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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Die bolschewistische Gefahr
von General Graf von der Goltz,
vormals "Oberbefehlshaber in Finnland n"d im Baltikum

le bolschewistische Gefahr wird von der großen Masse der Menschen
teils abgeleugnet, teils stark überschätzt. Weite Kreise sind der
Ansicht, daß Wohl im Januar 1919 die Gefahr für uns groß war,
vom Bolschewismus von außen und Spartakismus im Innern
^ überrannt zu werden, daß diese Gefahr aber dank den Siegen der
^altikumtruppeu in Kurland und dank den Kämpfen in den deutschen Großstädten
gebannt worden sei. Seitdem herrsche Nuhe, die Bolschewiken hätten wedev
Ostpreußen überflutet, wie tendenziös nach dem Zusammenbruch des Bermondt"
^uternehmens geweissagt worden sei, noch hätten sie auch nur in den Rand-
Waten Fortschritte gemacht. Im Innern aber habe der 13. Januar die ganze
Kopflosigkeit der Spartakisten bewiesen, die Arbeiter wanderten nach rechts ab,
Leuten sich ihrer hohen Löhne oder streikten, aber ohne daß dadurch der Bestand
^ Staates irgendwie gefährdet sei. Es passe sich eben alles den veränderten
^echältnissen an, denn schließlich sei es gleichgültig, ob die Mark oder der
Zehnmarkschein den Einheitswert darstelle.

Dieser optimistischen Auffassung gegenüber möchte ich, der ich mich früher
kenner für einen Optimisten gehalten habe, eine wesentlich ungünstigere Aus-
Mmg vertreten.

Es mag sein, daß die Masse der Arbeiter mit den hohen Löhnen und der
WUngexen Arbeit, die man von ihnen verlangt, ganz zufrieden ist und deshalb
u Augenblick an keine zweite Revolution denkt. Aber wird denn damit Wohl-
I"" .erzeugt, der doch allein auf die Dauer gesunde wirtschaftliche Verhältnisse
der U ^" ^""^ führt nicht vielmehr das ungesunde Mißverhältnis
Ausgaben zu den Einnahmen zum unmittelbaren Untergang?'

^sächlich s^d für unsere Finanzlage folgende Zahlen für jeden
^M^u^stehen. ^)

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Grenzboten I 192017


Die bolschewistische Gefahr
von General Graf von der Goltz,
vormals «Oberbefehlshaber in Finnland n»d im Baltikum

le bolschewistische Gefahr wird von der großen Masse der Menschen
teils abgeleugnet, teils stark überschätzt. Weite Kreise sind der
Ansicht, daß Wohl im Januar 1919 die Gefahr für uns groß war,
vom Bolschewismus von außen und Spartakismus im Innern
^ überrannt zu werden, daß diese Gefahr aber dank den Siegen der
^altikumtruppeu in Kurland und dank den Kämpfen in den deutschen Großstädten
gebannt worden sei. Seitdem herrsche Nuhe, die Bolschewiken hätten wedev
Ostpreußen überflutet, wie tendenziös nach dem Zusammenbruch des Bermondt»
^uternehmens geweissagt worden sei, noch hätten sie auch nur in den Rand-
Waten Fortschritte gemacht. Im Innern aber habe der 13. Januar die ganze
Kopflosigkeit der Spartakisten bewiesen, die Arbeiter wanderten nach rechts ab,
Leuten sich ihrer hohen Löhne oder streikten, aber ohne daß dadurch der Bestand
^ Staates irgendwie gefährdet sei. Es passe sich eben alles den veränderten
^echältnissen an, denn schließlich sei es gleichgültig, ob die Mark oder der
Zehnmarkschein den Einheitswert darstelle.

Dieser optimistischen Auffassung gegenüber möchte ich, der ich mich früher
kenner für einen Optimisten gehalten habe, eine wesentlich ungünstigere Aus-
Mmg vertreten.

Es mag sein, daß die Masse der Arbeiter mit den hohen Löhnen und der
WUngexen Arbeit, die man von ihnen verlangt, ganz zufrieden ist und deshalb
u Augenblick an keine zweite Revolution denkt. Aber wird denn damit Wohl-
I"" .erzeugt, der doch allein auf die Dauer gesunde wirtschaftliche Verhältnisse
der U ^" ^""^ führt nicht vielmehr das ungesunde Mißverhältnis
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[0263] [Abbildung] Die bolschewistische Gefahr von General Graf von der Goltz, vormals «Oberbefehlshaber in Finnland n»d im Baltikum le bolschewistische Gefahr wird von der großen Masse der Menschen teils abgeleugnet, teils stark überschätzt. Weite Kreise sind der Ansicht, daß Wohl im Januar 1919 die Gefahr für uns groß war, vom Bolschewismus von außen und Spartakismus im Innern ^ überrannt zu werden, daß diese Gefahr aber dank den Siegen der ^altikumtruppeu in Kurland und dank den Kämpfen in den deutschen Großstädten gebannt worden sei. Seitdem herrsche Nuhe, die Bolschewiken hätten wedev Ostpreußen überflutet, wie tendenziös nach dem Zusammenbruch des Bermondt» ^uternehmens geweissagt worden sei, noch hätten sie auch nur in den Rand- Waten Fortschritte gemacht. Im Innern aber habe der 13. Januar die ganze Kopflosigkeit der Spartakisten bewiesen, die Arbeiter wanderten nach rechts ab, Leuten sich ihrer hohen Löhne oder streikten, aber ohne daß dadurch der Bestand ^ Staates irgendwie gefährdet sei. Es passe sich eben alles den veränderten ^echältnissen an, denn schließlich sei es gleichgültig, ob die Mark oder der Zehnmarkschein den Einheitswert darstelle. Dieser optimistischen Auffassung gegenüber möchte ich, der ich mich früher kenner für einen Optimisten gehalten habe, eine wesentlich ungünstigere Aus- Mmg vertreten. Es mag sein, daß die Masse der Arbeiter mit den hohen Löhnen und der WUngexen Arbeit, die man von ihnen verlangt, ganz zufrieden ist und deshalb u Augenblick an keine zweite Revolution denkt. Aber wird denn damit Wohl- I"" .erzeugt, der doch allein auf die Dauer gesunde wirtschaftliche Verhältnisse der U ^" ^""^ führt nicht vielmehr das ungesunde Mißverhältnis Ausgaben zu den Einnahmen zum unmittelbaren Untergang?' ^sächlich s^d für unsere Finanzlage folgende Zahlen für jeden ^M^u^stehen. ^) in ^ über ^ ^M. euMlnen den interessant«» Aussatz von Geh. ObersiMN»r-an Bang ^öl^'^^^^^"' ^"derdMck «s „T«ivtM.ends Er-mzuermW". Lehmanns Grenzboten I 192017

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/263>, abgerufen am 22.12.2024.