Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die pariser politische Hochschule und Frankreichs Wiederaufstieg nach i,"?,.

Damals erlaubte der geistige Zustand der Franzosen in der Tat, mit einer
durchgreifenden seelischen Neuorientierung unserer beiden Völker zu rechnen.
Wenn es schließlich doch nicht dazu kam, ist die Schuld vielleicht mehr darin zu
suchen, daß auch die französischen Staatsmänner gleich den deutschen nach 1890
nur noch mittelmäßige Köpfe waren, als in der Gesamtheit der Nation. Sie
wäre Wohl fähig gewesen, sich noch einmal zu verjüngen und nach dem völligen
Wandel aller weltpolitischen Bedingungen in unsere Hand einzuschlagen. Freilich
hätte es dazu einer längeren Zeit ruhigen Fortschrittes und auch einer anderen
Politik deutscherseits bedurft.

Die Niederlage des Jahres 1870 rief alle guten Geister in den Franzosen
wach. Vor allem regte sich in erstaunlicher Stärke das Bewußtsein in ihnen,
daß nur ein neuer Idealismus ihrem Volke aufhelfen würde. Das intellektuelle
und das religiöse Leben wurde gleich eindringlich gepflegt. Besonders von den
achtungswerten Bemühungen um die Hebung des intellektuellen Lebens hat
Gabriel Hanotaux im zweiten Bande seiner "Geschichte des zeitgenössischen Frank¬
reich" eine beredte Schilderung gegeben. Er erwähnt dabei auch aus einem
ungedruckten Briefe Hppolyte Taines vom 29. November 1871 die Worte:
"Nicht nur kommt Handel und Wandel wieder in Gang. Das nationale Gefühl
erholt sich ebenfalls wieder. Vielen Leuten kehrt die Freude an der Politik
zurück; sie haben guten Willen und geben Geld her. Wir begründen eben in
Paris aus Privatmitteln eine freie Schule zur Unterweisung in den politischen
Wissenschaften. Ich sehe eine Menge Menschen sich darüber Rechenschaft geben,
daß Pflicht und Interesse sie in diese Richtung weisen." Hanotaux erzählt, daß
Taine die Eröffnungsansprache der neuen "t^cote libre ach sciences politiques"
hielt. Das geschah am 13. Januar 1872. Er erzählt auch, daß der damals noch
in der Vollkraft der Jahre stehende Emil Boulay die treibende Kraft bei der
Gründung war. Dagegen gleitet er darüber hinweg, daß Boulay das Vorbild
Deutschlands, der Gedanke an die Errichtung der Universität Berlin im Jahre 1809
vorschwebie. "Die Universität war es, die bei Königgrätz siegte." So schrieb
Boulay in einem offenen Briefe, der für seinen Plan werben sollte.

Das deutsche Vorbild wurde von den Franzosen des Jahres 1871 mutig
anerkannt. nachgeahmt wurde es in aller Freiheit. Die "lZcols ach ZcisnLos
politiciues" hat sich zur hohen Schule französischer Beschäftigung mit dem Staate
und der Wirtschaft herausgebildet, während sich die deutschen Universitäten immer
mehr von ihr abwandten, der Politik immer weniger Aufmerksamkeit schenkten.
Die "Lcole" hat die politischen Wissenschaften drüben ebenso davor bewahrt, daß
sie nur rein theoretisch und weltfremd betrieben werden, wie sie auch für ein
kräftiges Gegengewicht gegen das. bloß schlagwortmäßige Politisieren der Straße
und der Parteien sorgte. Die "scole" ist, wenn ihr Wirken hier ein wenig
idealisiert werden darf, der Tapet der Vesta gewesen, in dem das Feuer ernster
und tiefer Wertschätzung der staatlichen Güter von 1872 bis 1918 gehütet wurde;
sie hat andererseits beständig den Praktikern Anregungen gegeben, Unterlagen
ihnen zugetragen, auftauchende Probleme rechtzeitig ihnen nahegebracht, Horizonte
ihnen eröffnet.

