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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr.

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Markkurs in dem Lande, in dem das Geld
verbraucht oder angelegt wird. Nur für
den sehr kleinen Teil der Auslandsdeutschen,
der im Inland bleiben will, würde bei
vollem Ersatz der Valutaunterschied in Frage
kommen, und kein gerecht Denkender wird
es ablehnen, diesen Unterschied angemessen
durch Steuern erfassen zu lassen.

Der Bund der Auslandsdeutschen for¬
muliert seine augenblicklichen materiellen
Aufgaben wie folgt: "Voller Ersatz der uns
durch feindliche Maßnahmen erwachsenen
Schäden an Hab und Gut; -- sofortige
Unterstützung der durch den Krieg in Not
geratenen Auslandsdeutschen und ehemaligen
Zivilgefangenen; -- angemessene Berück¬
sichtigung in den Steuergesetzen; -- Ent¬
schädigung sür die Jnternierungz -- Hilfe
beim Umzug nach und von unseren alten
Wohnstätten/'

Der Bund hat auch bereits erreicht,
daß den geschädigten Auslandsdeutschen zu¬
nächst ein Vorschuß auf die Entschädigung
ausbezahlt wird. Früher war die Prüfung
vermögensrechtlicher Ansprüche sowie die
Festsetzung und Auszahlung staatlicher Ent¬
schädigungen ausschließlich den amtlichen
Organen vorbehalten. Aber die auf allen
Gebieten eingetretene Verschiebung der Ver¬
hältnisse hat auch den ebengennnnten Grund¬
satz durchbrochen, und o wurde das Vor¬
entschädigungsverfahren dein Bunde anver¬
traut, der von der Regierung als Selbst¬
verwaltungskörper und Interessen¬
vertretung der Auslandsdeutschen
anerkannt ist.

Noch inbezug auf die Steuergesetzgebung
hatte der Bund einen gewissen Erfolg, in¬
sofern den Auslandsdeutschen Erleichterungen
ini Reichsnotopfergesetz zugestanden wurden.
Diese Erleichterungen sind allerdings so,
daß ein Fachmann") dazu sagt: "Man wird
hier mit Bedauern feststellen müssen, daß
den Auslandsdeutschen ... mit der einen
Hand ein wesentlicher Teil dessen genommen

[Spaltenumbruch]

worden ist/ was ihnen die andere Hand
gegeben hat . . . Wenn man die Auslands¬
deutschen -- und zwar nicht nur aus Billig¬
keitserwägungen, sondern aus wohlverstan¬
denen nationalen Rücksichten -- steuerlich
begünstigen wollte, so wäre es richtiger ge¬
wesen, die Entschädigungen . . , vom Not¬
opfer frei zu lassen." Durch die Kürzung
der Entschädigungssumme wird "die Absicht,
die Auslandsdeutschen draußen wieder Fuß
fassen zu lassen und ihnen eine aussichts¬
reiche Konkurrenz mit Ausländer - Unier-
nehmungen zu ermöglichen, Praktisch stark
gehemmt... Anscheinend ist der wirischafts-
Politische Gedanke hinter der ein wenig fis¬
kalischen Idee zurückgetreten, daß eine aus
Reichsmiiteln geleistete Entschädigung jeden¬
falls von der Abgabe ergriffen werden
müsse ..."

Und warum ist der wirtschaftspolitische
Gedanke bei den Verhandlungen in der
Nationalversammlung hinter der fiskalischen
Idee zurückgetreten? 'Weil die Auslands¬
deutschen in der Nationalversammlung zu
wenig durch Abgeordnete vertreten find,
welche -- möglichst selbst Auslandsdeutsche
-- die wirtschaftspolitischen Zusammenhänge
stärker betont hätten, als die innerfiskalischen.
Mit größter Spannung verfolgen daher die
Auslandsdeutschen jetzt die Verhandlungen
zum Reichstagswahlrecht, an dem sie teil¬
haben wollen und sollen.

