Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
lvirtschaftsspiegel

wickelt. Der Ruck nach links war damit getan. Eine Reihe von Verbänden, wie
Tapezierer, Textilarbeiter, Schuhmacher, Porzellanarbeiter usw. gingen mehr oder
weniger in die Obhut der Unabhängigen über. Der Mitte Oktober in Stuttgart
abgehaltene Parteitag der freien Metallarbeiter endete ebenfalls mit einem Sieg
der Opposition; damit fiel die stärkste Gewerkschaftsorganisation dem Radikalismus
als reife Frucht in den Schoß. Der seit 28 Jahren an der Spitze des Verbandes
stehende bisherige Vorsitzende Alexander Schlicke, der heutige Reichsarbeits¬
minister, verzichtete am Tage seiner Wiederwahl endgültig.

Ziel der ganzen Bewegung war, das traditionelle Gewerkschaftswesen von
Grund auf umzuändern oder zu sprengen. Fünf Strömungen sind zu unter¬
scheiden, von denen aber nur eine bisher einen größeren Erfolg hatte, eben die
im Metallarbeiterverband. Die extremste Strömung ist die syndikalistische, die
früher Wohl in romanischen Ländern, nicht aber in Deutschland Boden hatte. In
der Revolutionszeit hat sie indessen auch bei uns einigen Anhang gewonnen.
Sie ist gegen alle Zentralisation und für die "direkte Aktion", durch die sich die
Arbeiter des Betriebes, in dem sie beschäftigt sind, bemächtigen sollen. Anders die
Kommunisten. Ein Teil von ihnen verwirft eine Trennung der gewerkschaftlichen
von der politischen Arbeiterbewegung und fordert die Verschmelzung der beiden
zu einer einheitlichen Bewegung. Andere Kommunisten wollen von den Gewerk¬
schaften überhaupt nichts mehr wissen, da doch das Nätesystem sie überflüssig
machen werde. Wiederuni andere, unter ihnen die führenden Kommunisten und
manche Unabhängige, wollen die Ausbildung von Vetriebsorganisationen, die nach
Industrien zusammenzufassen seien. Letzten Endes kommt dann in Betracht die¬
jenige Strömung, die im Metallarbeiterverband die Oberhand gewonnen hat und
die dem gewerkschaftlichen Programm der Unabhängigen entspricht. Diese Richtung
fordert: "1) Ausschaltung der Bürokratie, d. h. wirkliche Demokratie', 2) An¬
erkennung der Betriebsräte als Organisationen der Sozialisierung; 3) Änderung
des Unwflützungswesens zu besserer Herausbildung des Kampfcharakters: 4) An¬
erkennung des Massenstreiks als eines politischen Kampfmittels,"

Die Ausschaltung der Bürokratie, die hier gefordert wird, hat keine andere
Bedeutung als die, daß man an die Stelle der bisherigen Bürokratie eine andere
setzt, die den Unabhängigen genehm ist. Sehr wichtig ist der Punkt, der eine
Änderung des Unterstützungswesens zu besserer Herausbildung des Kampfcharakters
verlangt. Er hat der Stuttgarter Tagung und der späteren Taktik des Metall¬
arbeiterverbandes die Richtung gegeben.

Von innen heraus sollen die alten Gewerkschaften umgewälzt und für den
Entscheidungskampf gegen die kapitalistische Produklionsform fähig gemacht werden.
Gegen Ende des Jahres 19 l9 erschallten zwei Kampfrufe: "Heraus ans den Ge¬
werkschaften, hinein in die Vetriebsorganisationen" und auf der anderen Seite
der Ruf: "Hinein in die Gewerkschaften und Revolution derselben im Sinne des
konsequenten Mtesystems, der Diktatur des Proletariats". In den Reihen der
Groß Berliner revolutionären Arbeiterschaft, die seit der Revolution tonangebend
ist. haben diese Parolen zu den lebhaftesten Auseinandersetzungen geführt. Um
eine Klärung dieser Zeit- und Streitfrage herbeizuführen, holte sich die hinter
dem Berliner Vollzugsrat stehende Arbeiterschaft in zwei Versammlungen der Räte
und Betriebsfunttionäre mit der Gewerkschaftsfrage beschäftigt. In beiden Ver¬
sammlungen kam man aber zu dem gleichen Ergebnis: die Gewerkschaften sind
nicht zu zertrümmern und durch neue Organisationen zu ersetzen, sondern sie sind
noch Beseitigung der alten gegenrevolutionären Führer zu Organisationen für
den entscheidenden Endkamps gegen das Kapital umzustellen. Diese Umstellung
soll durch Umbau der Gewerkschaften zu großen Industrie-Organisationen erfolgen.
Den Kampf um die baldige Eroberung der Gewerkschaften will man nach folgenden
Richtlinien durchführen: Die Opposition ist organisatorisch zusammenzufassen.
In Orten, wo die Opposition die Mehrheit hat, ist die maßgebende Organisation
das Gewerkschaflskartell. In allen anderen Orten wühlt die Opposition eine
Kommission, in der möglichst alle Gewerkschaften vertreten sind.