. Von 1884 an veröffentlichten die Professoren der Schule eine Zeitschrift,
die "^nnaloZ clef SLiences politiciues". 1911 taufte man die "^nnales" in eine
>-^cone ach SLiences poliuczues" um. Man mag in diesen inhaltschweren
Bänden blättern, um sich ven rechten Begriff von dem Umkreis und der Tüchtig¬
keit der durch die "Lcole" geleisteten Alben zu verschaffen. Die Professoren, ihre
einstigen Schüler und ihre Freunde huben hier ihre Untersuchungen niedergelegt,
als Chronisten die zeitgenössische Entwicklung begleitet, mit neuen Büchern sich
auseinandergesetzt, Lileraimüversichten geboten, in den späteren Jahren auch
!^re Beiträge beigesuucri. Die geschichtlichen Voraussetzungen wie die
Mlisusthen Tcusachen des Smatslebens von heute, die staatlichen Einrichtungen,
aiiyere und die Koko>.ialpolitik, die Volks- und Weltwirtschaft nicht nur
wamrelchs. sondern auch anderer Länder sind in der langen Reihe der "/umalizs"


Die pariser politische Hochschule und Frankreichs Wiederaufstieg nach i,«?,.

Damals erlaubte der geistige Zustand der Franzosen in der Tat, mit einer
durchgreifenden seelischen Neuorientierung unserer beiden Völker zu rechnen.
Wenn es schließlich doch nicht dazu kam, ist die Schuld vielleicht mehr darin zu
suchen, daß auch die französischen Staatsmänner gleich den deutschen nach 1890
nur noch mittelmäßige Köpfe waren, als in der Gesamtheit der Nation. Sie
wäre Wohl fähig gewesen, sich noch einmal zu verjüngen und nach dem völligen
Wandel aller weltpolitischen Bedingungen in unsere Hand einzuschlagen. Freilich
hätte es dazu einer längeren Zeit ruhigen Fortschrittes und auch einer anderen
Politik deutscherseits bedurft.

Die Niederlage des Jahres 1870 rief alle guten Geister in den Franzosen
wach. Vor allem regte sich in erstaunlicher Stärke das Bewußtsein in ihnen,
daß nur ein neuer Idealismus ihrem Volke aufhelfen würde. Das intellektuelle
und das religiöse Leben wurde gleich eindringlich gepflegt. Besonders von den
achtungswerten Bemühungen um die Hebung des intellektuellen Lebens hat
Gabriel Hanotaux im zweiten Bande seiner „Geschichte des zeitgenössischen Frank¬
reich" eine beredte Schilderung gegeben. Er erwähnt dabei auch aus einem
ungedruckten Briefe Hppolyte Taines vom 29. November 1871 die Worte:
»Nicht nur kommt Handel und Wandel wieder in Gang. Das nationale Gefühl
erholt sich ebenfalls wieder. Vielen Leuten kehrt die Freude an der Politik
zurück; sie haben guten Willen und geben Geld her. Wir begründen eben in
Paris aus Privatmitteln eine freie Schule zur Unterweisung in den politischen
Wissenschaften. Ich sehe eine Menge Menschen sich darüber Rechenschaft geben,
daß Pflicht und Interesse sie in diese Richtung weisen." Hanotaux erzählt, daß
Taine die Eröffnungsansprache der neuen „t^cote libre ach sciences politiques"
hielt. Das geschah am 13. Januar 1872. Er erzählt auch, daß der damals noch
in der Vollkraft der Jahre stehende Emil Boulay die treibende Kraft bei der
Gründung war. Dagegen gleitet er darüber hinweg, daß Boulay das Vorbild
Deutschlands, der Gedanke an die Errichtung der Universität Berlin im Jahre 1809
vorschwebie. „Die Universität war es, die bei Königgrätz siegte." So schrieb
Boulay in einem offenen Briefe, der für seinen Plan werben sollte.

Das deutsche Vorbild wurde von den Franzosen des Jahres 1871 mutig
anerkannt. nachgeahmt wurde es in aller Freiheit. Die „lZcols ach ZcisnLos
politiciues" hat sich zur hohen Schule französischer Beschäftigung mit dem Staate
und der Wirtschaft herausgebildet, während sich die deutschen Universitäten immer
mehr von ihr abwandten, der Politik immer weniger Aufmerksamkeit schenkten.
Die „Lcole" hat die politischen Wissenschaften drüben ebenso davor bewahrt, daß
sie nur rein theoretisch und weltfremd betrieben werden, wie sie auch für ein
kräftiges Gegengewicht gegen das. bloß schlagwortmäßige Politisieren der Straße
und der Parteien sorgte. Die „scole" ist, wenn ihr Wirken hier ein wenig
idealisiert werden darf, der Tapet der Vesta gewesen, in dem das Feuer ernster
und tiefer Wertschätzung der staatlichen Güter von 1872 bis 1918 gehütet wurde;
sie hat andererseits beständig den Praktikern Anregungen gegeben, Unterlagen
ihnen zugetragen, auftauchende Probleme rechtzeitig ihnen nahegebracht, Horizonte
ihnen eröffnet.

