Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.Das Kapxsche Abenteuer kann." Wenn er die Brigade als lebensgefährliches Objekt unterstellt erhielte, Der Reichswehrminister hielt trotz dieser Bedenken seinen Befehl aufrecht. Lüttwitz zeigte sich beim Reichspräsidenten schwer verletzt über die Weg¬ Am Freitag, den 12. Mürz. brachte Roste den ihm nun klar geworde¬ Am Freitag nachmittag meldete General von Oldershausen dem Reichs¬ Der einzige Vorschlag, der sich erhob, war der, Admiral v. Trotha möchte Das Kapxsche Abenteuer kann." Wenn er die Brigade als lebensgefährliches Objekt unterstellt erhielte, Der Reichswehrminister hielt trotz dieser Bedenken seinen Befehl aufrecht. Lüttwitz zeigte sich beim Reichspräsidenten schwer verletzt über die Weg¬ Am Freitag, den 12. Mürz. brachte Roste den ihm nun klar geworde¬ Am Freitag nachmittag meldete General von Oldershausen dem Reichs¬ Der einzige Vorschlag, der sich erhob, war der, Admiral v. Trotha möchte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0338" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/337183"/> <fw type="header" place="top"> Das Kapxsche Abenteuer</fw><lb/> <p xml:id="ID_2357" prev="#ID_2356"> kann." Wenn er die Brigade als lebensgefährliches Objekt unterstellt erhielte,<lb/> so müßte er auch einen militärischen Apparat gegen sie besitzen; in Berlin ver¬<lb/> füge er aber nur über Büros. Trotha schlug statt dessen eine beschleunigte<lb/> unauffällige Auslösung der Brigade vor, indem Heer und Marine ihre<lb/> Angehörigen einzeln aus der Brigade abfordern sollten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2358"> Der Reichswehrminister hielt trotz dieser Bedenken seinen Befehl aufrecht.<lb/> Er äußerte zuletzt die Ansicht, daß es schon heute nachmittag zwischen Lüttwitz<lb/> und Ebert zum Klappen kommen würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_2359"> Lüttwitz zeigte sich beim Reichspräsidenten schwer verletzt über die Weg¬<lb/> nahme der Marinebrigade ohne sein Wissen. Unter den politischen Forde¬<lb/> rungen des Generals befand sich schon damals der Wunsch nach fach¬<lb/> männischer Besetzung der für die Auslegung des Friedensvertrages und die<lb/> Bersorgungsansprüche seiner Untergebenen wichtigsten Reichsministerien. Diese<lb/> Forderung (Fachministerien), sowie das Verlangen nach verfassungsmäßigen<lb/> Neuwahlen und verfassungsgemäßer Wahl des Präsidenten durch das Volk<lb/> zeigte den politischen Untergrund der soldatischen Beschwerden. Sein schwerer<lb/> Zusammenstoß mit Ebert hatte zur Folge, daß der General sofort seine<lb/> Entlassung bekam. Mit altgermanischer Ehrlichkeit hatte Lüttwitz der Negierung<lb/> seinen Absagebrief überreicht und diese so vor der Überrumpelung geschützt und<lb/> zu Gegenmaßnahmen instant gesetzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2360"> Am Freitag, den 12. Mürz. brachte Roste den ihm nun klar geworde¬<lb/> nen Putschplan an die Öffentlichkeit. Es schien ihm gewiß, daß er bis zum<lb/> folgenden Tage die Stimmung in ganz Deutschland so gegen die Verschwörer<lb/> einnehmen könne, daß dann keiner der Döbcritzer mehr einen Aufstand wagen<lb/> würde. Seine einzige Sorge war, daß es schon in den nächsten 24 Stunden<lb/> zu einem Gewaltschritt käme, gegen den die Regierung ungenügend vorbereitet<lb/> war. In der Tat aber stieß der bei den Hörnern gepackte, doch nicht fest¬<lb/> gehaltene Stier nun augenblicklich zu.</p><lb/> <p xml:id="ID_2361"> Am Freitag nachmittag meldete General von Oldershausen dem Reichs¬<lb/> wehrminister, Pabst befände sich draußen bei Ehrhardt. und bei dem Geist, der<lb/> Pabst beseelte, wäre ein Gewaltschritt nicht ausgeschlossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2362"> Der einzige Vorschlag, der sich erhob, war der, Admiral v. Trotha möchte<lb/> nach Döberitz fahren, um mit seiner Autorität die Truppen in Ordnung zu bringen.<lb/> Der Admiral gehorchte, obgleich er wenig Mittel sah, um auf die Leute ein¬<lb/> zuwirken. Eine solch entschlußfeste Persönlichkeit wie Ehrhardt konnte, wen»<lb/> sie einmal zum Marschieren entschlossen war, kein Mensch durch Reden um¬<lb/> stimmen. Versprechen konnte der Admiral aber den Leuren nichts und eine<lb/> Macht, sie zu zwingen, hatte er nicht in Händen. Er redete Ehrhardt ins<lb/> Gewissen. Welche unmögliche Verantwortung übernähme er doch, wenn die<lb/> Gerüchte wahr wären; wie schwer und gefährlich ein solches Unternehmen<lb/> wäre, ließe sich nicht ausdenken. Ehrhardt antwortete nur: er habe in den<lb/> letzten 24 Stunden für manche Personen, die er früher geachtet habe, Ver¬<lb/> achtung gewonnen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0338]
Das Kapxsche Abenteuer
kann." Wenn er die Brigade als lebensgefährliches Objekt unterstellt erhielte,
so müßte er auch einen militärischen Apparat gegen sie besitzen; in Berlin ver¬
füge er aber nur über Büros. Trotha schlug statt dessen eine beschleunigte
unauffällige Auslösung der Brigade vor, indem Heer und Marine ihre
Angehörigen einzeln aus der Brigade abfordern sollten.
