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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Drinnen und draußen

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Reichsverband des Vereins der Deutschen
aus dem ehemaligen Oesterreich-Ungarn,
Berlin W, 60. AnSbacher Straße 53 l.

viwa
Polenund dieEutenrelMf".

DieWarschauer
"Roiviny Codzrienne" schreibt am 22. Ja¬
nuar: "In welcher Weise äußert sich die
Hilfe für Polen, das nach den Entente-
diplomaten ein Stück des osteuropäischen
Siacheldrahtzaunes gegen den Bolschewismus
bilden soll? Bon Frankreich kaufen wir nicht
das, was wir brauchen, sondern das, was
es selbst verkaufen muß: Für alte Kanonen,
nutzlose Lustfahrzeuge, für Material, das
eigentlich die Kriegsbeute bildet und uns
demnach als kriegführender Partei kostenlos
überlassen werden müßte, zahlen wir unge¬
heure Summen, die unser Budget enorm
überlasten. Von Amerika bekommen wir
alte Uniformen, alte und abgenutzte Auto¬
mobile, während die Friedensbedingungen
ausschließlich neue vorsahen. Aehnltch ver¬
hält es sich mit dem Ankauf von Pferden.
Amerika tut nichts für den Transport dieses
Materials und so kommt es, daß viele der
""gekauften Sachen noch immer in Frank¬
reich liegen und dort verfaulen. Für die
Deponierung werden unsere französischen
Freunde zweifellos, wie sie das auch den
Amerikanern gegenüber getan haben, große
Entschädigungen verlangen. Weiß Polen
davon, daß ein möglichst rascher Verkauf des
in Frankreich angehäuften amerikanischen
Kriegsmaterials im Interesse Amerikas ge¬
legen war? Es ist ganz klar, daß wir für
>lie Beweise der Ententefreundschaft um
hundert Prozent mehr bezahlen, als andere
bezahlen müßten, die den "Herren" der
vntente ferner stehen. Dabei bemüht sich
diese mit allen Kräften, Deutschland zum
Schaden Polens wirtschaftlich zu retten, um
"us jemandem die Milliardenentschädigungen
herausziehen zu können. England arbeitet
>"!t aller Kraft daran, die Polen nicht zum
Mitra zuzulassen, stachelt die Litauer auf
dem Wege zur Ostsee gegen uns auf. Polen
^>nß sich sagen, daß es von Feinden um¬
geben ist, und daß seine Freunde sein Ver-
'no'gen gewissenlos vernichten. Polen besitzt
heute keine starken und unabhängigen

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Freunde, aber die bolschewistische Gefahr,
welche auch die Entente bedroht, dürfte diese
zu Konzessionen zugunsten Polens ver¬
anlassen."

Der Friedensvertrag zwischen Estland

und Rußland.

Der russisch - chemische Frie-
denSbertrag umfaßt 16 Folioseiten und ent¬
hält zwanzig Artikel mit Bemerkungen und
Annexen. Er ist chemisch und russisch redi¬
giert, mit Rechtsverbindlichkeit für beide
Sprachen. Die Hauptbestimmungen sind
folgende: Rußland erkennt ohne jeden Vor¬
behalt die völlige Unabhängigkeit Estlands
an und verzichtet für immer auf alle Sou-
vsränitätSrechte über chemisches Volk und
Gebiet, ohne daß der chemischen Nation
daraus irgend eine Verpflichtung gegen Nu߬
land erwächst. Fremde auf chemischen Ge¬
biet, die über 18 Jahre alt sind, haben,
wenn sie wenigstens ein Jahr außerhalb
der chemischen Grenzen gewohnt haben, das
Recht, für Rußland zu optieren. Ebenso
können in Rußland wohnende Ehlen für
Estland optieren. Falls die ewige Neutra¬
lität Estlands international anerkannt wird,
verpflichtet sich Rußland seinerseits, diese
Neutralität zu achten und zu ihrer Reali¬
sierung beizutragen. Was die Neutralisterung
des finnischen Meerbusens betrifft, müssen
sich beide Teile über die Grundsätze, die von
allen in dieser Frage interessierten Staaten
angeno.nahm werden, ins Einvernehmen
setzen. Auf dem Gebiet der beiden vertrag¬
schließenden Teile können nur die Truppen
der eigenen Regierung oder die ihrer
Freunde unterhalten werden. Jede Kon¬
zentration von Streiikmften, die mit dem
Zweck unternommen wird, den anderen ver¬
tragschließenden Teil zu schädigen oder die
auf ihrem Gebiet bestehende Regierung
durch eine andere zu ersetzen, ist verboten.
Rußland verzichtet auf jede Entschädigung
für. die Güter und Werte in Estland, die
dem alten russischen Reich gehört haben.
Nußland zahlt Estland 15 Millionen Rubel
Gold: 8 Millionen im ersten Monat und 7
in den beiden folgenden Monaten vom Tage
der Ratifizierung des Vertrages an. Die
russische Regierung gibt Estland alle Güter
wieder, die diesem gehört haben und die

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Reichsverband des Vereins der Deutschen
aus dem ehemaligen Oesterreich-Ungarn,
Berlin W, 60. AnSbacher Straße 53 l.

viwa
Polenund dieEutenrelMf«.

