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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Verkehr mit anrüchigen, pazifistischen und deutschfreundlichen Persönlichkeiten;
viertens auf eine am 17. Oktober 1916 stattgehabte Unterhaltung mit dein
italienischen Politiker Martini.

Die Anklage behauptet im einzelnen, daß Caillaux im Dezember 1914 und
Januar 19l5, mit einer Wirtschaftsmission in Südamerika betraut, in Rio de
Janeiro die Bekanntschaft des Grafen James Minotto gemacht habe, welcher dem
Grafen Luxburg seine Unterhaltungen mit Caillaux und dessen persönliche An¬
sichten übermittelt habe. Der Graf Luxburg habe diese Angaben dein Grafen
Bernstorff in Washington mitgeteilt, der seinerseits folgendes Telegramm an die
deutsche Regierung gerichtet habe!


Vuenos-Aires telegraphiert: Caillaux .. . spricht vom gegenwärtigen fran¬
zösischen Präsidenten und der Negierung mit Ausnahme von Briand verächtlich.
Sieht . . . im gegenwärtigen Krieg nur englischen Existenzkampf. Obgleich er
viel von der Indiskretion und groben Politik der Wilhelmstraße spricht und auch
vorgibt, an deutsche Greuel zu glauben, hat sich seine politische Orientierung
kaum geändert. Er hat sich indirekten Höflichkeiten meinerseits gegenüber nicht
unempfindlich gezeigt, betont, wie vorsichtig er sein muß, da die französische
Negierung ihn auch hier beobachten läßt. Er warnt vor den überschwenglichen
Lobsprüchen, die unsere Presse, besonders "die Neue Freie Presse" ihm widmet
und würde im Gegenteil eine Kritik des Mittelmeer- und Marokkovertrages
wünschen. Unsere Lobsprüche ruinieren seine Situation in Frankreich. Hier
ist Caillaux kühl aufgenommen worden. Sein Bericht über Brasilien enthält
nichts Neues ... Er fürchtet Paris und das Schicksal von Innres.

von Bernstorff.

Minotto soll Oktober 1918 den Inhalt dieses Telegramms im großen ganzen
als richtig bestätigt haben. Die Anklage gibt zu, daß Minotto ein nicht unver¬
dächtiger Zeuge sei, behauptet aber, daß das meiste des von ihm Vorgebrachten
Zuträfe und ihm nur von Caillaux selbst mitgeteilt worden sein kann, was dieser
auch habe zugebe" müssen. Caillaux habe sich über die Persönlichkeit Minottos
Nicht täuschen können. Ein argentinischer Journalist Habs ihn darauf aufmerk-
w'ki gemacht, daß Minotto ein deutscher Agent sei. Caillaux habe geäußert, das
Kusss er wohl, er spräche jedoch mit Minotto über Finanzen und erführe viel
interessantes von ihm.

n . Ferner habe seit 1915 der Baron von der Lancken, der bereits in der
^gadir-Affäre eine entscheidende Rolle gespielt habe, als Chef der Politiker Ab-
leumig in Brüssel versucht, durch einen gewissen Ungarn, Lipscher, der Caillaux
bereits im Prozeß seiner Frau Dienste geleistet habe,'mit Caillaux in Verbindung
Zu treten. Als Lipscher nicht selbst Hütte noch Frankreich gelangen können, hätte
er seine Freundin Therese Duverger aus Holland zu Caillaux zwecks Erlangung
Ane Passes nach Paris gesandt, um mit Caillaux über die Vorschläge der deutschen
'"Mennig zu sprechen. Es sei festgestellt, daß Caillaux die Duverger im Oktober
und November 1916 mindestens zu drei verschiedenen Malen empfangen und auch
von Lipsch^ Geschäftsbriefe erhallen habe, deren wirklicher Sinn ihm nicht habe
entgehen können. Ca'llaux habe diese Korrespondenz mit Lipscher erst abgebrochen,
nachdem er bemerkt habe, daß dessen Briefe kontrolliert würden. Caillaux be>
haupjej, dem damaligen Ministerpräsidenten Briand von seiner Weigerung, weiter
u"t Lipscher zu korrespondieren und von den Versuchen, die ein feindlicher Agent
an ihn gerichict habe, Mitteilung gemacht zu haben, waS von Briand besiristen
AU'd. Außerdem habe Caillaux versäumt, einen Agenten des Bankier Marx aus
Mannheim, der von der deutschen Regierung mit der Verteilung von Propaganda-
fonds im Auslande beauftragt worden sei, verhaften zu lassen.

^ , Im Mai 1916 habe dann ein Vertreter der deutschen Regierung in einer
^ehemisjtzungder Bubgetkommission, "Bethmann Hollweg oder von'Jagow", erklärt,
oaß es vor dem Herbst in Frankreich einen Regierungswechsel geben würde, daß
Caillaux wieder zur Macht gelangen und daß dann Friede geschlossen würde.
"Caillaux ist unser Mann," habe es geheißen. Die elsaß-lothringischen


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Verkehr mit anrüchigen, pazifistischen und deutschfreundlichen Persönlichkeiten;
viertens auf eine am 17. Oktober 1916 stattgehabte Unterhaltung mit dein
italienischen Politiker Martini.

