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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Londoner Konferenzen. Je mehr Friedensverhandlungen wir erleben,
desto deutlicher tritt die in wahrhaft großem Sinne führende Rolle hervor,
die währendder ganzen Verhandlungen um den Frieden mit Deutschland
England gespielt hat. Es ist ihm nicht nur gelungen, für sich die größten
Vorteile sowohl aus dem Vertrag selbst wie aus den wahrend der Ver¬
handlungen sich ergebenden Entwicklungen zu ziehen, sondern auch das
Odium seines Gewinnes größtenteils auf 'Amerika abzuwälzen und seine durch
Amerikas Eintritt in den Krieg und die englischen Wirtschaftsverluste wahrend
des Krieges entstandene Einbuße an politischem Prestige in vollem Maße wieder¬
zugewinnen. Eine merkwürdige Schwerfälligkeit der französischen Diplomatie bei
Beginn der Verhandlungen, die zum Teil auf mangelhafte Kenntnis der amerika¬
nischen Verhältnisse, zum Teil auf Bedenklickteit, sich dem großen Unbekannten
gegenüber allzu stark zu binden, zurückgeführt werden kann, verhinderte die
Franzosen, die Vorteile des Sieges in dem Tempo wahrzunehmen, wie das
anläßlich des Besuches Wilsons in London England verstand. Man muß an¬
nehmen, daß es schon vor dem eigentlichen Beginn der Pariser Verhandlungen
Lloyd George gelungen ist, Wilson, der mit den Einzelheiten der europäischen
Probleme wenig vertraut gewesen ist, ganz in englischem Sinne zu beeinflussen,
während die Unkenntnis europäischer Einzelheiten gerade auch für die Amerikaner
ein Anlaß gewesen ist, sich bei den Verhandlungen immer an englische Gesichts¬
punkte anzulehnen. So benutzte England die Wilsonschen Frieoenspunkte, um
eine Festsetzung der Franzosen am Rhein, die Frankreich England gegenüber
allzusehr gestärkt haben würde, zu verhindern und dafür dem besorgten Frankreich
das vorsichtig verklausulierte französisch-amerikanisch-englische Defenstvbündnis
aufzudrängen. Sodann gelang es ihm, Wilsons diplomatische Stellung dadurch
zu erschüttern, daß es einen Zusammenstoß zwischen Amerika und Italien, wenn
nicht herbeiführte. so doch zuließ. Man darf nicht vergessen, daß Wilson bereits
zur starkes amerikanisches Mißtrauen gegen sich hatte, als er nach Europa fuhr.
Die Erregung, die das amerikanische Auftreten gegenüber den Italienern in allen
politischen Kreisen zur Folge hatte, war nicht gerade geeignet, dieses Mißtrauen
zu zerstreuen, gerade weil man in Amerika den italienisch-slawischen Konflikt
unter demselben Gesichtspunkt betrachtet, wie wir etwa einen Konflikt zwischen
Bolivia und Peru betrachten würden. Man sah in Amerika nicht ein, weshalb
man sich um solcher Lappalien willen in Abenteuer und Unkosten stürzen sollte.
D",,Mge es gewesen, daß sich Amerika von der europäischen Politik immer stärker
zurückzieht, wodurch England die Rolle eines Ordners der europäischen Angelegen-
yeiten in vollem Maße auf sich nimmt. Die Betrogenen sind die Franzosen, die
sich letzt in allen Punkten verraten und zurückgesetzt fühlen und keinerlei Machtmittel
mehr in der Hand haben, ihre außenpolitischen Wünsche durchzusetzen. es sei denn
daß sie es auf Kosten Deutschlands versuchen werden. Pomphaft betonte im
November noch Poincarö in London: "Auf den Schlachtfeldern geschmiedet ist die
Vereinigung unseren beiden Ländern zur zweiten Natur geworden. Sie ist ihnen eine
Lebensbedingung, eins kann ohne das andere nicht handeln. Die Vereinigung
dieser beiden großen Nachbarnationen kann viel für die Ruhe ihrer eigenen Zu¬
kunft und das Glück der Menschheit tun." Die Kommentare der englischen Presse
waren überaus bezeichnend für die Art, wie England seine Frankreich gegenüber
eng-Mngenm Verpflichtungen zu erfüllen gedenkt. "Ein Bündnis Frankreichs
und Englands", schrieb "Daily Chronicle". "ist für die Zukunft der Welt er¬
forderlich. Beide Länder besitzen ausgesprochenes Nationalbewußisein und ihre
Interessen sind weit verzweigt. Wir sehen manche Folgen in verschiedener Be¬
leuchtung. Unsere Gewohnheiten und Instinkte sind verschiedener Art. Wir haben
an einigen Stellen in der Welt entgegengesetzte lokale Interessen. Die Moral
hiervon ist. daß keine der beiden Nationen denken darf, ihren Weg ohne Rücksicht
auf die andere gehen zu können. In allen lokalen Fragen muß die Ansicht der


