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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Drinnen und draußen

deutschen wissenschaftlichen und technischen Arbeiten im Auslande der durch frühere
internationale Abkommen zugebilligte Schutz wieder zuteil wird.

Wenn dann weiter die wirtschaftlichen Verhältnisse den deutschen wissen¬
schaftlichen Kräften noch die Möglichkeit zu leben und sich zu betätigen gewähren,
brauchen wir nicht zu fürchten, dasz deutsche Arbeit verdrängt werden könnte.
Erst dann wird auch die Aufgabe der ständigen Räte, das neue internationale
Organisationsschema mit arbeitschaffendem Geiste zu erfüllen, lösbar sein. Ware"
doch auch die bisherigen lediglich vorbereitenden Arbeiten in England und
in Amerika erst durch Mithilfe einer Reihe von in Deutschland geborenen wissen¬
schaftlichen Kräften durchführbar. Es war eben nicht möglich, auf die Klein¬
arbeit und daS Organisationstalent der Deutschen zu verzichten, die in Amerika
"och während des Krieges ohne Scheu für solche Kriegsarbeiten, die eine be¬
sondere Organisationsfähigkeit erforderten, herangezogen wurden.

Der Ausschluß der Deutschen wird sich nicht aufrecht erhalten lassen.
Mehrer sich doch auch bei den feindlichen Gelehrten die Stimmen, die das ein¬
sehen und die eine Zerlegung der Wissenschaft in eine deutsche und eine pseudo^
internationale für ein Unding halten. Schon hört man, daß wieder normale
Beziehungen zur deutschen Wissenschaft und Technik angeknüpft werden müssen,
deren Leistungen, ob groß oder klein, während deS Krieges dank der Hingebung
der Führer und Mitarbeiter der Wissenschaft auch unsern Feinden imponiert
haben. Man liest es heraus aus den warmempfundenen nachrufen, die man
dem Meister der Forschungen, dem Chemiker Emil Fischer, gewidmet hat.




Drinnen und draußen

[Beginn Spaltensatz]
Deschanel und Elsaß-Lothringen.

Ein
Alteisässer schreibt uns aus Straßburg:
Die Straßburger Zeitung "I^ Köpu-
KIlc>uL" gibt in ihrer Nummer 13 von,
18. Januar 1820 einen Artikel wieder, den
der neue Präsident der französischen Republik
Paul Deschanel in der ersten Nummer der
Zeitschrift ,.1.es msrekesäe I'IZst" über Elsaß-
Lothringen veröffentlicht hat. In diesem
Artikel gibt Deschanel zunächst der durchaus
begreiflichen Freude Frankreichs über die
Wiedergewinnung Elsaß-Lothringens Aus¬
druck und schreibt im Anschluß hieran über
die Stimmung in Elsaß-Lothringen: "In
unseren zwei lieben Provinzen hat es nie
einen Schimmer von Unruhe über den Aus-
Nang des Krieges gegeben. Die Elsässer
kannten Deutschland in: Grunde ihres Her¬
aus und sie erkannten, daß wir trium¬

[Spaltenumbruch]

phieren würden, wenn wir in der hartnäckige"
Fortsetzung des Kampfes nicht erlahmten.
Und diese Märtyrer waren es, welche unZ
zuriefen "Geduld". Sie wiederfindend rufen
wir zunächst "Tausend Dank!"

Diese Bemerkung Deschanel", als ob die
Elsaß-Lothringer während des ganzen Kriege"
mit einem unerschütterlichen Glauben auf den
Sieg Frankreichs gehofft hätten, entspricht
nicht den Tatsachen. Es war uns Elsaß-
Lothringern in den letzten Jahren vor dem
Kriege sehr gut gegangen. Unser Wirt¬
schaftsleben blühte. Stadt und Land hatten
in jeder Hinsicht einen mächtigen Aufschwung
genommen, und so hatte" wir keine Ver¬
anlassung, eine Veränderung der Dingo zu
wünschen. Der Krieg lastete schwer auf
unserem Volke, Unsere Söhne und Brüder
waren draußen im Felde, und in der eigenen

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Drinnen und draußen

deutschen wissenschaftlichen und technischen Arbeiten im Auslande der durch frühere
internationale Abkommen zugebilligte Schutz wieder zuteil wird.