Die ideellen Bestrebungen des Bundes
gehen darauf aus, im Gegensatz zu früher
eine engere Verbindung der Auslands¬
deutschen mit der Heimat herbeizuführen.
Der Bund formuliert wie folgt: "Gewähr
für freie Rückkehr ins Ausland; -- Unter¬
stützung in unserer Absicht, die zerrissenen
Bande zu den gegnerischen Fremdländern
neu zu knüpfen; -- Wiederaufbau und Pflege
der deutschen Schulen, Missionen, Hospitäler,
Kirchen und wissenschaftlichen Institute im
Ausland; -- Heranziehung von Auslands¬
deutschen zur Bearbeitung der sie berühren¬
den Fragen; -- aktives und passives Reicks-
tagSwahlrecht für die Auslandsdeutschen."

Zurzeit steht die Wahlrechtsfrage im
Mittelpunkt des Interesses; über sie enthält
dieses Heft daher noch einen besonderen
Artikel.

[Ende Spaltensatz]
*) Dr. Richard WrzeszinSki, Rechtsan-
walt und Notar in Berlin: "Die Auslands¬
deutschen und das Reichsnotopfer". Berlin
und Leipzig 1920, Vereinigung wissenschaft¬
licher Verleger, (Walter de Gruyter u. Co.
Drinnen und draußen

[Beginn Spaltensatz]

Markkurs in dem Lande, in dem das Geld
verbraucht oder angelegt wird. Nur für
den sehr kleinen Teil der Auslandsdeutschen,
der im Inland bleiben will, würde bei
vollem Ersatz der Valutaunterschied in Frage
kommen, und kein gerecht Denkender wird
es ablehnen, diesen Unterschied angemessen
durch Steuern erfassen zu lassen.

Der Bund der Auslandsdeutschen for¬
muliert seine augenblicklichen materiellen
Aufgaben wie folgt: „Voller Ersatz der uns
durch feindliche Maßnahmen erwachsenen
Schäden an Hab und Gut; — sofortige
Unterstützung der durch den Krieg in Not
geratenen Auslandsdeutschen und ehemaligen
Zivilgefangenen; — angemessene Berück¬
sichtigung in den Steuergesetzen; — Ent¬
schädigung sür die Jnternierungz — Hilfe
beim Umzug nach und von unseren alten
Wohnstätten/'

Der Bund hat auch bereits erreicht,
daß den geschädigten Auslandsdeutschen zu¬
nächst ein Vorschuß auf die Entschädigung
ausbezahlt wird. Früher war die Prüfung
vermögensrechtlicher Ansprüche sowie die
Festsetzung und Auszahlung staatlicher Ent¬
schädigungen ausschließlich den amtlichen
Organen vorbehalten. Aber die auf allen
Gebieten eingetretene Verschiebung der Ver¬
hältnisse hat auch den ebengennnnten Grund¬
satz durchbrochen, und o wurde das Vor¬
entschädigungsverfahren dein Bunde anver¬
traut, der von der Regierung als Selbst¬
verwaltungskörper und Interessen¬
vertretung der Auslandsdeutschen
anerkannt ist.

Noch inbezug auf die Steuergesetzgebung
hatte der Bund einen gewissen Erfolg, in¬
sofern den Auslandsdeutschen Erleichterungen
ini Reichsnotopfergesetz zugestanden wurden.
Diese Erleichterungen sind allerdings so,
daß ein Fachmann») dazu sagt: „Man wird
hier mit Bedauern feststellen müssen, daß
den Auslandsdeutschen ... mit der einen
Hand ein wesentlicher Teil dessen genommen