DieWarschauer
„Roiviny Codzrienne" schreibt am 22. Ja¬
nuar: „In welcher Weise äußert sich die
Hilfe für Polen, das nach den Entente-
diplomaten ein Stück des osteuropäischen
Siacheldrahtzaunes gegen den Bolschewismus
bilden soll? Bon Frankreich kaufen wir nicht
das, was wir brauchen, sondern das, was
es selbst verkaufen muß: Für alte Kanonen,
nutzlose Lustfahrzeuge, für Material, das
eigentlich die Kriegsbeute bildet und uns
demnach als kriegführender Partei kostenlos
überlassen werden müßte, zahlen wir unge¬
heure Summen, die unser Budget enorm
überlasten. Von Amerika bekommen wir
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mobile, während die Friedensbedingungen
ausschließlich neue vorsahen. Aehnltch ver¬
hält es sich mit dem Ankauf von Pferden.
Amerika tut nichts für den Transport dieses
Materials und so kommt es, daß viele der
»»gekauften Sachen noch immer in Frank¬
reich liegen und dort verfaulen. Für die
Deponierung werden unsere französischen
Freunde zweifellos, wie sie das auch den
Amerikanern gegenüber getan haben, große
Entschädigungen verlangen. Weiß Polen
davon, daß ein möglichst rascher Verkauf des
in Frankreich angehäuften amerikanischen
Kriegsmaterials im Interesse Amerikas ge¬
legen war? Es ist ganz klar, daß wir für
>lie Beweise der Ententefreundschaft um
hundert Prozent mehr bezahlen, als andere
bezahlen müßten, die den „Herren" der
vntente ferner stehen. Dabei bemüht sich
diese mit allen Kräften, Deutschland zum
Schaden Polens wirtschaftlich zu retten, um
»us jemandem die Milliardenentschädigungen
herausziehen zu können. England arbeitet
>«!t aller Kraft daran, die Polen nicht zum
Mitra zuzulassen, stachelt die Litauer auf
dem Wege zur Ostsee gegen uns auf. Polen
^>nß sich sagen, daß es von Feinden um¬
geben ist, und daß seine Freunde sein Ver-
'no'gen gewissenlos vernichten. Polen besitzt
heute keine starken und unabhängigen

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Freunde, aber die bolschewistische Gefahr,
welche auch die Entente bedroht, dürfte diese
zu Konzessionen zugunsten Polens ver¬
anlassen."

Der Friedensvertrag zwischen Estland

und Rußland.

Der russisch - chemische Frie-
denSbertrag umfaßt 16 Folioseiten und ent¬
hält zwanzig Artikel mit Bemerkungen und
Annexen. Er ist chemisch und russisch redi¬
giert, mit Rechtsverbindlichkeit für beide
Sprachen. Die Hauptbestimmungen sind
folgende: Rußland erkennt ohne jeden Vor¬
behalt die völlige Unabhängigkeit Estlands
an und verzichtet für immer auf alle Sou-
vsränitätSrechte über chemisches Volk und
Gebiet, ohne daß der chemischen Nation
daraus irgend eine Verpflichtung gegen Nu߬
land erwächst. Fremde auf chemischen Ge¬
biet, die über 18 Jahre alt sind, haben,
wenn sie wenigstens ein Jahr außerhalb
der chemischen Grenzen gewohnt haben, das
Recht, für Rußland zu optieren. Ebenso
können in Rußland wohnende Ehlen für
Estland optieren. Falls die ewige Neutra¬
lität Estlands international anerkannt wird,
verpflichtet sich Rußland seinerseits, diese
Neutralität zu achten und zu ihrer Reali¬
sierung beizutragen. Was die Neutralisterung
des finnischen Meerbusens betrifft, müssen
sich beide Teile über die Grundsätze, die von
allen in dieser Frage interessierten Staaten
angeno.nahm werden, ins Einvernehmen
setzen. Auf dem Gebiet der beiden vertrag¬
schließenden Teile können nur die Truppen
der eigenen Regierung oder die ihrer
Freunde unterhalten werden. Jede Kon¬
zentration von Streiikmften, die mit dem
Zweck unternommen wird, den anderen ver¬
tragschließenden Teil zu schädigen oder die
auf ihrem Gebiet bestehende Regierung
durch eine andere zu ersetzen, ist verboten.
Rußland verzichtet auf jede Entschädigung
für. die Güter und Werte in Estland, die
dem alten russischen Reich gehört haben.
Nußland zahlt Estland 15 Millionen Rubel
Gold: 8 Millionen im ersten Monat und 7
in den beiden folgenden Monaten vom Tage
der Ratifizierung des Vertrages an. Die
russische Regierung gibt Estland alle Güter
wieder, die diesem gehört haben und die