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Londoner Konferenzen. Je mehr Friedensverhandlungen wir erleben,
desto deutlicher tritt die in wahrhaft großem Sinne führende Rolle hervor,
die währendder ganzen Verhandlungen um den Frieden mit Deutschland
England gespielt hat. Es ist ihm nicht nur gelungen, für sich die größten
Vorteile sowohl aus dem Vertrag selbst wie aus den wahrend der Ver¬
handlungen sich ergebenden Entwicklungen zu ziehen, sondern auch das
Odium seines Gewinnes größtenteils auf 'Amerika abzuwälzen und seine durch
Amerikas Eintritt in den Krieg und die englischen Wirtschaftsverluste wahrend
des Krieges entstandene Einbuße an politischem Prestige in vollem Maße wieder¬
zugewinnen. Eine merkwürdige Schwerfälligkeit der französischen Diplomatie bei
Beginn der Verhandlungen, die zum Teil auf mangelhafte Kenntnis der amerika¬
nischen Verhältnisse, zum Teil auf Bedenklickteit, sich dem großen Unbekannten
gegenüber allzu stark zu binden, zurückgeführt werden kann, verhinderte die
Franzosen, die Vorteile des Sieges in dem Tempo wahrzunehmen, wie das
anläßlich des Besuches Wilsons in London England verstand. Man muß an¬
nehmen, daß es schon vor dem eigentlichen Beginn der Pariser Verhandlungen
Lloyd George gelungen ist, Wilson, der mit den Einzelheiten der europäischen
Probleme wenig vertraut gewesen ist, ganz in englischem Sinne zu beeinflussen,
während die Unkenntnis europäischer Einzelheiten gerade auch für die Amerikaner
ein Anlaß gewesen ist, sich bei den Verhandlungen immer an englische Gesichts¬
punkte anzulehnen. So benutzte England die Wilsonschen Frieoenspunkte, um
eine Festsetzung der Franzosen am Rhein, die Frankreich England gegenüber
allzusehr gestärkt haben würde, zu verhindern und dafür dem besorgten Frankreich
das vorsichtig verklausulierte französisch-amerikanisch-englische Defenstvbündnis
aufzudrängen. Sodann gelang es ihm, Wilsons diplomatische Stellung dadurch
zu erschüttern, daß es einen Zusammenstoß zwischen Amerika und Italien, wenn
nicht herbeiführte. so doch zuließ. Man darf nicht vergessen, daß Wilson bereits
zur starkes amerikanisches Mißtrauen gegen sich hatte, als er nach Europa fuhr.
Die Erregung, die das amerikanische Auftreten gegenüber den Italienern in allen
politischen Kreisen zur Folge hatte, war nicht gerade geeignet, dieses Mißtrauen
zu zerstreuen, gerade weil man in Amerika den italienisch-slawischen Konflikt
unter demselben Gesichtspunkt betrachtet, wie wir etwa einen Konflikt zwischen
Bolivia und Peru betrachten würden. Man sah in Amerika nicht ein, weshalb
man sich um solcher Lappalien willen in Abenteuer und Unkosten stürzen sollte.
D",,Mge es gewesen, daß sich Amerika von der europäischen Politik immer stärker
zurückzieht, wodurch England die Rolle eines Ordners der europäischen Angelegen-
yeiten in vollem Maße auf sich nimmt. Die Betrogenen sind die Franzosen, die
sich letzt in allen Punkten verraten und zurückgesetzt fühlen und keinerlei Machtmittel
mehr in der Hand haben, ihre außenpolitischen Wünsche durchzusetzen. es sei denn
daß sie es auf Kosten Deutschlands versuchen werden. Pomphaft betonte im
November noch Poincarö in London: „Auf den Schlachtfeldern geschmiedet ist die
Vereinigung unseren beiden Ländern zur zweiten Natur geworden. Sie ist ihnen eine
Lebensbedingung, eins kann ohne das andere nicht handeln. Die Vereinigung
dieser beiden großen Nachbarnationen kann viel für die Ruhe ihrer eigenen Zu¬
kunft und das Glück der Menschheit tun." Die Kommentare der englischen Presse
waren überaus bezeichnend für die Art, wie England seine Frankreich gegenüber
eng-Mngenm Verpflichtungen zu erfüllen gedenkt. „Ein Bündnis Frankreichs
und Englands", schrieb „Daily Chronicle". „ist für die Zukunft der Welt er¬
forderlich. Beide Länder besitzen ausgesprochenes Nationalbewußisein und ihre
Interessen sind weit verzweigt. Wir sehen manche Folgen in verschiedener Be¬
leuchtung. Unsere Gewohnheiten und Instinkte sind verschiedener Art. Wir haben
an einigen Stellen in der Welt entgegengesetzte lokale Interessen. Die Moral
hiervon ist. daß keine der beiden Nationen denken darf, ihren Weg ohne Rücksicht
auf die andere gehen zu können. In allen lokalen Fragen muß die Ansicht der