[Spaltenumbruch]

worden ist/ was ihnen die andere Hand
gegeben hat . . . Wenn man die Auslands¬
deutschen — und zwar nicht nur aus Billig¬
keitserwägungen, sondern aus wohlverstan¬
denen nationalen Rücksichten — steuerlich
begünstigen wollte, so wäre es richtiger ge¬
wesen, die Entschädigungen . . , vom Not¬
opfer frei zu lassen." Durch die Kürzung
der Entschädigungssumme wird „die Absicht,
die Auslandsdeutschen draußen wieder Fuß
fassen zu lassen und ihnen eine aussichts¬
reiche Konkurrenz mit Ausländer - Unier-
nehmungen zu ermöglichen, Praktisch stark
gehemmt... Anscheinend ist der wirischafts-
Politische Gedanke hinter der ein wenig fis¬
kalischen Idee zurückgetreten, daß eine aus
Reichsmiiteln geleistete Entschädigung jeden¬
falls von der Abgabe ergriffen werden
müsse ..."

Und warum ist der wirtschaftspolitische
Gedanke bei den Verhandlungen in der
Nationalversammlung hinter der fiskalischen
Idee zurückgetreten? 'Weil die Auslands¬
deutschen in der Nationalversammlung zu
wenig durch Abgeordnete vertreten find,
welche — möglichst selbst Auslandsdeutsche
— die wirtschaftspolitischen Zusammenhänge
stärker betont hätten, als die innerfiskalischen.
Mit größter Spannung verfolgen daher die
Auslandsdeutschen jetzt die Verhandlungen
zum Reichstagswahlrecht, an dem sie teil¬
haben wollen und sollen.

Die ideellen Bestrebungen des Bundes
gehen darauf aus, im Gegensatz zu früher
eine engere Verbindung der Auslands¬
deutschen mit der Heimat herbeizuführen.
Der Bund formuliert wie folgt: „Gewähr
für freie Rückkehr ins Ausland; — Unter¬
stützung in unserer Absicht, die zerrissenen
Bande zu den gegnerischen Fremdländern
neu zu knüpfen; — Wiederaufbau und Pflege
der deutschen Schulen, Missionen, Hospitäler,
Kirchen und wissenschaftlichen Institute im
Ausland; — Heranziehung von Auslands¬
deutschen zur Bearbeitung der sie berühren¬
den Fragen; — aktives und passives Reicks-
tagSwahlrecht für die Auslandsdeutschen."

Zurzeit steht die Wahlrechtsfrage im
Mittelpunkt des Interesses; über sie enthält
dieses Heft daher noch einen besonderen
Artikel.