. Von 1884 an veröffentlichten die Professoren der Schule eine Zeitschrift,
die „^nnaloZ clef SLiences politiciues". 1911 taufte man die „^nnales" in eine
>-^cone ach SLiences poliuczues" um. Man mag in diesen inhaltschweren
Bänden blättern, um sich ven rechten Begriff von dem Umkreis und der Tüchtig¬
keit der durch die „Lcole" geleisteten Alben zu verschaffen. Die Professoren, ihre
einstigen Schüler und ihre Freunde huben hier ihre Untersuchungen niedergelegt,
als Chronisten die zeitgenössische Entwicklung begleitet, mit neuen Büchern sich
auseinandergesetzt, Lileraimüversichten geboten, in den späteren Jahren auch
!^re Beiträge beigesuucri. Die geschichtlichen Voraussetzungen wie die
Mlisusthen Tcusachen des Smatslebens von heute, die staatlichen Einrichtungen,
aiiyere und die Koko>.ialpolitik, die Volks- und Weltwirtschaft nicht nur
wamrelchs. sondern auch anderer Länder sind in der langen Reihe der „/umalizs"


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0043" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336888"/>
          <fw type="header" place="top"> Die pariser politische Hochschule und Frankreichs Wiederaufstieg nach i,«?,.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_66"> Damals erlaubte der geistige Zustand der Franzosen in der Tat, mit einer<lb/>
durchgreifenden seelischen Neuorientierung unserer beiden Völker zu rechnen.<lb/>
Wenn es schließlich doch nicht dazu kam, ist die Schuld vielleicht mehr darin zu<lb/>
suchen, daß auch die französischen Staatsmänner gleich den deutschen nach 1890<lb/>
nur noch mittelmäßige Köpfe waren, als in der Gesamtheit der Nation. Sie<lb/>
wäre Wohl fähig gewesen, sich noch einmal zu verjüngen und nach dem völligen<lb/>
Wandel aller weltpolitischen Bedingungen in unsere Hand einzuschlagen. Freilich<lb/>
hätte es dazu einer längeren Zeit ruhigen Fortschrittes und auch einer anderen<lb/>
Politik deutscherseits bedurft.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_67"> Die Niederlage des Jahres 1870 rief alle guten Geister in den Franzosen<lb/>
wach. Vor allem regte sich in erstaunlicher Stärke das Bewußtsein in ihnen,<lb/>
daß nur ein neuer Idealismus ihrem Volke aufhelfen würde. Das intellektuelle<lb/>
und das religiöse Leben wurde gleich eindringlich gepflegt. Besonders von den<lb/>
achtungswerten Bemühungen um die Hebung des intellektuellen Lebens hat<lb/>
Gabriel Hanotaux im zweiten Bande seiner &#x201E;Geschichte des zeitgenössischen Frank¬<lb/>
reich" eine beredte Schilderung gegeben. Er erwähnt dabei auch aus einem<lb/>
ungedruckten Briefe Hppolyte Taines vom 29. November 1871 die Worte:<lb/>
»Nicht nur kommt Handel und Wandel wieder in Gang. Das nationale Gefühl<lb/>
erholt sich ebenfalls wieder. Vielen Leuten kehrt die Freude an der Politik<lb/>
zurück; sie haben guten Willen und geben Geld her. Wir begründen eben in<lb/>
Paris aus Privatmitteln eine freie Schule zur Unterweisung in den politischen<lb/>
Wissenschaften. Ich sehe eine Menge Menschen sich darüber Rechenschaft geben,<lb/>
daß Pflicht und Interesse sie in diese Richtung weisen." Hanotaux erzählt, daß<lb/>
Taine die Eröffnungsansprache der neuen &#x201E;t^cote libre ach sciences politiques"<lb/>
hielt. Das geschah am 13. Januar 1872. Er erzählt auch, daß der damals noch<lb/>
in der Vollkraft der Jahre stehende Emil Boulay die treibende Kraft bei der<lb/>
Gründung war. Dagegen gleitet er darüber hinweg, daß Boulay das Vorbild<lb/>
