Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.Das Rappsche Abcntoucr des deutschen Volkes wirklich ernsthaft wollen, auf dem Boden der einmal vor¬ Das Aappschs Abenteuer Eindrucke und Feststellungen von Prof. Dr, Lril; Reru Vorbemerkung is am Freitag, den 1Z. Menz, sich das erste Gerücht eines Das Rappsche Abcntoucr des deutschen Volkes wirklich ernsthaft wollen, auf dem Boden der einmal vor¬ Das Aappschs Abenteuer Eindrucke und Feststellungen von Prof. Dr, Lril; Reru Vorbemerkung is am Freitag, den 1Z. Menz, sich das erste Gerücht eines <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0332" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/337177"/> <fw type="header" place="top"> Das Rappsche Abcntoucr</fw><lb/> <p xml:id="ID_2333" prev="#ID_2332"> des deutschen Volkes wirklich ernsthaft wollen, auf dem Boden der einmal vor¬<lb/> handenen Verfassung zu sammeln und der sich anbahnenden Diktatur der Revo-<lb/> lutionsgewinuler die Diktatur der Arbeit auf demokratischen Grundlagen ent¬<lb/> gegen zu stellen. Eine scharfe Linksschwenkung der Parteien in allen Witt-<lb/> schaftsfragen ist die Forderung des Teiles geworden, der niemand<lb/> mehr ausweichen kann. Die Konsequenzen dieser Forderung für die<lb/> politischen Parteien liegen klar zutage: Revision ihrer Programme,<lb/> Revision der Zusammensetzung ihrer Fraktionen in allen deutsche« Parla¬<lb/> menten und bewußte Stärkung aller Bestrebungen, die auf eine Kammer,<lb/> der Arbeit hinauslaufen. Daneben hat die Eichung der Jugend zuni Posi¬<lb/> tiven zu gehen und ein Kampf einzusetzen gegen alle jene Elemente, die mit<lb/> verlogenen Parolen unter Ausbeutung des uut'ouatam Empfindens egoistische<lb/> Ziele verfolgen und so den nationalen Gedanke!,, unter dem Deckmantel ihm<lb/> zu dienen, diskreditieren und zugleich neue Zersplitterung ins Volk tragen.<lb/> Welche Schamlosigkeiten dabei unterlaufen können, zeigte uns n. a. die Kapplade:<lb/> während die Juden Trebitsch. Lincoln und Grabowski als Berater und Ver¬<lb/> bindungsmänner Kapps arbeiteten, glaubten die Soldaten dem Antisemitismus<lb/> zu diene» und für manchen war dies vielleicht ausschlaggebend für seinen<lb/> Entschluß, sich der Bewegung anzuschließen. Darum fort mit allen Antiparolen<lb/> ans unserm politischen Leben! Fort mit dem Antisemitismus, Antibolschewismns,<lb/> Antiultramontanismus, AntisozwlismuS, Antipazifismns und her mit den<lb/> positiven Parolen: sittlicher, geistiger, wirtschaftlicher, socialer und politischer<lb/> Aufbau mit Hilfe aller, die bereit sind da? an mitzuwirken: Juden, Junker,<lb/> Katholiken, Sozialisten, Pazifisten. Wer seinem Volke dient, fördert die<lb/> Gesamtmenschheit, und wer der Gesanltmenschheit dienen will, muß sein Volk<lb/> fördern!