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[0071] wcltspiegel Weltspiegel Londoner Konferenzen. Je mehr Friedensverhandlungen wir erleben, desto deutlicher tritt die in wahrhaft großem Sinne führende Rolle hervor, die währendder ganzen Verhandlungen um den Frieden mit Deutschland England gespielt hat. Es ist ihm nicht nur gelungen, für sich die größten Vorteile sowohl aus dem Vertrag selbst wie aus den wahrend der Ver¬ handlungen sich ergebenden Entwicklungen zu ziehen, sondern auch das Odium seines Gewinnes größtenteils auf 'Amerika abzuwälzen und seine durch Amerikas Eintritt in den Krieg und die englischen Wirtschaftsverluste wahrend des Krieges entstandene Einbuße an politischem Prestige in vollem Maße wieder¬ zugewinnen. Eine merkwürdige Schwerfälligkeit der französischen Diplomatie bei Beginn der Verhandlungen, die zum Teil auf mangelhafte Kenntnis der amerika¬ nischen Verhältnisse, zum Teil auf Bedenklickteit, sich dem großen Unbekannten gegenüber allzu stark zu binden, zurückgeführt werden kann, verhinderte die Franzosen, die Vorteile des Sieges in dem Tempo wahrzunehmen, wie das anläßlich des Besuches Wilsons in London England verstand. Man muß an¬ nehmen, daß es schon vor dem eigentlichen Beginn der Pariser Verhandlungen Lloyd George gelungen ist, Wilson, der mit den Einzelheiten der europäischen Probleme wenig vertraut gewesen ist, ganz in englischem Sinne zu beeinflussen, während die Unkenntnis europäischer Einzelheiten gerade auch für die Amerikaner ein Anlaß gewesen ist, sich bei den Verhandlungen immer an englische Gesichts¬ punkte anzulehnen. So benutzte England die Wilsonschen Frieoenspunkte, um eine Festsetzung der Franzosen am Rhein, die Frankreich England gegenüber allzusehr gestärkt haben würde, zu verhindern und dafür dem besorgten Frankreich das vorsichtig verklausulierte französisch-amerikanisch-englische Defenstvbündnis aufzudrängen. Sodann gelang es ihm, Wilsons diplomatische Stellung dadurch zu erschüttern, daß es einen Zusammenstoß zwischen Amerika und Italien, wenn nicht herbeiführte. so doch zuließ. Man darf nicht vergessen, daß Wilson bereits zur starkes amerikanisches Mißtrauen gegen sich hatte, als er nach Europa fuhr. Die Erregung, die das amerikanische Auftreten gegenüber den Italienern in allen politischen Kreisen zur Folge hatte, war nicht gerade geeignet, dieses Mißtrauen zu zerstreuen, gerade weil man in Amerika den italienisch-slawischen Konflikt unter demselben Gesichtspunkt betrachtet, wie wir etwa einen Konflikt zwischen Bolivia und Peru betrachten würden. Man sah in Amerika nicht ein, weshalb man sich um solcher Lappalien willen in Abenteuer und Unkosten stürzen sollte. D",,Mge es gewesen, daß sich Amerika von der europäischen Politik immer stärker zurückzieht, wodurch England die Rolle eines Ordners der europäischen Angelegen- yeiten in vollem Maße auf sich nimmt. Die Betrogenen sind die Franzosen, die sich letzt in allen Punkten verraten und zurückgesetzt fühlen und keinerlei Machtmittel mehr in der Hand haben, ihre außenpolitischen Wünsche durchzusetzen. es sei denn daß sie es auf Kosten Deutschlands versuchen werden. Pomphaft betonte im November noch Poincarö in London: „Auf den Schlachtfeldern geschmiedet ist die Vereinigung unseren beiden Ländern zur zweiten Natur geworden. Sie ist ihnen eine Lebensbedingung, eins kann ohne das andere nicht handeln. Die Vereinigung dieser beiden großen Nachbarnationen kann viel für die Ruhe ihrer eigenen Zu¬ kunft und das Glück der Menschheit tun." Die Kommentare der englischen Presse waren überaus bezeichnend für die Art, wie England seine Frankreich gegenüber eng-Mngenm Verpflichtungen zu erfüllen gedenkt. „Ein Bündnis Frankreichs und Englands", schrieb „Daily Chronicle". „ist für die Zukunft der Welt er¬ forderlich. Beide Länder besitzen ausgesprochenes Nationalbewußisein und ihre Interessen sind weit verzweigt. Wir sehen manche Folgen in verschiedener Be¬ leuchtung. Unsere Gewohnheiten und Instinkte sind verschiedener Art. Wir haben an einigen Stellen in der Welt entgegengesetzte lokale Interessen. Die Moral hiervon ist. daß keine der beiden Nationen denken darf, ihren Weg ohne Rücksicht auf die andere gehen zu können. In allen lokalen Fragen muß die Ansicht der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/71>, abgerufen am 27.07.2024.