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[0229] Drinnen und draußen Reichsverband des Vereins der Deutschen aus dem ehemaligen Oesterreich-Ungarn, Berlin W, 60. AnSbacher Straße 53 l. viwa Polenund dieEutenrelMf«. DieWarschauer „Roiviny Codzrienne" schreibt am 22. Ja¬ nuar: „In welcher Weise äußert sich die Hilfe für Polen, das nach den Entente- diplomaten ein Stück des osteuropäischen Siacheldrahtzaunes gegen den Bolschewismus bilden soll? Bon Frankreich kaufen wir nicht das, was wir brauchen, sondern das, was es selbst verkaufen muß: Für alte Kanonen, nutzlose Lustfahrzeuge, für Material, das eigentlich die Kriegsbeute bildet und uns demnach als kriegführender Partei kostenlos überlassen werden müßte, zahlen wir unge¬ heure Summen, die unser Budget enorm überlasten. Von Amerika bekommen wir alte Uniformen, alte und abgenutzte Auto¬ mobile, während die Friedensbedingungen ausschließlich neue vorsahen. Aehnltch ver¬ hält es sich mit dem Ankauf von Pferden. Amerika tut nichts für den Transport dieses Materials und so kommt es, daß viele der »»gekauften Sachen noch immer in Frank¬ reich liegen und dort verfaulen. Für die Deponierung werden unsere französischen Freunde zweifellos, wie sie das auch den Amerikanern gegenüber getan haben, große Entschädigungen verlangen. Weiß Polen davon, daß ein möglichst rascher Verkauf des in Frankreich angehäuften amerikanischen Kriegsmaterials im Interesse Amerikas ge¬ legen war? Es ist ganz klar, daß wir für >lie Beweise der Ententefreundschaft um hundert Prozent mehr bezahlen, als andere bezahlen müßten, die den „Herren" der vntente ferner stehen. Dabei bemüht sich diese mit allen Kräften, Deutschland zum Schaden Polens wirtschaftlich zu retten, um »us jemandem die Milliardenentschädigungen herausziehen zu können. England arbeitet >«!t aller Kraft daran, die Polen nicht zum Mitra zuzulassen, stachelt die Litauer auf dem Wege zur Ostsee gegen uns auf. Polen ^>nß sich sagen, daß es von Feinden um¬ geben ist, und daß seine Freunde sein Ver- 'no'gen gewissenlos vernichten. Polen besitzt heute keine starken und unabhängigen Freunde, aber die bolschewistische Gefahr, welche auch die Entente bedroht, dürfte diese zu Konzessionen zugunsten Polens ver¬ anlassen." Der Friedensvertrag zwischen Estland und Rußland. Der russisch - chemische Frie- denSbertrag umfaßt 16 Folioseiten und ent¬ hält zwanzig Artikel mit Bemerkungen und Annexen. Er ist chemisch und russisch redi¬ giert, mit Rechtsverbindlichkeit für beide Sprachen. Die Hauptbestimmungen sind folgende: Rußland erkennt ohne jeden Vor¬ behalt die völlige Unabhängigkeit Estlands an und verzichtet für immer auf alle Sou- vsränitätSrechte über chemisches Volk und Gebiet, ohne daß der chemischen Nation daraus irgend eine Verpflichtung gegen Nu߬ land erwächst. Fremde auf chemischen Ge¬ biet, die über 18 Jahre alt sind, haben, wenn sie wenigstens ein Jahr außerhalb der chemischen Grenzen gewohnt haben, das Recht, für Rußland zu optieren. Ebenso können in Rußland wohnende Ehlen für Estland optieren. Falls die ewige Neutra¬ lität Estlands international anerkannt wird, verpflichtet sich Rußland seinerseits, diese Neutralität zu achten und zu ihrer Reali¬ sierung beizutragen. Was die Neutralisterung des finnischen Meerbusens betrifft, müssen sich beide Teile über die Grundsätze, die von allen in dieser Frage interessierten Staaten angeno.nahm werden, ins Einvernehmen setzen. Auf dem Gebiet der beiden vertrag¬ schließenden Teile können nur die Truppen der eigenen Regierung oder die ihrer Freunde unterhalten werden. Jede Kon¬ zentration von Streiikmften, die mit dem Zweck unternommen wird, den anderen ver¬ tragschließenden Teil zu schädigen oder die auf ihrem Gebiet bestehende Regierung durch eine andere zu ersetzen, ist verboten. Rußland verzichtet auf jede Entschädigung für. die Güter und Werte in Estland, die dem alten russischen Reich gehört haben. Nußland zahlt Estland 15 Millionen Rubel Gold: 8 Millionen im ersten Monat und 7 in den beiden folgenden Monaten vom Tage der Ratifizierung des Vertrages an. Die russische Regierung gibt Estland alle Güter wieder, die diesem gehört haben und die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/229>, abgerufen am 28.07.2024.