Deutschlands, der Gedanke an die Errichtung der Universität Berlin im Jahre 1809<lb/>
vorschwebie. &#x201E;Die Universität war es, die bei Königgrätz siegte." So schrieb<lb/>
Boulay in einem offenen Briefe, der für seinen Plan werben sollte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_68"> Das deutsche Vorbild wurde von den Franzosen des Jahres 1871 mutig<lb/>
anerkannt. nachgeahmt wurde es in aller Freiheit. Die &#x201E;lZcols ach ZcisnLos<lb/>
politiciues" hat sich zur hohen Schule französischer Beschäftigung mit dem Staate<lb/>
und der Wirtschaft herausgebildet, während sich die deutschen Universitäten immer<lb/>
mehr von ihr abwandten, der Politik immer weniger Aufmerksamkeit schenkten.<lb/>
Die &#x201E;Lcole" hat die politischen Wissenschaften drüben ebenso davor bewahrt, daß<lb/>
sie nur rein theoretisch und weltfremd betrieben werden, wie sie auch für ein<lb/>
kräftiges Gegengewicht gegen das. bloß schlagwortmäßige Politisieren der Straße<lb/>
und der Parteien sorgte. Die &#x201E;scole" ist, wenn ihr Wirken hier ein wenig<lb/>
idealisiert werden darf, der Tapet der Vesta gewesen, in dem das Feuer ernster<lb/>
und tiefer Wertschätzung der staatlichen Güter von 1872 bis 1918 gehütet wurde;<lb/>
sie hat andererseits beständig den Praktikern Anregungen gegeben, Unterlagen<lb/>
ihnen zugetragen, auftauchende Probleme rechtzeitig ihnen nahegebracht, Horizonte<lb/>
ihnen eröffnet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_69" next="#ID_70"> . Von 1884 an veröffentlichten die Professoren der Schule eine Zeitschrift,<lb/>
die &#x201E;^nnaloZ clef SLiences politiciues". 1911 taufte man die &#x201E;^nnales" in eine<lb/>
&gt;-^cone ach SLiences poliuczues" um. Man mag in diesen inhaltschweren<lb/>
Bänden blättern, um sich ven rechten Begriff von dem Umkreis und der Tüchtig¬<lb/>
keit der durch die &#x201E;Lcole" geleisteten Alben zu verschaffen. Die Professoren, ihre<lb/>
einstigen Schüler und ihre Freunde huben hier ihre Untersuchungen niedergelegt,<lb/>
als Chronisten die zeitgenössische Entwicklung begleitet, mit neuen Büchern sich<lb/>
auseinandergesetzt, Lileraimüversichten geboten, in den späteren Jahren auch<lb/>
!^re Beiträge beigesuucri. Die geschichtlichen Voraussetzungen wie die<lb/>
Mlisusthen Tcusachen des Smatslebens von heute, die staatlichen Einrichtungen,<lb/>
aiiyere und die Koko&gt;.ialpolitik, die Volks- und Weltwirtschaft nicht nur<lb/>
wamrelchs. sondern auch anderer Länder sind in der langen Reihe der &#x201E;/umalizs"</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0043] Die pariser politische Hochschule und Frankreichs Wiederaufstieg nach i,«?,. Damals erlaubte der geistige Zustand der Franzosen in der Tat, mit einer durchgreifenden seelischen Neuorientierung unserer beiden Völker zu rechnen. Wenn es schließlich doch nicht dazu kam, ist die Schuld vielleicht mehr darin zu suchen, daß auch die französischen Staatsmänner gleich den deutschen nach 1890 nur noch mittelmäßige Köpfe waren, als in der Gesamtheit der Nation. Sie wäre Wohl fähig gewesen, sich noch einmal zu verjüngen und nach dem völligen Wandel aller weltpolitischen Bedingungen in unsere Hand einzuschlagen. Freilich hätte es dazu einer längeren Zeit ruhigen Fortschrittes und auch einer anderen Politik deutscherseits bedurft. Die Niederlage des Jahres 1870 rief alle guten Geister in den Franzosen wach. Vor allem regte sich in erstaunlicher Stärke das Bewußtsein in ihnen, daß nur ein neuer Idealismus ihrem Volke aufhelfen würde. Das