lvirtschaftsspiegel

wickelt. Der Ruck nach links war damit getan. Eine Reihe von Verbänden, wie
Tapezierer, Textilarbeiter, Schuhmacher, Porzellanarbeiter usw. gingen mehr oder
weniger in die Obhut der Unabhängigen über. Der Mitte Oktober in Stuttgart
abgehaltene Parteitag der freien Metallarbeiter endete ebenfalls mit einem Sieg
der Opposition; damit fiel die stärkste Gewerkschaftsorganisation dem Radikalismus
als reife Frucht in den Schoß. Der seit 28 Jahren an der Spitze des Verbandes
stehende bisherige Vorsitzende Alexander Schlicke, der heutige Reichsarbeits¬
minister, verzichtete am Tage seiner Wiederwahl endgültig.

Ziel der ganzen Bewegung war, das traditionelle Gewerkschaftswesen von
Grund auf umzuändern oder zu sprengen. Fünf Strömungen sind zu unter¬
scheiden, von denen aber nur eine bisher einen größeren Erfolg hatte, eben die
im Metallarbeiterverband. Die extremste Strömung ist die syndikalistische, die
früher Wohl in romanischen Ländern, nicht aber in Deutschland Boden hatte. In
der Revolutionszeit hat sie indessen auch bei uns einigen Anhang gewonnen.
Sie ist gegen alle Zentralisation und für die „direkte Aktion", durch die sich die
Arbeiter des Betriebes, in dem sie beschäftigt sind, bemächtigen sollen. Anders die
Kommunisten. Ein Teil von ihnen verwirft eine Trennung der gewerkschaftlichen
von der politischen Arbeiterbewegung und fordert die Verschmelzung der beiden
zu einer einheitlichen Bewegung. Andere Kommunisten wollen von den Gewerk¬
schaften überhaupt nichts mehr wissen, da doch das Nätesystem sie überflüssig
machen werde. Wiederuni andere, unter ihnen die führenden Kommunisten und
manche Unabhängige, wollen die Ausbildung von Vetriebsorganisationen, die nach
Industrien zusammenzufassen seien. Letzten Endes kommt dann in Betracht die¬
jenige Strömung, die im Metallarbeiterverband die Oberhand gewonnen hat und
die dem gewerkschaftlichen Programm der Unabhängigen entspricht. Diese Richtung
fordert: „1) Ausschaltung der Bürokratie, d. h. wirkliche Demokratie', 2) An¬
erkennung der Betriebsräte als Organisationen der Sozialisierung; 3) Änderung
des Unwflützungswesens zu besserer Herausbildung des Kampfcharakters: 4) An¬
erkennung des Massenstreiks als eines politischen Kampfmittels,"

Die Ausschaltung der Bürokratie, die hier gefordert wird, hat keine andere
Bedeutung als die, daß man an die Stelle der bisherigen Bürokratie eine andere
setzt, die den Unabhängigen genehm ist. Sehr wichtig ist der Punkt, der eine
Änderung des Unterstützungswesens zu besserer Herausbildung des Kampfcharakters
verlangt. Er hat der Stuttgarter Tagung und der späteren Taktik des Metall¬
arbeiterverbandes die Richtung gegeben.

