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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Die politischen Testamente Friedrichs des Großen
Gustav Berthold potz von

as Siegel, das die Politischen Testamente Friedrichs des Großen
bisher verschloß, ist gefallen; ihre vollständige Veröffentlichung,')
der sich vornehmlich Gründe der äußeren Politik entgegenstellten,
steht bevor. Zwei Testamente sind es, die, einem alten, in dem
preußischen Herrscherhause seit dem Großen Kurfürsten üblichen
Brauche folgend, der König verfaßte, das erste im Frühjahr und Sommer 1752,
das zweite im Herbste 1768.

Ein Spiegelbild der gesamten preußischen Monarchie tritt uns in ihnen
entgegen. Friedrich schildert Land und Leute, die Behörden, die innere und
die äußere Politik, die Finanzverwaltung, das gesamte Wirtschaftsleben und das
Heerwesen. Auch für den König gilt der Spruch, den Zar Peter der Erste, als
^' auf der Zaandamer Schiffswerft bei Amsterdam arbeitete, an die Wand seiner
Hütte schrieb: "Dem großen Mann ist nichts zu klein". Denn auch Friedrich
vertieft sich hei seiner Darstellung bis in geringfügige Einzelheiten, die doch
wiederum im Nahmen des Ganzen ihre bedeutsame Stelle einnehmen. Diese
l!^cunde Tätigkeit innerhalb des preilßifchen Staaisorganismus und des Wirt¬
schaftslebens stand in: Dienste der großen Aufgabe, die er sich und seinen Nach¬
folgern stellte.

^ ^ Ein hohes Ziel war es, das dem Könige vorschwebte. W>e ein leuchtendes
-Band zieht sich durch seine Ausführungen die Forderung, Preußen groß und start
SU machen. Nach feinem Ausdruck handelt es sich um "die Kräftigung des Staates
und das Wachstum seiner Macht". Erst die Gesamtausgabe der Testamente und
insbesondere die vollständige Veröffentlichung der bisher nur bruchstückweise be-
uuinten Kapitel über die äußere Politik lehren, in welchem Maße dieser Gesichts¬
punkt seine ganze Auffassung beherrscht. Eben darin liegt auch die tiefste Beden-
W'g seiner Vermächtnisse, wie der folgende Überblick zeigen soll.



J-in Verlag Rei"".c"r Hvlbbing (Berlin).
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Die politischen Testamente Friedrichs des Großen
Gustav Berthold potz von

as Siegel, das die Politischen Testamente Friedrichs des Großen
bisher verschloß, ist gefallen; ihre vollständige Veröffentlichung,')
der sich vornehmlich Gründe der äußeren Politik entgegenstellten,
steht bevor. Zwei Testamente sind es, die, einem alten, in dem
preußischen Herrscherhause seit dem Großen Kurfürsten üblichen
Brauche folgend, der König verfaßte, das erste im Frühjahr und Sommer 1752,
das zweite im Herbste 1768.

Ein Spiegelbild der gesamten preußischen Monarchie tritt uns in ihnen
entgegen. Friedrich schildert Land und Leute, die Behörden, die innere und
die äußere Politik, die Finanzverwaltung, das gesamte Wirtschaftsleben und das
Heerwesen. Auch für den König gilt der Spruch, den Zar Peter der Erste, als
^' auf der Zaandamer Schiffswerft bei Amsterdam arbeitete, an die Wand seiner
Hütte schrieb: „Dem großen Mann ist nichts zu klein". Denn auch Friedrich
vertieft sich hei seiner Darstellung bis in geringfügige Einzelheiten, die doch
wiederum im Nahmen des Ganzen ihre bedeutsame Stelle einnehmen. Diese
l!^cunde Tätigkeit innerhalb des preilßifchen Staaisorganismus und des Wirt¬
schaftslebens stand in: Dienste der großen Aufgabe, die er sich und seinen Nach¬
folgern stellte.

^ ^ Ein hohes Ziel war es, das dem Könige vorschwebte. W>e ein leuchtendes
-Band zieht sich durch seine Ausführungen die Forderung, Preußen groß und start
SU machen. Nach feinem Ausdruck handelt es sich um „die Kräftigung des Staates
und das Wachstum seiner Macht". Erst die Gesamtausgabe der Testamente und
insbesondere die vollständige Veröffentlichung der bisher nur bruchstückweise be-
uuinten Kapitel über die äußere Politik lehren, in welchem Maße dieser Gesichts¬
punkt seine ganze Auffassung beherrscht. Eben darin liegt auch die tiefste Beden-
W'g seiner Vermächtnisse, wie der folgende Überblick zeigen soll.



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[0295] [Abbildung] Die politischen Testamente Friedrichs des Großen Gustav Berthold potz von as Siegel, das die Politischen Testamente Friedrichs des Großen bisher verschloß, ist gefallen; ihre vollständige Veröffentlichung,') der sich vornehmlich Gründe der äußeren Politik entgegenstellten, steht bevor. Zwei Testamente sind es, die, einem alten, in dem preußischen Herrscherhause seit dem Großen Kurfürsten üblichen Brauche folgend, der König verfaßte, das erste im Frühjahr und Sommer 1752, das zweite im Herbste 1768. Ein Spiegelbild der gesamten preußischen Monarchie tritt uns in ihnen entgegen. Friedrich schildert Land und Leute, die Behörden, die innere und die äußere Politik, die Finanzverwaltung, das gesamte Wirtschaftsleben und das Heerwesen. Auch für den König gilt der Spruch, den Zar Peter der Erste, als ^' auf der Zaandamer Schiffswerft bei Amsterdam arbeitete, an die Wand seiner Hütte schrieb: „Dem großen Mann ist nichts zu klein". Denn auch Friedrich vertieft sich hei seiner Darstellung bis in geringfügige Einzelheiten, die doch wiederum im Nahmen des Ganzen ihre bedeutsame Stelle einnehmen. Diese l!^cunde Tätigkeit innerhalb des preilßifchen Staaisorganismus und des Wirt¬ schaftslebens stand in: Dienste der großen Aufgabe, die er sich und seinen Nach¬ folgern stellte. ^ ^ Ein hohes Ziel war es, das dem Könige vorschwebte. W>e ein leuchtendes -Band zieht sich durch seine Ausführungen die Forderung, Preußen groß und start SU machen. Nach feinem Ausdruck handelt es sich um „die Kräftigung des Staates und das Wachstum seiner Macht". Erst die Gesamtausgabe der Testamente und insbesondere die vollständige Veröffentlichung der bisher nur bruchstückweise be- uuinten Kapitel über die äußere Politik lehren, in welchem Maße dieser Gesichts¬ punkt seine ganze Auffassung beherrscht. Eben darin liegt auch die tiefste Beden- W'g seiner Vermächtnisse, wie der folgende Überblick zeigen soll. J-in Verlag Rei»».c»r Hvlbbing (Berlin). 'Attiizwwi ! 19201!>

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/295>, abgerufen am 27.07.2024.