. Die Kohlenfrage sei heute eine Macht¬
frage zwischen der westlichen Kultur und dem

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[0337] Drinnen und draußen heiße, inbrünstige Werbung nach 1870 das Souvenir tramps-is wachhielt. Man darf nicht sagen, daß es uns bitter weh tat, Rußland vor Warschau scheitern zu sehen. Wir dürfen nicht sagen, daß wir es nicht sagen dürfen. Die hohe Regierungsweisheit in Deutschland besteht darin, sich scheintot zu stellen, bis der Scheintod in den wirklichen übergegangen ist." Der Franzose kann „immer daran denken und niemals davon sprechen. Der Deutsche vergißt, wovon er nicht spricht Er trägt sein Herz auf der Zunge und , Zibo. wenn die Zunge stillstehen muß, steht auch das Herz still. Drinnen und draußen In Heft 34/35 der Grenzboten ist auf die Pläne der Franzosen mit Bayern hingewiesen worden. Diese Pläne werden deutlicher durch ein Interview, das Graf Vothmer dem Berichterstatter des „Temps" vom 29. August gewährte, und das in der deutschen Presse bezeichnenderweise keinerlei Beachtung gefunden hat. Graf Boehmer sprach zunächst seine Entrüstung über die willkürliche Verhaftung des Dr. Dorten aus, den schon sein großes Vermögen vor dem Vorwurf, erkauft zu sein, schützen sollte und der ein wahrer Patriot sei. Wie Or. Heim und Boehmer selbst sei auch Dorten keines¬ wegs ein Separatist, sondern ein Föderalist. „Wir wollen, daß die künftige Nheinrepublik, daß Bayern, Hannover und die anderen deutschen Staaten von der preußischen Tyranney befreit, den von den Sozialisten und Berliner Spek lauten organisierten, zentralistischen Einheitsstaat begraben." Die bayrische Königspartei wolle ein geachtetes und souveränes Bayern und fordere ebenso wie Boehmer und seine Freunde die Ab¬ schaffung der Weimarer Verfassung. Von Herrn von Kasr habe man nach den Wahlen ein bayrisches und föderalistisches Programm und von Heim eine aufsehenerregende Rede erwartet, aber auf den Druck von Berlin hin, das auf die Konferenz von Spa hin¬ gewiesen hätte, habe man die Ergebnisse der Wahlen sabotiert. Man habe in Spa nichts erlangt, weil keine Regierung da gewesen sei, die die wirklichen Interessen des Landes ver¬ treten und eine Interessenvertretung mit den früheren Feinden hätte zustande bringen können. Man habe die deutschen Delegierten Der bayrische Partikularismus und Frankreich. in Spa als Vertreter der Berliner Spekulanten und als Quartiermacher der Moskaner Internationale behandelt. „Wir haben ein Frankreich vor uns, das mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Man muß sogar zugeben, daß, wenn wir eine gute Regierung hätten, unsere Situation besser sein würde, als die der Sieger. Vom sozialen Standpunkt aus ist Frankreich das gesündeste Land Europas. Der Klassenkampf ist dort wenig gefährlich und setzt den Bestand des Staates nicht aufs Spiel." Hinsichtlich der Entsendung eines französischen Gesandten nach München verwies Graf Boehmer darauf, daß während der ganzen Dauer des Kaiserreichs eine französische Gesandtschaft in München bestanden habe ohne den geringsten Nachteil. Es sei also kindisch, lächerliche Vorfälle aufzubauschen und aus Rücksicht auf den Berliner Terrorismus die jämmerliche Komödie zu spielen> die sich Herr von Kasr hätte aufdrängen lassen. Das bayrische Volk wünsche, daß seine Interessen im Aus¬ lande durch Vertreter wahrgenommen würden, die dem verderblichen Einfluß der Berliner Finanzleute entzogen seien. In Stuttgart und Darmstadt sei man der gleichen Meinung. Herr von Kasr hätte nur auf den Versailler Vertrag hinzuweisen brauchen, den ja die Berliner Leute unterzeichnet hätten. Bayern müsse seiner Meinung nach die An¬ wesenheit des französischen Gesandten in München dazu benutzen, um die Frage der Einwohnerwehren, sowie der Versorgung Bayerns mit Kohle auf gütlichem Wege zu regeln. Die Kohlenfrage sei heute eine Macht¬ frage zwischen der westlichen Kultur und dem

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/337>, abgerufen am 22.07.2024.