intellektuelle und das religiöse Leben wurde gleich eindringlich gepflegt. Besonders von den achtungswerten Bemühungen um die Hebung des intellektuellen Lebens hat Gabriel Hanotaux im zweiten Bande seiner „Geschichte des zeitgenössischen Frank¬ reich" eine beredte Schilderung gegeben. Er erwähnt dabei auch aus einem ungedruckten Briefe Hppolyte Taines vom 29. November 1871 die Worte: »Nicht nur kommt Handel und Wandel wieder in Gang. Das nationale Gefühl erholt sich ebenfalls wieder. Vielen Leuten kehrt die Freude an der Politik zurück; sie haben guten Willen und geben Geld her. Wir begründen eben in Paris aus Privatmitteln eine freie Schule zur Unterweisung in den politischen Wissenschaften. Ich sehe eine Menge Menschen sich darüber Rechenschaft geben, daß Pflicht und Interesse sie in diese Richtung weisen." Hanotaux erzählt, daß Taine die Eröffnungsansprache der neuen „t^cote libre ach sciences politiques" hielt. Das geschah am 13. Januar 1872. Er erzählt auch, daß der damals noch in der Vollkraft der Jahre stehende Emil Boulay die treibende Kraft bei der Gründung war. Dagegen gleitet er darüber hinweg, daß Boulay das Vorbild Deutschlands, der Gedanke an die Errichtung der Universität Berlin im Jahre 1809 vorschwebie. „Die Universität war es, die bei Königgrätz siegte." So schrieb Boulay in einem offenen Briefe, der für seinen Plan werben sollte. Das deutsche Vorbild wurde von den Franzosen des Jahres 1871 mutig anerkannt. nachgeahmt wurde es in aller Freiheit. Die „lZcols ach ZcisnLos politiciues" hat sich zur hohen Schule französischer Beschäftigung mit dem Staate und der Wirtschaft herausgebildet, während sich die deutschen Universitäten immer mehr von ihr abwandten, der Politik immer weniger Aufmerksamkeit schenkten. Die „Lcole" hat die politischen Wissenschaften drüben ebenso davor bewahrt, daß sie nur rein theoretisch und weltfremd betrieben werden, wie sie auch für ein kräftiges Gegengewicht gegen das. bloß schlagwortmäßige Politisieren der Straße und der Parteien sorgte. Die „scole" ist, wenn ihr Wirken hier ein wenig idealisiert werden darf, der Tapet der Vesta gewesen, in dem das Feuer ernster und tiefer Wertschätzung der staatlichen Güter von 1872 bis 1918 gehütet wurde; sie hat andererseits beständig den Praktikern Anregungen gegeben, Unterlagen ihnen zugetragen, auftauchende Probleme rechtzeitig ihnen nahegebracht, Horizonte ihnen eröffnet. . Von 1884 an veröffentlichten die Professoren der Schule eine Zeitschrift, die „^nnaloZ clef SLiences politiciues". 1911 taufte man die „^nnales" in eine >-^cone ach SLiences poliuczues" um. Man mag in diesen inhaltschweren Bänden blättern, um sich ven rechten Begriff von dem Umkreis und der Tüchtig¬ keit der durch die „Lcole" geleisteten Alben zu verschaffen. Die Professoren, ihre einstigen Schüler und ihre Freunde huben hier ihre Untersuchungen niedergelegt, als Chronisten die zeitgenössische Entwicklung begleitet, mit neuen Büchern sich auseinandergesetzt, Lileraimüversichten geboten, in den späteren Jahren auch !^re Beiträge beigesuucri. Die geschichtlichen Voraussetzungen wie die Mlisusthen Tcusachen des Smatslebens von heute, die staatlichen Einrichtungen, aiiyere und die Koko>.ialpolitik, die Volks- und Weltwirtschaft nicht nur wamrelchs. sondern auch anderer Länder sind in der langen Reihe der „/umalizs"

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/43
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/43>, abgerufen am 01.09.2024.