Wenn dann weiter die wirtschaftlichen Verhältnisse den deutschen wissen¬
schaftlichen Kräften noch die Möglichkeit zu leben und sich zu betätigen gewähren,
brauchen wir nicht zu fürchten, dasz deutsche Arbeit verdrängt werden könnte.
Erst dann wird auch die Aufgabe der ständigen Räte, das neue internationale
Organisationsschema mit arbeitschaffendem Geiste zu erfüllen, lösbar sein. Ware«
doch auch die bisherigen lediglich vorbereitenden Arbeiten in England und
in Amerika erst durch Mithilfe einer Reihe von in Deutschland geborenen wissen¬
schaftlichen Kräften durchführbar. Es war eben nicht möglich, auf die Klein¬
arbeit und daS Organisationstalent der Deutschen zu verzichten, die in Amerika
»och während des Krieges ohne Scheu für solche Kriegsarbeiten, die eine be¬
sondere Organisationsfähigkeit erforderten, herangezogen wurden.

Der Ausschluß der Deutschen wird sich nicht aufrecht erhalten lassen.
Mehrer sich doch auch bei den feindlichen Gelehrten die Stimmen, die das ein¬
sehen und die eine Zerlegung der Wissenschaft in eine deutsche und eine pseudo^
internationale für ein Unding halten. Schon hört man, daß wieder normale
Beziehungen zur deutschen Wissenschaft und Technik angeknüpft werden müssen,
deren Leistungen, ob groß oder klein, während deS Krieges dank der Hingebung
der Führer und Mitarbeiter der Wissenschaft auch unsern Feinden imponiert
haben. Man liest es heraus aus den warmempfundenen nachrufen, die man
dem Meister der Forschungen, dem Chemiker Emil Fischer, gewidmet hat.




Drinnen und draußen

[Beginn Spaltensatz]
Deschanel und Elsaß-Lothringen.

Ein
Alteisässer schreibt uns aus Straßburg:
Die Straßburger Zeitung „I^ Köpu-
KIlc>uL" gibt in ihrer Nummer 13 von,
18. Januar 1820 einen Artikel wieder, den
der neue Präsident der französischen Republik
Paul Deschanel in der ersten Nummer der
Zeitschrift ,.1.es msrekesäe I'IZst" über Elsaß-
Lothringen veröffentlicht hat. In diesem
Artikel gibt Deschanel zunächst der durchaus
begreiflichen Freude Frankreichs über die
Wiedergewinnung Elsaß-Lothringens Aus¬
druck und schreibt im Anschluß hieran über
die Stimmung in Elsaß-Lothringen: „In
unseren zwei lieben Provinzen hat es nie
einen Schimmer von Unruhe über den Aus-
Nang des Krieges gegeben. Die Elsässer
kannten Deutschland in: Grunde ihres Her¬
aus und sie erkannten, daß wir trium¬

[Spaltenumbruch]

phieren würden, wenn wir in der hartnäckige»
Fortsetzung des Kampfes nicht erlahmten.
Und diese Märtyrer waren es, welche unZ
zuriefen „Geduld". Sie wiederfindend rufen
wir zunächst „Tausend Dank!"

Diese Bemerkung Deschanel«, als ob die
Elsaß-Lothringer während des ganzen Kriege»
mit einem unerschütterlichen Glauben auf den
Sieg Frankreichs gehofft hätten, entspricht
nicht den Tatsachen. Es war uns Elsaß-
Lothringern in den letzten Jahren vor dem
Kriege sehr gut gegangen. Unser Wirt¬
schaftsleben blühte. Stadt und Land hatten
in jeder Hinsicht einen mächtigen Aufschwung
genommen, und so hatte» wir keine Ver¬
anlassung, eine Veränderung der Dingo zu
wünschen. Der Krieg lastete schwer auf
unserem Volke, Unsere Söhne und Brüder
waren draußen im Felde, und in der eigenen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/225>, abgerufen am 22.12.2024.