Von innen heraus sollen die alten Gewerkschaften umgewälzt und für den
Entscheidungskampf gegen die kapitalistische Produklionsform fähig gemacht werden.
Gegen Ende des Jahres 19 l9 erschallten zwei Kampfrufe: „Heraus ans den Ge¬
werkschaften, hinein in die Vetriebsorganisationen" und auf der anderen Seite
der Ruf: „Hinein in die Gewerkschaften und Revolution derselben im Sinne des
konsequenten Mtesystems, der Diktatur des Proletariats". In den Reihen der
Groß Berliner revolutionären Arbeiterschaft, die seit der Revolution tonangebend
ist. haben diese Parolen zu den lebhaftesten Auseinandersetzungen geführt. Um
eine Klärung dieser Zeit- und Streitfrage herbeizuführen, holte sich die hinter
dem Berliner Vollzugsrat stehende Arbeiterschaft in zwei Versammlungen der Räte
und Betriebsfunttionäre mit der Gewerkschaftsfrage beschäftigt. In beiden Ver¬
sammlungen kam man aber zu dem gleichen Ergebnis: die Gewerkschaften sind
nicht zu zertrümmern und durch neue Organisationen zu ersetzen, sondern sie sind
noch Beseitigung der alten gegenrevolutionären Führer zu Organisationen für
den entscheidenden Endkamps gegen das Kapital umzustellen. Diese Umstellung
soll durch Umbau der Gewerkschaften zu großen Industrie-Organisationen erfolgen.
Den Kampf um die baldige Eroberung der Gewerkschaften will man nach folgenden
Richtlinien durchführen: Die Opposition ist organisatorisch zusammenzufassen.
In Orten, wo die Opposition die Mehrheit hat, ist die maßgebende Organisation
das Gewerkschaflskartell. In allen anderen Orten wühlt die Opposition eine
Kommission, in der möglichst alle Gewerkschaften vertreten sind.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0256" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/337101"/>
            <fw type="header" place="top"> lvirtschaftsspiegel</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1998" prev="#ID_1997"> wickelt. Der Ruck nach links war damit getan. Eine Reihe von Verbänden, wie<lb/>
Tapezierer, Textilarbeiter, Schuhmacher, Porzellanarbeiter usw. gingen mehr oder<lb/>
weniger in die Obhut der Unabhängigen über. Der Mitte Oktober in Stuttgart<lb/>
abgehaltene Parteitag der freien Metallarbeiter endete ebenfalls mit einem Sieg<lb/>
der Opposition; damit fiel die stärkste Gewerkschaftsorganisation dem Radikalismus<lb/>
als reife Frucht in den Schoß. Der seit 28 Jahren an der Spitze des Verbandes<lb/>
stehende bisherige Vorsitzende Alexander Schlicke, der heutige Reichsarbeits¬<lb/>
minister, verzichtete am Tage seiner Wiederwahl endgültig.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1999"> Ziel der ganzen Bewegung war, das traditionelle Gewerkschaftswesen von<lb/>
Grund auf umzuändern oder zu sprengen. Fünf Strömungen sind zu unter¬<lb/>
scheiden, von denen aber nur eine bisher einen größeren Erfolg hatte, eben die<lb/>
im Metallarbeiterverband. Die extremste Strömung ist die syndikalistische, die<lb/>
früher Wohl in romanischen Ländern, nicht aber in Deutschland Boden hatte. In<lb/>
der Revolutionszeit hat sie indessen auch bei uns einigen Anhang gewonnen.<lb/>
Sie ist gegen alle Zentralisation und für die &#x201E;direkte Aktion", durch die sich die<lb/>
Arbeiter des Betriebes, in dem sie beschäftigt sind, bemächtigen sollen. Anders die<lb/>
Kommunisten. Ein Teil von ihnen verwirft eine Trennung der gewerkschaftlichen<lb/>
von der politischen Arbeiterbewegung und fordert die Verschmelzung der beiden<lb/>
zu einer einheitlichen Bewegung. Andere Kommunisten wollen von den Gewerk¬<lb/>
schaften überhaupt nichts mehr wissen, da doch das Nätesystem sie überflüssig<lb/>
machen werde. Wiederuni andere, unter ihnen die führenden Kommunisten und<lb/>