Die Anklage behauptet im einzelnen, daß Caillaux im Dezember 1914 und
Januar 19l5, mit einer Wirtschaftsmission in Südamerika betraut, in Rio de
Janeiro die Bekanntschaft des Grafen James Minotto gemacht habe, welcher dem
Grafen Luxburg seine Unterhaltungen mit Caillaux und dessen persönliche An¬
sichten übermittelt habe. Der Graf Luxburg habe diese Angaben dein Grafen
Bernstorff in Washington mitgeteilt, der seinerseits folgendes Telegramm an die
deutsche Regierung gerichtet habe!


Vuenos-Aires telegraphiert: Caillaux .. . spricht vom gegenwärtigen fran¬
zösischen Präsidenten und der Negierung mit Ausnahme von Briand verächtlich.
Sieht . . . im gegenwärtigen Krieg nur englischen Existenzkampf. Obgleich er
viel von der Indiskretion und groben Politik der Wilhelmstraße spricht und auch
vorgibt, an deutsche Greuel zu glauben, hat sich seine politische Orientierung
kaum geändert. Er hat sich indirekten Höflichkeiten meinerseits gegenüber nicht
unempfindlich gezeigt, betont, wie vorsichtig er sein muß, da die französische
Negierung ihn auch hier beobachten läßt. Er warnt vor den überschwenglichen
Lobsprüchen, die unsere Presse, besonders „die Neue Freie Presse" ihm widmet
und würde im Gegenteil eine Kritik des Mittelmeer- und Marokkovertrages
wünschen. Unsere Lobsprüche ruinieren seine Situation in Frankreich. Hier
ist Caillaux kühl aufgenommen worden. Sein Bericht über Brasilien enthält
nichts Neues ... Er fürchtet Paris und das Schicksal von Innres.

von Bernstorff.

Minotto soll Oktober 1918 den Inhalt dieses Telegramms im großen ganzen
als richtig bestätigt haben. Die Anklage gibt zu, daß Minotto ein nicht unver¬
dächtiger Zeuge sei, behauptet aber, daß das meiste des von ihm Vorgebrachten
Zuträfe und ihm nur von Caillaux selbst mitgeteilt worden sein kann, was dieser
auch habe zugebe» müssen. Caillaux habe sich über die Persönlichkeit Minottos
Nicht täuschen können. Ein argentinischer Journalist Habs ihn darauf aufmerk-
w'ki gemacht, daß Minotto ein deutscher Agent sei. Caillaux habe geäußert, das
Kusss er wohl, er spräche jedoch mit Minotto über Finanzen und erführe viel
interessantes von ihm.

n . Ferner habe seit 1915 der Baron von der Lancken, der bereits in der
^gadir-Affäre eine entscheidende Rolle gespielt habe, als Chef der Politiker Ab-
leumig in Brüssel versucht, durch einen gewissen Ungarn, Lipscher, der Caillaux
bereits im Prozeß seiner Frau Dienste geleistet habe,'mit Caillaux in Verbindung
Zu treten. Als Lipscher nicht selbst Hütte noch Frankreich gelangen können, hätte
er seine Freundin Therese Duverger aus Holland zu Caillaux zwecks Erlangung
Ane Passes nach Paris gesandt, um mit Caillaux über die Vorschläge der deutschen
'"Mennig zu sprechen. Es sei festgestellt, daß Caillaux die Duverger im Oktober
und November 1916 mindestens zu drei verschiedenen Malen empfangen und auch
von Lipsch^ Geschäftsbriefe erhallen habe, deren wirklicher Sinn ihm nicht habe
entgehen können. Ca'llaux habe diese Korrespondenz mit Lipscher erst abgebrochen,
nachdem er bemerkt habe, daß dessen Briefe kontrolliert würden. Caillaux be>
haupjej, dem damaligen Ministerpräsidenten Briand von seiner Weigerung, weiter
u»t Lipscher zu korrespondieren und von den Versuchen, die ein feindlicher Agent
an ihn gerichict habe, Mitteilung gemacht zu haben, waS von Briand besiristen
AU'd. Außerdem habe Caillaux versäumt, einen Agenten des Bankier Marx aus
Mannheim, der von der deutschen Regierung mit der Verteilung von Propaganda-
fonds im Auslande beauftragt worden sei, verhaften zu lassen.