[Ende Spaltensatz]
*) Dr. Richard WrzeszinSki, Rechtsan-
walt und Notar in Berlin: „Die Auslands¬
deutschen und das Reichsnotopfer". Berlin
und Leipzig 1920, Vereinigung wissenschaft¬
licher Verleger, (Walter de Gruyter u. Co.
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[0117] Drinnen und draußen Markkurs in dem Lande, in dem das Geld verbraucht oder angelegt wird. Nur für den sehr kleinen Teil der Auslandsdeutschen, der im Inland bleiben will, würde bei vollem Ersatz der Valutaunterschied in Frage kommen, und kein gerecht Denkender wird es ablehnen, diesen Unterschied angemessen durch Steuern erfassen zu lassen. Der Bund der Auslandsdeutschen for¬ muliert seine augenblicklichen materiellen Aufgaben wie folgt: „Voller Ersatz der uns durch feindliche Maßnahmen erwachsenen Schäden an Hab und Gut; — sofortige Unterstützung der durch den Krieg in Not geratenen Auslandsdeutschen und ehemaligen Zivilgefangenen; — angemessene Berück¬ sichtigung in den Steuergesetzen; — Ent¬ schädigung sür die Jnternierungz — Hilfe beim Umzug nach und von unseren alten Wohnstätten/' Der Bund hat auch bereits erreicht, daß den geschädigten Auslandsdeutschen zu¬ nächst ein Vorschuß auf die Entschädigung ausbezahlt wird. Früher war die Prüfung vermögensrechtlicher Ansprüche sowie die Festsetzung und Auszahlung staatlicher Ent¬ schädigungen ausschließlich den amtlichen Organen vorbehalten. Aber die auf allen Gebieten eingetretene Verschiebung der Ver¬ hältnisse hat auch den ebengennnnten Grund¬ satz durchbrochen, und o wurde das Vor¬ entschädigungsverfahren dein Bunde anver¬ traut, der von der Regierung als Selbst¬ verwaltungskörper und Interessen¬ vertretung der Auslandsdeutschen anerkannt ist. Noch inbezug auf die Steuergesetzgebung hatte der Bund einen gewissen Erfolg, in¬ sofern den Auslandsdeutschen Erleichterungen ini Reichsnotopfergesetz zugestanden wurden. Diese Erleichterungen sind allerdings so, daß ein Fachmann») dazu sagt: „Man wird hier mit Bedauern feststellen müssen, daß den Auslandsdeutschen ... mit der einen Hand ein wesentlicher Teil dessen genommen worden ist/ was ihnen die andere Hand gegeben hat . . . Wenn man die Auslands¬ deutschen — und zwar nicht nur aus Billig¬ keitserwägungen, sondern aus wohlverstan¬ denen nationalen Rücksichten — steuerlich begünstigen wollte, so wäre es richtiger ge¬ wesen, die Entschädigungen . . , vom Not¬ opfer frei zu lassen." Durch die Kürzung der Entschädigungssumme wird „die Absicht, die Auslandsdeutschen draußen wieder Fuß fassen zu lassen und ihnen eine aussichts¬ reiche Konkurrenz mit Ausländer - Unier- nehmungen zu ermöglichen, Praktisch stark gehemmt... Anscheinend ist der wirischafts- Politische Gedanke hinter der ein wenig fis¬ kalischen Idee zurückgetreten, daß eine aus Reichsmiiteln geleistete Entschädigung jeden¬ falls von der Abgabe ergriffen werden müsse ..." Und warum ist der wirtschaftspolitische Gedanke bei den Verhandlungen in der Nationalversammlung hinter der fiskalischen Idee zurückgetreten? 'Weil die Auslands¬ deutschen in der Nationalversammlung zu wenig durch Abgeordnete vertreten find, welche — möglichst selbst Auslandsdeutsche — die wirtschaftspolitischen Zusammenhänge stärker betont hätten, als die innerfiskalischen. Mit größter Spannung verfolgen daher die Auslandsdeutschen jetzt die Verhandlungen zum Reichstagswahlrecht, an dem sie teil¬ haben wollen und sollen. Die ideellen Bestrebungen des Bundes gehen darauf aus, im Gegensatz zu früher eine engere Verbindung der Auslands¬ deutschen mit der Heimat herbeizuführen. Der Bund formuliert wie folgt: „Gewähr für freie Rückkehr ins Ausland; — Unter¬ stützung in unserer Absicht, die zerrissenen Bande zu den gegnerischen Fremdländern neu zu knüpfen; — Wiederaufbau und Pflege der deutschen Schulen, Missionen, Hospitäler, Kirchen und wissenschaftlichen Institute im Ausland; — Heranziehung von Auslands¬ deutschen zur Bearbeitung der sie berühren¬ den Fragen; — aktives und passives Reicks- tagSwahlrecht für die Auslandsdeutschen." Zurzeit steht die Wahlrechtsfrage im Mittelpunkt des Interesses; über sie enthält dieses Heft daher noch einen besonderen Artikel. *) Dr. Richard WrzeszinSki, Rechtsan- walt und Notar in Berlin: „Die Auslands¬ deutschen und das Reichsnotopfer". Berlin und Leipzig 1920, Vereinigung wissenschaft¬ licher Verleger, (Walter de Gruyter u. Co.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/117>, abgerufen am 25.08.2024.