manche Unabhängige, wollen die Ausbildung von Vetriebsorganisationen, die nach<lb/>
Industrien zusammenzufassen seien. Letzten Endes kommt dann in Betracht die¬<lb/>
jenige Strömung, die im Metallarbeiterverband die Oberhand gewonnen hat und<lb/>
die dem gewerkschaftlichen Programm der Unabhängigen entspricht. Diese Richtung<lb/>
fordert: &#x201E;1) Ausschaltung der Bürokratie, d. h. wirkliche Demokratie', 2) An¬<lb/>
erkennung der Betriebsräte als Organisationen der Sozialisierung; 3) Änderung<lb/>
des Unwflützungswesens zu besserer Herausbildung des Kampfcharakters: 4) An¬<lb/>
erkennung des Massenstreiks als eines politischen Kampfmittels,"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2000"> Die Ausschaltung der Bürokratie, die hier gefordert wird, hat keine andere<lb/>
Bedeutung als die, daß man an die Stelle der bisherigen Bürokratie eine andere<lb/>
setzt, die den Unabhängigen genehm ist. Sehr wichtig ist der Punkt, der eine<lb/>
Änderung des Unterstützungswesens zu besserer Herausbildung des Kampfcharakters<lb/>
verlangt. Er hat der Stuttgarter Tagung und der späteren Taktik des Metall¬<lb/>
arbeiterverbandes die Richtung gegeben.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2001"> Von innen heraus sollen die alten Gewerkschaften umgewälzt und für den<lb/>
Entscheidungskampf gegen die kapitalistische Produklionsform fähig gemacht werden.<lb/>
Gegen Ende des Jahres 19 l9 erschallten zwei Kampfrufe: &#x201E;Heraus ans den Ge¬<lb/>
werkschaften, hinein in die Vetriebsorganisationen" und auf der anderen Seite<lb/>
der Ruf: &#x201E;Hinein in die Gewerkschaften und Revolution derselben im Sinne des<lb/>
konsequenten Mtesystems, der Diktatur des Proletariats". In den Reihen der<lb/>
Groß Berliner revolutionären Arbeiterschaft, die seit der Revolution tonangebend<lb/>
ist. haben diese Parolen zu den lebhaftesten Auseinandersetzungen geführt. Um<lb/>
eine Klärung dieser Zeit- und Streitfrage herbeizuführen, holte sich die hinter<lb/>
dem Berliner Vollzugsrat stehende Arbeiterschaft in zwei Versammlungen der Räte<lb/>
und Betriebsfunttionäre mit der Gewerkschaftsfrage beschäftigt. In beiden Ver¬<lb/>
sammlungen kam man aber zu dem gleichen Ergebnis: die Gewerkschaften sind<lb/>
nicht zu zertrümmern und durch neue Organisationen zu ersetzen, sondern sie sind<lb/>
noch Beseitigung der alten gegenrevolutionären Führer zu Organisationen für<lb/>
den entscheidenden Endkamps gegen das Kapital umzustellen. Diese Umstellung<lb/>
soll durch Umbau der Gewerkschaften zu großen Industrie-Organisationen erfolgen.<lb/>
Den Kampf um die baldige Eroberung der Gewerkschaften will man nach folgenden<lb/>
Richtlinien durchführen: Die Opposition ist organisatorisch zusammenzufassen.<lb/>
In Orten, wo die Opposition die Mehrheit hat, ist die maßgebende Organisation<lb/>
das Gewerkschaflskartell. In allen anderen Orten wühlt die Opposition eine<lb/>
Kommission, in der möglichst alle Gewerkschaften vertreten sind.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0256] lvirtschaftsspiegel wickelt. Der Ruck nach links war damit getan. Eine Reihe von Verbänden, wie Tapezierer, Textilarbeiter, Schuhmacher, Porzellanarbeiter usw. gingen mehr oder weniger in die Obhut der Unabhängigen über. Der Mitte Oktober in Stuttgart abgehaltene Parteitag der freien Metallarbeiter endete ebenfalls mit einem Sieg der Opposition; damit fiel die stärkste Gewerkschaftsorganisation dem Radikalismus als reife Frucht in den Schoß. Der seit 28 Jahren an der Spitze des Verbandes stehende bisherige Vorsitzende Alexander Schlicke, der heutige Reichsarbeits¬ minister, verzichtete am Tage seiner Wiederwahl endgültig. Ziel der ganzen Bewegung war, das traditionelle Gewerkschaftswesen von Grund auf umzuändern oder zu