^ , Im Mai 1916 habe dann ein Vertreter der deutschen Regierung in einer
^ehemisjtzungder Bubgetkommission, „Bethmann Hollweg oder von'Jagow", erklärt,
oaß es vor dem Herbst in Frankreich einen Regierungswechsel geben würde, daß
Caillaux wieder zur Macht gelangen und daß dann Friede geschlossen würde.
"Caillaux ist unser Mann," habe es geheißen. Die elsaß-lothringischen


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[0289] !vclispiegel Verkehr mit anrüchigen, pazifistischen und deutschfreundlichen Persönlichkeiten; viertens auf eine am 17. Oktober 1916 stattgehabte Unterhaltung mit dein italienischen Politiker Martini. Die Anklage behauptet im einzelnen, daß Caillaux im Dezember 1914 und Januar 19l5, mit einer Wirtschaftsmission in Südamerika betraut, in Rio de Janeiro die Bekanntschaft des Grafen James Minotto gemacht habe, welcher dem Grafen Luxburg seine Unterhaltungen mit Caillaux und dessen persönliche An¬ sichten übermittelt habe. Der Graf Luxburg habe diese Angaben dein Grafen Bernstorff in Washington mitgeteilt, der seinerseits folgendes Telegramm an die deutsche Regierung gerichtet habe! Vuenos-Aires telegraphiert: Caillaux .. . spricht vom gegenwärtigen fran¬ zösischen Präsidenten und der Negierung mit Ausnahme von Briand verächtlich. Sieht . . . im gegenwärtigen Krieg nur englischen Existenzkampf. Obgleich er viel von der Indiskretion und groben Politik der Wilhelmstraße spricht und auch vorgibt, an deutsche Greuel zu glauben, hat sich seine politische Orientierung kaum geändert. Er hat sich indirekten Höflichkeiten meinerseits gegenüber nicht unempfindlich gezeigt, betont, wie vorsichtig er sein muß, da die französische Negierung ihn auch hier beobachten läßt. Er warnt vor den überschwenglichen Lobsprüchen, die unsere Presse, besonders „die Neue Freie Presse" ihm widmet und würde im Gegenteil eine Kritik des Mittelmeer- und Marokkovertrages wünschen. Unsere Lobsprüche ruinieren seine Situation in Frankreich. Hier ist Caillaux kühl aufgenommen worden. Sein Bericht über Brasilien enthält nichts Neues ... Er fürchtet Paris und das Schicksal von Innres. von Bernstorff. Minotto soll Oktober 1918 den Inhalt dieses Telegramms im großen ganzen als richtig bestätigt haben. Die Anklage gibt zu, daß Minotto ein nicht unver¬ dächtiger Zeuge sei, behauptet aber, daß das meiste des von ihm Vorgebrachten Zuträfe und ihm nur von Caillaux selbst mitgeteilt worden sein kann, was dieser auch habe zugebe» müssen. Caillaux habe sich über die Persönlichkeit Minottos Nicht täuschen können. Ein argentinischer Journalist Habs ihn darauf aufmerk- w'ki gemacht, daß Minotto ein deutscher Agent sei. Caillaux habe geäußert, das Kusss er wohl, er spräche jedoch mit Minotto über Finanzen und erführe viel interessantes von ihm. n . Ferner habe seit 1915 der Baron von der Lancken, der bereits in der ^gadir-Affäre eine entscheidende Rolle gespielt habe, als Chef der Politiker Ab- leumig in Brüssel versucht, durch einen gewissen Ungarn, Lipscher, der Caillaux bereits im Prozeß seiner Frau Dienste geleistet habe,'mit Caillaux in Verbindung Zu treten. Als Lipscher nicht selbst Hütte noch Frankreich gelangen können, hätte er seine Freundin Therese Duverger aus Holland zu Caillaux zwecks Erlangung Ane Passes nach Paris gesandt, um mit Caillaux über die Vorschläge der deutschen '"Mennig zu sprechen. Es sei festgestellt, daß Caillaux die Duverger im Oktober und November 1916 mindestens zu drei verschiedenen Malen empfangen und auch von Lipsch^ Geschäftsbriefe erhallen habe, deren wirklicher Sinn ihm nicht habe entgehen können. Ca'llaux habe diese Korrespondenz mit Lipscher erst abgebrochen, nachdem er bemerkt habe, daß dessen Briefe kontrolliert würden. Caillaux be> haupjej, dem damaligen Ministerpräsidenten Briand von seiner Weigerung, weiter u»t Lipscher zu korrespondieren und von den Versuchen, die ein feindlicher Agent an ihn gerichict habe, Mitteilung gemacht zu haben, waS von Briand besiristen AU'd. Außerdem habe Caillaux versäumt, einen Agenten des Bankier Marx aus Mannheim, der von der deutschen Regierung mit der Verteilung von Propaganda- fonds im Auslande beauftragt worden sei, verhaften zu lassen. ^ , Im Mai 1916 habe dann ein Vertreter der deutschen Regierung in einer ^ehemisjtzungder Bubgetkommission, „Bethmann Hollweg oder von'Jagow", erklärt, oaß es vor dem Herbst in Frankreich einen Regierungswechsel geben würde, daß Caillaux wieder zur Macht gelangen und daß dann Friede geschlossen würde. "Caillaux ist unser Mann," habe es geheißen. Die elsaß-lothringischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/289>, abgerufen am 01.09.2024.