Der Reichswehrminister hielt trotz dieser Bedenken seinen Befehl aufrecht.
Er äußerte zuletzt die Ansicht, daß es schon heute nachmittag zwischen Lüttwitz
und Ebert zum Klappen kommen würde.
Lüttwitz zeigte sich beim Reichspräsidenten schwer verletzt über die Weg¬
nahme der Marinebrigade ohne sein Wissen. Unter den politischen Forde¬
rungen des Generals befand sich schon damals der Wunsch nach fach¬
männischer Besetzung der für die Auslegung des Friedensvertrages und die
Bersorgungsansprüche seiner Untergebenen wichtigsten Reichsministerien. Diese
Forderung (Fachministerien), sowie das Verlangen nach verfassungsmäßigen
Neuwahlen und verfassungsgemäßer Wahl des Präsidenten durch das Volk
zeigte den politischen Untergrund der soldatischen Beschwerden. Sein schwerer
Zusammenstoß mit Ebert hatte zur Folge, daß der General sofort seine
Entlassung bekam. Mit altgermanischer Ehrlichkeit hatte Lüttwitz der Negierung
seinen Absagebrief überreicht und diese so vor der Überrumpelung geschützt und
zu Gegenmaßnahmen instant gesetzt.
Am Freitag, den 12. Mürz. brachte Roste den ihm nun klar geworde¬
nen Putschplan an die Öffentlichkeit. Es schien ihm gewiß, daß er bis zum
folgenden Tage die Stimmung in ganz Deutschland so gegen die Verschwörer
einnehmen könne, daß dann keiner der Döbcritzer mehr einen Aufstand wagen
würde. Seine einzige Sorge war, daß es schon in den nächsten 24 Stunden
zu einem Gewaltschritt käme, gegen den die Regierung ungenügend vorbereitet
war. In der Tat aber stieß der bei den Hörnern gepackte, doch nicht fest¬
gehaltene Stier nun augenblicklich zu.
Am Freitag nachmittag meldete General von Oldershausen dem Reichs¬
wehrminister, Pabst befände sich draußen bei Ehrhardt. und bei dem Geist, der
Pabst beseelte, wäre ein Gewaltschritt nicht ausgeschlossen.
Der einzige Vorschlag, der sich erhob, war der, Admiral v. Trotha möchte
nach Döberitz fahren, um mit seiner Autorität die Truppen in Ordnung zu bringen.
Der Admiral gehorchte, obgleich er wenig Mittel sah, um auf die Leute ein¬
zuwirken. Eine solch entschlußfeste Persönlichkeit wie Ehrhardt konnte, wen»
sie einmal zum Marschieren entschlossen war, kein Mensch durch Reden um¬
stimmen. Versprechen konnte der Admiral aber den Leuren nichts und eine
Macht, sie zu zwingen, hatte er nicht in Händen. Er redete Ehrhardt ins
Gewissen. Welche unmögliche Verantwortung übernähme er doch, wenn die
Gerüchte wahr wären; wie schwer und gefährlich ein solches Unternehmen
wäre, ließe sich nicht ausdenken. Ehrhardt antwortete nur: er habe in den
letzten 24 Stunden für manche Personen, die er früher geachtet habe, Ver¬
achtung gewonnen.
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