sprengen. Fünf Strömungen sind zu unter¬ scheiden, von denen aber nur eine bisher einen größeren Erfolg hatte, eben die im Metallarbeiterverband. Die extremste Strömung ist die syndikalistische, die früher Wohl in romanischen Ländern, nicht aber in Deutschland Boden hatte. In der Revolutionszeit hat sie indessen auch bei uns einigen Anhang gewonnen. Sie ist gegen alle Zentralisation und für die „direkte Aktion", durch die sich die Arbeiter des Betriebes, in dem sie beschäftigt sind, bemächtigen sollen. Anders die Kommunisten. Ein Teil von ihnen verwirft eine Trennung der gewerkschaftlichen von der politischen Arbeiterbewegung und fordert die Verschmelzung der beiden zu einer einheitlichen Bewegung. Andere Kommunisten wollen von den Gewerk¬ schaften überhaupt nichts mehr wissen, da doch das Nätesystem sie überflüssig machen werde. Wiederuni andere, unter ihnen die führenden Kommunisten und manche Unabhängige, wollen die Ausbildung von Vetriebsorganisationen, die nach Industrien zusammenzufassen seien. Letzten Endes kommt dann in Betracht die¬ jenige Strömung, die im Metallarbeiterverband die Oberhand gewonnen hat und die dem gewerkschaftlichen Programm der Unabhängigen entspricht. Diese Richtung fordert: „1) Ausschaltung der Bürokratie, d. h. wirkliche Demokratie', 2) An¬ erkennung der Betriebsräte als Organisationen der Sozialisierung; 3) Änderung des Unwflützungswesens zu besserer Herausbildung des Kampfcharakters: 4) An¬ erkennung des Massenstreiks als eines politischen Kampfmittels," Die Ausschaltung der Bürokratie, die hier gefordert wird, hat keine andere Bedeutung als die, daß man an die Stelle der bisherigen Bürokratie eine andere setzt, die den Unabhängigen genehm ist. Sehr wichtig ist der Punkt, der eine Änderung des Unterstützungswesens zu besserer Herausbildung des Kampfcharakters verlangt. Er hat der Stuttgarter Tagung und der späteren Taktik des Metall¬ arbeiterverbandes die Richtung gegeben. Von innen heraus sollen die alten Gewerkschaften umgewälzt und für den Entscheidungskampf gegen die kapitalistische Produklionsform fähig gemacht werden. Gegen Ende des Jahres 19 l9 erschallten zwei Kampfrufe: „Heraus ans den Ge¬ werkschaften, hinein in die Vetriebsorganisationen" und auf der anderen Seite der Ruf: „Hinein in die Gewerkschaften und Revolution derselben im Sinne des konsequenten Mtesystems, der Diktatur des Proletariats". In den Reihen der Groß Berliner revolutionären Arbeiterschaft, die seit der Revolution tonangebend ist. haben diese Parolen zu den lebhaftesten Auseinandersetzungen geführt. Um eine Klärung dieser Zeit- und Streitfrage herbeizuführen, holte sich die hinter dem Berliner Vollzugsrat stehende Arbeiterschaft in zwei Versammlungen der Räte und Betriebsfunttionäre mit der Gewerkschaftsfrage beschäftigt. In beiden Ver¬ sammlungen kam man aber zu dem gleichen Ergebnis: die Gewerkschaften sind nicht zu zertrümmern und durch neue Organisationen zu ersetzen, sondern sie sind noch Beseitigung der alten gegenrevolutionären Führer zu Organisationen für den entscheidenden Endkamps gegen das Kapital umzustellen. Diese Umstellung soll durch Umbau der Gewerkschaften zu großen Industrie-Organisationen erfolgen. Den Kampf um die baldige Eroberung der Gewerkschaften will man nach folgenden Richtlinien durchführen: Die Opposition ist organisatorisch zusammenzufassen. In Orten, wo die Opposition die Mehrheit hat, ist die maßgebende Organisation das Gewerkschaflskartell. In allen anderen Orten wühlt die Opposition eine Kommission, in der möglichst alle Gewerkschaften vertreten sind.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/256
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/256>, abgerufen am 01.09.2024.