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das Aappschs Abenteuer<lb/> Eindrucke und Feststellungen<lb/><note type="byline"> von Prof. Dr, Lril; Reru</note></head><lb/> <div n="2"> <head> Vorbemerkung</head><lb/> <p xml:id="ID_2334"> is am Freitag, den 1Z. Menz, sich das erste Gerücht eines<lb/> gegenrevolntiouäreu Putsches in VeUin verbreitete, hielt ich es<lb/> wie viele andere infolge meiner Unkenntnis der Vorgänge für<lb/> Schwindel. Am folgenden Tag eines anderen belehrt, benutzte<lb/> ich die mir durch historische Arbeiten gebotene Gelegenheit, um<lb/> mir eine möglichst unmittelbare Anschauung der weiteren Ereignisse zu ver¬<lb/> schaffe». Über d'le Vorgeschichte der „Weißen Woche" bis zum 13. März früh<lb/> habe ich mir indes nur durch Aussagen Dritter ein ungefähres Bild machen<lb/> können, das durch die zu erwartenden Gerichtsverhandlungen wesentlich weiter<lb/> aufgehellt werden dürste. ></p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0332]
Das Rappsche Abcntoucr
des deutschen Volkes wirklich ernsthaft wollen, auf dem Boden der einmal vor¬
handenen Verfassung zu sammeln und der sich anbahnenden Diktatur der Revo-
lutionsgewinuler die Diktatur der Arbeit auf demokratischen Grundlagen ent¬
gegen zu stellen. Eine scharfe Linksschwenkung der Parteien in allen Witt-
schaftsfragen ist die Forderung des Teiles geworden, der niemand
mehr ausweichen kann. Die Konsequenzen dieser Forderung für die
politischen Parteien liegen klar zutage: Revision ihrer Programme,
Revision der Zusammensetzung ihrer Fraktionen in allen deutsche« Parla¬
menten und bewußte Stärkung aller Bestrebungen, die auf eine Kammer,
der Arbeit hinauslaufen. Daneben hat die Eichung der Jugend zuni Posi¬
tiven zu gehen und ein Kampf einzusetzen gegen alle jene Elemente, die mit
verlogenen Parolen unter Ausbeutung des uut'ouatam Empfindens egoistische
Ziele verfolgen und so den nationalen Gedanke!,, unter dem Deckmantel ihm
zu dienen, diskreditieren und zugleich neue Zersplitterung ins Volk tragen.
Welche Schamlosigkeiten dabei unterlaufen können, zeigte uns n. a. die Kapplade:
während die Juden Trebitsch. Lincoln und Grabowski als Berater und Ver¬
bindungsmänner Kapps arbeiteten, glaubten die Soldaten dem Antisemitismus
zu diene» und für manchen war dies vielleicht ausschlaggebend für seinen
Entschluß, sich der Bewegung anzuschließen. Darum fort mit allen Antiparolen
ans unserm politischen Leben! Fort mit dem Antisemitismus, Antibolschewismns,
Antiultramontanismus, AntisozwlismuS, Antipazifismns und her mit den
positiven Parolen: sittlicher, geistiger, wirtschaftlicher, socialer und politischer
Aufbau mit Hilfe aller, die bereit sind da? an mitzuwirken: Juden, Junker,
Katholiken, Sozialisten, Pazifisten. Wer seinem Volke dient, fördert die
Gesamtmenschheit, und wer der Gesanltmenschheit dienen will, muß sein Volk
fördern!
Das Aappschs Abenteuer
Eindrucke und Feststellungen
von Prof. Dr, Lril; Reru
Vorbemerkung
is am Freitag, den 1Z. Menz, sich das erste Gerücht eines
gegenrevolntiouäreu Putsches in VeUin verbreitete, hielt ich es
wie viele andere infolge meiner Unkenntnis der Vorgänge für
Schwindel. Am folgenden Tag eines anderen belehrt, benutzte
ich die mir durch historische Arbeiten gebotene Gelegenheit, um
mir eine möglichst unmittelbare Anschauung der weiteren Ereignisse zu ver¬
schaffe». Über d'le Vorgeschichte der „Weißen Woche" bis zum 13. März früh
habe ich mir indes nur durch Aussagen Dritter ein ungefähres Bild machen
können, das durch die zu erwartenden Gerichtsverhandlungen wesentlich weiter
aufgehellt werden dürste. >
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